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Das Apostelkonzil auch Apostelkonvent genannt in Jerusalem um 48 war eine Zusammenkunft der Apostel und Altesten der Jerusalemer Urgemeinde mit Paulus von Tarsus und seinen Begleitern Dort wurde die fur das Urchristentum zentrale Entscheidung uber die sogenannte Heidenmission getroffen Es wurde verbindlich anerkannt dass Heiden sich nicht erst beschneiden lassen mussen um Christen werden zu konnen Der Apostel Petrus wird in dem Bibelabschnitt Apg 15 11 SLT zitiert Vielmehr glauben wir durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise errettet zu werden wie auch jene Damit waren Heiden und Juden gemeint In seinem Brief an die Gemeinden in Galatien berichtet Paulus selbst von den in Jerusalem getroffenen Vereinbarungen Und sie erkannten die mir zuteil gewordene Gnade Jakobus und Kephas und Johannes die als Saulen gelten und gaben mir und Barnabas den Handschlag der Gemeinschaft wir sollten unter den Heiden sie aber unter den Beschnittenen predigen Gal 2 9 JER Inhaltsverzeichnis 1 Quellen 2 Datierung 3 Vorgeschichte 4 Verlauf und Entscheidung 4 1 Darstellung im Galaterbrief 4 2 Darstellung in der Apostelgeschichte 5 Historische Wurdigung 6 Folgen 7 Theologische Bedeutung 8 Literatur 9 WeblinksQuellen BearbeitenEin Bericht uber das Konzil findet sich neben dem kurz nach dem Ereignis entstandenen Galaterbrief des Paulus Gal 2 1 10 EU auch in der Apostelgeschichte des Lukas Apg 15 EU die nach gangiger wissenschaftlicher Meinung erst um das Jahr 90 entstanden ist Die beiden Zeugnisse liegen nicht nur zeitlich uber 40 Jahre auseinander sondern sind auch verschieden veranlasst und adressiert Paulus verteidigt sich im Galaterbrief gegen aktuelle theologische Gegner innerhalb einer von ihm gegrundeten Gemeinde Lukas beschreibt die ersten Jahrzehnte der christlichen Missionsgeschichte im Ruckblick Die Autoren stellen auch das Ergebnis des Aposteltreffens verschieden dar Nach Paulus wurde nichtjudischen Christen die Einhaltung der judischen Tora ganz erlassen nach Lukas wurde ihnen weiterhin die Einhaltung einiger Ritualgesetze anempfohlen Daruber gab es auch nach der Zusammenkunft Konflikte Datierung BearbeitenNach Gal 2 1 EU besuchte Paulus Jerusalem nach 14 Jahren zum zweiten Mal diesmal zum Apostelkonzil Diese Frist rechnete er vermutlich nicht von seiner Bekehrung vor Damaskus ca 32 sondern von seinem ersten Jerusalembesuch an ca 35 Bei inklusiver Zahlweise der Teil eines Jahres wird ganz gerechnet war das Apostelkonzil wahrscheinlich um das Jahr 48 Zu ahnlichen Ergebnissen gelangen Neues Testament Historiker von den Angaben der Apostelgeschichte aus Laut Apg 12 23f EU ging dem Konzil der Tod des Herodes Agrippa I voraus der laut Flavius Josephus im Jahr 44 eintrat Ausserdem war davor die Erste Missionsreise von Paulus und Barnabas ca 47 Danach folgte die zweite Missionsreise des Paulus nach Griechenland bei der er sich ab 50 in Korinth aufhielt Apg 18 2 EU Einzelne Exegeten fuhren die Unstimmigkeiten zwischen beiden Texten auf zwei verschiedene Treffen zuruck Der Galaterbrief konnte ein fruheres Apg 15 ein spateres Zusammentreffen des Paulus mit den Vertretern der Urgemeinde darstellen Damit liesse sich auch der in Gal 2 11 14 EU beschriebene erneute Konflikt nach dem nun ersten Treffen mit den Ereignissen die Apg 15 1 6 EU als Ausloser des nun zweiten Konzils darstellt