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Der Alte Bau ist ein um 1445 von der damaligen Reichsstadt Ulm als Kornspeicher und Fruchtkasten errichtetes Fachwerkhaus im historischen Stadtkern von Geislingen an der Steige Es gilt mit seinen acht Stockwerken als eines der grossten Fachwerkhauser Deutschlands und beherbergt das Museum und die Galerie im Alten Bau Der Alte Bau von Suden aus gesehenBlick von der Burgruine Helfenstein auf den Alten Bau Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Bauwerks 2 Museum und Galerie im Alten Bau 3 Einzelnachweise 4 WeblinksGeschichte des Bauwerks BearbeitenDer Standort des Alten Baus in der fruheren unteren Vorstadt gehort zu den am fruhesten besiedelten Bereichen der mittelalterlichen Stadt Geislingen Der dort befindliche Bauhof diente bis ins 14 Jahrhundert den Grafen von Helfenstein zur Bewirtschaftung ihrer herrschaftlichen Guter In einem Vorgangerbau wurden bereits zu dieser Zeit Gulten der gultpflichtigen helfensteinischen Untertanen gelagert Die Reichsstadt Ulm nutzte nach der Ubernahme des Territoriums von den Grafen von Helfenstein ab 1395 das Areal fur dieselben Zwecke Zur Mitte des 15 Jahrhunderts erforderten steigende Gulteinnahmen aus der wachsenden Stadt den Neubau eines Fruchtkastens der in seinen Dimensionen zugleich den Reichtum der Reichsstadt Ulm und ihre Macht vor Ort widerspiegeln sollte 1 Dendrochronologische Untersuchungen aus dem Jahr 1987 datieren die Fallung des verwendeten Bauholzes auf die Jahre 1442 bis 1445 woraus auf eine Entstehung des Alten Baus um das Jahr 1445 geschlossen werden kann Das 21 Meter hohe noch heute imposant wirkende und zu seiner Entstehungszeit die Vorstadt und seine Umgebung dominierende Gebaude wurde als alemannischer oder oberdeutscher Fachwerkbau errichtet An seinem im Inneren und Ausseren einsehbaren Aufbau finden sich wesentliche Kennzeichen dieser Bauweise ein weites Auseinanderliegen der Stander durchlaufende Sturz und Brustriegel sowie als auffalligstes Merkmal die schwalbenschwanzformigen Blattungen der diagonal verlaufenden Bander und Streben Bereits in den ersten Jahrhunderten seines Bestehens wurde der Alte Bau mehrfach verandert etwa durch den Tausch der Fachwerkwande des Erdgeschosses gegen Tuffsteinmauern Weitere Veranderungen und Reparaturen bedingten Wettereinflusse die auf das einst relativ ungeschutzt hinter der vergleichsweise niedrigen Vorstadtmauer gelegene Gebaude einwirkten 2 Die Nutzung als Fruchtkasten fur Gulten und andere in Form von Naturalien zu entrichtende Steuern und Abgaben behielt der Alte Bau auch nach dem Ende der ulmischen Herrschaft in den Zeiten der Zugehorigkeit zum Konigreich Bayern von 1803 bis 1810 und der folgenden Eingliederung der Stadt in das Konigreich Wurttemberg bei Noch bis 1860 wurde auf den sechs Fruchtboden regelmassig Getreide als Schuttgut und in Sacken gelagert In Not und Krisenzeiten der 1920er und 1930er Jahre wurden einzelne Etagen ubergangsweise wieder als Kornspeicher genutzt Die unteren Stockwerke wurden bis zum Ende des Ersten Weltkriegs von Seiten der koniglich wurttembergischen Armee zur Unterbringung von Geschutzen und Material des Artilleriedepots Ludwigsburg genutzt 3 1923 erwarb die Stadt Geislingen das Gebaude unter anderem zur dortigen Einrichtung des stadtischen Bauhofs Im ersten Obergeschoss bildete die Sammlung des 1919 gegrundeten Altertumsvereins Geislingen die Grundlage fur das heutige Museum im Alten Bau In der Zeit des Nationalsozialismus nutzten verschiedene NS Organisationen wie der Bund Deutscher Madel oder die Hitlerjugend das Erdgeschoss in welches in der Nachkriegszeit der Geislinger Boxring einzog 4 1961 wurde das Gebaude renoviert Im Zuge der bislang letzten Sanierung im Jahr 1985 wurde im Erdgeschoss eine Kunstgalerie eingerichtet die ebenso wie das Museum im Alten Bau gemeinschaftlich vom Kunst und Geschichtsverein und der Stadt Geislingen betrieben wird 5 Museum und Galerie im Alten Bau BearbeitenDie Ursprunge des Museums im Alten Bau gehen zuruck auf die Sammlung des Altertumsverein Geislingen Unter der Leitung des Rektors der Hoheren Schule in Geislingen Georg Burkhardt wurde im Jahr 1919 eine Altertumersammlung ins Leben gerufen die zunachst ihren Sitz im Saal des Alten Rathauses hatte 1923 zog das Heimatmuseum an den heutigen Standort im ersten Obergeschoss des Alten Baus um Seither wurden die Bestande vor allem durch Schenkungen und Abgaben von Objekten Nachlassen und Sammlungen aus der Geislinger Bevolkerung erweitert Das Museum mit dem Schwerpunkt auf der