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Beim Absturz der Junkers Ju 52 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen HB HOT am 4 August 2018 um 16 56 Uhr MESZ im Kanton Graubunden in der Schweiz kamen alle 20 Insassen darunter zwei Piloten eine Flugbegleiterin und 17 Passagiere ums Leben Absturz der Junkers Ju 52 HB HOTDie spater verungluckte Maschine 2005 Unfall ZusammenfassungUnfallart Fehlentscheidung der Piloten zu tiefes Einfliegen in einen Talkessel ohne sichere Umkehrmoglichkeit Ort Piz SegnasDatum 4 August 2018 16 56 UhrTodesopfer 20Uberlebende 0Verletzte 0LuftfahrzeugLuftfahrzeugtyp Ju 52 3m g4eBetreiber Ju AirKennzeichen HB HOTAbflughafen Schweiz DubendorfZwischenlandung Schweiz LocarnoZielflughafen Schweiz DubendorfPassagiere 17Besatzung 3Listen von Flugunfallen Absturz der Junkers Ju 52 HB HOT Schweiz Absturzstelle Dubendorf LocarnoUbersichtskarte uber Flugstrecke und Absturzort die Maschine war in Locarno zum Ruckflug nach Dubendorf um 16 10 Uhr gestartet 1 Es ist der schwerste Flugunfall in der Schweiz seit 2001 als eine Avro RJ100 auf dem Crossair Flug 3597 beim Landeanflug auf den Flughafen Zurich in Bassersdorf am Boden aufprallte Als Unfallursache benennt der Schlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle schwerwiegendes Fehlverhalten der Piloten und des Betreibers Inhaltsverzeichnis 1 Ablauf 1 1 Vor dem Absturz 1 2 Unfallflug 1 3 Rettungs und Bergungsmassnahmen 2 Flugzeug 3 Passagiere und Besatzung 4 Untersuchungsergebnisse und weitere Entwicklungen 4 1 Erste Erkenntnisse und erstes Grounding 4 1 1 Fehlender Flugdatenschreiber 4 2 Betriebliche Auflagen 4 3 Zwischenbericht vom November 2018 und zweites Grounding 4 4 Entzug der Bewilligung fur kommerzielle Fluge 4 5 Entzug der Zulassung der Wartungsbetriebe 4 6 Weitere Zwischenberichte 4 7 Bericht der SonntagsZeitung am 30 August 2020 5 Schlussbericht 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAblauf BearbeitenVor dem Absturz Bearbeiten Die historische Maschine der Ju Air mit dem Kennzeichen HB HOT war fur einen Mehrtagesausflug im Einsatz der vom Militarflugplatz Dubendorf zum Flugplatz Locarno und zuruck fuhren sollte Die Reise wurde wie viele weitere ahnliche Angebote zuvor ebenfalls von der Ju Air organisiert und ausgeschrieben Die 17 verfugbaren Platze der Reise waren ausgebucht Der Hinflug fuhrte die Reisegruppe am Freitagvormittag dem 3 August 2018 von Dubendorf aus nach Locarno Kurz vor Mittag landete das Flugzeug auf dem Flugplatz Locarno Unfallflug Bearbeiten Die Maschine hob fur den Ruckflug am Samstag 4 August um 16 10 Uhr planmassig vom Flugplatz Locarno ab und flog via Bellinzona nach Biasca ins Bleniotal sowie uber den Lago di Luzzone und die Greina Ebene 1 Um 16 51 Uhr uberquerte sie die Surselva nach Nordosten und passierte Obersaxen 2 Um 16 53 Uhr passierte die Maschine den Crap Sogn Gion und flog danach in den Talkessel sudwestlich des Piz Segnas ein Die Piloten fuhrten das Flugzeug hochriskant indem sie es in geringer Hohe und ohne Moglichkeit fur eine Umkehrkurve oder einen sonstigen alternativen Flugweg in ein enges Tal steuerten 1 Um 16 56 Uhr begann die Maschine gegen das nordliche Ende des Talkessels eine Linkskurve Die Fluggeschwindigkeit war zu gering Turbulenzen verursachten einen Stromungsabriss die Maschine trudelte nach unten 1 Wegen der geringen Hohe uber Grund war die Situation ausweglos wenige Sekunden spater prallte die Maschine sudostlich unterhalb des Segnespasses und des Martinslochs auf etwa 2540 m u M Hohe