gleichsetzen Diese These vermag jedoch nicht zu erklaren weshalb Lukas die von Paulus als einschneidend beschriebene Entscheidung fur die Heidenmission erwahnt Paulus den Kompromiss verschwiegen haben sollte Der Neutestamentler Hans Conzelmann lehnt deshalb sowohl die Fruhdatierung wie die Hypothese vom doppelten Konzil ab Er verweist darauf dass andere Quellen fur die Jahre vor dem Tod des Agrippa keine Teuerung berichten wohl aber eine lokale Versorgungskrise fur 46 und 48 unter dem Statthalter Tiberius Lukas habe moglicherweise die Reihenfolge der Ereignisse vertauscht Denn in Apg 12 24 EU ist von einer Ruckkehr des Paulus und Barnabas von Jerusalem nach Antiochia die Rede die aber nach Gal 2 11 EU wohl erst nach dem Konzil stattfand vgl Apg 15 30 35 EU Demnach nimmt Conzelmann das Jahr 48 fur das Konzil an Daneben gibt es stark abweichende Fruh bzw Spatdatierungen Einige Exegeten vertreten eine Datierung vor 44 Dabei gehen sie davon aus dass Paulus im Galaterbrief nur zwei Jerusalembesuche erwahnt Die Apostelgeschichte berichtet jedoch auch von einer Kollektensammlung vor dem Tod des Herodes Agrippa die von Paulus und anderen anlasslich einer Getreideteuerung organisiert worden und noch vor dem Tod des Agrippa nach Jerusalem uberbracht worden sei Apg 11 27 30 EU Diesen Besuch setzt man mit der von Paulus beschriebenen Reise zum Konzil gleich Andere Exegeten setzen den Konvent erst in die fruhen 50er Jahre an weil Paulus in Jerusalem eine Position vertreten habe die er nur im Verlauf seiner Griechenland Mission erarbeitet haben konne Diese Exegeten lehnen die Apostelgeschichte als historische Quelle vollstandig ab Vorgeschichte BearbeitenDie Jerusalemer Urgemeinde bestand nach Apg 2 EU von Anfang an aus Juden Proselyten und Hellenisten die in Jesus Christus den Messias Israels erkannten Ihre unterschiedlichen religiosen Hintergrunde ausserten sich in sehr verschiedenen Haltungen zum Tempelkult und zur judischen Tora die bald zu Konflikten fuhrten Zuvor gab es Konflikte um die Witwenversorgung der Hellenisten die mit der Wahl von sieben Diakonen gelost wurden Apg 6 1 6 SLT Doch wegen seiner Tempelkritik wurde Stephanus einer der sieben von den sadduzaischen Tempelpriestern angeklagt und gesteinigt Danach wurden seine Anhanger verfolgt und flohen aus Jerusalem An ihrer Verfolgung war nach Apg 8 1 EU auch der Pharisaer Paulus von Tarsus beteiligt Eine Folge ihrer Vertreibung war die Mission in umliegenden Gebieten wo nun auch Nichtjuden sogenannte Heiden zum Glauben an Jesus Christus gewonnen wurden So entstanden christliche Gemeinden in Samaria Syrien Zypern und Kleinasien Eine weitere Konsequenz war die raumliche Trennung der Judaisten von den Hellenisten innerhalb der Jerusalemer Urgemeinde Aus dem Miteinander wurde ein Nebeneinander verbunden mit verschiedenen theologischen Positionen besonders zum judischen Ritualgesetz Die Gemeinde in Jerusalem verstand Christsein als Zugehorigkeit zum wahren bzw erneuerten Gottesvolk der Endzeit abgebildet durch die Zwolfzahl der Apostel als Symbol fur die Zwolf Stamme Israels Insofern wollte sie ein Teil des Judentums bleiben und achtete dessen Gebrauche einschliesslich Beschneidung Reinheits und Speisegeboten und Opfern im Jerusalemer Tempel dem Versammlungsort der ersten Christen Fur das palastinische Urchristentum war Jesus von Nazaret keineswegs gekommen um die Tora aufzuheben