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Anton Kothgasser 9 Januar 1769 in Wien 2 Juni 1851 ebenda auch Kothgassner war ein osterreichischer Porzellan und Glasmaler der Biedermeierzeit Er zahlt neben Gottlob Samuel Mohn zu den bedeutendsten Glasmalern seiner Zeit der insbesondere durch filigrane transparente Emailmalerei auf Glasern und Bechern Bekanntheit erlangte Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Werk 3 Rezeption 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk Bearbeiten nbsp Dekorierte Deckeltasse mit Untertasse um 1800 nbsp Becher mit 4 Fliegen 1815 nbsp Ranftbecher mit der Ansicht von Schonbrunn 1820 Anton Kothgasser wurde als Sohn des Wirtes Josef Kothgasser und dessen Frau Maria Magdalena in Wien geboren Nach dem fruhen Tod des Vaters im Jahr 1775 wurde die Ausbildung von Kothgasser von seinen Verwandten Jakob Petter ubernommen der als Landschaftsmaler in der Wiener Porzellanmanufaktur angestellt war Petter vermittelte ihm eine Ausbildung bei Heinrich Friedrich Fuger an der Akademie der bildenden Kunste in Wien die er am 27 November 1781 begann Bereits im Alter von 15 Jahren erhielt er eine Anstellung als Buntmaler ab 1805 als Dessin und Goldmaler an der Wiener Porzellanmanufaktur In seiner fruhen Schaffensperiode fertigte er vor allem Ornamente und Dekore fur Porzellangefasse an Seit 1789 verwendete Kothgasser in der Porzellanmanufaktur vielfach die Malernummer 96 die sich in Gold Schwarz oder Rot auf den von ihm dekorierten Porzellangegenstanden findet 1 Dem Porzellanmaler Samuel Mohn gelang es 1806 in Leipzig Glaser mit transparenten Farben zu bemalen Gemeinsam mit seinem altesten Sohn Gottlob Samuel Mohn perfektionierte er in den folgenden Jahren die transparente Glasmalerei Gottlob Samuel Mohn kam 1811 nach Wien und begann ein Studium an der Kunstakademie In Wien fuhrte er ab 1815 am neu gegrundeten Polytechnischen Institut Experimente mit neuartigen Glasfarben durch Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten bemalte er unterstutzt durch seinen Bruder Ludwig und Mitarbeiter der vaterlichen Werkstatt Glaser und Becher die in Wien auf grosse Resonanz stiessen Durch seine Bekanntschaft mit Gottlob Samuel Mohn wurde Anton Kothgasser 1812 13 inspiriert 2 dunnwandige Glaser mit Schmelzfarbenmalerei zu verzieren Derartig dekorierte Becher und Glaser wurden in der Zeit nach dem Wiener Kongress bis etwa 1840 als populare Andenken und reprasentative Geschenke geschatzt Fruhe bemalte und von Kothgasser signierte Glaser zeigen Szenen von der Volkerschlacht bei Leipzig und dem Abschied des oesterreichischen Landmannes zum Ausmarsch ins Feld 1813 3 In den ersten Jahren fuhrte Kothgasser etliche Motive sowohl fur die Manufaktur in Porzellan wie auch in Glas mittels Schwarzlotmalerei und Golddekor aus Aufgrund der strukturellen Rohstoff und Absatzkrise der Wiener Porzellanmanufaktur 1809 bis 1815 infolge der Napoleonischen Kriege wandte sich Kothgasser in Heimarbeit der Glasmalerei zu um seinen Lebensunterhalt weiterhin zu sichern Nachdem Kothgassers Verdienst 1816 auf 117 Gulden zuruckgegangen war erhielt er am 20 Mai des gleichen Jahres die Erlaubnis bey seiner Glasmahlerey zu Hause zu arbeiten Auf einige Monathe 4 Kothgasser lieferte seine bemalten Glaser an Verleger