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Als Auelehm wird ein vorwiegend pelitisches Lockergestein im Uberschwemmungsgebiet standig fliessender Gewasser Flusse und Bache bezeichnet Von Ferdinand Schalch wurde 1885 der Name Aulehm eingefuhrt 1 Mit der Einfuhrung der einheitlichen Rechtschreibung im Jahre 1901 wurde der Begriff Auelehm allgemein ublich Veraltet sind die Bezeichnungen Alluvionen und Alluvialboden Neuerdings wird insbesondere in der Physischen Geographie haufig die Pluralform Auenlehm verwendet Die von Rudolf Grahmann 2 eingefuhrte Bezeichnung Hochflutlehm fur die beim Hochwasser auf der Aueoberflache abgesetzten Feststoffe wird neuerdings und insbesondere fur das Rheintal sinnverandernd auf das unter kaltzeitlichem Klima abgelagerte feinkornige Flusssediment angewandt siehe Wikipedia Artikel Hochflutlehm Ursprunglich wurde fur dieses Sediment von Grahmann 3 der Begriff Tallehm gepragt Bei einem hoheren psammitischen Anteil ware fur den Hochflutlehm im Sinne von Grahmann der Begriff Hochflutsediment zu bevorzugen Ablagerungen in einem Tal ohne standiges Fliessgewasser in einem sogenannten Trockental gehoren zu den Kolluvien Kolluvium lat das Zusammengeschwemmte Klassische Gebiete der Auelehmforschung sind Nordwestsachsen Flussgebiete Weisse Elster und Pleisse 2 4 5 und das Wesergebiet 6 7 Bei der Ablagerung des Hochflutlehms im Sinne von Grahmann entsteht oberhalb des mittleren Grundwasserstandes durch Diagenese Oxidation der organischen Bestandteile Bioturbation der typische Auelehm mit seiner senkrechten Kluftung und der meist kraftigen gelbbraunen Farbe Bei zeitweise stark verringerter Sedimentationsgeschwindigkeit reichert sich Humussubstanz an und es entstehen schwarzgraue sogenannte Humushorizonte es sind Rohboden vom Typ Paternia Bei langeren Ruhephasen der Sedimentation entsteht der Bodentyp Vega Im Bereich des permanenten Grundwassers sind diagenetische Prozesse gehemmt Graue bis schwarze Farbtone herrschen vor und Schichtungsspuren sowie organische Bestandteile zusammen mit den pelitischen mineralischen Stoffen antransportiert bzw aus einer ortsstandigen Vegetation stammend bleiben erhalten Diese insbesondere fur die Sedimentation in Altwassern charakteristische Sedimentart ist in der Literatur mit einer Vielzahl von Namen z B Flussschlick bei flachenhafter Verbreitung auch Ried oder Schwarzer Auenboden belegt worden Zur Ausbildung einer Auelehmdecke kommt es nur in maandrierenden Laufabschnitten denn beim verwilderten Fluss auch Verflochtener Fluss engl braided river genannt der Hochgebirgsregionen und arktischen Regionen kann sich der Hochflutlehm nicht deckenartig ansammeln In Nordwestsachsen 8 wurde wahrend der Weichsel Kaltzeit die Niederterrasse akkumuliert und auch die heute maandrierenden Flussabschnitte waren nach den Flussbettstrukturen verwildert Die Umstellung der Flussdynamik zum maandrierenden Fluss erfolgte am Beginn des Holozans Auelehmdecken sind in Mitteleuropa danach ein Charakteristikum warmzeitlicher Flusse Das Ausmass der Ablagerung von Auelehm hangt in erster Linie von der Hochwasserhaufigkeit ab und dabei spielt der Grad der Kontinentalitat des Klimas eine Rolle Bei einer Zunahme der Kontinentalitat sind es die grossere Retention des Winterniederschlags in den Bergregionen und im Sommer meist bestimmte Wetterlagen z B die bekannte Grosswetterlage Vb die zu grossraumigen Hochwassern fuhren Lokale Starkregen bei Warmegewittern konnen zwar eine starke Bodenerosion verursachen aber ein dadurch ausgelostes Hochwasser hat ebenfalls vorwiegend eine lokale Wirkung Weitere wichtige Faktoren sind eine hohe Reliefenergie und ein leicht erosionsfahiger Boden im Einzugsgebiet Deshalb stehen machtige Auelehmablagerungen uberwiegend mit Losshugellandern in Verbindung Im westsachsischen Hugelland