auf dem Gemeindegebiet von Flims fast senkrecht in die dort kaum geneigte Gelandekammer 3 Sie wurde beim Aufprall komplett zerstort 4 Rettungs und Bergungsmassnahmen Bearbeiten Mehrere Augenzeugen darunter der Huttenwart einer nahegelegenen Hutte beobachteten den Absturz Sie alarmierten die Polizei und eilten zum Wrack um Erste Hilfe zu leisten Ein Sender im Flugzeugwrack sendete ein peilbares Notsignal 1 Nach dem Alarm an die Kantonspolizei ruckten Retter diverser Organisationen zu Fuss und mit Helikoptern in das Unfallgebiet aus Am Abend wurde das Gebiet um die Absturzstelle vom Bundesamt fur Zivilluftfahrt BAZL zum Flugbeschrankungsgebiet erklart Die Kantonspolizei uberwachte die Unfallstelle in der Nacht Die Polizei bestatigte dass es keine Uberlebenden gab Sie veroffentlichte Polizeifotos die den auf dem Rucken liegenden stark gestauchten Rumpf der Ju 52 zeigen Ihr Heck knickte beim Aufprall ab In den folgenden Tagen bargen Einsatzkrafte die menschlichen Uberreste und die Wrackteile Diese Arbeiten wurden am 9 August offiziell abgeschlossen Am Unfallort erinnern Steinhaufen an den Absturz 5 Flugzeug BearbeitenDie Junkers Ju 52 3m g4e wurde 1939 im Werk Dessau der Junkers Flugzeug und Motorenwerke gebaut und fabrikneu an die Schweizer Fliegertruppe ausgeliefert Diese stellte die Maschine am 4 Oktober 1939 mit dem militarischen Kennzeichen A 702 in Dienst Am 15 Oktober 1982 gab die Luftwaffe die Junkers mit 3545 Betriebsstunden 1 als Dauerleihgabe 6 zur kostenlosen Nutzung dem Trager der Ju Air dem Verein der Freunde der schweizerischen Luftwaffe VFL ab Am 29 Juli 1985 wurde das Flugzeug zivil als HB HOT registriert und fortan fur zivile gewerbsmassige Fluge eingesetzt Zum Zeitpunkt des Unfalls hatte die Maschine 10 189 Flugstunden absolviert Gemass Untersuchungsbericht wurden mit dem Flugzeug 8783 Landungen durchgefuhrt 1 Es war zwei Flugstunden zuvor bei 10 187 Flugstunden am 31 Juli 2018 letztmals gewartet worden wobei keine Mangel festgestellt worden waren 7 Die letzte Prufung durch das BAZL fand am 6 April 2018 statt 1 Der Schlussbericht listet allerdings mehrere technische Mangel auf die Maschine befand sich nicht in einem ordnungemassen technischen Zustand und erreichte die ursprunglichen Flugleistungen nicht mehr die Instandhaltung war nicht zielfuhrend organisiert Direkt ursachlich fur den Absturz waren diese technischen Mangel aber nicht Alle Flugzeuge der Ju Air neben dem Unfallflugzeug noch zwei weitere besitzen im Gegensatz zu anderen noch fliegenden Ju 52 originale BMW 132 Motoren Diese Neunzylinder Sternmotoren wurden 1939 mit den Werksnummern 67438 68842 und 70578 erbaut Sie wiesen zwischen 5687 und 8228 Betriebsstunden auf wurden aber in der Zwischenzeit 2010 2013 sowie 2016 je nach Motor generaluberholt 1 nbsp Die Unfallmaschine als A 702 mit dem Tarnanstrich aus dem Film Agenten sterben einsamHB HOT war eine der letzten flugfahigen Ju 52 Das Flugzeug war im Film Agenten sterben einsam 1968 zu sehen 8 Die Schweizer Luftwaffe behielt das Tarnmuster aus dem Film bei Die Ju Air benutzte spater verschiedene Bemalungen fur Werbekunden Im Film Operation Walkure Das Stauffenberg Attentat 2008 hatte die Unfallmaschine einen Auftritt als Hitlers Dienstflugzeug Kennzeichen D 2600 9 10 Sie erschien auch im Film Bis zum Horizont dann links 2012 Passagiere und Besatzung BearbeitenAn Bord befanden sich drei Besatzungsmitglieder und 17 Passagiere die zwischen 42 und 84 Jahren alt waren davon elf Manner und neun Frauen Siebzehn von ihnen waren Schweizer