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Der Basaltbruch Breitenborn in der Gemarkung der bis 1972 selbststandigen Gemeinde Breitenborn A W seit 1972 des Grundauer Ortsteils Breitenborn im Gebiet des Vogelkopfs war der grosste Basaltbruch in Deutschland Der Bruch liegt im Budinger Wald am sudlichen Rande des Vogelsbergs Dieser ist mit rund 2 500 km die grosste zusammenhangende Basaltmasse des europaischen Festlands Inhaltsverzeichnis 1 Geologie 2 Basaltwerk 2 1 Grundung und Ausbau bis 1918 2 2 Inflation finanzielle Erholung und Zweiter Weltkrieg 2 3 Kriegsgefangenenlager Arbeitskommando 187 des Stalag IX B 2 4 Nachkriegswirtschaft und Aufschwung in den 1950er und 1960er Jahren 2 5 Seit den 1970er Jahren 3 Trivia 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeologie BearbeitenDie Hessische Senke die im Osten vom Vogelsberg begrenzt wird ist ein besonders unruhiges Gebiet im Hinblick auf die Bildung der Erdrinde Im Miozan also zwischen 15 6 bis 14 5 Millionen Jahren Kalium Argon Datierung sind hier am Vogelkopf gewaltige basaltische Magmen als Lavamassen an die Erdoberflache gedrungen das Erstarrungsprodukt ist der Basalt eigentlich handelt es sich um einen Alkali Olivinbasalte bis Basanit Die zahlreichen Olivin Knollen eigentlich ultrabasische Gesteine wie Dunit oder Wehrlit sind Gesteine des Oberen Erdmantels was darauf hindeutet dass die Magmen aus uber 100 km Teufe gefordert wurden Die saulige Absonderung des erstarrten Gesteins ist eine Folge der Abkuhlung Dazwischen liegen Verwitterungshorizonte gebleichte Sande Tonsteine Braunkohlenlagen und Basalteisensteine die in einem Warmklimat gebildet wurden Die rundlichen Verwitterungsformen kann man als Wollsackverwitterung deuten Final kann man in den teils viele Meter machtigen Deckschichten die kaltzeitlichen Spuren der letzten Eiszeit erkennen 1 Basaltwerk BearbeitenGrundung und Ausbau bis 1918 Bearbeiten Ein Forster soll den Basalt am Vogelkopf beim Anlegen eines Waldweges entdeckt haben Der Eigentumer der Furst zu Ysenburg und Budingen in Wachtersbach ein Standesherr und Waldeigentumer im vormaligen Kurhessen und nach dessen Annexion 1866 in Preussen verpachtete das Gelande an einen bereits bestehenden Basaltbetrieb des Breitenborner Unternehmers Konrad Ewig der bereits sudlich des Tales in dem das Dorf liegt in der Gemarkung Gettenbach auf der Hohe des Eichelkopf einen kleinen Basaltsteinbruch 2 3 betrieb Der Plattenbasalt des Vogelkopfs nordlich des Tales schien jedoch fur die Herstellung von Pflastersteinen wesentlich besser geeignet dort waren Basaltsteine von 15 bis 20 Meter zu finden der Steinbruch auf dem Eichelkopf aus dem der Basaltschotter und die Pflastersteine etlicher Chausseen in sudwestlichen ehemaligen Kreis Gelnhausen stammen wurde stillgelegt Allerdings scheint der Abtransport der Steine aus dem neuen Bruch ein wesentlicher Kostenfaktor gewesen zu sein 12 km mit Pferdefuhrwerken bis zur nachsten Bahnstation Mittel Grundau westlich des Dorfes Das Unternehmen misslang und das Konkursverfahren wurde durchgefuhrt Nach Abschluss des Konkurses ubernahm 1895 der Unternehmer Friedrich Rouselle aus einer Hanauer Hugenottenfamilie stammend den Bruch Er hatte in Klein Steinheim Dietesheim und Muhlheim sudlich des Mains im Kreis Offenbach bereits Basaltbruche betrieben