sind die machtigen Auelehmdecken durch Boden die in den gesamten Flussgebieten verbreitet sind gegliedert Ursache der Auelehmablagerung BearbeitenFur jedermann ist beobachtbar wie Bodenmaterial bei Starkniederschlag oder Schneeschmelze von Ackerflachen abgespult wird und durch Hochwasser Schlamm auf Aueflachen abgelagert wurde Zwischen den beiden Vorgangen besteht scheinbar ein direkter kausaler Zusammenhang und das ist Grundlage fur die Annahme 9 10 11 dass die Nutzung der Landoberflache fur den Ackerbau Ursache der Auelehmbildung ist dass der Auelehm also ein anthropogenes Sediment sei Bei der Materialquelle fur den Auelehm wird aber aktuell die Wirkung der flachenhaften anthropogenen Bodenerosion gegenuber der Linearerosion stark uberhoht Vernachlassigt werden gegenwartig die Arbeiten von Rudolf Kaubler 12 13 14 Er hatte nachgewiesen dass im sachsischen Altsiedelraum unter Waldbedeckung das Kerbtal sogenannte Lossschluchten die typische morphologische Form war also nicht nur die flachenhafte Erosion fur die Materialbereitstellung in Frage kam Die Bodenerosion kann aber schon deshalb nicht die alleinige Ursache sein weil es auch im Pleistozan zur Auelehmbildung kam wie die Auelehme unter den Travertinvorkommen im Ilmtal bei Weimar belegen 15 16 17 Die relative Seltenheit pleistozaner Vorkommen hat den einfachen Grund dass sie am Beginn der jeweils darauf folgenden Kaltzeit durch den dann eintretenden Wechsel der Flussdynamik abgetragen wurden Versuche zur direkten Verknupfung der Auelehmbildung mit der Besiedlungsgeschichte 18 haben sich nicht als stichhaltig erwiesen 19 Eine Schlusselrolle fur die Klarung der Ursache der Auelehmablagerung nimmt die durch Boden gegliederte Auelehmdecke in Westsachsen ein Wahrend die Boden Phasen einer verringerten Hochflutlehmablagerung anzeigen wurden die zwischen den Boden liegenden Bereiche in Phasen der starkeren Hochflutlehmablagerung gebildet Bei einer anthropogenen Ursache mussten die Sedimentationsphasen zeitlich mit den Besiedlungsphasen zusammenfallen Von Anfang an hat archaologisches Fundgut fur die Altersbestimmung des Auelehms eine dominierende Rolle gespielt Die ersten Funde von 1832 und 1872 mit Siedlungshinweisen stammen aus dem Weisselstertal von Leipzig Plagwitz 20 Mit der sehr genauen Beschreibung und der Lage des Fundes von 1872 im Bereich eines in der Auelehmdecke eingelagerten Bodens war eigentlich der methodische Ansatz fur eine lithostratigraphische Gliederung gegeben Aber erst in den 1920er und 1930er Jahren 2 21 22 23 wurde bei archaologischen Untersuchungen wieder auf die Lage im Schichtverband geachtet und daraus ergaben sich Hinweise fur eine klimatische Ursache der Auelehmablagerung Neue Befunde aus dem Weisse Elster Pleissegebiet 24 und insbesondere die detaillierte Untersuchung der Ostrakoden und Molluskenfauna eines Auelehmaufschlusses bei Zeitz 25 sprechen erneut dafur dass der Auelehm kein anthropogenes Sediment ist Leider wird dieser Ansatz zur Konkretisierung des Alters der Boden in der Auelehmdecke von der Archaologie noch nicht wieder aufgegriffen Nachweise Bearbeiten Ferdinand Schalch Erlauterungen zur geologischen Specialkarte des Konigreichs Sachsen Section Wurzen Blatt 13 Leipzig 1885 52 Seiten online a b c Rudolf Grahmann Konnten die mitteldeutschen Flussauen in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt werden In Mannus Zeitschrift fur deutsche Vorgeschichte Band 26 Leipzig 1934 S 37 41 Rudolf Grahmann Erlauterungen zur Geologischen Spezialkarte von Sachsen Blatt 48 39 Pegau Predel nebst Hemmendorf 2 Auflage Leipzig 1924 S 1 34 Hans Neumeister Beitrage zum Auelehmproblem des Pleisse und Elstergebietes In Wissenschaftliche Veroffentlichungen des Deutschen Instituts fur Landerkunde N F Band 21 22 Leipzig 1964 S 65 131 Dieter Handel Das Holozan in den