drei osterreichische Staatsburger Unter ihnen befand sich mit Jurg Dedial auch ein ehemaliger Redaktor der Neuen Zurcher Zeitung 11 Die beiden Piloten waren 62 und 63 Jahre alt und verfugten uber eine Flugerfahrung von 943 beziehungsweise 297 Flugstunden auf der Ju 52 Beide waren zuvor rund 30 Jahre bei der Schweizer Luftwaffe sowie bei den Linienfluggesellschaften Swissair Swiss und Edelweiss Air als Piloten aktiv gewesen zuletzt auf den Typen Airbus A330 und A340 Die 66 jahrige Flugbegleiterin war mehr als 40 Jahre in ihrem Beruf tatig 7 Untersuchungsergebnisse und weitere Entwicklungen Bearbeiten nbsp Der ungefahre Unfallort im Talboden gesehen vom Martinsloch sudostliche BlickrichtungErste Erkenntnisse und erstes Grounding Bearbeiten Laut der Medienkonferenz vom 5 August in Flims sturzte das Flugzeug nahezu senkrecht und mit hoher Geschwindigkeit zu Boden Es gebe keine Hinweise darauf dass es bereits in der Luft auseinandergebrochen oder dass vor dem Aufprall ein Feuer ausgebrochen ware Nach bisherigen Erkenntnissen sei kein Notruf gesendet worden Eine Kollision mit einem Hindernis wird von den Behorden als Absturzursache ausgeschlossen 12 Ein Augenzeuge beobachtete wie die Maschine aus einer scharfen Kurve abkippte und nach wenigen Sekunden senkrecht auf dem Boden aufschlug 13 Gemass Augenzeugen war der Himmel zum Unfallzeitpunkt leicht bewolkt es war ein warmer Tag mit einer in den Bergen haufig ublichen Gewitterneigung fur den spateren Nachmittag Eine Wetterstation auf dem rund acht Kilometer entfernten Crap Masegn meldete zum Zeitpunkt des Absturzes Boenspitzen von nicht mehr als 25 Knoten 45 km h 14 Im Gebirge sind jedoch lokale Gegebenheiten schwer vergleichbar Die Wolkenuntergrenze lag bei rund 3400 Metern die Sicht darunter uber 10 Kilometer 1 Die Ju Air verkundete als Folge des Unfalls samtliche Fluge bis auf weiteres auszusetzen 15 Am 8 August wurde die Wiederaufnahme des Flugbetriebs fur den 17 August angekundigt Es gebe keine Hinweise auf mangelnde Betriebssicherheit 16 Fehlender Flugdatenschreiber Bearbeiten Die Flugunfalluntersuchung ist dadurch erschwert dass das betroffene Flugzeug keinen Flugdatenschreiber hatte ein solcher war aufgrund des Baujahres nicht vorgeschrieben 17 18 Fur die Rekonstruktion des Ereignisses ist die Untersuchungsbehorde daher auf Augenzeugen und Aufzeichnungen durch Mobiltelefone sowie Filmkameras angewiesen Gemass Zwischenuntersuchungsbericht vom 20 November 2018 konnte an der Unfallstelle eine grossere Anzahl von Mobiltelefonen und einzelne Filmkameras von Passagieren und Besatzungsmitgliedern sichergestellt werden Diese Aufzeichnungsgerate wurden beim Unfall teilweise stark beschadigt sodass die Auslesearbeiten der sichergestellten Gerate weiter andauere Sie rief daher dazu auf weitere relevante Aufnahmen von Augenzeugen der Untersuchungsbehorde zukommen zu lassen 1 Videoaufnahmen der letzten Sekunden vor dem Aufschlag am Boden liegen den Untersuchungsbehorden vor 19 Betriebliche Auflagen Bearbeiten Als Auflage wurde vom BAZL eine Einschrankung der Bewegungsfreiheit in der Kabine verfugt Cockpitbesuche und beidseitiges Fotografieren waren mit der durchgehenden Anschnallpflicht nicht mehr moglich Eine neue Mindestflughohe von 300 Metern uber dem Boden in unbewohnten Gebieten vorher 150 m bzw 600 m uber bewohnten Gebieten zuvor 300 m wurde verfugt sowie die Auflage ein GPS Datenaufzeichnungsgerat mitzufuhren 20 Im Oktober 2018 gab der Chef der Ju Air ein Interview in der Zeitung Sudostschweiz Er sei mit einem