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Alt Dettenheim ist die heutige Bezeichnung fur die Ortschaft Dettenheim die 1813 wegen ihrer Nahe zum Lauf des Rheins aufgegeben wurde Die Bewohner wurden nach Karlsdorf umgesiedelt Alt Dettenheim liegt im baden wurttembergischen Landkreis Karlsruhe im Gebiet der heutigen Gemeinde Dettenheim die 1975 im Zuge der Gebietsreform aus dem Zusammenschluss der Gemeinden Liedolsheim und Russheim entstand und 1978 den Namen der untergegangenen Ortschaft ubernahm Gedenkstein in der ehemaligen Ortsmitte von Alt Dettenheim 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Ortschaft und Rheinlauf 2 Ortsverlegung 3 Nachnutzung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseOrtschaft und Rheinlauf Bearbeiten nbsp Lauf des Rheins bei Dettenheim zwischen 1700 und 1880Dettenheim wurde erstmals 788 im Lorscher Codex erwahnt Um 1100 kam das Kloster Hordt ein Stift der Augustiner Chorherren durch Schenkung in den Besitz von Rechten in Dettenheim Nach der Reformation wurde das Kloster sakularisiert Dettenheim ging in den Besitz der Kurpfalz uber 1 Die Gemarkung Dettenheims gehorte ausschliesslich zur Rheinniederung Auf der im Vergleich zu benachbarten Orten kleinen Gemarkung dominierten Walder der Anteil an Ackern und Wiesen war gering Dettenheim wird zu den wenigen Fischerdorfern der Region gezahlt 1577 hatte die Ortschaft circa 235 Einwohner 1744 war ihre Zahl auf 338 gestiegen 2 In den ersten Jahren des Dreissigjahrigen Krieges wurde Dettenheim wie andere Orte der Gegend niedergebrannt Wahrend der Kriege des 17 Jahrhunderts fluchtete sich die Bevolkerung teilweise in Barackensiedlungen auf abgelegenen und schwer zuganglichen Rheininseln Die Existenz einer solchen Siedlung auf der damals linksrheinischen Insel Hochwald ist noch fur den Anfang des 18 Jahrhunderts belegt 3 1705 wurde in dem fast vollstandig katholischen Ort eine Sankt Jakob Kirche neugebaut In den 1730er Jahren brach der Rhein aus seinem bisherigen Lauf in den Altarm bei Hordt ein Der neue Flusslauf gefahrdete die kurpfalzischen Orte Hordt und das weiter nordlich gelegene Sondernheim Beide Orte forderten ab 1739 einen Durchschnitt westlich der Ortslage von Dettenheim Dabei wurde auch auf die guten Fischgrunde der beim Durchschnitt neu entstehenden Altarme verwiesen Zudem sollte der Durchschnitt verhindern dass der Rhein bei einem Hochwasser die Flussschlinge durchbricht und das neue Flussbett durch Dettenheim verlauft Dettenheim lehnte den Durchschnitt wegen der Zerschneidung der Gemarkung und der Gefahrdung des Ortes durch Druckwasser des nahen Rheins ab konnte sich jedoch nicht gegen Hordt und Sondernheim durchsetzen Zwischen 1756 und 1763 wurde ein Leitgraben angelegt den der Rhein in den folgenden Jahren zum vollen Flussbett erweiterte 4 Nach dem Durchschnitt lagen 80 der Dettenheimer Gemarkung links des Rheins Dazu zahlte auch das Schanzenfeld das vor Mitte des 17 Jahrhunderts im Zuge der Erweiterung der landwirtschaftlichen Nutzflache gerodet worden war Das Schanzenfeld wurde Ende des Jahrhunderts erweitert nach der Abdammung des Hordter Altrheins 1791 war es das einzige hochwassersichere Feld von Dettenheim 5 1801 kamen die linksrheinischen Teile der Gemarkung im Friede von Luneville an Frankreich 1803 wurden die Flachen von Frankreich beschlagnahmt zudem war die Rheinfischerei wegen franzosischer Anspruche nur noch eingeschrankt moglich Zugleich wurde Dettenheim bei mehreren grossen Hochwassern Ende des 18 und Anfang des 19 