sondern um sie zu erfullen und die Menschen zur Erfullung der Gebote anzuhalten Mt 5 17 20 EU Daraus folgerten einige Judenchristen dass ein Christ der an Jesus als den Messias Israels glaubt sich beschneiden lassen musse um an der Erwahlung des Gottesvolks und seinen Verheissungen Anteil zu erhalten Damit war traditionell die Verpflichtung zum Einhalten aller Toragebote verbunden Diese Auffassung wird auch als Judaismus bezeichnet und wurde wohl vor allem von Christen aus der naheren Umgebung Jesu die den Pharisaern nahestanden vertreten Neben dieser Gruppe die Paulus als Eiferer fur das Gesetz bezeichnete und mit sich selbst vor seiner Bekehrung verglich gab es vermittelnde Positionen die von Simon Petrus und vor allem von Jesu altestem Bruder Jakobus dem Gerechten vertreten wurden Dieser wurde nach Jesu Tod Apostel und gewann danach eine Fuhrungsrolle in der Urgemeinde Er genoss hohes Ansehen wegen seiner Toratreue und galt als unbestrittene moralische Autoritat wie der ihm zugeschriebene Jakobusbrief zeigt Auf der anderen Seite scheinen die hellenistischen Gemeinden das judische Gesetz nur noch als moralischen Massstab anerkannt zu haben und praktizierten offenbar weder den Tempelkult oder die Speisegesetze noch die Beschneidung nichtjudischer Neubekehrter Das war wohl der Anlass fur weitere Christenverfolgungen durch Herodes Agrippa der sich damit beim sadduzaisch dominierten Sanhedrin beliebt machen wollte Apg 12 3 EU Das brachte die judenchristliche Gemeinde in Jerusalem in ein Dilemma Denn wenn sie zu ihren christlichen Brudern stehen wurden setzten sie sich ebenfalls der Verfolgung aus und galten als Verrater des Judentums zu dem sie sich jedoch gehorig fuhlten und das sie als ihre Heimat ansahen Die Reisen der verschiedenen Apostel zu den neuen Gemeinden brachten dort immer wieder Konflikte um die Torabefolgung auf die Tagesordnung Der Kristallisationspunkt mit dem die christliche Gemeinschaft mit den griechischen Christen stand oder fiel war das gemeinsame Essen Hier waren besonders die Speisegebote eine grosse Hurde Paulus spitzte den Konflikt zusatzlich zu Denn seit seiner Bekehrung vertrat er das genaue Gegenteil seiner fruheren pharisaischen Positionen Als Hauptvertreter der hellenistischen Theologie vertrat er die Auffassung die Heiden seien durch den Glauben an Jesus Christus und den Empfang des Heiligen Geistes gereinigt und geheiligt auch ohne das judische Religionsgesetz einhalten zu mussen auch sie seien Kinder Abrahams und eine judische Herkunft oder Praxis sei fur den Glauben an Jesus Christus als den Messias Gottes nicht notwendig Allein dieser Glaube an den auferstandenen Christus sei fur die Zugehorigkeit zu Israels Bund mit Gott ausreichend Paulus definierte damit in pharisaischer Methodik und hellenistischer Rhetorik theologische Alternativen zu den vom palastinischen Judenchristentum beibehaltenen traditionellen pharisaischen Positionen die zur Eingliederung von Nichtjuden Proselyten in das Bundesvolk die Beschneidung und Unterwerfung unter das mosaische Gesetz fur notwendig hielten So wurde aus dem praktischen Problem ein theologischer Konflikt Durch seine umtriebige Missionstatigkeit vergrosserte Paulus zudem die Zahl der heidenchristlichen Gemeinden betrachtlich und veranderte damit die Mehrheitsverhaltnisse innerhalb der wachsenden Urkirche so dass eine Klarung des Problems unausweichlich