sicheren Gefuhl in den Flug vom 17 August eingestiegen Dabei erwahnte er eine Aussage der Pressekonferenz am 5 September im Sinne von kein technisches Problem 21 Der Untersuchungsleiter der SUST erklarte daraufhin gegenuber dem Tages Anzeiger zu diesem Zeitpunkt lediglich den Ausschluss einer Kollision sowie einen Ausschluss eines Verlusts von Teilen im Flug fur sicher Technische Ursachen konnten hingegen erst spater benannt oder ausgeschlossen werden Das Wrack werde dazu in Payerne untersucht Analysiert wurden zudem die betrieblichen Grundsatze der Ju Air Der Chefpilot der Ju Air erklarte zur neu geltenden Gurte Tragpflicht dass der Seitenwechsel von Passagieren zwecks Fotos von den Piloten in der Ju auf Grund ihrer geringen Rumpfbreite nicht zu spuren sei 22 Zwischenbericht vom November 2018 und zweites Grounding Bearbeiten Am 20 November 2018 veroffentlichte die Untersuchungsstelle einen Zwischenbericht Zu den meteorologischen Bedingungen wurde festgehalten dass die Nullgradgrenze auf rund 4600 Metern lag und dass auf 2500 Metern Hohe die Luft rund 16 Grad warmer war als durch die Standardatmosphare vorausgesagt vgl Dichtehohe Der Sommer 2018 war der heisseste in der Schweiz bis dato registrierte Sommer und einer der trockensten Die Verformung der Propellerblatter weist darauf hin dass die Motoren im Moment des Aufpralls mit einer hohen Drehzahl liefen In den Tanks befand sich eine betrachtliche Menge Treibstoff ein Feuer brach jedoch nicht aus 1 Technische Untersuchungen des Wracks zeigten dass keine Strukturbauteile oder Steuerflachen des Flugzeuges fehlten Es waren einige Zylinder eines Wracks einer Ju 52 verbaut welche am 4 Januar 1941 auf dem Umbalkees Gletscher in Pragraten Osterreich notlanden musste und 2002 und 2003 geborgen wurde 1 Dies ist allerdings zulassig sofern ein dazu befahigter Betrieb die Sicherheit und Konformitat der Teile bescheinigt An der Flugelstruktur insbesondere an den Holmen und den Motortragern waren fruhere und zum Teil mangelhafte Reparaturen sichtbar An einem Holmrohr des linken Flugels wurde im Bereich der Motortrager eine Stelle mit Rissen vorgefunden Des Weiteren wurden an Holmen Scharnieren Beschlagen der Tragflugel und im Bereich der Kabinenbodenplatte erhebliche Korrosions und andere Schaden entdeckt Ausserdem waren Treibstoffleitungen aufgrund ihres Alters bis zu 30 Jahre erheblich beschadigt 1 Sowohl bei der betreibenden Ju Air als auch bei der verantwortlichen Motorenwerkstatt wurden Mangel in der Aufbewahrung von Flugzeugbauteilen festgestellt Es fehlte eine saubere Identifikation und Dokumentation der Teile nach EASA Vorschriften Wartungsarbeiten seien nicht konsistent dokumentiert worden und zwischen der Ju Air und dem Wartungsunternehmen habe eine starke personelle Verflechtung bestanden Wartungsbetriebe mussen das BAZL benachrichtigen wenn sie Ersatzteile selbst herstellen Nach dem Zwischenbericht sei jedoch von 2000 bis zum Unfalltag nie eine Notice of Modification abgeschlossen worden 1 Laut Untersuchung standen die festgestellten Schaden und Mangel nicht im Zusammenhang mit dem Absturz Dennoch entzog das BAZL am 16 November 2018 den Schwesterflugzeugen HB HOP und HB HOS mit sofortiger Wirkung und bis auf weiteres das Lufttuchtigkeitszeugnis Es bestehe das Risiko dass aufgrund desselben Baujahrs der ahnlichen Betriebsart und der vergleichbaren Betriebszeiten vergleichbare Mangel bestehen und dadurch die Flugsicherheit gefahrdet sei 1 Entzug der Bewilligung fur kommerzielle Fluge Bearbeiten Das Bundesamt