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Als Abolitionismus von englisch abolition von lateinisch abolitio Abschaffung Aufhebung wird in der Geschichte der Frauenbewegung eine soziale Bewegung bezeichnet die auf die Abschaffung der Prostitution hinarbeitete Als grosster Erfolg des Abolitionismus in Deutschland kann die Verabschiedung des Gesetzes zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten von 1927 gelten Die abolitionistische Bewegung von heute wird vor allem mit der Forderung zur Einfuhrung des Nordischen Modells in Verbindung gebracht Demnach sollen das Angebot von Prostitution entkriminalisiert die Nachfrage nach Prostitution kriminalisiert und umfangreiche Praventions und Ausstiegsmassnahmen angeboten werden Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Begriffsgeschichte 2 Abolitionismus als politische Bewegung in Deutschland 2 1 Im 19 Jahrhundert bis 1914 2 2 Inhaltliche Positionen und Themen 2 2 1 Reglementierung 2 3 Im Ersten Weltkrieg 2 4 In der Weimarer Republik 2 5 1945 bis heute 2 6 Wichtige Vordenkerinnen und Akteurinnen 3 Osterreich 3 1 Wichtige Vordenkerinnen und Akteurinnen 4 Schweiz 4 1 Abolitionistische Verbande der Schweiz 4 2 Wichtige Aktivistinnen 5 Vereinte Nationen 6 Quellen 6 1 Die Zeitschrift des Abolitionismus 1904 1933 6 2 Die Flugschriften des Abolitionismus 7 Literatur 8 EinzelnachweiseEntstehung und Begriffsgeschichte BearbeitenDie Grundung der abolitionistischen Bewegung geht auf die englische Frauenrechtlerin Josephine Butler zuruck die sich in einer leidenschaftlichen und langjahrigen Kampagne gegen die Contagious Diseases Acts wandte Diese Erlasse verfugten dass sich Prostituierte in England medizinischen Zwangsuntersuchungen unterziehen mussten und hatten zum Ziel auf diese Weise die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten zu verhindern Die Freier blieben dagegen unbeteiligt Viele Frauen sahen in diesen Erlassen sowie ahnlichen Gesetzgebungen in anderen Landern die bestehende sexuelle Doppelmoral zementiert die Mannern einen anderen Handlungsfreiraum als Frauen zubilligte Der Name Abolitionismus ist eine bewusste Anlehnung an die US amerikanische Anti Sklaverei Bewegung Butler wandte sich gegen die rechtliche und sexuelle Versklavung der Frauen die ihrer Ansicht nach in der Prostitution und dem weissen Sklavinnenhandel Frauenhandel ihren Hohepunkt fand Inspiriert von Josephine Butler und der von ihr geleiteten Ladies National Organisation entstanden in vielen anderen Landern abolitionistische Zweigvereine Abolitionismus als politische Bewegung in Deutschland BearbeitenIm 19 Jahrhundert bis 1914 Bearbeiten In den 1880er Jahren hatte es im deutschen Kaiserreich einen ersten Versuch gegeben die Ideen von Josephine Butler und des internationalen Abolitionismus fruchtbar zu machen Grafin Gertrude Guillaume Schack grundete in Beuthen a d O in Niederschlesien 1880 den Deutschen Kulturbund der sich als deutscher Ableger der Internationalen Abolitionistischen Foderation verstand 1 Allerdings gerieten die Arbeiten des Bundes bald ins Stocken und auch die burgerliche Frauenbewegung unterstutze diese Arbeit nur sehr zogerlich Auch die Sozialdemokratie die zu dieser Zeit unter den Sozialistengesetzen zu leiden hatte liess sich nicht fur eine aktive Mitarbeit gewinnen Erst nach drei Jahren gelang es einen Zweigverein in Berlin zu grunden der am 7 Marz 1883 seine Arbeit aufnahm Die Arbeit des Kulturbundes wurde von Anfang an von der Polizei uberwacht 1885 gab Gertrude Guillaume Schack ihre Aktivitaten auf und ging nach