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17 416666666667 10 416666666667 Koordinaten 17 25 N 10 25 WAoudaghost Aoudaghost arabisch أوداغوست DMG Audaġust franzosisch Aoudaghost auch Awdaghost heute Tegdaoust Tiġdaust war eine wichtige Handelsstadt im mittelalterlichen Westafrika Sie liegt in der westlichen Sahara im heutigen Sudosten Mauretaniens Felsmalereien sprechen fur eine erste Besiedlung in vorchristlicher Zeit die Blutezeit der Oasenstadt lag etwa zwischen dem 9 und 11 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Stadtbild 4 Sonstiges 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenNach den Itinerarien arabischer Geografen wie Ibn Hauqal im 10 und al Bakri im 11 Jahrhundert ist Aoudaghost im Sudosten Mauretaniens zu suchen 1927 lokalisierte der franzosische Lieutenant Boery den Ort mit Tiġdaust in der Verwaltungsregion Tagant was spater von Theodore Monod bestatigt wurde Die Ruinenstatte befindet sich halbwegs zwischen Kiffa und Tichitt an einer nicht asphaltierten Strasse Sie liegt etwa 200 Kilometer nordwestlich von Koumbi Saleh der mutmasslichen Hauptstadt des Ghana Reiches Geschichte BearbeitenAoudaghost wurde moglicherweise um das 5 Jahrhundert oder im 7 Jahrhundert von einem Fursten der Lamtuna gegrundet einer Stammesgruppe der berberischen Sanhadscha Der im 11 Jahrhundert bluhende Handelsort lag an der am weitesten im Westen gelegenen Route fur den Transsaharahandel zwischen dem schwarzafrikanischen Sudan im Suden und dem Maghreb Die Route fuhrte uber Koumbi Saleh bis zum Boure Goldfeld am Oberlauf des Niger im heutigen Guinea Die fruhesten Fundstucke die Handelskontakte mit dem islamischen Norden Ifriqiya belegen sind glasierte Tonwaren und Halbedelsteine aus dem 9 Jahrhundert 1 Zusammen mit der Hauptstadt von Ghana war Aoudaghost im 10 und 11 Jahrhundert der bedeutendste Handelsort der Region im Suden nordlich der Sahara war Sidschilmasa Sigilmasa im Gebiet von Tafilet im Sudosten Marokkos der Ausgangspunkt der Handelsroute Die Entfernung betrug 60 Tagesreisen Was genau gehandelt wurde wird aus den Berichten der zeitgenossischen Geschichtsschreiber nicht ganz klar Ibn Hauqal berichtet von arabischen Handlern in Sigilmasa die ursprunglich aus dem Irak stammten aus Bagdad Basra und Kufa selbst nach Aoudaghost reisten und hier auch zumindest eine Zeit lang gelebt haben durften Es gab im Ort eine Handel treibende Oberschicht aus Arabern und Berbern sowie eine weit grossere Zahl an dienstbaren Sklaven Aus dem Suden kamen Gold und sicher auch Sklaven die in den Maghreb und von dort weiter nach Osten transportiert wurden Andere Chronisten schildern eine bluhende Stadt mit mehreren Moscheen nennen aber nicht die Waren die im Austausch gegen Gold in den Suden gelangten Al Biruni 973 1048 erwahnt den Handel von Gold gegen Stoffe aus dem Norden aber kein Salz 2 Al Bakri beschreibt erstmals ausfuhrlich den Abbau und Handel von Salz in der Sahara Die allgemein geringen Informationen uber den Salzhandel in arabischen Quellen lassen vermuten dass Salz eher regional gehandelt wurde und fur die arabischen Fernhandler von geringer Bedeutung war jedenfalls wurde Salz nicht gegen Gold getauscht 3 Nach al Bakris Beschreibung gediehen in der Oase die schonsten und grossten Dattelpalmen und Feigenbaume es wurden Schafe und Rinder gezuchtet Weizenfelder seien mit Ledereimern bewassert worden daneben habe man Gurken Feigen und Weintrauben angebaut Die Waren auf dem lebendigen Markt zu denen neben landwirtschaftlichen Produkten auch Salz gehorte wurden laut al Bakri mit Goldstaub bezahlt Seine Schilderung uppiger Oasengarten durfte ubertrieben gewesen sein wenn er an anderer Stelle als Importartikel aus dem Norden Weizen Datteln und Rosinen erwahnt Auch andere Quellen nennen den Transport von Datteln aus dem Norden in den Sudan