fur Zivilluftfahrt entzog der Ju Air am 12 Marz 2019 die Bewilligung fur kommerzielle Fluge Eine nationale Bewilligung fur Fluge mit Vereinsmitgliedern sowie nur im Inland bleibe hingegen moglich Das Flugzeug HB HOS war zu diesem Zeitpunkt zerlegt und umfangreich durchleuchtet worden Zum Zeitpunkt des Bewilligungsentzugs hoffte die Ju Air auf eine Abnahme der Rontgenaufnahmen durch das Bundesamt und auf den Betrieb dieses einen Flugzeugs fur den Sommer 2019 23 24 An der Generalversammlung vom 27 April 2019 wurde eine Generaluberholung der drei anderen Ju 52 HB HOP HOS und HOY und deren erneutes Abheben ab 2021 in Aussicht gestellt 25 Entzug der Zulassung der Wartungsbetriebe Bearbeiten Am 5 Mai 2019 berichtete die SonntagsZeitung dass das BAZL sowohl der Ju Air als auch der Naef Flugmotoren AG die Bewilligung zum Warten der Maschinen respektive zum Warten der Kolbenmotoren entzogen hatte Grund dafur seien drei eingehende Inspektionen welche ernsthafte Verstosse zu Tage gefuhrt hatten Diese Verstosse wurden zu reduzierten Sicherheitsstandards der Flugzeuge als auch zu einer Gefahrdung der Flugsicherheit fuhren In der Schweiz gibt es somit keine Personen und keine Betriebe mehr denen es erlaubt ist die Ju 52 zu warten Die betroffenen Betriebe konnen in der Zukunft um eine erneute Zulassung ersuchen 26 Weitere Zwischenberichte Bearbeiten August 2019Am 2 August publizierte die SUST einen weiteren Zwischenbericht der vor allem die seit dem Unfall laufenden Untersuchungen schilderte 27 Eine grosse Anzahl von Foto und Videoaufnahmen von Augenzeugen sowohl vom Unfallflug wie auch von vorherigen Flugen standen zur Verfugung und diese wurden mit Radaraufzeichnungen und Wetterdaten Luftdruck und Temperatur korreliert um Ruckschlusse auf die Flugtaktik der jeweiligen Besatzungen zu erhalten Die Insassen trugen mehr als vierzig Kameras und Mobiltelefone bei sich auf welchen Bild und Videomaterial des Unfallfluges vermutet wurden Bei einigen Geraten gelang es Bilder beziehungsweise Videos vom Unfallflug und vom vorherigen Flug auszulesen wahrend die Arbeiten an anderen Datentragern weiter gingen Von der Unfallstelle wie auch von einem baugleichen Flugzeug wurden mittels Laserscans und Fotografien ein 3D Modell erstellt Meteorologen wurden damit beauftragt im Unfallgebiet eine Wetterstation mit Wind LIDAR zu betreiben und kleinraumige Windsimulationen zu erstellen Mittels Spektralanalysen von Tonaufnahmen wurde schliesslich die Motorleistung analysiert 27 Die Integration all dieser Daten sollte eine Rekonstruktion des Flugpfades der Fluglage der Fluggeschwindigkeit und letztlich auch der Leistungsreserve der HB HOT zum Unfallzeitpunkt erlauben Ein Abschlussbericht wurde fur das erste Quartal des Jahres 2020 angekundigt spater jedoch auf den Herbst verschoben 28 August 2020Am 4 August dem zweiten Jahrestag des Unfalls publizierte die SUST einen weiteren Bericht Kernpunkte dieses Zwischenberichts waren 44 Datentrager aus Kameras und Mobiltelefonen wurden sichergestellt acht von ihnen konnten ausgelesen werden Die im vorherigen Zwischenbericht angekundigten bzw beschriebenen Untersuchungen wurden abgeschlossen Systemische Ursachen Die SUST untersuchte die Betriebsgrundsatze die Ausbildung der Besatzungen und die Fuhrungsinstrumente im Hinblick auf den Unfall Ebenso waren die behordliche Aufsicht des BAZL uber die Ju Air wie auch die betriebsinternen Qualitats und Sicherheitsmanagementkonzepte von Ju Air Gegenstand der SUST Untersuchungen 29 Das Eidgenossische Departement