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Die Allgemeine Transportanlagen Gesellschaft mbH abgekurzt ATG in Leipzig war ein Hersteller von Forderanlagen und seit 1933 ein bedeutender Betrieb der deutschen Luftrustung Allgemeine Transportanlagen Gesellschaft mbH ATG ATG Maschinenbau GmbH LeipzigRechtsform Gesellschaft mit beschrankter HaftungAuflosung Oktober 1945Auflosungsgrund Enteignung durch die Landesverwaltung SachsenSitz Leipzig DeutschlandMitarbeiterzahl 3900 1935 6356 Oktober 1938 9500 Ende 1944 Branche Forderanlagen Rustungsindustrie Flugzeughersteller Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Unternehmensgrundung 1 2 Einstieg in die Luftrustung 1 2 1 Produktionsstatten 1 2 2 Gefangenenlager 1 3 Nach 1945 2 Literatur 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUnternehmensgrundung Bearbeiten Sudlich des Lausner Weges und der Bahnstrecke Leipzig Plagwitz Porsten befand sich der Kaisergrund Die mit Erlen und Weidenniederwald bestandene Senke mit Teich und etlichen Feldparzellen gehorte zu Grosszschocher Im Kaisergrund und dem westlich daran anschliessenden Gelande entstand seit 1917 das Werk II der 1911 durch Bernhard Meyer und Erich Thiele gegrundeten Deutschen Flugzeug Werke DFW Die DFW hatten am nahen Weidenweg einen Werksflugplatz errichtet Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Verbot einer deutschen Luftwaffe nach den Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles mussten Flugzeugwerke und Flugplatz ihren Betrieb einstellen Aus der Allgemeinen Fluggesellschaft Vorbereitungsgesellschaft mbH AFG ging durch einen von Meyers Schwiegersohn Kurt Herrmann initiierten neuen Gesellschaftsvertrag am 16 Juni 1919 in Berlin ein neues Unternehmen hervor Per 1 August 1919 wurde der Unternehmenssitz nach Leipzig verlegt und das Gelande des Werks II der ehemaligen Deutschen Flugzeugwerke ubernommen Der Name des neuen in Konkurrenz zur Firma Adolf Bleichert amp Co produzierenden Unternehmens war seit dem 11 November 1920 Allgemeine Transportanlagen Gesellschaft mbH Innerhalb von drei Jahren hatte das Unternehmen eine Grosse von 1900 Mitarbeitern darunter 200 Ingenieure erreicht Es produzierte wie Bleichert Elektrohangbahnen Drahtseilbahnen Kabelkrane spater auch Aufzuge Auch die alteste Luftseilbahn in Deutschland die 1924 erbaute Fichtelberg Schwebebahn stammt von der ATG Das Unternehmen baute fordertechnische Ausrustungen fur den Braunkohlen Tagebau so 1931 die erste Forderbrucke mit 76 Metern Stutzenweite und fahr heb und senkbarem Schaufelradtrager Auf dem Gebiet der Braunkohleforderanlagen entwickelte sich die ATG zu einem uberlegenen Konkurrenten des Lauchhammer Werks der Mitteldeutschen Stahlwerke Mittelstahl von Friedrich Flick Der Flick Konzern hatte sich deshalb schon Ende der 1920er Jahre zu einer Ubernahme entschlossen Die Verhandlungen mit den Erben Bernhard Meyers zogen sich uber mehrere Jahre hin so dass die ATG erst am 20 Mai 1933 in den Besitz der Eisenwerksgesellschaft Maximilianhutte uberging die seit 1929 Flick gehorte Die Ubernahme der ATG galt lange Zeit als Beispiel fur Flicks