wurde Nach Apg 15 1 EU war der unmittelbare Anlass des Konzils ein Zusammenstoss von Paulus und Barnabas mit Mannern aus Judaa die von der Gemeinde in Antiochia die Beschneidung verlangten mit der Begrundung Wenn ihr euch nicht beschneiden lasst nach der Weise des Mose dann konnt ihr nicht selig werden Man nimmt an dass sie mit denen aus den Juden identisch waren die schon Simon Petrus wegen seiner ersten Taufen und Tischgemeinschaft mit Heiden zur Rede gestellt hatten Apg 11 2f EU und offenbar die Position des Jakobus vertraten Gal 2 12 EU Daraufhin habe die Gemeinde Paulus und Barnabas nach Jerusalem gesandt um den Rat und die Entscheidung der Jerusalemer Apostel einzuholen Apg 15 2 6 EU Verlauf und Entscheidung BearbeitenDarstellung im Galaterbrief Bearbeiten Paulus verstand das Treffen nicht nur als Losung des praktischen Problems die Mahlgemeinschaft zwischen Juden und Heidenchristen wiederherzustellen sondern als Entscheidung uber die Wahrheit des Evangeliums Denn obwohl er den Auftrag zur Heidenmission direkt auf seine individuelle Begegnung mit Jesus Christus zuruckfuhrte und nach eigenem Bekunden schon lange unabhangig von den ubrigen Aposteln gewirkt hatte ging es nun fur ihn darum dafur ihre Bestatigung zu erhalten damit ich nicht etwa vergeblich liefe oder gelaufen ware Gal 2 2 EU Er stellt sich im Folgenden Gal 2 4 10 EU selbst als Wortfuhrer der Verhandlung dar ohne einen Auftrag als Abgesandter Antiochiens zu erwahnen So sei es seinen falschen Brudern die sich hineingedrangt und eingeschlichen hatten um seine christliche Freiheit auszuspionieren nicht gelungen ihn auch nur eine Stunde lang in die Defensive zu drangen Vielmehr hatten ihm alle die zwar nicht vor Gott aber innerhalb der Urgemeinde das Ansehen und Sagen hatten Paulus nennt nur die drei Saulen Jakobus Petrus Kephas und Johannes nichts auferlegt nicht einmal sein Begleiter Titus ein geburtiger Grieche sei zur Beschneidung gezwungen worden Sie hatten vielmehr erkannt dass seine Missionserfolge denen des Petrus ebenburtig seien und ihm daraufhin per Handschlag versichert dass er und Barnabas das Recht hatten das Evangelium unter den Heiden zu verkunden offenbar ganz so wie er es verstand Nur der Armen sollten sie gedenken Damit ist jene auch in Apg 11 27 30 EU erwahnte Kollekte fur die Jerusalemer Gemeinde gemeint s o zu der Paulus in seinen Gemeindebriefen ofter aufrief Rom 15 26 EU 1 Kor 16 1 EU Ansonsten zitiert Paulus keinen offiziellen oder gar schriftlich niedergelegten Beschluss des Konzils dem er sich zu fugen gehabt hatte Daneben sei eine Arbeitsteilung vereinbart worden nach der Petrus hauptsachlich unter den Juden Paulus und Barnabas unter den Heiden missionieren solle Darstellung in der Apostelgeschichte Bearbeiten In Apg 15 2 10 EU stellt Lukas heraus dass Paulus nur einer von mehreren Heidenmissionaren gewesen sei die von ihren Gemeinden zum Konzil gesandt wurden Bereits ihre Anreise erscheint als Triumphzug da sie unterwegs in Phonizien und Samarien vorbehaltlosen Zuspruch erhalten hatten Deshalb seien sie bei ihrer Ankunft von samtlichen Mitgliedern Aposteln und Altesten der Urgemeinde empfangen worden Zuerst hatten sie auf ihre Missionserfolge verwiesen dann seien einige von der Partei Sekte der Pharisaer aufgetreten die Christen geworden waren und hatten die Position der Gegner des Paulus in Antiochia bekraftigt Man muss sie beschneiden