fur Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation beauftragte aufgrund des Entwurfes zum Schlussbericht das niederlandische Nationale Luft und Raumfahrtlabor mit einer Untersuchung Es soll die Tatigkeit des BAZL prufen und zwar auch die Aufsichtstatigkeit dieser Behorde ausserhalb der historischen Fliegerei Die Ergebnisse sollen im Fruhling 2021 vorliegen 30 Bericht der SonntagsZeitung am 30 August 2020 Bearbeiten Basierend auf dem vertraulichen Entwurf des Schlussberichtes der zur Stellungnahme an die beteiligten Personen versandt wurde berichtete die SonntagsZeitung dass ein zu tiefes Einfliegen in den Talkessel die Hauptursache des Unfalls war In der Folge war eine sichere Umkehrkurve nicht mehr moglich Diese Flugtaktik habe im krassen Gegensatz zur sehr grossen fliegerischen Erfahrung der beiden Piloten gestanden Die Piloten insbesondere aber der auf diesem Flug verantwortliche Captain seien regelmassig mit einer unsicheren Flugtaktik unterwegs gewesen hatten mehrfach fliegerische Regeln gebrochen und seien wenig selbstkritisch gewesen Es gibt keine Hinweise darauf dass technische Defekte oder das Wetter den Unfall verursachten Dem BAZL war bekannt dass Piloten der Ju Air wiederholt auf eine riskante Weise flogen aber es hatte nicht eingegriffen 31 32 So habe der verantwortliche Pilot sogar bei fruheren Checkflugen die Mindestflughohen unterschritten 31 Hingewiesen wird in diesem Zusammenhang darauf dass das alpine Gebiet Anpassungen der Flugtaktik erfordert Zum Beispiel werden Gebirgspasse und kamme im spitzen Winkel und nicht frontal uberflogen damit bei fehlender Leistungsreserve gefahrlos eine Kurve zuruck ins eigene Tal geflogen werden kann Ebenso mussen Steigfluge je nach Gelande auch kreisend fruhzeitig begonnen werden Es muss zudem berucksichtigt werden dass eine Umkehrkurve unter Umstanden enges Tal grosse Dichtehohe nur im Sinkflug moglich ist um einen Stromungsabriss zu vermeiden 33 Schlussbericht BearbeitenDer Schlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST wurde im Januar 2021 veroffentlicht 34 35 Als direkte kausale Unfallursachen werden genannt Hochriskante Wahl des Flugweges in geringer Hohe in einem engen Tal ohne die sichere Moglichkeit der Umkehr oder eines alternativen Flugweges Eine gefahrlich niedrige Fluggeschwindigkeit nahe am Stromungsabriss Das fuhrte durch die in der Gebirgsfliegerei in Gelandenahe zu erwartenden Turbulenzen zu einem kurzzeitigen Stromungsabriss mit Kontrollverlust und damit zu einer ausweglosen Situation da kein Raum vorhanden war um die Storung abzufangen Direkt beigetragen haben folgende Faktoren Gewohnheitsmassige Nichteinhaltung anerkannter Regeln fur einen sicheren Flugbetrieb durch die Piloten insbesondere jene fur die Gebirgsfliegerei geltenden Regeln Flug mit einem Massenschwerpunkt ausserhalb der zugelassenen Grenzen Als systemische Ursache bzw systemisch beitragende Faktoren werden genannt Fehlende Voraussetzungen fur einen gewerblichen Luftverkehrsbetrieb des Flugzeuges Das Flugzeug wurde 1985 vom Bundesamt fur Zivilluftfahrt fur die gewerbliche Nutzung in einer Kategorie zugelassen in welcher der Instrumentenflug ublich ist ohne die besonderen Umstande zu berucksichtigen welche bei Sightseeing Flugen mit historischen Flugzeugen auftreten Die Massen und Schwerpunktberechnung konnte aufgrund mangelhafter Arbeitsmittel nicht auf korrekte Weise durchgefuhrt werden Gewohnheitsmassige ubergrosse Risikobereitschaft der Piloten Dies war insbesondere bei jenen Ju 52 Piloten der Fall