und ging bald daran den unwirtschaftlichen Transport mit Pferdefuhrwerken an die eingleisige Bahnstrecke Giessen Gelnhausen Lahn Kinzig Bahn durch den Bau einer Drahtseilbahn uber die Hohen und Taler des sudostlichen Budinger Waldes nach Wachtersbach an die zweigleisige Frankfurt Bebraer Eisenbahn zu ersetzen Die sieben Kilometer lange Drahtseilbahn wurde 1906 in Betrieb genommen Arbeitskrafte gab es genug Breitenborn oder Wachtersbach hatten so gut wie keine Industrie Die Basaltbearbeitung war sehr primitiv zunachst wurde der Stein von Hand aus der Steinwand herausgehauen und zu den Steinrichtern und Steinklopfern transportiert Die Steinrichter waren Spezialkrafte die aus der Rhon oder Thuringen kamen die Steinhauer und klopfer meist Einheimische Die Steinklopfer verarbeiteten die Abfalle von den Pflastersteinen in Handarbeit zu Schotter je Schicht ca 1 m Schotter Rouselles Bruder Wilhelm hatte nicht nur die vaterlichen Bruche sondern auch noch die Bruche in Kerbersdorf und Steinau im Kreis Schluchtern ubernommen Er konkurrierte anfangs mit der Bayerischen Hartstein Industrie in Wurzburg schloss sich aber Anfang 1907 mit seinem Konkurrenten unter dem neuen Namen Mitteldeutsche Hartsteinindustrie AG MHI zusammen Friedrich hatte sich beim Ausbau des Werkes in Breitenborn und Wachtersbach ubernommen 1910 legte ein Streik den Betrieb lahm und die meisten Steinrichter wanderten nach Nordhessen in die Rhon und den Westerwald ab Die neue MHI in Steinau kaufte den Breitenborner Betrieb Ab 1 Juli 1911 gehorte der Breitenborner Bruch zur neuen Firma 1913 verlegte das Unternehmen seinen Sitz nach Frankfurt am Main Der Erste Weltkrieg brachte einschneidende Veranderungen Die Steinrichter wurden eingezogen Bereits 1915 waren nur noch 25 der Beschaftigten aus der Vorkriegszeit vorhanden Wahrend der Jahre 1916 17 kam es zu Geschaftsverbindungen in die vom Deutschen Reich besetzten Gebiete Belgiens und Frankreichs Hierdurch kam es auch nach dem Krieg zu weiteren Geschaftsverbindungen u a zu grossen Exportauftragen nach den Niederlanden beachtliche Mengen Basalt fur die Trockenlegung der Zuidersee Spater kam es sogar zu der Kapitalbeteiligung eines niederlandischen Unternehmens Inflation finanzielle Erholung und Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Ab 1922 kam es im Werk Breitenborn zu vielen baulichen Veranderungen es wurde eine neue Steinrichterhalle gebaut der Dampfbetrieb aufgegeben und auf Elektrizitat umgestellt 1923 wurden neue Vorbrecher Nachbrecher und Sortiertrommeln aufgestellt Wahrend der Inflation ging das Werk zu eigenem Notgeld uber Nach der Inflation hatte das Werk aus dem Geschaft mit Holland einen Barbestand von 300 000 Gulden 1925 baute man in Wachtersbach eine stationare Teermischanlage weil sich nach Versuchen in England und der Schweiz statt der wassergebundenen Decke die sogenannten Schwarzdecken Schotter und Kies Teer Gemisch im Strassenbau aller entwickelten Lander durchsetzten Der Inlandsabsatz ging stark zuruck das Barvermogen des Unternehmens betrug Ende 1931 nur noch den kleinen Betrag von 264 Reichsmark das entsprach dem Wochenlohn fur drei Steinrichter Die Gesellschaft berief darauf hin Heinrich Hagemeier in den Aufsichtsrat und beauftragte ihn mit der wirtschaftlichen Reorganisation des Unternehmens was 1933 zu ersten