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Augsburger Sagen sind volkstumliche Erzahlungen aus der oberschwabischen Stadt Augsburg und dem naheren Umland mit fantastischem oder auch eher anekdotischem Inhalt Holzschnitt von Augsburg aus der Schedel schen Weltchronik Inhaltsverzeichnis 1 Ubersicht 1 1 Sagen zur Geschichte 1 1 1 Vorgeschichte und Antike 1 1 2 Mittelalter 1 1 3 Fruhe Neuzeit 1 2 Heiligensagen 1 3 Geister und Spukgestalten 2 Literatur 3 Siehe auch 4 EinzelnachweiseUbersicht BearbeitenSagen zur Geschichte Bearbeiten nbsp Darstellung der Amazonen in der Schedel schen Weltchronik Vorgeschichte und Antike Bearbeiten Die Grundung Augsburgs 1 Augsburg stellt eine Stadtgrundung dar die auf ein romisches Legionslager zu Beginn des 1 Jahrhunderts zuruckgeht Die Sage lasst die Geschichte der Stadt jedoch deutlich fruher beginnen So soll sie bereits 600 Jahre vor der Grundung Roms von den Nachfahren Japhets einem der Sohne Noahs gegrundet worden sein Spater soll auch Marthesia Marpesia die Konigin der Amazonen die Stadt erobert und geplundert haben die Stadt wurde danach jedoch wieder aufgebaut Die Rater seien erst spater um das Jahr 548 vor Christus in die Region gekommen hatten die Gottin Cisa verehrt danach sei Augsburg auch Vindelica genannt worden Die Gottin Zisa Es wird in mehreren Quellen des Mittelalters uberliefert dass in Augsburg einst eine Gottin namens Cisa verehrt worden sein soll im alten Augsburg soll sich ein grosser Tempel aus Holz fur diese befunden haben der auf dem Zisenberg gestanden haben soll Nach ihr soll die Stadt fruher auch den Namen Cizaria getragen haben Ob es diese Gottin tatsachlich gegeben hat ist in der Forschung umstritten Jacob Grimm hatte dies noch angenommen Die neuere Forschung sieht die Uberlieferung hingegen als nicht glaubwurdig an Auf der Wetterfahne am Perlachturm befindet sich Cisa abgebildet Auch auf einem Relief auf dem Herkulesbrunnen ist Cisa zu sehen Seit dem spaten Mittelalter war in Augsburg ein provinzialromisches Medusenhaupt bekannt das sich in der evangelischen Ulrichskirche eingemauert befindet Das Haupt wurde auch als Abbild der Gottin Cisa gedeutet Der fliehende Varus Der Sage nach soll sich der romische Feldherr Varus auch Verres genannt nach der Schlacht im Teutoburger Wald nicht in sein Schwert gesturzt haben sondern sich zunachst vor den Germanen in die Gegend wo spater Pfersee liegen sollte versteckt haben und schliesslich an einem See erschlagen worden sein womit entweder ein Altwasser oder die Wertach gemeint ist Der heutige Name Pfersee soll aus Verres bzw Varus See entstanden sein Romerschlacht bei Kriegshaber Der Name des heutigen Augsburger Stadtteils Kriegshaber soll sich von einer Schlacht zwischen Romern und Vindelikern ableiten Der Sage nach befand sich auf romischer Seite ein griechischer Soldner mit dem Namen Avar bei dem es sich um den Sohn des Konigs Bogud handelte dieser ist historisch als punischer Schiffshauptmann greifbar Avar wurde von den Vindelikern gefangen genommen und deren Gottern geopfert Aus Grieche Avar soll sich im Laufe der Zeit der Name Kriegshaber entwickelt haben Hexenritt gegen Attila Der hunnische Konig Attila soll Europa mit Feuer und Schwert verheert haben sodass er als er an den Lech vorstiess im Sinn trug das dortige Augsburg wie andere Stadte zu einem Schutthaufen zu machen Die Kapelle der hl Afra hatte er bereits verwustet Als er schliesslich uber den Lech setzen wollte kam ihm jedoch eine hassliche alte Frau auf einem ebenfalls unschon anzusehenden Pferd entgegen und rief laut dreimal er solle zuruckweichen Dies habe den Hunnenkonig so sehr erschreckt dass er sich mit seinem Heere sogleich zuruckzog 2 Eine andere Fassung der Sage berichtet dass es sich bei der alten Frau um eine Hexe gehandelt hatte die gefurchtet war und von der Obrigkeit der Stadt Augsburg wegen ihres bosen Treibens im Barfusserturm eingesperrt wurde Als die Hunnen die Stadt belagerten und sie auszuhungern gedachten bot die Hexe an den Feind zu vertreiben wenn man ihr dafur die Freiheit lasse Die Bitte wurde ihr gewahrt und die Hexe spannte einen schwarzen Hengst vor einen Bauernwagen Dann legte sie alle ihre Kleider ab schwang sich auf das Pferd