und ihnen gebieten zu halten das Gesetz des Mose Danach hatten sich Apostel und Alteste offenbar ohne die ubrige Gemeinde daruber beraten Nach langerem Hin und Her sei Petrus aufgestanden und habe an seine eigene Heidenmission erinnert Gott habe ihnen genauso wie den Juden den Heiligen Geist gegeben nachdem er ihre Herzen gereinigt hatte durch den Glauben Das Einhalten der Tora sei ein Joch das weder unsre Vater noch wir haben tragen konnen Im gleichen Sinne soll dann auch Jakobus sein Pladoyer fur die Heidenmission gehalten haben Er erinnerte laut Lukas an die alttestamentliche Verheissung des Tempelneubaus ein Indiz fur die Entstehung dieses Textes nach der Tempelzerstorung 70 und forderte dass Heiden nur Gotzenopferfleisch Unzucht und Blutgenuss zu meiden hatten um eine minimale Ubereinstimmung mit den traditionellen Reinheitsgesetzen des Judentums zu wahren siehe Jakobusklauseln Es ist umstritten ob er dabei mehr die noachidischen Gebote 1 Mos 9 4 7 EU vor Augen hatte oder das Gesetz fur Fremdlinge im Land Israel z B 3 Mos 17 10 EU 3 Mos 18 26 EU In jedem Fall sollte das gemeinsame Mahl offenbar auch ohne Beilegung des theologischen Grundkonflikts moglich sein Die Heidenchristen sollten sich an jene rituellen Gebote halten die es den pharisaischen Judenchristen ermoglichten sie wenigstens als Gaste am Tisch zu tolerieren Im Anschluss an diese Reden habe die gesamte Gemeinde den Beschluss schriftlich niedergelegt die Heidenmission im Sinne des Jakobus zu gestatten Sie habe Paulus und Barnabas zusammen mit Vertretern der Urgemeinde mit diesem Auftrag zuruck nach Antiochia gesandt Apg 15 22 29 EU Historische Wurdigung BearbeitenDie Schilderung des Paulus gilt als authentisch weil er Augenzeuge des Geschehens war und zeitnah davon berichtet Als am Konflikt Beteiligter konnte er Verlauf und Ergebnisse des Treffens fur seine Gemeinden jedoch einseitig dargestellt haben Der Bericht des Lukas dagegen gilt als eine spatere und idealisierende Rekonstruktion die nicht an heutigen historiographischen Massstaben zu messen ist Lukas gab die Reden des Petrus und Jakobus auf dem Treffen wohl kaum wortlich wieder sondern formulierte sie selbst Ihm lag dazu bereits die griechische Ubersetzung des Tanach vor die Septuaginta die die galilaischen Anhanger Jesu kaum gekannt haben durften Die Rede des Jakobus zitiert daraus und ist rhetorisch und literarisch in hellenistischem Stil gestaltet Dennoch konnen diese Reden sehr wohl die damals vertretenen Positionen zutreffend wiedergeben Die beiden Versionen spiegeln eine unterschiedliche Deutung des gefundenen Kompromisses ob auf Papier oder per Handschlag durch die Beteiligten wider Fur Paulus war die grundsatzliche Anerkennung der Heidenchristen durch die Jerusalemer zentral die Einschrankungen fasste er nur als Rucksicht auf die Schwachen im Glauben ohne wesentliche theologische Bedeutung auf Lukas dagegen hob den Kompromiss hervor wonach bestimmte Minimalanforderungen fur die Heiden aufrechterhalten wurden um mit der Fortgeltung der Ritualgesetze fur die Christen die Kontinuitat zum Judentum zu bewahren Damit war zwar vordergrundig die Tischgemeinschaft wiederhergestellt das grundsatzliche theologische Problem aber nicht wirklich behoben weitere Konflikte waren vorprogrammiert Die Hypothese wonach Paulus und Lukas von unterschiedlichen Zusammenkunften berichteten wird nur von wenigen