fruhes Wissen uber die nationalsozialistischen Rustungsplane Es spricht jedoch wenig dafur dass Flick schon vor Hitlers Machtantritt auf den verbotenen Aufbau einer deutschen Luftwaffe setzte 1 Einstieg in die Luftrustung Bearbeiten Nachdem Hugo Junkers unter Druck gesetzt seinen Betrieb samt Patentrechten an das Deutsche Reich ubertragen hatte wurde 1933 Flicks langjahriger Mitarbeiter Heinrich Koppenberg zum Generaldirektor der Junkers Werke berufen Mit dem Verweis auf die historischen Wurzeln des Flugzeugbaus fanden noch 1933 Verhandlungen mit dem Staatssekretar im Reichsluftfahrtministerium Erhard Milch statt in deren Ergebnis Flick dem Reichsluftfahrtministerium im Dezember 1933 den Beginn der Umprofilierung auf den Flugzeugbau zusagte Damit war die ATG der erste Grossbetrieb Leipzigs der mit grosseren Rustungsauftragen betraut wurde Das Unternehmen fertigte nach der 1934 erfolgten Abgabe des Forderanlagen und Aufzugsbaus Flugzeugteile ausschliesslich in Lizenzfertigung der Junkers Flugzeug und Motorenwerke als sogenanntes Schattenwerk 1934 wurde eine erste Produktionslinie zur Serienfertigung der Junkers W 33 und W 34 errichtet von denen 21 bzw 199 Exemplare gebaut wurden Erster Grossauftrag wurde der Behelfsbomber Ju 52 3mg3e Als Zulieferer fur Flugzeugproduktion wurde 1936 die Leipziger Werkzeug und Geratefabrik mbH LWG in der Saarlander Strasse 20 2 gegrundet Die ATG expandierte schnell zu einem der grossten Leipziger Betriebe Bereits vor Auslaufen der Ju 52 Produktion im Dezember 1937 begannen die Fertigung der Ju 86A D und G 162 Stuck seit 1936 und der Heinkel He 111E und H 326 Stuck seit April 1938 Endmontage und Einflugbetrieb fanden auf dem Flughafen Leipzig Mockau statt Nach Kriegsbeginn wurde die ATG ein reines Luftrustungsunternehmen Hauptprogramm war von Oktober 1940 bis 1943 44 die Serienfertigung des Bombers Ju 88A Die Monatsproduktion betrug bis zu 19 Maschinen Ju 52 insgesamt 1058 Stuck und 54 Flugzeuge Ju 88 insgesamt 1467 Stuck Die Ju 88 Produktion wurde zugunsten der Weiterentwicklung Ju 188A 2 und D 2 im April 1943 stark gedrosselt die seit Sommer 1943 in die Serienfertigung ging insgesamt 205 Exemplare Ab dem 4 Dezember 1943 wurden die ATG Fertigungsanlagen sowie der Flugplatz Leipzig Mockau mehrmals das Ziel westalliierter Luftangriffe die grossere Schaden verursachten Am 1 Januar 1944 wurde das Unternehmen in ATG Maschinenbau GmbH Leipzig umbenannt Seit 1944 wurde die Produktion des Hohenbombers Ju 388 vorbereitet von denen anfangs jedoch nur Rumpfe und Kanzeln montiert wurden bis ab September Oktober in den Werken Leipzig Kleinzschocher und Mockau auch die Endmontage erfolgte Die Rumpffertigung konnte teilweise ab 19 Juli 1944 im Zweigwerk 18 in Bernburg erfolgt sein Bis zum angeordneten Baustopp im Februar 1945 wurden von diesem Typ eine Ju 388K und 46 Ju 388L 1 gebaut 3 Letzter Auftrag der ATG war die Teileproduktion Rumpf Rumpfheck und Leitwerkspartie fur das Hohenjagdflugzeug Focke Wulf Ta 152 die ab Februar 1945 durchgefuhrt wurde 4 Im Jahre 1935 betrug die Beschaftigtenzahl der ATG 3900 Mitarbeiter im Oktober 