England Der Deutsche Kulturbund stellte seine Arbeiten ein 2 Einen zweiten Versuch den Abolitionismus in die burgerliche Frauenbewegung des Kaiserreichs hineinzutragen unternahm Anna Pappritz 1861 1939 in den spaten 1890er Jahren 3 1899 entstanden die ersten beiden abolitionistischen Vereine im deutschen Kaiserreich in Berlin Leitung Anna Pappritz und Hamburg Leitung Lida Gustava Heymann 3 Die erste offizielle Vorstandssitzung des Berliner Zweigvereins fand am 2 Juni 1899 am Schoneberger Ufer 38 in der Wohnung von Anna Pappritz statt 4 Neben Pappritz ubernahmen Magda Perwo und Katharina Erdmann die anderen Vorstandsposten 4 Die drei Vorstandsmitglieder teilten ihre Arbeit in einen Sommer und Winterzyklus auf wahrend im Sommer zunachst theoretische Aufgaben wie etwa das Sammeln sachdienlicher Zeitungsberichte fur den Verein auf dem Plan standen sollten im Winter erste Vortrage organisiert werden 4 Neben der Planung eines hygienischen Unterrichts zur Aufklarung der Jugend stand auch in Kooperation mit Anita Augspurg 1857 1943 vom Hamburger Zweigverein die Vorbereitung einer Petition zur strengeren Bestrafung von Sittlichkeitsverbrechen auf der ersten Tagesordnung 4 Nachdem sich bereits fruh inhaltliche Unstimmigkeiten zwischen Pappritz und Heymann abgezeichnet hatten folgte bei der Generalversammlung des Verbandes Deutscher Frauenvereine der Bruch Ab da gingen beide Zweigvereine getrennte Wege Anna Pappritz fand in der Dresdnerin Katharina Scheven 1861 1922 eine neue Mitstreiterin 5 Scheven leitete den abolitionistischen Zweigverein in Dresden und wurde ab 1902 Herausgeberin der Vereinszeitschrift Der Abolitionist 6 1902 ubernahm sie als Vorsitzende die Sittlichkeitskommission des Bundes Deutscher Frauenvereine BDF Der Abolitionismus in Deutschland mischte sich in alle sexualpolitischen Debatten der Zeit ein und bekampfte auch den Madchenhandel Vor allem in der Deutschen Gesellschaft zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten versucht er abolitionistische Positionen mehrheitsfahig zu machen So wurde 1902 Anna Pappritz als erste und einzige Frau auf Druck der Sittlichkeitsvereine in den Vorstand gewahlt Der Leitspruch des deutsch Abolitionismus war Es gibt nur eine Moral sie ist die gleiche fur beide Geschlechter Um seine Ziele zu verwirklichen engagierte sich der deutsche Abolitionismus in internationalen Zusammenhangen und grundete 1904 einen deutschen Dachverband der als deutscher Zweigverein der Internationalen Abolitionistischen Foderation beitrat Dessen Vorsitz hatte Katharina Scheven inne 5 Bettina Kretschmar kam bei ihren Forschungen zum deutschen Abolitionismus zu dem Ergebnis dass der deutsche Zweig nie viele Mitglieder hatte Fur das Jahr 1908 kam sie auf knapp uber 1 000 Mitglieder davon 138 Manner 13 8 Bis 1914 stieg die Mitgliederzahl auf etwa 1 200 an und wurde bis 1933 nicht mehr uberschritten 7 Inhaltliche Positionen und Themen Bearbeiten Reglementierung Bearbeiten Der Abolitionismus forderte die Abschaffung der staatlichen Reglementierung der Prostitution Bei dieser handelte es sich um ein polizeiliches Kontrollsystem mit dem Ziel Geschlechtskrankheiten einzudammen 8 Dafur wurden Zwangsuntersuchungen und behandlungen an Prostituierten durchgefuhrt sowie sogenannte Dirnenlisten gefuhrt um Prostitution fur den nachfragenden Mann so gesund wie moglich zu gestalten 9 Im Rahmen der Reglementierung wurden nur Frauen strafrechtlich belangt 10 da Prostitution als wahllose Preisgabe eines Weibes an Manner gegen Entgelt und damit als eine einseitige weibliche Verfehlung