Geschichte der Stadt und ihres Umlandes dehnte sich im Lauf der Jahrzehnte auf zwei Stockwerke des Gebaudes aus Seit 1985 werden in der Galerie im Erdgeschoss Kunstausstellungen gezeigt 6 Durch die Einbeziehung neuerer Sammlungen und Nachlasse konnte das Museum seit der Wende zum 21 Jahrhundert nochmals um ein Stockwerk erweitert werden und gliedert sich heute in verschiedene Abteilungen nbsp Geislinger Vereinsleben in der stadtgeschichtlichen SammlungDie Sammlung zur Stadtgeschichte zeigt auf der Basis der Sammlung des Altertumsvereins die Entwicklung von Geislingen von den ersten Siedlungsspuren und den Ursprungen im Mittelalter bis hin zum burgerlichen Leben des fruhen 20 Jahrhunderts Schwerpunkte liegen unter anderem auf der Handwerkskunst der traditionsreichen Geislinger Beindrechsler und Elfenbeinschnitzer nbsp Modell der Geislinger SteigeAnlasslich des 150 jahrigen Jubilaums der Errichtung der Geislinger Steige wurde dem Museum im Jahr 2000 ein originalgetreues Modell der Steige ubergeben das in jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit entstanden war Es rekonstruiert im Massstab von 1 220 auf einer Lange von 26 Metern den Verlauf und Betrieb der Bahnlinie zwischen Amstetten und Geislingen um 1925 nbsp Sudwestdeutsches SchatztruhenmuseumIm Jahr 2003 eroffnete als weitere Abteilung das Sudwestdeutsche Schatztruhenmuseum das auf einer Stiftung des Ehepaars Dr Stutzer aus Goppingen basiert Die Sammlung von 50 Eisentruhen zeigt die Entwicklungslinien Kunst und Raffinessen bei der Fertigung von Truhen und deren Schlossern uber mehrere Jahrhunderte nbsp Wanderfalken in der VogelweltDie jungste Abteilung widmet sich seit 2017 der Natur um Geislingen Die Ausstellung Unsere Vogelwelt erlautert anhand von uber 250 Vogelpraparaten des Sammlers Dieter Rockenbauch heimische Lebensraume Artenvielfalt und Naturschutz Auf einer Sonderausstellungsflache werden wechselnde Ausstellungen zu Einzelthemen der Geislinger Stadtgeschichte gezeigt Die Galerie im Alten Bau zeigt im Erdgeschoss wechselnde Kunstausstellungen verschiedener Kunstler die grosstenteils aus der Region stammen oder hier tatig sind Gezeigt werden dabei namhafte Vertreter aller Kunstgattungen von Grafik uber Malerei bis hin zu grossformatigen Plastiken und raumfullenden Installationen Zum Jahreswechsel widmet sich in der Galerie jedes Jahr eine Weihnachtsausstellung einer Epoche oder einem speziellen Thema der Geislinger Stadtgeschichte Bislang wurden in der Galerie u a Werke folgender Kunstler ausgestellt Hans Albrecht Horst Alexy Hermann Bigelmayr Nikolaus Brade Michael Danner Tillmann Damrau Andrea Flemming Bruno Demattio Hans Uwe Hahn Karl Holzinger Alfred Hrdlicka Konrad Hummel Thomas Hummel Andreas Ilg Anna Ingerfurth Isabell Kamp Ulrich Klieber Albert Kley Petra Lemmerz Jorg Mandernach Harry Meyer Hans Pfrommer Walter Rabe Martina Schumacher Rudolf Schafer Hannes Steinert Rolf Urban Karl Vollmer Stefan Wehmeier Willi Weiner Rudi Weiss Danielle Zimmermann Erganzend zu den Ausstellungen in der Galerie veroffentlicht der Kunst und Geschichtsverein Geislingen Begleitpublikationen Die Reihe der Geislinger Kunstblatter umfasst dabei limitierte vom jeweiligen Kunstler individuell bearbeitete Leporellos 7 Anlasslich des 100 jahrigen Bestehens des Vereins wurden die Kunstblatter in die bibliophile Katalog Edition Kunstblicke umgewandelt 8 Einzelnachweise Bearbeiten Georg Burkhardt Der Bau Bauhof in Geislingen einst und jetzt In Altertumsverein Geislingen Hrsg Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und Umgebung Band 13 Geislingen a d Steige 1952 S 24 Rainer Bodey Geislingen Eine Fachwerkgeschichte In Veroffentlichungen des Stadtarchivs Geislingen Band 7 Geislingen a d Steige 1990 S 8 10 27 f Burkhardt Der Bau S 25 Stadtarchiv Geislingen a d Steige Bestand G50 Nr 549 Hartmut Gruber 100 Jahre KGV 1919 2019 Hrsg Kunst und Geschichtsverein Geislingen a d Steige Geislingen a d Steige 2019 S 15 21 Gruber 100 Jahre KGV Kunstblatt Nr 1 Isabell Kamp 2010 Kunstblatt Nr 2 Harry Meyer 2012 Kunstblatt Nr 3 Hannes Steinert 2013 Kunstblatt Nr 4 Ulrich Klieber 2014 und Kunstblatt Nr 5 Rudi Weiss 2015 Ulrich Klieber Silk Road In Boris Kerenski Stefan Renner Hrsg Kunstblicke Nr 1 Geislingen a d Steige 2019 ISBN 978 3 943603 70 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alter Bau Sammlung von Bildern Museum im Alten Bau auf Geislingen de https kgv geislingen de 48 61646 9 8415 Koordinaten 48 36 59 3 N 9 50 29 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alter Bau amp oldid 235446179