die vorher in der Schweizer Luftwaffe Dienst geleistet hatten Fehlender Wille des Luftfahrtunternehmens auftretende Mangel Risiken und Regelbruche zu erkennen und zu verhindern Es bestanden seitens der Ju Air genugend Prozesse welche dies verhindern sollten Jedoch wurden die vorhandenen Prozesse ausserst mangelhaft umgesetzt Unterlassung der Meldung von mehreren fruheren schweren Vorfallen an die zustandigen Stellen so dass diese keine entsprechenden Massnahmen ergreifen konnten Kein Eingriff der Aufsichtsbehorde zur Beseitigung der zahlreichen betrieblichen Mangel und Risiken Des Weiteren befand sich das Flugzeug in einem nicht ordnungsgemassen technischen Zustand es konnte die ursprunglichen und im aktuellen Betriebshandbuch beschriebenen Flugleistungen nicht mehr erreichen die Instandhaltung war nicht zielfuhrend organisiert die Crew war fur den spezifischen Flugbetrieb mangelhaft ausgebildet sowie nicht vertraut mit dem Verhalten des Flugzeuges bei Stromungsabriss in allen kritischen Situationen die Aufsichtsbehorde griff bei den technischen Mangeln nicht ein das Fachwissen der beteiligten Personen beim Unternehmen den Instandhaltungsbetrieben und der Aufsichtsbehorde war teilweise ungenugend Die sehr zahlreichen und gravierenden Sicherheitsdefizite fuhrten zu einer Vielzahl an Sicherheitshinweisen und Sicherheitsempfehlungen Siehe auch BearbeitenListen von FlugunfallenWeblinks BearbeitenSchweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST Publikationen zur Untersuchung des Unfalls der Junkers Ju 52 HB HOT vom 4 August 2018 inkl Schlussbericht 28 Januar 2021 abgerufen am 25 Februar 2021 PDF SUST Erklarvideo zum Unfall der Ju 52 vom 4 August 2018 28 Januar 2021 abgerufen am 25 Februar 2021 Unfallbericht Ju 52 HB HOT Aviation Safety Network englisch abgerufen am 5 August 2018 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p Zwischenbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST uber den Unfall des Verkehrsflugzeuges Junkers Ju52 3m g4e HB HOT Memento vom 21 November 2018 im Internet Archive SUST abgerufen am 15 Mai 2023 Flugzeug am Piz Segnas abgesturzt SRF News 5 August 2018 Tante Ju sturzt oberhalb von Flims beim Piz Segnas ab bis zu 20 Tote befurchtet Neue Zurcher Zeitung 4 August 2018 abgerufen am 5 August 2018 FAZ Pilotenfehler fuhrten zum Absturz der Schweizer Ju52 Marco Latzer Die gespenstische Ruhe am Piz Segnas Blick 9 August 2018 abgerufen am 11 August 2018 Yannick Nock Ex Swissair Sprecherin Beatrice Tschanz Die Ju Air wird wieder fliegen In St Galler Tagblatt tagblatt ch abgerufen am 7 August 2018 a b Medieninformation der JU AIR zum Unfall der JU 52 der JU AIR vom 4 August In ju air ch 5 August 2018 abgerufen am 5 August 2018 Where Eagles Dare In IMPDb org Abgerufen am 5 August 2018 Tante Ju Flugzeug abgesturzt Bis zu 20 Tote befurchtet Zusammenhang mit Hitze nicht auszuschliessen In Aargauer Zeitung 5 August 2018 abgerufen am 5 August 2018 Valkyrie In IMPDb org Abgerufen am 5 August 2018 Peter Rasonyi Der pensionierte NZZ Auslandredaktor Jurg Dedial ist todlich verungluckt In Neue Zurcher Zeitung 6 August 2018 abgerufen am 7 August 2018 Traurige Gewissheit Alle 20 Insassen der JU 52 bei Absturz ums Leben gekommen Schweizer Radio und Fernsehen 5 August 2018 abgerufen am 6 August 2018 Cedric Frohlich Segnes Huttenwart sah Absturz Es hat keine 15 Sekunden gedauert Der Bund 7 August 2018 Die Wetterstation liegt in etwa 2 500 Meter Hohe am Crap Masegn Unfall einer Ju 52 der JU Air Memento vom 5 August 2018 im Webarchiv