1938 war sie bereits auf 6356 angestiegen und lag Ende 1944 bei 9500 Ostlich der Schonauer Strasse zwischen den Bahnstrecken Leipzig Plagwitz Porsten und Leipzig Probstzella hatte das Reichsluftfahrtministerium 1940 eine Fliegertechnische Vorschule eingerichtet Sie diente der ATG zur Facharbeiterausbildung Auch die Ausbildung von Piloten und das Einfliegen der bei der ATG gefertigten Maschinen erfolgte dort Produktionsstatten Bearbeiten nbsp Anton Zickmantel Strasse 50Mit Beginn der Rustungsproduktion wurden Zweigwerke in mehreren Leipziger Stadtteilen eingerichtet Es bestanden folgende Produktionsstatten 2 5 Stammwerk Schonauer Strasse 101 Werk II Zschortauer Strasse 22 seit November 1934 Werk III Seehausener Strasse Flughafen Leipzig Mockau seit Mai 1935 Werk IV Ludwig Hupfeld Strasse 12 14 Werk V Anton Zickmantel Strasse 50 Werk VI Messegelande Messehalle 15 nach 1939 Werk VII Nonnenstrasse 17 21 Elektrik und Funktechnik nach 1939 Gefangenenlager Bearbeiten Zur Rustungsproduktion beschaftigte die ATG in grossem Masse Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter sowie Haftlinge aus Konzentrationslagern Zu ihrer Unterbringung verfugte der Rustungsbetrieb uber die folgenden Lager 6 Wola 1 Schonauer Strasse 101 Wola 2 Am Sandberg Zschortauer Strasse 22 Wola 3 Zum Park Pistorisstrasse 2 Wola 4 Rodelstrasse 18 Wola 6 Hotel Elstertal Rodelstrasse 14 Wola 9 Gaststatte Schwarzer Jager Theodor Fritsch Strasse 111 Wola Giesserstrasse 16 Wola 11 Lutzner Strasse Wola Bohlitz Ehrenberg Ludwig Hupfeld Strasse 13 15 Wola Germanus Gartenvereinshaus Viertelsweg Gemeinschaftslager Tiefland Gebaude der Michaelis amp Co Apparatebau Dubener Landstrasse 2 Lager Flugplatz Mockau Dubener Landstrasse 100 Lager Martin Park Leipzig W 31 Lager Rodelheim 49 Volksschule Rodelstrasse 6 T u B Lager Vereinshaus des Vereins fur Turnen und Bewegungsspiele Diezmannstrasse Lager Giesserburg Giesserstrasse 75 Lager Am Salzberg Spinnereistrasse 7 Gemeinschaftsunterkunft Theodor Fritsch Strasse 103 Lager 16 DieskaustrasseAusserdem bestand ein Aussenlager des KZ Buchenwald das Lager Schonau in der Mitte der damaligen Lindenallee heute Parkallee in dem etwa 500 Frauen untergebracht waren Auf Anforderung der ATG erfolgte im August 1944 der Transport von 500 ungarischen Judinnen aus dem KZ Stutthof hierher Nach 1945 Bearbeiten Nach Kriegsende wurde das Vermogen des Unternehmens beschlagnahmt und im Oktober 1945 noch vor dem Volksentscheid in Sachsen 1946 durch die Landesverwaltung Sachsen enteignet Die Produktionsanlagen wurden demontiert und als Reparationsleistungen in die Sowjetunion verbracht Verbliebene bauliche Anlagen wurden gesprengt 7 Auf dem westlichen ehemaligen ATG Betriebsgelande wurde in der Schonauer Strasse 113 a von 1952 bis 1953 die Fachschule fur Landmaschinenbau seit 1960 Ingenieurschule fur Maschinenbau erbaut In dem Gebaude befindet sich seit 1993 die Staatliche Studienakademie Leipzig der Berufsakademie in Sachsen 8 Sudlich davon wurde 1946 die Kleingartenanlage Lerchenhain angelegt Nach umfangreicher Schuttberaumung entstand daneben zwischen 1966 und 