Erfolgen fuhrte Trotz der Exportminderung durch den Boykott deutscher Waren kam es zu beachtlichen Gewinn Ab 1935 kam es zu grosseren Absatz durch Autobahnbauauftrage Da auch das Pflastergeschaft weiter anstieg konnte die Belegschaft wieder ganzjahrig beschaftigt werden 1939 erwarb Hagemeier die Aktien der Familie Rouselle die aus dem Unternehmen ausschied Im Jahr 1938 hatte das Werk seinen grossten Absatz erreicht Die beabsichtigte Vollmechanisierung scheiterte wegen kriegswirtschaftlicher Kontingentierung Durch die Einberufung vieler Betriebsangehorigen verringerte sich der Absatz bis 1941 um uber die Halfte In den letzten Kriegswochen kam der Betrieb ganzlich zum Erliegen Kriegsgefangenenlager Arbeitskommando 187 des Stalag IX B Bearbeiten In dem Steinbruch wurde ab Dezember 1943 ein Disziplinar und Arrestkommando fur Kriegsgefangene eingerichtet Dieses war dem Mannschaftsstamm und Straflager Stalag IX B in Bad Orb Wegscheide unterstellt Von dort wurden die Gefangenen zu ihren Arbeitseinsatzen kommandiert ein weiteres Arbeitskommando mit Unterkunfts und Wachbaracke befand sich im Nachbarort Gettenbach In Breitenborn sollen jedoch auch Gefangene aus anderen deutschen Stalags ihre Disziplinarstrafen z B wegen Fluchtversuchen Streitereien Dienstverweigerung verbusst haben 4 Am 26 August 1944 besuchte eine Kommission des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz IKRK oder franz CICR das Lager in Breitenborn und berichtete Die Baracken fur insgesamt 45 Mann seien mit zehn Gefangenen belegt die einen Arrest zwischen drei und 21 Tagen ableisteten Die Arrestanten durften keine Pakete von Verwandten empfangen weshalb der Botschafter Scapini in einem Schreiben an die Rechtsabteilung des Auswartigen Amtes eine Begrundung fur diesen Verstoss gegen die Art 32 54 56 57 des Kriegsgefangenen Abkommens 5 erbat 6 Nachkriegswirtschaft und Aufschwung in den 1950er und 1960er Jahren Bearbeiten Im Mai 1945 wurde unter Konrad Krolikowski die Produktion in Breitenborn und Wachtersbach wieder aufgenommen Der Umsatz war bescheiden bis zur Wahrungsreform ging es langsam voran Erst nach der Einfuhrung der DM wuchs das Unternehmen wieder Die Voll Automatisierung begann in Breitenborn mit dem Baggerbetrieb die Mitte der 1960er Jahre abgeschlossen war Mit Hilfe von Sprengstoff wurden 800 bis 1200 Tonnen Gesteinsmaterial aus der Wand gebrochen Transportbander fuhrten das abgesprengte Material der Brecherei zu In einem Arbeitsgang konnte der Backenbrecher bis zu 30 Tonnen Gestein brechen Nach dem Zerkleinern der Steine wurde der Edelsplitt mit Teer gemischt um das fur den Strassenbau fertige Mischgut herzustellen Die Pflastersteine wurden noch bis Mitte der 1960er Jahre von Hand gehauen Die Steinrichter aus Breitenborn ubten ihren Beruf meist schon uber mehrere Generationen aus Zu dieser Zeit wurde im Werk Wachtersbach auch Basaltwolle oder Basaltfasern hergestellt Dabei wird Basalt unter grosser Hitze verflussigt ca 1400 Grad und durch Dusen gedruckt Das abgekuhlte Material wurde als Dammstoff Kalte Warme und Schalldammung verwandt in Faser Kunststoff Verbunden wird es meist als Hitzeschutzmaterial eingesetzt Seit den 1970er Jahren Bearbeiten Mitte der 1970er Jahre dezentralisierte sich die Betreibergesellschaft MHI in regionale Niederlassungen erwarb eine qualifizierte