archive today Wiederaufnahme des Flugbetriebs der JU AIR am 17 August Meldung vom 8 August 2018 Memento vom 15 August 2018 im Webarchiv archive today Jurgen Schelling Ju 52 ein Oldtimer aus den 1930er Jahren In NZZ 5 August 2018 abgerufen am 5 August 2018 Unter ICAO Regeln gewerbliche Fliegerei Annex 6 Teil 1 6 3 1 2 nicht gewerblich Annex 6 Teil 2 3 6 3 4 online siehe Teil 1 bzw Teil 2 sind Flugdatenschreiber fur nicht turbinengetriebene Flugzeuge erst ab 5 7 Tonnen MTOW vorgeschrieben und dies auch nur fur Flugzeuge die nach 1989 bzw 2005 zugelassen wurden Hier sturzt die Ju 52 ab In Blick online vom 30 November 2018 Bund erlasst strengere Regeln fur Ju 52 Fluge Tages Anzeiger 16 August 2018 Exklusiv Ju Air CEO erzahlt von der Trauer und vom Weitermachen In suedostschweiz ch 12 Oktober 2018 abgerufen am 15 Mai 2023 Ermittler korrigieren den Ju Air Chef Tages Anzeiger 17 Oktober 2018 Seite 16 Bund zieht bei Tante Ju die Schraube an Tages Anzeiger 13 Marz 2019 S 5 Ju Air darf keine kommerziellen Fluge mehr anbieten Dubendorf Zukunft fur Museum und Ju 52 gesichert Hansjorg Burgi auf SkyNews Pia Wertheimer Schwerer Ruckschlag fur Ju Air Der Bund blockiert die Totalrevision der Ju 52 Die Unterhaltsbetriebe haben ihre Zulassung verloren In Tages Anzeiger 5 Mai 2019 abgerufen am 5 Mai 2019 a b Swiss Transportation Safety Investigation Board STSB Status report by the Swiss Transportation Safety Investigation Board STSB concerning the status of the investigation into the accident involving the Junkers Ju 52 3m g4e transport aeroplane HB HOT operated by Ju Air on 4 August 2018 1 2 km south west of Piz Segnas municipality of Flims canton of Grisons Nicht mehr online verfugbar 2 August 2019 archiviert vom Original am 17 August 2019 abgerufen am 19 August 2019 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www sust admin ch Grund fur Absturz der Tante Ju bleibt langer im Dunkeln 2 Statusbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST uber den Stand der Untersuchung zum Unfall des Verkehrsflugzeuges Junkers Ju 52 3m g4e HB HOT Nicht mehr online verfugbar 4 August 2020 ehemals im Original abgerufen am 4 August 2020 1 2 Vorlage Toter Link www sust admin ch Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Schweizerische Depeschenagentur Luftfahrtaufsicht wird wegen Kritik nach Ju 52 Absturz untersucht In Bieler Tagblatt 9 August 2020 abgerufen am 9 August 2020 a b Mark Baer Piloten hielten sich fur unverwundbar In SonntagsZeitung 30 August 2020 Archiv Andri Rostetter Ju 52 Absturz am Piz Segnas Piloten sollen sich nicht an Mindesthohe gehalten haben In Neue Zurcher Zeitung 30 August 2020 abgerufen am 30 August 2020 Schlussbericht Nr 2339 der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST uber den Unfall des Motorflugzeuges Piper PA 28 181 HB PER vom 4 August 2017 rund 300 m nordlich der Diavolezza Pontresina GR Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST Bundesamt fur Verkehr 18 Januar 2019 abgerufen am 17 November 2020 Schlussbericht veroffentlicht Pilotenfehler fuhrten zu Tante Ju Absturz von 2018 Schweizer Radio und Fernsehen 28 Januar 2021 abgerufen am 28 Januar 2021 Publikationen DE zur Untersuchung des Unfalls der Junkers Ju 52 HB HOT vom 4 August 2018 PDF Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST abgerufen am 28 Januar 2021 46 898209158333 9 2274278833333 Koordinaten 46 53 53 6 N 9 13 38 7 O CH1903 736296 195675 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Absturz der Junkers Ju 52 HB HOT amp oldid 234321812