und flog mit diesem durch die Luft So wurden die Hunnen vertrieben Eine bildliche Darstellung des Hexenrittes gegen Attila soll sich an dem 1836 abgerissenen Barfusserturm in der Augsburger Altstadt befunden haben 3 Mittelalter Bearbeiten Das Wappen der Augsburger Weber 4 In der Schlacht auf dem Lechfeld 955 gegen die Ungarn sollen sich der Sage nach besonders die Augsburger Weber hervorgetan haben sie kampfen nicht nur tapfer sondern es gelang ihnen auch den ungarischen Fursten zu toten Dessen Fahne und Wappen gelangte auf diese Weise in die Hande der Weber die das Siegeszeichen schliesslich als ihr eigenes Wappen ubernahmen Fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp Langenmantel bringt Luther nach Hohenschwangau Entwurf von Wilhelm Lindenschmit dem Alteren 1835 Zum Dahinab 5 Nach seinem Auftritt auf dem Reichstag in Augsburg musste Martin Luther um seine personliche Sicherheit furchten Ihm wurde von seinen Freunden hierbei vor allem Christoph Langenmantel geraten die Stadt heimlich zu verlassen Noch vor Tagesanbruch machte er sich an den Weg und schaffte es bis zum St Gallus Gasschen Er fand sich fortan jedoch nicht mehr zurecht irrte umher und war nicht in der Lage das Stephingertorlein zu finden das ihm ein wohlwollender Torwachter offen lassen sollte Als er bereits am verzweifeln war sei ihm plotzlich eine Gestalt erschienen die eine Ahnlichkeit mit seinem Freund Langenmantel besass Mit den Worten Da hinab wies ihm die Gestalt den Weg nach rechts die zum Tor fuhrte Die Gestalt wurde je nach Haltung zur Person Luthers entweder als Schutzengel oder Teufel gedeutet Luther gelangte durch das Tor und fand einen Esel samt Boten fur die Flucht dahinter wartend Luthers Ritt nach Hohenschwangau 6 Martin Luther und sein Freund Christoph Langenmantel mussten 1518 zur Nachtzeit Augsburg verlassen Die Sage berichtet dass sie acht Meilen weit das Lechfeld hinaus ritten und auf das Gebirge zusteuerten Als ihre Verfolger sie fast eingeholt hatten sahen sie Luther und Langenmantel jedoch auf glutschnaubenden Feuerrossen die die dunkle Oktobernacht erhellten mit der Geschwindigkeit des Windes vor sich herbrausen woraufhin sie erschrocken umkehrten Die ersten Rast soll Langenmantel Luther dabei erst Hohenschwangau vergonnt haben ihn jedoch von dort aus sogleich zum Schloss Hohenaschau weitergeleitet haben nbsp Der Stoinerne Ma an der ostlichen Stadtmauer Der Steinerne Mann 7 Im November 1634 wurde Augsburg wahrend des Dreissigjahrigen Krieges vom bayerischen Generalfeldmarschall von Wahl belagert die Stadt war von den Schweden besetzt Die Stadt sollte ausgehungert werden um rasch eine Ubergabe zu erhalten Die Vorrate gingen schliesslich zu Neige und die Augsburger furchteten dass sie den Hungertod erleiden wurden In dieser Lage kam einem Backermeister namens Konrad Hackher eine Idee Er nahm einen stattlichen Laib Brot der einer anderen Fassung nach nicht aus Teig sondern Sagemehl gemacht worden war und ging mit diesem auf der Stadtmauer umher wahrend er dazu ein Lied sang In einer anderen Fassung wirft er den Brotlaib als Provokation sogar nach unten um den Belagerern zu zeigen dass die Stadt noch Brot in grossem Masse besitze Damit sollte der Eindruck erweckt werden dass die Vorrate an Brot in der Stadt noch reichlich waren und die Bewohner nach wie vor vergnugt Der Anblick verargerte die Belagerer und sie schossen mit einer Feldschlange in einer anderen Fassung mit einer Armbrust auf den Backermeister Diesem wurde der Arm samt dem Brotlaib weggerissen wenige Tage danach starb er an seinen Verletzungen Zu seinem Andenken liessen die Augsburger eine Figur des Backermeisters aufstellen die sich heute am Unteren Graben befindet und als Steinerner Mann Stoinerner Ma bekannt ist Es soll Gluck bringen die Nase der Steinfigur zu beruhren dieser Brauch sei vor allem bei Liebespaaren beliebt Der Hexenbrunnen 8 9 Zwischen dem Lueginsland und dem Fischertor befindet sich unmittelbar an der Augsburger Stadtmauer ein Brunnen mit der Figur einer alten Frau Von diesem wird gesagt dass dort im 16 und 17 Jahrhundert zum Tode verurteilte Frauen die fur Hexen gehalten wurden ihren letzten Schluck Wasser zu sich nehmen durften bevor es zum Scheiterhaufen