Moglicherweise reichte zu dieser Zeit die Kultur von Dattelpalmen in den Saharaoasen gerade zur Deckung des Eigenbedarfs und erlangte erst spater die bis ins 20 Jahrhundert reichende grosse Bedeutung 3 Aoudaghost war der nordlichste Handelsort des Ghana Reiches bis er 1054 55 durch die Almoraviden erobert und geplundert wurde Politische Unruhen und Durreperioden bremsten spater die Entwicklung Mitte des 12 Jahrhunderts wurde Aouaghost von al Idrisi als kleine Ansiedlung ohne Handler beschrieben deren Einwohner Kamelzucht betrieben Aoudaghost war Teil des Malireichs geworden vermutlich im 15 Jahrhundert kam die landwirtschaftliche Produktion durch ausbleibende Niederschlage zum Erliegen im 17 Jahrhundert wurde der Ort endgultig verlassen Stadtbild BearbeitenVon 1960 bis 1976 fanden unter Leitung der franzosischen Archaologen Jean Devisse und Denise Robert Ausgrabungen statt bei denen mehrere Besiedlungsphasen vom Ende des 8 bis zum 14 Jahrhundert unterschieden werden konnten Die freigelegten Hausgrundrisse ahneln sich in allen Phasen In der Mitte lag ein Innenhof mit einem Brunnen der uber einen Vorraum und einen Flur betreten wurde Bis zu drei Wohnraume waren durch Turen vom Hof zuganglich der teilweise im Schatten einer saulengestutzten Uberdachung lag Die Hausruinen der spateren Phase beschranken sich auf einen kleinen Teil der ursprunglichen Stadtanlage Von der altesten bekannten Moschee Mauretaniens blieben im Gebetsraum massive quadratische Pfeiler kleinere Saulenbasen sowie der Mihrab in der Sudostwand erhalten Angrenzend befand sich ein Hof mit einem Brunnen fur die rituelle Waschung Wudu und ein weiterer Mihrab Im Norden der Stadt liegen unterhalb eines Felshangs die Reste einer Nekropole mit einem aus Steinblocken aufgeschichteten Tumulus aus vorislamischer Zeit Das Graberfeld ist in Nord Sud Richtung etwa 700 Meter lang Die in zwei Bereichen anders orientierten Skelette in den Grabern lassen sich als in zeitlicher Abfolge unterschiedliche Grade der Islamisierung oder als das Bestehen verschiedener religioser Traditionen zur selben Zeit interpretieren 4 Wohnstadt und Nekropole erstrecken sich zusammen uber eine Flache von zwolf Hektar 400 Meter sudlich des Grabungsgelandes befinden sich in einer Felsgrotte Felszeichnungen aus vorchristlicher Zeit die Jagdszenen und von Pferden gezogene Streitwagen zeigen Am 14 Juni 2001 wurde Aoudaghost in die Tentativliste des UNESCO Welterbes aufgenommen 5 Sonstiges BearbeitenDer Science Fiction Autor Bruce Sterling hat der Stadt in seiner Sammlung Crystal Express eine Geschichte gewidmet die damit spielt dass die einst florierende Metropole heute nur noch eine Randnote der Geschichte ist Siehe auch BearbeitenSalzkarawanen in der SaharaLiteratur BearbeitenJean Devisse Hrsg Tegdaoust III Recherches sur Aoudaghost Campagnes 1960 1965 Enquetes generales Editions Researches sur les Civilisation Paris 1983 ISBN 2 86538 031 9 Thomas Krings Sahel Senegal Mauretanien Mali Niger Islamische und traditionelle schwarzafrikanische Kultur zwischen Atlantik und Tschadsee duMont Koln 1982 ISBN 3 7701 1202 4 S 242 244 Rainer Osswald Die Handelsstadte der West Sahara Die Entwicklung der arabisch maurischen Kultur von Sinqit Wadan Tisit und Walata Marburger Studien zur Afrika und Asienkunde Band 39 Dietrich Reimer Berlin 1986 ISBN 3 496 00853 9 S 60 66 Einzelnachweise Bearbeiten Timothy Insoll Islamic Archaeology and the Sahara In David Mattingly Sue McLaren Elizabeth Savage Hrsg Libyan Desert Natural Resources and Cultural Heritage The Society for Libyan Studies London 2006 ISBN 1 900971 04 6 S 232 insoll org PDF 840 kB Osswald S 63 66 a b Osswald S 117 Insoll S 232 Site archeologique de Tegdaoust UNESCO orgNormdaten Geografikum VIAF 315531501 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aoudaghost amp oldid 225702066