verstanden wurde 11 Die Abolitionistinnen verurteilten diese Doppelmoral sie forderten anzuerkennen dass Mann und Frau zu gleichen Teilen an der Prostitution beteiligt waren und ohne die Nachfrage des Mannes die Prostitution nicht existieren wurde 11 Die Reglementierung fuhre zudem nicht zu verringerten Infektionszahlen von Geschlechtskrankheiten sondern sorge fur Angst vor Strafen und gesellschaftlicher Verurteilung weshalb viele betroffene Frauen keine Arzte zur Behandlung aufsuchten 12 Als einzige Moglichkeit zur Eindammung der Prostitution sahen die Abolitionistinnen soziale Reformen Sie forderten eine verbesserte Wohnungslage die Bekampfung des Alkoholismus die systematische Aufklarung der Jugend verbesserte staatliche Hygienekonzepte und vor allem die Gleichstellung der Frau 13 Als Hauptgrund fur die Prostitution sahen die Abolitionistinnen die Abhangigkeit der Frau ihre Mittellosigkeit und das Elend in dem viele Frauen vor allem aus dem Proletariat lebten 14 Bordellierung amp KasernierungDie Bordellierung und Kasernierung waren zwei verschiedene Arten von Mechanismen zur Kontrolle von Prostituierten um Geschlechtskrankheiten zu bekampfen Dies bedeutete dass Prostituierte in Bordellen leben und arbeiten mussten 15 Das Einschreibungssystem der Bordellierung war meist verbunden mit einem Verlust an Freiheitsrechten fur die Frauen So war es den meisten bordellierten Frauen verboten bestimmte Platze zu betreten oder nach einer bestimmten Uhrzeit vor die Haustur zu gehen Die Kasernierung war ein 1878 in Bremen eingefuhrtes Modell das Prostituierte zwang sich nur in bestimmten reglementierten Wohnblocken und Strassen aufzuhalten Im Unterschied zur Bordellierung bedeutete reine Kasernierung dass in dieser Strasse niemand anders sich dauernd aufhalt als nur die Prostituierten auch nicht Dienstpersonal 16 Argumente fur die Kasernierung waren dass sie eine bessere Sittenkontrolle ermogliche und die Ausbeutung Prostituierter in Bordellen verhindere 17 In den Flugschriften des Abolitionismus wandte sich die Bewegung gegen beide Mechanismen und lehnte sie ab da sowohl die Bordellierung als auch die Kasernierung keine Hilfe bei der Bekampfung von Geschlechtskrankheiten waren Der Mediziner Ernst von During fuhrte dazu aus Die arztliche Kontrolle in den Bordellen erweckt in vielen Menschen die Ansicht dass die Bordellprostituierten verhaltnismassig ungefahrlich seien 18 Er betonte dass auch die allgemeine Sittlichkeit dadurch nicht erhoht werde und wies darauf hin dass beide Mechanismen die geheime Prostitution befordern und den Ausweg aus der Prostitution erschweren wurden Abolitionistinnen schlugen Alternativen vor So zum Beispiel Anfang 1900 in Hannover als sich die Vorsitzende des Deutsch Evangelischen Frauenbundes DEF Paula Muller Otfried gemeinsam mit dem Polizeiprasidenten Graf Berg und dem Regierungsprasidenten fur die Verbesserung der Verhaltnisse der Prostituierten einsetzte Der Vorschlag sah vor Frauen in Wohnungen unterzubringen die fur die Ausubung der Prostitution vorgesehen waren und sie zusatzlich mit Polizeikontrollen vor den Wohnungen zu schutzen Der Vorschlage wurden nicht umgesetzt und Hannover blieb beim alten System der Kasernierung JugendarbeitDie abolitionistische Bewegung setzte sich um die Jahrhundertwende fur die Erziehung und Aufklarung der Jugend in sexuellen und sittlichen Belangen ein 19 Sie organisierte Vortrage von Arztinnen und Arzten an Schulen um Jugendliche uber ihre sexuelle Verantwortung zu unterrichten 19 und forderte die Beteiligung der Eltern an der Aufklarung