u a an Leopold Schadlbauer Zur Goldenen Lampe am Stephansplatz der die Glaswaren in Kommission verkaufte Die Glaser wurden damals zu einem beachtlichen Preis von 18 bis 25 Gulden verkauft 5 Insgesamt wurden von Kothgasser uber 540 Ansichten und Panoramaglaser bei Schadlbauer zum Verkauf abgerechnet wobei man davon ausgeht dass er die meisten Glaser zur Bemalung vorbereitet hat und die Ausfuhrung haufig anderen Glasmalern uberliess 6 Einige der Veduten auf den Glasern sind nach Vorlagen von Carl Schutz und Johann Andreas Ziegler gezeichnet die als Collection de 50 vues de la ville de Vienne 1779 im Verlag Artaria erschienen sind 7 In uberlieferten Arbeits und Einschreibbuchern sind Auftrage und Abrechnungen Kothgassers an den Vedutenmaler Jakob Schuhfried und Josef Havlicek auch Hablischeck bzw Hawliczcheck verzeichnet Kothgasser gab bei den Malern einzelne Arbeitsschritte wie zum Beispiel die Konturierung die Ausfuhrung der Schriftbander Havlicek oder die Veduten Schuhfried in Auftrag und entlohnte die Maler nach vorher ausgehandelten Stuckpreisen 8 nbsp Franzensburg in Laxenburg Fenster im Schlafzimmer des BurgvogtesAus den Aufzeichnungen von Josef Havlicek geht hervor dass er zwischen 1820 und 1830 uber 2300 Kothgasserglaser und glaserne Wunschkarten mit Motiven Spruchbandern und Texten verziert hat Offensichtlich waren die Glasmaler auf bestimmte Motive spezialisiert Havlicek hat beispielsweise bei Kothgasser die Bemalung von 342 Glasern mit dem Stephansdom Motiv und 253 Spielkarten Motiven abgerechnet 9 1824 beauftragte der piemontesische Architekt Ernesto Melano Kothgasser im Zuge der Restaurierung der Abtei Hautecombe mit der Herstellung der Glasfenster fur die Furstenkapelle die die Kindheit und die Passion Jesu darstellen Daruber hinaus fertigte er einige Glasfenster fur den Turiner Dom das Stift Seitenstetten die Pfarrkirche St Ulrich in Feistritz am Wechsel sowie fur den Speisesaal im Schloss Brandhof in Gusswerk Nachdem Gottlob Samuel Mohn 1825 in Laxenburg gestorben war bewarb sich Kothgasser bei Kaiser Franz II um die Weiterfuhrung der Glasmalarbeiten in der Franzensburg in Laxenburg Ihm werden die Ende der 1820er Jahre angefertigten Scheiben im Schlafzimmer des Burgvogts mit Darstellungen von Turnierszenen sowie die Donauansichten im Ungarischen Kronungssaal zugeschrieben 10 Im Schloss Brandhof gestaltete Kothgasser Fenster bestehend aus je sechs Tafeln mit auf Bibelspruchen bezogenen Allegorien Im Jahr 1840 ging Kothgasser in den Ruhestand Anton Kothgasser war zweimal verheiratet Nach dem Tod der ersten Ehefrau Maria Anna Albrechtskirchner 1764 1827 heiratete er am 30 April 1827 in Lichtental Katharina Fegenberger 1788 nach 1851 Kothgasser verstarb im Alter von 82 Jahren in Wien heute Linke Wienzeile 70 Werk Bearbeiten nbsp La bonne mere 1825 Anton Kothgasser verzierte die Glaser mit filigran gezeichneten Portrats Allegorien Blumen und Tierdarstellungen Monogrammen und Emblemen Bekanntheit erlangte Kothgasser durch minuzios ausgearbeitete Veduten auf Ranftbechern Ansichten und Panoramaglaser vor allem mit Stadtansichten Wiens aber auch von Baden Karlsbad und Prag Von einigen Motiven wie unter anderem dem Stephansdom in Wien sind mehr als 350 Becher bekannt Die begehrten Ansichtenglaser wurden