1969 der VEB Technische Gase Leipzig wo uberwiegend flussiger Sauerstoff fur Medizintechnik und Industrie sowie Stickstoff fur die Tierzucht hergestellt wurden Auf dem Gelande der ehemaligen Fliegertechnischen Vorschule wurde am 26 November 1951 in der Schonauer Strasse 162 die Fachschule fur Apothekenassistenten eroffnet 1952 bis 1955 wurde die spatere Ingenieurschule fur Pharmazie um einen Sudflugel einen Mittelbau und eine Sporthalle erweitert Heute ist dort das Berufliche Schulzentrum 9 der Stadt Leipzig fur Gesundheit und Sozialwesen angesiedelt das am 10 Dezember 2010 den Namen Ruth Pfau Schule erhielt 9 Beiderseits der Schule wurde bereits 1945 das davor dem Reichsluftfahrtministerium gehorende Gelande parzelliert und die Siedlung Aufbau angelegt Dreiecksweg Grauwackeweg Das ehemalige ATG Werk II in Eutritzsch wurde 1949 zum Werk II des VEB Verlade und Transportanlagen Leipzig Paul Frohlich in der Zschortauer Strasse 2 Literatur BearbeitenJohannes Bahr Axel Drecoll Bernhard Gotto Kim Christian Priemel Harald Wixforth Der Flick Konzern im Dritten Reich Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58683 1 Kim Christian Priemel Flick Eine Konzerngeschichte vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik Wallstein Verlag Gottingen 2007 ISBN 978 3 8353 0219 8 S 328 334 Peter Kuhne Karsten Stolzel Sachsenflug und Messecharter Aus der Geschichte der Leipziger Luftfahrt und des sachsischen Flugzeugbaus Connewitzer Verlagsbuchhandlung Leipzig 1999 ISBN 3 928833 41 3 S 45 49 Wolfgang Grundmann Historisches rund um Grunau Ein Gang durch die Geschichte von Leipzigs jungstem Stadtteil Kulturbund der DDR Gesellschaft fur Heimatgeschichte Leipzig Leipzig 1988 S 32 34 Leipzigs Wohnungsbau in der Nachkriegszeit Massstab 1 25 000 Plan 49 55 cm im Mehrfarbendruck Carl Starke Leipzig um 1930 mit der Darstellung der Allg Transp Anl G m b H Masch Fabr links unten online bei der Deutschen Fotothek Einzelnachweise Bearbeiten Priemel Flick Eine Konzerngeschichte vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik S 328 a b Adressbuch der Reichsmessestadt Leipzig 1942 Verlag August Scherl Nachfolger Leipzig 1942 Christoph Vernaleken Martin Handig Junkers Ju 388 Entwicklung Erprobung und Fertigung des letzten Junkers Hohenflugzeugs Aviatic Oberhaching 2003 ISBN 3 925505 77 6 S 221 ff Peter Kuhne Im Sturzflug uber Leipzig Das Einflugwesen bei der ATG M amp M Martenshagen 2019 S 26 Kuhne Stolzel Sachsenflug und Messecharter S 47 f Thomas Fickenwirth Birgit Horn Christian Kurzweg Fremd und Zwangsarbeit im Raum Leipzig 1939 1945 Archivalisches Spezialinventar Hrsg von der Stadt Leipzig Stadtarchiv Leipziger Kalender Sonderband 2004 1 Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2004 ISBN 3 937209 92 1 S 279 f Horst Riedel Stadtlexikon Leipzig von A bis Z Pro Leipzig Leipzig 2005 ISBN 3 936508 03 8 S 11 Website der Staatlichen Studienakademie Leipzig Website der Ruth Pfau Schule51 310054 12 307752 Koordinaten 51 18 36 2 N 12 18 27 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Allgemeine Transportanlagen Gesellschaft amp oldid 238671969