Exegeten vertreten die von der historischen Zuverlassigkeit der in beiden Berichten enthaltenen und sich widersprechenden Detailschilderungen ausgehen Diese Vorstellung setzte sich in der wissenschaftlichen Forschung nicht durch da es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede in den Berichten gibt und weil sie die Frage warum Lukas bzw Paulus nichts von dem jeweils anderen Treffen berichten nicht zu beantworten vermag Folgen BearbeitenDass der Konflikt weiterhin ungelost blieb zeigt Paulus bereits in seiner Darstellung des antiochenischen Zwischenfalls Gal 2 11 14 EU zu dem es kurz nach dem Konzil kam In Antiochia habe Petrus nach dem Eintreffen einer Delegation der von Jakobus geleiteten gesetzestreuen Jerusalemer Gemeinde aus Furcht vor den strengeren Judenchristen davon Abstand genommen weiterhin mit unbeschnittenen Heidenchristen gemeinsam zu essen Auch andere Judenchristen aus der Umgebung des Paulus sogar Barnabas hatten sich von dem Beispiel des Kephas anstecken und fortreissen lassen Demnach fuhrte der Kompromiss der doch gerade die Gemeinschaft zwischen Juden und Heiden innerhalb christlicher Gemeinden ermoglichen sollte offenbar zunachst zu einer Distanzierung zwischen den beiden Gruppen Paulus betont dass er dies nicht hingenommen sondern Petrus offentlich zur Rede gestellt habe Wenn du als Jude heidnisch lebst und nicht judisch bezogen auf die vorherige Tischgemeinschaft mit Heiden was zwingst du dann die Heiden judisch zu leben bezogen auf die Auflage der Speisegesetze Entweder gab es also diese Auflage aus seiner Sicht gar nicht oder aber er lehnte sie ab sobald er die spaltende Wirkung vor Augen hatte Im 1 Korintherbrief 1 Kor 8 7f EU und 1 Kor 10 19 29 EU widerspricht Paulus ausdrucklich den Speisevorschriften des Konzils Im spateren Romerbrief Rom 14 EU aber empfiehlt er den Heidenchristen hier den Starken im Glauben die die Untauglichkeit der religiosen Vorschriften fur das Heil kennen dennoch um der Liebe zu und Einheit mit den schwachen Judenchristen ihre Speisegesetze zu achten V 21 Zerstore nicht um der Speise willen Gottes Werk Das zeigt zum einen dass die Heidenmission keineswegs die Judenmission ersetzte sondern gemischte Gemeinden entstanden so dass die Tischgemeinschaft zwischen Judenchristen und Heidenchristen ein Problem blieb Zum anderen waren einige Judenchristen auch weit von Jerusalem entfernt nicht bereit ihre mosaische Tradition aufzugeben und als Christen heidnisch zu leben Es ist nicht einmal auszuschliessen dass es auch Heidenchristen gab die judenchristliche Theologie vertraten weil sie sich ganz und gar fur das judische Christentum entscheiden wollten Zudem besass Paulus selbst in den von ihm gegrundeten Gemeinden keineswegs die alleinige theologische Autoritat sondern musste sich diese immer neu erkampfen Die Aufgabenteilung in der Missionsarbeit bedeutete also nicht dass ausserhalb Palastinas nur noch seine Position galt Judenchristliche Traditionen hielten sich noch bis ins 4 Jahrhundert hinein nicht nur in Syrien und Agypten oder Kleinasien sondern auch im Westen nicht zuletzt auch im Kampf mit dem Arianismus Im Ganzen setzte sich aber die paulinische Sicht in der Kirche durch Die nach Lukas beschlossenen Regeln des Apostelkonzils gelten heute nur noch in eher randstandigen Gruppen des Christentums wie den Zeugen Jehovas oder Gemeinden des messianischen Judentums