auch fur den Export nach Bohmen Prag und Karlsbad Italien Venedig Mailand Triest Livorno Lago Maggiore Ungarn Pest sowie nach Preussen ins Herzogtum Nassau und Grossherzogtum Hessen Berlin Wiesbaden Darmstadt Bad Ems hergestellt 9 nbsp Lichtschirm mit 8 Ansichten von Wien um 1820 Neben der Dekorierung von dunnen zylindrischen Glasern und Ranftbechern fertigte Kothgasser auch einige Schaustucke in Form von Pokalen wie den Deckelpokal mit der allegorischen Huldigung auf die Geburt Kaiser Franz Joseph I an Der 1830 angefertigte Deckelpokal wurde im gleichen Jahr in das National Fabriksprodukten Kabinett uberfuhrt und 1835 auf der Wiener Gewerbeschau offentlich gezeigt 11 Daruber hinaus wurden von Kothgasser Havlicek und Schuhfried mit einer ahnlichen Arbeitsteilung wie bei den Hohlglasern auch Glasscheiben bemalt die einzeln als Gruss oder Wunschkarten oder in Form von semitransparenten Licht oder Wandschirmen mit gemalten Ansichten angeboten wurden Rezeption BearbeitenAnsichten und Panoramaglaser Freundschaftsbecher sowie Glaser mit Darstellungen von Blumen Tieren und Allegorien finden sich heute in vielen renommierten Kunst und Designmuseen wie u a im Metropolitan Museum of Art 12 Bergstrom Mahler Museum of Glass Neenah im Rijksmuseum Amsterdam 13 im Victoria and Albert Museum 14 im Wien Museum 15 im Museum fur Angewandte Kunst Wien 16 im Landesmuseum Wurttemberg 17 oder im Corning Museum of Glass 18 Das Museum fur Angewandte Kunst in Wien zeigte 2017 im Rahmen der Sonderausstellung Glaser der Empire und Biedermeierzeit Aus der Sammlung des MAK und der Glassammlung Kuhn eine grosse Auswahl an transparenten Kothgasser und Mohn Glasern 19 Kothgasser Glaser sind heute begehrte Objekte auf internationalen Kunstauktionen Die auf Auktionen erzielten Preise fur bemalte Becher und Ranftglaser schwanken in Abhangigkeit von der Aufwendigkeit der Bemalung dem Seltenheitswert des Motivs und der Erhaltung zwischen 1 000 und 40 000 Euro 20 21 Literatur BearbeitenGustav Edmund Pazaurek Zur Geschichte des Biedermeierglases Die Transparentmalerei von Kothgasser und seinen Nachfolgern in Cicerone 14 1922 S 569ff Gustav Edmund Pazaurek Glaser der Empire und Biedermeierzeit in Cicerone 15 1923 S 188 ff Alfred May Hrsg Wien 1800 1850 Empire und Biedermeier 1969 Felix Czeike amp Rudolf Strasser Die Einschreibebuchlein des Anton Kothgasser Karlsruhe 1978 ISBN 978 3 921711 03 3 Waltraud Neuwirth Markenlexikon fur Kunstgewerbe Band 4 Osterreich Wiener Porzellan Malernummern Bossiererbuchstaben und nummern Weissdreher und Kapseldrehernummern 1744 1864 Neuwirth Wien 1978 ISBN 3 900282 11 0 Selma Krasa gemeinsam mit Regina Forstner Susanne Walther Sylvia Wurm Burgersinn und Aufbegehren Wien 1988 ISBN 978 3 224 16741 4 Walter Spiegl Botschafter der Liebe und Freundschaft Anton Kothgasser als Glasmaler In Parnass 2 1993 S 62 ff Wolfgang Kos Hrsg 100 x Wien Highlights aus dem Wien Museum Karlsplatz Wien 2007 ISBN 978 3 902312 14 3 Paul von Lichtenberg Mohn amp Kothgasser transparent bemaltes Biedermeierglas Munchen 2009 ISBN 978 3 7774 3995 2 Christoph Thun Hohenstein amp Christian Kuhn Glaser der Empire und Biedermeierzeit Aus der Sammlung des MAK und der Glassammlung Christian Kuhn Wien 2017 ISBN 978 3 99028 632 6 Peter Wirth Kothgasser Anton