nordwestsachsischen Flussauen In Hercynia N F Band 4 Leipzig 1967 S 152 198 Gerd Luttig Zur Gliederung des Auelehms im Flussgebiet der Weser In Eiszeitalter und Gegenwart Band 11 Ohringen 1960 S 39 50 Willfried Strautz Auelehmbildung und gliederung im Weser und Leinetal mit vergleichenden Zeitbestimmungen aus dem Flussgebiet der Elbe In Beitrage zur Landespflege Band 1 Stuttgart 1963 S 273 314 Roland Fuhrmann Die Entwicklungsgeschichte postsaaleglazial entstandener Talabschnitte der Weissen Elster und Mulde und die stratigraphische Gliederung des jungeren Quartars In Altenburger naturwissenschaftliche Forschungen Heft 11 Altenburg Thuringen 1999 S 43 63 PDF Horst Mensching Entstehung der Auelehmdecken in Nordwestdeutschland In Proceedings of the Third International Congress of Sedimentology Groningen Wageningen Netherlands 5 12 July 1951 S 193 210 Helmuth Nietsch Hochwasser Auenlehm und vorgeschichtliche Siedlung Ein Beitrag auf der Grundlage des Wesergebietes In Erdkunde Jahrgang 9 Bonn 1955 S 20 39 online Klaus Dieter Jager Uber Alter und Ursachen der Auelehmablagerung thuringischer Flusse In Prahistorische Zeitschrift Band 40 Berlin 1962 S 1 59 Rudolf Kaubler Junggeschichtliche Veranderungen des Landschaftsbildes im mittelsachsischen Lossgebiet In Wissenschaftliche Veroffentlichungen des Deutschen Museums fur Landerkunde zu Leipzig N F Band 5 Leipzig 1938 S 71 90 Rudolf Kaubler Zur Frage der fruheren Bewaldung des mittelsachsischen Altsiedelraumes In Beihefte fur Erdkunde Band 2 Berlin 19949 S 19 37 Rudolf Kaubler Beitrage zur Altlandschaftsforschung in Ostmitteldeutschland In Petermanns Geographische Mitteilungen Band 96 Gotha 1952 S 245 249 Otfried Wagenbreth Walter Steiner Peter Lange Ernst Freyburg Aufgaben Methoden und Ergebnisse einer geologischen Komplexerkundung im Travertin von Weimar Ehringsdorf In Wissenschaftliche Zeitschrift der Hochschule fur Architektur und Bauwesen Weimar Jahrgang 16 Weimar 1969 S 61 84 Walter Steiner Ein neues Profil mit palaolithischem Fundhorizont im Travertin von Taubach bei Weimar In Wissenschaftliche Zeitschrift der Hochschule fur Architektur und Bauwesen Weimar Jahrgang 19 Weimar 1972 S 485 492 Walter Steiner Der pleistozane Travertin von Weimar Faziesmodell einer Travertinlagerstatte In Quartarpalaontologie Band 5 Berlin 1984 S 55 210 Christian Tinapp Geoarchaologische Untersuchungen zur holozanen Landschaftsentwicklung der sudlichen Leipziger Tieflandsbucht In Trierer Geographische Studien Heft 26 Trier 2002 S 1 275 Roland Fuhrmann Klimaschwankungen im Holozan nach Befunden aus Talsedimenten Mitteldeutschlands In Mauritiana Band 19 Heft 2 Altenburg Thuringen 2005 S 289 304 PDF Otto Mothes Die Elsterniederung in der sogenannten vorhistorischen Zeit In Schriften des Vereins fur die Geschichte Leipzigs Band 1 Leipzig 1872 S 217 238 online Karl Braune Ein neuer Fund der Glockenbecherkultur im Leipziger Land In Mannus Zeitschrift fur deutsche Vorgeschichte Band 20 Wurzburg 1928 S 409 415 Karl Braune Zur Frage der angeblichen Leipziger Pfahlbauten In Mannus Zeitschrift fur deutsche Vorgeschichte Band 24 Wurzburg 1932 S 98 109 Karl Braune Rudolf Grahmann Bronzezeitliche und slawische Herdstellen in der Pleissenaue In Die Fundpflege Band 1 Leipzig 1933 S 44 45 Roland Fuhrmann Klimaschwankungen im Holozan nach Befunden aus Fluss und Bachablagerungen Nordwestsachsens und angrenzender Gebiete In Altenburger naturwissenschaftliche Forschungen Heft 11 Altenburg Thuringen 1999 S 3 41 PDF Roland Fuhrmann Die Ostrakoden und Molluskenfauna des Auelehmprofils Zeitz Landkreis Burgenland und ihre Aussage zum Klima sowie zur Landnutzung im jungeren Holozan Mitteldeutschlands In Mauritiana Band 20 Heft 2 Altenburg Thuringen 2008 S 253 281 PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Auelehm amp oldid 218320403