Theologische Bedeutung BearbeitenDas Aposteltreffen der Urchristen hatte fur die weitere Kirchengeschichte in mehrfacher Hinsicht bahnbrechende theologische Bedeutungen Ekklesiologisch Die Gemeinden des Urchristentums verstanden sich spatestens von diesem Zeitpunkt an als eine herausgerufene Gemeinschaft ecclesia aus Juden und Heiden Das Verbindende war nicht mehr die Zugehorigkeit zum judischen Volk oder das Befolgen der judischen Ritualgesetze die damals die Funktion von Identitatsmerkmalen hatten sondern der Glaube an Jesus Christus die Taufe und die Teilhabe am Heiligen Geist Das Christentum war nun faktisch eine eigene Religion neben dem Judentum auch wenn der Trennungsprozess zwischen beiden nicht auf diesen einen Punkt reduziert werden kann Kirchengeschichtlich Auch wenn die heutige Exegese eher von einem Konvent spricht kann man diesen als erste Erprobung eines Konzils sehen denn eine fur alle bedeutsame innerkirchliche Streitfrage wurde von den Gemeinden im Dialog geklart und nicht von einer Zentralinstanz entschieden Dieses Konzilsprinzip blieb auch nach Ausbildung von Zentralinstanzen wie dem Papsttum in allen christlichen Kirchen gultig und wird bis heute angewandt Hermeneutisch Mit dem Apostelkonzil wurde die Tora als Heilige Schrift des Judentums Jesu und der Urgemeinde relativiert Sie war die einzige Bibel auf die man sich damals berufen konnte Obwohl man an ihr festhielt wurde sie dem Wirken des Heiligen Geistes untergeordnet Was dieser fur rein erklart das soll die Gemeinde auch mit Berufung auf die Heilige Schrift nicht fur unrein erklaren Apg 10 EU Dieser Streit um das Schriftprinzip beschaftigt die Kirche bis heute und markiert einen entscheidenden Unterschied zu den anderen Buchreligionen Islam und Judentum in denen die Schrift selber heilig ist und nicht Mittel zum heiligenden Glauben Dogmatisch Nicht zuletzt war der Kirche mit dem gefundenen Kompromiss die Aufgabe gestellt nun genau zu klaren was eigentlich den Menschen gerecht heilig und rein macht Das Verhaltnis von Glauben und Werken das den Streit in der Reformationszeit pragte war hier schon als Problemstellung wenn auch unter ganz anderem Vorzeichen erkennbar Literatur BearbeitenNachschlagewerke Robert Hayden Mounce WKU Apostolic Council In Geoffrey William Bromiley Fuller Theological Seminary The International Standard Bible Encyclopedia Band 1 Eerdmans Grand Rapids Michigan 1979 ISBN 0 8028 3781 6 S 198 203 englisch Darstellung aus Sicht der evangelikalen Exegese eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Alfons Weiser Apostelkonzil Apostelkonvent In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 1 Herder Freiburg im Breisgau 1993 Sp 865 Vorschau in der Google Buchsuche Gerd Ludemann Apostelkonzil In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 1 Mohr Siebeck Tubingen 1998 Sp 648 Eingeschrankte Vorschau Francois Vouga Urchristentum In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 34 de Gruyter Berlin New York 2002 ISBN 3 11 017388 3 S 411 436 hier S 425ff Apostelkonzil In Carl Andresen Georg Denzler Worterbuch Kirchengeschichte Aktualisierte Lizenzausgabe marix Wiesbaden 2004 ISBN 3 937715 23 1 Erstausgabe Kosel dtv Munchen 1982 1997 ISBN 3 466 20227 2 S 75 f Abhandlungen Jurgen Becker Paulus der Apostel der Volker Mohr Siebeck Tubingen 1989 ISBN 3 8252 2014 1 S 89 99 Die Jerusalemer Vereinbarung uber die gesetzesfreie