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Als Anlaut Mutation oder Anlautwechsel irrefuhrend bisweilen auch Permutation bezeichnet man Wechsel oder Anfugungen von Konsonanten im Anlaut eines Wortes die sich nicht vollstandig durch synchrone Lautregeln an der Wortgrenze sog externer Sandhi beschreiben lassen Inhaltsverzeichnis 1 Mutationen in den inselkeltischen Sprachen 1 1 Irisch 1 1 1 Altirisch 1 1 2 Neuirisch 1 2 Walisisch 1 3 Bretonisch 1 4 Kornisch 2 Mutationen in kunstlichen Sprachen 3 Anlautmutationen im Deutschen 4 Anlautmutationen in aussereuropaischen Sprachen 5 EinzelnachweiseMutationen in den inselkeltischen Sprachen BearbeitenAnlautmutationen sind eines der wesentlichen Merkmale aller inselkeltischen Sprachen und bilden ein zentrales Element bei der Ausarbeitung eines Stammbaums fur die keltischen Sprachen da diese einerseits in allen inselkeltischen Sprachen auftreten andererseits in den betreffenden Einzelsprachen sehr unterschiedlich ausgepragt sind Es wird daher meist davon ausgegangen dass die auf die britischen Inseln gelangenden keltischen Sprachen zwar bereits eine starke Tendenz zu Anlautmutationen aufwiesen diese jedoch noch nicht voll ausgepragt waren Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Anzahl der verschiedenen Mutationsklassen der phonologischen Auswirkungen dieser Mutationsklassen sowie des syntaktischen Kontexts in dem die jeweiligen Mutationen auftreten Die festlandkeltischen Sprachen wiesen Anlautmutationen wahrscheinlich nicht oder nicht systematisch auf Irisch Bearbeiten Altirisch Bearbeiten Das Altirische kennt drei Arten der Anlautmutation Lenition Nasalierung und Aspiration Die linke Spalte zeigt den nicht mutierten Ausgangslaut Radikal die mittleren und rechten Spalten zeigen die mutierten Konsonanten erst in der schriftlichen Form dann in Lautumschrift Die Aussprache palatalisierter Konsonanten ist nicht berucksichtigt 1 Radikal Leniert Nasaliert Aspiriertp p ph f p b p p t t th 8 t d t t c k ch x c g c k b b b b mb mb b b d d d d nd nd d d g g g g ng ŋg g g m m m m m mm m m mm m n n n n n nn n n n l l l l l ll l l l r r r r r rr r r r f f ḟ f f b f f ſ s ẛ ſ h ſ s ſ s ſ s f ph f ſ s ſ s V V nV V hVNeuirisch Bearbeiten Die folgende Tabelle zeigt die Mutationen fur das Neuirische Radikal Leniert Nasaliertp p ph f bp b t t th h dt d c k ch x gc g b b bh w mb m d d dh g nd n g g gh g ng ŋ m m mh w f f fh O bhf w s s sh h Beim Schottisch Galischen wird die Nasalierung seltener und im Vergleich zum Neuirischen leicht abgewandelt gebraucht Walisisch Bearbeiten In den britannischen Sprachen werden drei Walisisch siehe Tabelle bzw vier bis funf Bretonisch und Kornisch Mutationsklassen unterschieden Die zuletzt genannten Sprachen weisen nur Reste der Nasalierung auf dafur aber zusatzlich die sogenannte gemischte Mutation mit Merkmalen mehrerer Mutationsklassen in einer gesonderten Klasse und die Provektion bei der stimmhafte Konsonanten enttont werden Hier die Tabelle fur das Walisische Radikal Leniert Nasaliert Aspiriert p p b b mh m ph f t t d d nh n th 8 c k g g ngh ŋ ch x b b f v m m d d dd d n n g g O ng ŋ m m f v ll ɬ l l rh r r r Diese Laute sind stimmlos ein stimmloses l ist ein stimmloser alveolarer lateraler Frikativ Es wird kein Buchstabe geschrieben das g fallt aus Im Falle eines vokalischen Anlauts bekommt das