weiterging Bei der Sage durfte es sich um eine jungere Erzahlung handeln und keine Erinnerung an die tatsachliche Hexenverfolgung in Augsburg Der Brunnen mit der Figur soll heute an die Opfer der Hexenverfolgung erinnern Aus Schutzgrunden befindet sich die Hexenfigur inzwischen hinter einem Gitter was auch die soziale Unterdruckung der Frauen in vergangenen Zeiten symbolisieren soll Heiligensagen Bearbeiten nbsp Eine Darstellung des hl Simpert mit dem Kind und Wolf in Kirche St Konstantin bei Vols in Sudtirol Die heilige Afra Der hl Ulrich mit dem Fisch Das Grab des hl Simpert 10 11 Die Gebeine des hl Simpert wurden in der Kapelle der hl Afra begraben als die Hunnen diese zerstorten wurden die Knochen jedoch zerstreut Der hl Ulrich soll sie wieder aufgesammt haben und sie feierlich bestatten lassen Bei seinem Grab sollen viele Wunder geschehen sein So hat etwa einmal eine Wolfin in der Nahe von Augsburg ein Kind in ihrem Rachen mit sich fortgetragen Die Mutter des Kindes bat an dessen Grab um Hilfe und wenige Stunden danach geschah es tatsachlich dass die Wolfin wieder erschien und das Kind unverletzt zuruckgab Geister und Spukgestalten Bearbeiten Die Augsburger Geistermesse 12 Einmal soll eine Frau aus Versehen in der Nacht vor Allerseelen um Mitternacht aufgestanden sein und zur Gruftkirche gegangen sein um dort die Fruhmesse zu besuchen Dort sah sie wie ihre erst kurzlich verstorbene Gevatterin und andere arme Seelen zum Opfer gingen Die Gevatterin wandte sich an sie und flusterte ihr zu dass sie zur Totenzeit in die Kirche gegangen sei und schleunigst gehen und sie in Ruhe lassen sollten sonst wurde ein Ungluck geschehen und sie ewig hier bleiben mussen Die Frau erschrak bei diesen Worten sehr und verliess die Kirche sogleich Das Zufallen der Kirchentur horte sie noch dann brach sie zusammen und wurde ohnmachtig Man fand sie am Morgen dort liegen sechs Wochen lang noch war sie krank Die Wehmutter 13 Bei der sogenannten Wehmutter handelt es sich um eine Hebamme die bei Nottaufen Kinder im Namen des Teufels getauft haben soll Nach ihrem Tod erschien sie in verschiedenen Gestalten wieder etwa als Hund oder Kalb Bemerkbar machte sie sich durch wehmutiges Winseln gefahrlich wurde sie vor allem Wochnerinnen und Kindern Besonders in den Rauhnachten soll sie durch die Strassen gezogen sein Wer seinen Kopf dabei aus dem Fenster streckte um sie zu sehen dem soll der Kopf als Folge davon angeschwollen sein Spater soll sie schliesslich erfolgreich durch einen Geistlichen gebannt worden sein entweder bei Regensburg in die Donau oder aber die Wertach Der Gogginger Wassermann Ein Augsburger FreischutzLiteratur BearbeitenGustav Schmidt Sagen aus Bayerisch Schwaben Gondrom Verlag Bindlach 1989 Leander Petzoldt Schwabische Sagen Vom Odenwald bis zum Bodensee vom Schwarzwald bis zum Lech Bechtermunz Verlag Augsburg 1998 Gunther Kapfhammer Bayerische Sagen Eugen Diederichs Verlag 5 Auflage Munchen 1992 Siehe auch BearbeitenMemminger SagenEinzelnachweise Bearbeiten Gunther Kapfhammer Bayerische Sagen Eugen Diederichs Verlag 5 Auflage Munchen 1992 S 90f Gustav Schmidt Sagen aus Bayerisch Schwaben Gondrom Verlag Bindlach 1989 S 91f Gustav Schmidt Sagen aus Bayerisch Schwaben Gondrom Verlag Bindlach 1989 S 35 Gustav Schmidt Sagen aus Bayerisch Schwaben Gondrom Verlag Bindlach 1989 S 38 Gustav Schmidt Sagen aus Bayerisch Schwaben Gondrom Verlag Bindlach 1989 S 41f Gustav Schmidt Sagen aus Bayerisch Schwaben Gondrom Verlag Bindlach 1989 S 42 Gustav Schmidt Sagen aus Bayerisch Schwaben Gondrom Verlag Bindlach 1989 S 48 Franz Haussler Schauerliche Mythen um eine Hexe In Augsburger Allgemeine Abgerufen am 29 Juli 2019 Bernd Wissner Augsburg entdecken Wissner Verlag 4 Auflage Augsburg 2010 S 32 Simpert die Legende des heiligen Simpert Bischof von Augsburg In heiligenlegenden de Abgerufen am 24 Juli 2019 Simpert von Augsburg Okumenisches Heiligenlexikon In heiligenlexikon de Abgerufen am 24 Juli 2019 Gustav Schmidt Sagen aus Bayerisch Schwaben Gondrom Verlag Bindlach 1989 S 43 Gunther Kapfhammer Bayerische Sagen Eugen Diederichs Verlag 5 Auflage Munchen 1992 S 93 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augsburger Sagen amp oldid 239093243