Heidenmission Hans Conzelmann Geschichte des Urchristentums Grundrisse zum Neuen Testament Band 5 3 Aufl Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1976 ISBN 3 525 51354 2 mehrfach unverandert nachgedruckt zuletzt in 6 Aufl 1989 Erstausgabe in der NTD Erganzungsreihe 1969 S 67 75 Das Apostelkonzil eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Klaus Haacker Die Apostelgeschichte Theologischer Kommentar zum Neuen Testament Kohlhammer Stuttgart 2019 ISBN 978 3 17 026990 3 S 250 268 VII Die erste Missionskonferenz der Kirchengeschichte Dietrich Alex Koch Geschichte des Urchristentums Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2013 ISBN 978 3 525 52199 1 S 223 245 Kapitel 9 Apostelkonzil und Antiochenischer Streit eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Martin Meiser Der Galaterbrief im Rahmen der Chronologie der Paulusbriefe In Michael Labahn Hrsg Spurensuche zur Einleitung in das Neue Testament Eine Festschrift im Dialog mit Udo Schnelle Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Band 271 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2017 ISBN 978 3 647 54069 6 S 109 124 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Wilhelm Pratscher Der Herrenbruder Jakobus und die Jakobustradition Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1987 ISBN 3 525 53817 0 S 59 74 Der Apostelkonvent Gal 2 1 ff Apg 15 1 ff Ruth Schafer Paulus bis zum Apostelkonzil Ein Beitrag zur Einleitung in den Galaterbrief zur Geschichte der Jesusbewegung und zur Pauluschronologie WUNT II 179 Mohr Siebeck Tubingen 2004 ISBN 3 16 148309 X kritisch Ingo Broer Neues zur Pauluschronologie In Biblische Zeitschrift 50 2006 S 99 104 Thomas Soding Das Apostelkonzil als Paradebeispiel kirchlicher Konfliktlosung Anspruch Wirklichkeit und Wirkung In Joachim Wiemeyer Hrsg Dialogprozesse in der Katholischen Kirche Begrundungen Voraussetzungen Formen Schoningh Paderborn 2013 ISBN 978 3 506 77629 7 S 25 34 online als Textfassung PDF 135 kB eines am 12 Januar 2012 an der Ruhr Universitat Bochum gehaltenen Vortrags bei der Tagung zum 50 jahrigen Jubilaum der Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils Jurgen Wehnert Die Reinheit des christlichen Gottesvolkes aus Juden und Heiden Studien zum historischen und theologischen Hintergrund des sogenannten Aposteldekrets Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Band 173 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1997 ISBN 3 525 53856 1 Alfons Weiser Das Apostelkonzil Apg 15 1 35 Ereignis Uberlieferung lukanische Deutung In Biblische Zeitschrift Neue Folge Jg 28 1984 S 145 167 Holger Zeigan Aposteltreffen in Jerusalem Eine forschungsgeschichtliche Studie zu Galater 2 1 10 und den moglichen lukanischen Parallelen Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte Band 18 Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2005 ISBN 3 374 02315 0 Rezension von Jurgen Wehnert in ThLZ 131 2006 Heft 6 Juli August Sp 862 864 Weblinks BearbeitenDas Apostelkonzil Darstellung von Klaus Michael Bull im Kapitel Geschichte des Urchristentums der Elektronischen Bibelkunde auf dem wissenschaftlichen Bibelportal der Deutschen Bibelgesellschaft Literaturliste Urchristentum darunter 8 Apostelkonzil von Herbert Frohnhofen nbsp Dieser Artikel wurde am 10 Dezember 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Apostelkonzil amp oldid 234089454