ihrer Kinder 20 Damit sollte auch die burgerliche Doppelmoral bezuglich sexualmoralischer Normen uberwunden werden 19 In den verschiedenen abolitionistischen Schriften prangerten Expertinnen wie Dr Ernst A Heimann den bestehenden Mangel an sexueller Aufklarung in der Gesellschaft an 21 Daher wurden solche Vorhaben der abolitionistischen Bewegung von Medizinerinnen begrusst 21 Diese Aktivitaten trafen nicht immer auf Zustimmung noch bis 1922 blieb beispielsweise in Hamburg das Verbot der Aufklarungsarbeit im Volksschulunterricht bestehen 19 Der Konflikt mit dem Bund fur MutterschutzDer Bund fur Mutterschutz der 1905 durch Helene Stocker gegrundet worden war entwickelte in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg ein Gegenmodell zu den abolitionistischen Forderungen 22 Die philosophische Basis des Bundes bildete die von Helene Stocker entwickelte Idee der Neuen Ethik In Anlehnung an Friedrich Nietzsches Umwertung aller Werte forderte Stocker eine Neubestimmung der Sexualmoral und vor allem eine Befreiung der weiblichen Sexualitat die auch ausserhalb einer Ehe stattfinden konnen sollte Helene Stocker sah nicht die Ehe sondern ausschliesslich die Liebe als Legitimation fur sexuelle Beziehungen an und stellte damit die burgerliche Konvenienzehe in Frage Dies sollte so Stocker der Prostitution die Grundlage entziehen Die Neue Ethik verstand sich also auch als Prostitutionslosung 23 Damit geriet der Bund und auch Helene Stocker in Opposition zum Abolitionismus der die Ehe nicht abschaffen sondern reformieren wollte Eine Diskrepanz zwischen beiden Fronten entstand auch in Bezug auf den Paragrafen 218 Die abolitionistische Bewegung sprach sich fur eine Beibehaltung aus der Bund fur Mutterschutz pladierte fur eine ersatzlose Streichung Somit standen sich innerhalb der burgerlichen Frauenbewegung bis 1914 zwei Prostitutionspolitiken gegenuber Einmal die Neue Ethik die von der radikalen Richtung der burgerlichen Frauenbewegung unterstutzt wurde und zum anderen der Abolitionismus der von der gemassigten Richtung getragen wurde Im Ersten Weltkrieg Bearbeiten Bei Beginn des Ersten Weltkrieges beendeten viele Frauenvereine ihre Aktivitaten um den Weltkrieg zu unterstutzen Auch die abolitionistischen Zweigvereine schlossen sich dem an Allerdings entwickelte die Prostitutionsproblematik im 1 Weltkrieg eine enorme Eigendynamik so dass sich die abolitionistische Bewegung spatestens 1916 wieder ihren Kernthemen widmete 1916 organisierten mehrere Vertreterinnen von Frauenvereinen und verbanden unter ihnen auch die abolitionistischen Verbande die Konferenz zum Studium der Sittlichkeitsfrage auf der vor allem die Wohnungsfrage Prostituierter kontrovers diskutiert wurde 24 Die Militarverwaltung richtete Kriegsbordelle ein in denen Prostituierte unter Reglementierung durch die Militarverwaltung standen 25 Auch in den von den Militarbehorden eingerichteten Bordellen setzte man auf die medizinische Untersuchung zur Vermeidung von Geschlechtskrankheiten Neu war hierbei dass nicht nur die Prostituierte untersucht wurde sondern auch der Freier 26 Da die Infektionszahlen im Weltkrieg enorm anstiegen wurde die Geschlechtskrankheitenproblematik zunehmend politisch diskutiert bis hin zur Forderung einer vollstandigen medizinischen Erfassung und Untersuchung der gesamten Bevolkerung des deutschen Reichs 25 1916 erreichte die Debatte auch den Reichstag der einen bevolkerungspolitischen Ausschuss grundete in dem neben familien und wohnungsbaupolitischen Themen auch die Bekampfung von Geschlechtskrankheiten und die