mutierte Wort ein h arian ei harian Bretonisch Bearbeiten Die Tabelle fur das Bretonische sieht wie folgt aus Radikal Leniert Provehiert Aspiriert Gemischtp p b b f f t t d d z z k k g g c h x b b v v p p v v d d z z t t t t g g c h ɣ h k k c h ɣ h gw gw w w kw kw w w m m v v v v Die Reflexe von mittelbretonisch 8 und d sind in z zusammengefallen Reste der Nasalierung finden sich im Bretonischen z B in dor gt an nor Tur gt die Tur Kornisch Bearbeiten Das System der Anlautmutationen im Mittelkornischen ahnelt der im Bretonischen 2 Radikal Leniert Provehiert Aspiriert Gemischtp p b b f f t t d d th 8 k c k g g h h qu kw gw gw wh ʍ b b v v p p f v f v d d dh th d t t t t g g w O w k c k h wh h ʍ gw gw w w qu kw w wh w ʍ ch tʃ j dʒ m m v v f v f v Mutationen in kunstlichen Sprachen BearbeitenAuch J R R Tolkien Professor fur Germanistik und bekannter Autor griff in seiner walisisch anmutenden Kunstsprache Sindarin und deren Vorgangern bzw Entwicklungsstufen Goldogrin und Noldorin auf Anlautmutationen zuruck deren wichtigste ebenfalls die Lenition wie auch die Spiranten nach sich ziehende Nasalmutation sind Grundform Lenition Nasal Mutationp p b b ph f f t t d d th 8 c k g g ch x b b v v m m d d dh d d n n g g ʔ ng ŋ m m mh b v v m m h h ch x ch x s s h h s s Beispiele galadh Baum gt i aladh der Baum gelaidh Baume gt in gelaidh gt i ngelaidh die Baume 3 Anlautmutationen im Deutschen BearbeitenDer vor allem im Oberdeutschen verbreitete Ausfall des Vokals in der Vorsilbe ge hat dazu gefuhrt dass in vielen Dialekten das Partizip Perfekt oft schon eine Morphemgrenze innerhalb des Anlauts enthalt welche zum Teil noch durch Assimilation verwischt worden ist so zum Beispiel im Luzernerdeutschen bei nasal anlautenden Verben mache pmacht machen gemacht nee tnoo nehmen genommen 4 Im Falle von Anlaut mit Plosiven bewirkt das ausgefallene Prafix Gemination oder ist vollstandig geschwunden etwa bei bairisch geem ggeem geem geben gegeben dringga ddrungga drungga trinken getrunken 5 zurichdeutsch traume traumt traumen getraumt 6 in manchen Dialekten ist dabei eine auf das Prafix folgende Lenis fortisiert worden so dass sich bei den betreffenden Wortern das Partizip von den ubrigen Verbformen nun durch eine Mutation des anlautenden Konsonanten unterscheidet so etwa bei alemannisch blaase plaase blasen geblasen diene tienet dienen gedient grabe ggrabe graben gegraben Anlautmutationen in aussereuropaischen Sprachen BearbeitenAuch in verschiedenen aussereuropaischen Sprachen ist das Phanomen der Anlautmutation bekannt Fulfulde Westafrika siehe Westatlantische Sprachen Nivchische Sprache Ostsibirien Guarani Sudamerika Eine Liste mit Sprachen und Sprachfamilien quer uber die Erde die Anlautmutationen aufweisen findet sich bei Holst 2008 7 Einzelnachweise Bearbeiten David Stifter Sengoidelc Old Irish for Beginners Syracuse NY 2006 S 30 ff Quelle Williams 2000 Vgl Mutationen im Sindarin Lexikon Ludwig Fischer Luzerndeutsche Grammatik und Wegweiser zur guten Mundart Zurich 1960 S 79 Ludwig Merkle Bairische Grammatik Munchen 1975 ISBN 3 7765 0198 7 S 56 Albert Weber Eugen Dieth Zurichdeutsche Grammatik und Wegweiser zur guten Mundart 2 Aufl Zurich 1964 S 170 Holst Reconstructing the mutation system of Atlantic 2008 S 40 46 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anlautmutation amp oldid 228844007