Jahrhunderts vollstandig uberflutet 6 Ortsverlegung Bearbeiten1754 hatte Dettenheim erstmals um die Verlegung des Ortes nachgesucht Nach schweren Zerstorungen durch ein Hochwasser wurde 1778 die Verlegung an den linksrheinischen Spiegelbach diskutiert Untersuchungen ergaben dass der Durchschnitt Ursache der Uberflutungen war Ein kurpfalzischer Bericht von 1790 befurwortete die Verlegung an den Spiegelbach in einer Befragung stimmten 85 Dettenheimer fur und 22 gegen eine Verlegung Die Verlegung scheiterte an weitergehenden Forderungen der Dettenheimer 7 Nach dem Reichsdeputationshauptschluss gehorte Dettenheim ab 1803 zu Baden Im Marz 1807 baten die Burger erneut um eine Verlegung des Ortes Eine Kommission zu der auch Johann Gottfried Tulla gehorte 8 sprach sich 1812 fur eine Verlegung des Ortes aus da das Rheinufer bei Dettenheim nur mit hohem Aufwand befestigt werden konne Die anfangliche Planung der Rheinbegradigung sah eine Korrektionslinie vor die die Verlegung Dettenheims erforderte 9 Im August 1812 stimmte Grossherzog Karl Ludwig Friedrich von Baden der Verlegung des Ortes in die Domane Altenburg zu Das 15 Kilometer ostlich von Dettenheim bei Bruchsal gelegene Altenburg war von Dettenheim vorgeschlagen worden bis 1803 hatte die Domane als Mustergut und Pferdezucht der Speyrer Bischofe gedient Altenburg wurde im April 1813 auf Wunsch der Bewohner und zu Ehren des Grossherzogs in Karlsdorf umbenannt in der Gegenwart gehort es zur Gemeinde Karlsdorf Neuthard 10 Zwischen Fruhjahr und Oktober 1813 siedelten die circa 489 Einwohner Dettenheims nach Altenburg bei Bruchsal um Zahlreiche der 68 Wohnhauser in Fachwerkbauweise sowie weitere Nebengebaude wie Scheunen wurden zerlegt mit Fuhrwerken von Dettenheim nach Karlsdorf transportiert und dort wieder aufgebaut Fur die Transporte wurden Bewohner benachbarter Orte zu Frondiensten herangezogen Der uberwiegende Teil der Dettenheimer Grundstucke wurde verkauft Viele Kaufer stammten aus dem benachbarten Liedolsheim dem 1815 der rechtsrheinische Teil der Dettenheimer Gemarkung zugeteilt wurde 11 Abriss Transport und Neuaufbau der Hauser waren durch die Bewohner Dettenheims zu finanzieren Dabei konnten Darlehen aus der sogenannten Ortsversetzungskasse in Anspruch genommen werden die mit 5 zu verzinsen waren Zahlreiche Umsiedler konnten die Darlehen nicht zuruckzahlen so dass mehrfach zuletzt im Januar 1825 Schulden nachgelassen wurden Die linksrheinischen Teile der Dettenheimer Gemarkung gehorten seit dem Wiener Kongress 1815 zum Konigreich Bayern Als Entschadigung fur diese Gebiete erhielt die Gemeinde im November 1824 die Domane Altenburg als Gemarkung 12 Nachnutzung Bearbeiten nbsp Gasthaus Lowen in Alt Dettenheim 2012 Nach der Umsiedlung der Dettenheimer siedelten sich bis zu neun Familien aus Graben an Sie hatten mehrere Wohnhauser und landwirtschaftliche Grundstucke darunter die Dettenheimer Allmende gekauft Der Siedlungsversuch scheiterte wegen weiterer Uberschwemmungen nach wenigen Jahren 1818 waren fast alle Familien nach Graben zuruckgekehrt dabei wurden fruhere Dettenheimer Hauser nach Graben verlagert Einzig der Wirt des 1711 erstmals erwahnten Gasthauses Lowen blieb in Dettenheim es ist das einzige Gebaude des fruheren Dettenheim das vor Ort erhalten ist 13 Spater entstanden einige neue Gebaude in Dettenheim darunter im 19 Jahrhundert mehrere Ziegeleien Diese setzten den 1689 erstmals erwahnten Abbau von Auenlehm bis ins 20 Jahrhundert fort noch 1938 produzierte eine Ziegelei jahrlich zwei