Mehrheit an der Strassing Bau GmbH in Bad Orb Strassenbau und erweiterte das Unternehmen um die Bereiche Recycling und Deponie Zu Beginn der 1980er Jahre wurden die regionalen Niederlassungen in eigenstandige Tochtergesellschaften umgewandelt Die MHI wurde Holding im Basaltbruch in Breitenborn war ab 2000 auch die neu gegrundeten VHI Vogelsberger Hartstein Industrie tatig 2003 wurde eine Transportbetonanlage in Breitenborn errichtet Die MHI betreibt nach wie vor in Breitenborn die Asphaltproduktion und die VHI die Geschaftsfelder Naturstein Recycling Deponie Der Basaltabbau ist dagegen eher in den Hintergrund getreten Im Westen des Gelandes befindet sich das Naturschutzgebiet Westbruch von Breitenborn Hier wurde der Abbau Anfang der 1970er Jahre eingestellt und das Gebiet nicht verfullt so dass eine abwechslungsreiche Morphologie aus Felswanden Abbruchhalden Stillgewassern Geholzsukzessionsflachen und Trockenstandorten erhalten blieb 7 Trivia BearbeitenAm Ortseingang von Breitenborn steht an der Strasse eine Basaltlore der ehemaligen Seilbahn zur Erinnerung an den Transportweg Literatur BearbeitenWilhelm Buhrmann Chronik der Gemeinde Breitenborn A W Eine Wirtschafts Sozial Zeit und Kultur Geschichte Breitenborn A W 1949 Karl Schreiber Pflastersteine Schotter und Splitt in Heimat Jahrbuch des Kreises Gelnhausen Zwischen Vogelsberg und Spessart 1967 Gelnhausen 1966 S 81 86 Jurgen Ackermann Die Drahtseilbahn der Basaltwerke Breitenborn Wachtersbach in Sammlungen zur Geschichte von Wachtersbach Nr 150 24 Lieferung August 1994 5 1 3 5 ISSN 0931 2641 Renate Holzapfel Wer erinnert sich 110 Jahre Seilbahnschutzbrucke in Wachtersbach In Heimat Jahrbuch des Kreises Gelnhausen Zwischen Vogelsberg und Spessart 2017 Gelnhausen 2016 S 48 53 ISBN 978 3 9808424 6 4 Weblinks BearbeitenGeschichte der MHI Mitteldeutsche Hartstein Industrie Einzelnachweise Bearbeiten G Diedrich K H Ehrenberg Erlauterungen zur Geologische Karte von Hessen 1 25 000 Blatt Nr 5721 Gelnhausen 2 neu bearbeitete Aufl 256 S 35 Abb 14 Tab 1 Tafel 1 Beibl Hessisches Landesamt fur Bodenforschung Wiesbaden 1977 Adolf Kenngott Ubersicht der Resultate Mineralogischer Forschungen im Jahre 1860 Wilhelm Engelmann Leipzig 1862 S 346 Wilfried Gunther Ausbau der Strasse von Lieblos nach Budingen In Grindaha Heft 22 40 Jahre Gemeinde Grundau Grundau 2012 ISSN 2194 8631 S 121 130 Helga Koch Der Steinbruch bei Breitenborn A W ein Straflager fur Kriegsgefangene in Zwischen Vogelsberg und Spessart Gelnhauser Heimat Jahrbuch 2013 Jahreskalender fur die Menschen in Stadt und Land zwischen Vogelsberg und Spessart herausgegeben vom Kreisausschuss des Main Kinzig Kreises Gelnhausen 2012 S 108 f Text des Abkommens uber die Behandlung der Kriegsgefangenen osterreichische Fassung von 1929 Helga Koch Der Steinbruch S 109 unter Berufung auf eine Urkunde im Archiv de France Paris Nr F 9 2716 Robert Knickel Naturnahe Lebensraume aus zweiter Hand Das Naturschutzgebiet Westbruch von Breitenborn in Mitteilungsblatt des Zentrums fur Regionalgeschichte Naturkundestelle 30 Jahrgang 2005 Kreisausschuss des Main Kinzig Kreises Amt fur Bildung Kultur und Sport Gelnhausen S 78 ff 50 26546 9 20517 Koordinaten 50 15 56 N 9 12 19 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Basaltsteinbruch Breitenborn amp oldid 239186817