In Neue Deutsche Biographie NDB Band 12 Duncker amp Humblot Berlin 1980 ISBN 3 428 00193 1 S 621 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anton Kothgasser Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Anton Kothgasser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Anton Kothgasser in der Deutschen Digitalen Bibliothek Wilhelm Mrazek Kothgasser Anton In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 4 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1969 S 159 Eintrag zu Anton Kothgasser im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten Walter Spiegl Kothgasser amp Co I PDF Meinungen und Analysen zum komplexen Thema der Kothgasserglaser S 2 abgerufen am 11 Dezember 2022 Wolfgang Kos Sandor Bekesi 100 x Wien Highlights aus dem Wien Museum Karlsplatz 2 Auflage Wien 2011 ISBN 978 3 902312 24 2 S 136 Walter Spiegl Kothgasser amp Co I PDF Meinungen und Analysen zum komplexen Thema der Kothgasserglaser S 10 abgerufen am 11 Dezember 2022 Waltraut Neuwirth Anmerkungen zur Kothgasser Forschung In Keramos Band 84 Koln 1979 S 80 Walter Spiegl Kothgasser amp Co II PDF Meinungen und Analysen zum komplexen Thema der Kothgasserglaser S 43 46 abgerufen am 11 Dezember 2022 Walter Spiegl Kothgasser amp Co II PDF Meinungen und Analysen zum komplexen Thema der Kothgasserglaser S 34 abgerufen am 11 Dezember 2022 Wolfgang Kos Sandor Bekesi 100 x Wien Highlights aus dem Wien Museum Karlsplatz 2 Auflage Wien 2011 ISBN 978 3 902312 24 2 S 136 Walter Spiegl Kothgasser amp Co II PDF Meinungen und Analysen zum komplexen Thema der Kothgasserglaser S 47 abgerufen am 11 Dezember 2022 a b Walter Spiegl Kothgasser amp Co Datenbank PDF Abgerufen am 12 Dezember 2022 Walter Spiegl Die Fenster in Laxenburg und im Brandhof PDF Glasmalereien von Mohn Kothgasser und anderen S 5 abgerufen am 11 Dezember 2022 Walter Spiegl Kothgasser amp Co II PDF Meinungen und Analysen zum komplexen Thema der Kothgasserglaser S 36 abgerufen am 12 Dezember 2022 Anton Kothgasser Exponate im MET Abgerufen am 11 Dezember 2022 Anton Kothgasser Exponate im Rijksmuseum Amsterdam Abgerufen am 11 Dezember 2022 Victoria and Albert Museum Anton Kothgasser V amp A Explore the Collections Abgerufen am 11 Dezember 2022 englisch Anton Kothgasser Exponate im Wien Museum Abgerufen am 11 Dezember 2022 Anton Kothgasser Exponate im MAK Abgerufen am 11 Dezember 2022 Anton Kothgasser Exponate im Landesmuseum Wurttemberg Abgerufen am 12 November 2022 Corning Museum of Glass Exponate von Anton Kothgasser Abgerufen am 11 Dezember 2022 Glaser der Empire und Biedermeierzeit MAK Museum Wien Abgerufen am 12 Dezember 2022 Dorotheum Anton Kothgasser Abgerufen am 11 Dezember 2022 englisch Anton Kothgasser im Kinsky Auktionshaus in Wien Abgerufen am 11 Dezember 2022 Normdaten Person GND 118565761 lobid OGND AKS LCCN n78039613 VIAF 67257406 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kothgasser AntonALTERNATIVNAMEN Kothgassner Anton Kothgassner Anton Kottgassner Anton Hothgassner Antoine franzosisch KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Glas und PorzellanmalerGEBURTSDATUM 9 Januar 1769GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 2 Juni 1851STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anton Kothgasser amp oldid 230370205