Millionen Backsteine Nach Angaben der Gemeinde Dettenheim leben in der Gegenwart in sieben Gebauden Alt Dettenheims 26 Einwohner 14 Der Lehmabbau hinterliess sogenannte Lettenlocher vom Grundwasser gefullte Tumpel die sich zu Biotopen entwickelt haben und unter anderem Lebensraum des Moorfroschs und der Zierlichen Moosjungfer einer seltenen Libellenart sind Die staatliche Naturschutzverwaltung Baden Wurttembergs nennt das Landschaftsbild der Dettenheimer Rheinniederung ausgesprochen abwechslungsreich verweist auf die Artenvielfalt der Weichholz und Hartholzauen und zahlt die dortigen Stromtalwiesen zu den besonders gut erhaltenen Beispielen 15 Der ostlich der einstigen Ortschaft gelegene Konigsee der aus einem Altrheinarm entstand steht seit 1942 unter Naturschutz die gesamte Dettenheimer Rheinniederung gehort zu den Natura 2000 Gebieten Die Gemeinde Karlsdorf blieb Alt Dettenheim verbunden und errichtete 1938 an der fruheren Dorfmitte Dettenheims einen Gedenkstein Das Heimatmuseum Karlsdorf dokumentiert in seiner Ausstellung die Geschichte Dettenheims 16 In den 1980er Jahren waren in Karlsdorf noch zwei Fachwerkhauser vorhanden die ursprunglich in Dettenheim standen Eines davon wurde 1999 von der Gemeinde erworben nach einer Renovierung soll es eine Zweigstelle des Heimatmuseums aufnehmen 17 Literatur BearbeitenAlois Riffel Kuno Riffel Ein Dorf vergeht ein Dorf entsteht Die Umsiedlung des Dorfes Dettenheim im Jahr 1813 Heimatverein Karlsdorf 2010 Alois Riffel Familienbuch Karlsdorf und Dettenheim 1696 1904 OT Karlsdorf der Gemeinde Karlsdorf Neuthard Landkreis Karlsruhe Hrsg v Heimatverein Karlsdorf e V Ubstadt Weiher verlag regionalkultur 2004 ISBN 978 3 89735 406 7 Badische Ortssippenbucher 114 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alt Dettenheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Alt Dettenheim im Stadtwiki KarlsruheEinzelnachweise Bearbeiten Heinz Musall Die Entwicklung der Kulturlandschaft der Rheinniederung zwischen Karlsruhe und Speyer vom Ende des 16 bis zum Endes des 19 Jahrhunderts Heidelberger geographische Arbeiten Heft 22 Geographisches Institut der Universitat Heidelberg Heidelberg 1969 S 42 47 Musall Entwicklung S 67ff 82 96 Musall Entwicklung S 122ff Musall Entwicklung S 153 Riffel Dorf S 19 Musall Entwicklung S 170 Musall Entwicklung S 154 Riffel Dorf S 19 Riffel Dorf S 21f Musall Entwicklung S 153f Zur anfanglich geplanten Korrektionslinie siehe auch Karte des Rheinlaufes von Basel bis zur Grossh Hessischen Grenze Blatt 4 in Max Honsell Die Korrektion des Oberrheines Von der Schweizer Grenze unterhalb Basel bis zur Grossh Hessischen Grenze unterhalb Mannheim insbes der Badische Antheil an dem Unternehmen Braun Karlsruhe 1885 Digitalisat PDF 53 2 MB Riffel Dorf S 23 41 Riffel Dorf S 14 23f Bernhard Brenner Karlsdorfer Heimatbuch Herausgeber Gemeinde Karlsdorf Neuthard Geiger Horb am Neckar 1987 ISBN 3 89264 169 2 S 100 133 Riffel Dorf S 404 407 Riffel Dorf S 143f 151 Gemeinde Dettenheim Gemeindeinfo Abgerufen am 30 Marz 2012 Regierungsprasidium Karlsruhe LIFE Projekt Dettenheimer Rheinniederung JPG 3 6 MB abgerufen am 30 Marz 2012 Heimatverein Karlsdorf Heimatmuseum Dettenheim Abgerufen am 30 Marz 2012 Brenner Karlsdorfer Heimatbuch S 234 Heimatverein Karlsdorf Das Dettenheimer Fachwerkhaus Abgerufen am 30 Marz 2012 Normdaten Geografikum GND 7760357 6 lobid OGND AKS 49 167058 8 378078 Koordinaten 49 10 1 N 8 22 41 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alt Dettenheim amp oldid 210498883