Prostitution behandelt wurden Diskutiert wurde hier vor allem eine Meldepflicht fur Erkrankte und die Frage ob eine Zwangsuntersuchung aller Soldaten legitim sei Der von der Reichsregierung im Februar 1918 vorgelegte Gesetzentwurf verzichtete auf eine Behandlungspflicht Die Revolution vom November 1918 verhinderte die Behandlung des Entwurfes im Reichstag und so gab es zum Zeitpunkt der Demobilmachung keine gesetzliche Regelung die den Umgang mit geschlechtskranken Soldaten regelte In der Weimarer Republik Bearbeiten Nach dem Ersten Weltkrieg nahm die abolitionistische Bewegung langsam wieder ihre inhaltliche Arbeit auf Als Katharina Scheven 1922 plotzlich verstarb ubernahm Anna Pappritz den Vorsitz des abolitionistischen Dachverbandes Sie blieb Vorsitzende bis sich die abolitionistische Foderation 1934 selbst aufloste Die Ansicht dass eine gesetzliche Regelung in Bezug auf die Ubertragung von Geschlechtskrankheiten und damit verbunden auf den Umgang mit der Prostitution gefunden werden musse setzte sich in immer breiteren Kreisen durch Die Arbeiten am zu schaffenden Gesetz erwiesen sich als schwierig und kompliziert begleitet wurden sie von der bereits vor dem Weltkrieg eingesetzten Sachverstandigenkommission der DGBG in der auch abolitionistische Mitglieder mitarbeiteten Inzwischen hatte sich die abolitionistische Haltung in der Kommission durchgesetzt und die Abschaffung der Reglementierung wurde befurwortet Die Deutsche Gesellschaft zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten bestand anfangs aus lauter unentwegten Reglementaristen Nach und nach gewann aber doch die abolitionistische Richtung einen gewissen Einfluss Anna Pappritz 27 gt Die Sachverstandigenkommission erarbeitete erstmals ein Programm das nicht mehr nach Geschlecht unterschied und verabschiedete sich so von der Geschlechterjustiz des Kaiserreiches Die Vorschlage wurden der Regierung und dem bevolkerungspolitischen Ausschuss zugesandt Im Reichstag kam es darauf zu heftigen Debatten uber die im Gesetz vorgesehene Abschaffung der Reglementierung Trotzdem nahm der Reichstag am 18 Juni 1923 das Gesetz mit knapper Mehrheit an allerdings erhob der Reichsrat Einspruch und das Gesetz trat nicht in Kraft Zwei Jahre spater am 30 Marz 1925 legte die Regierung dem Reichsrat einen neuen Gesetzentwurf auf der Grundlage des wenig uberarbeiteten Gesetzentwurfs von 1922 vor Dieser wurde an den Ausschuss fur Bevolkerungspolitik uberwiesen der damals von der DNVP Abgeordneten und Abolitionistin Paula Muller Otfried vom Deutsch Evangelischen Frauenbund geleitet wurde Dem Ausschuss gehorten 12 Manner und 16 Frauen an Nach langeren Debatten stimmte der Ausschuss dem Regierungsentwurf mit wenigen Anderungen zu woraufhin der Reichstag in vier Sitzungen alle im Januar 1927 das Gesetz beriet Am 26 Januar 1927 wurde das Gesetz zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten mit knapper Mehrheit angenommen Neben den Kommunisten stimmten lediglich die Wirtschaftliche Vereinigung und die Volkische Arbeitsgemeinschaft gegen das Gesetz 28 Am 1 Oktober 1927 trat es in Kraft In Bezug auf die Zwangsbehandlung von Prostituierten wurde nun festgelegt dass kunftig alle von Geschlechtskrankheiten Betroffenen erfasst und behandelt werden sollten Die Zustandigkeit dafur wurde von der Sittenpolizei auf die Gesundheitsamter verlagert dies war eine der wichtigsten abolitionistischen Forderungen gewesen Die abolitionistische Foderation versuchte in den nachsten Jahren die Regelungen des Gesetzes bekannt zu machen und drang auf eine entsprechende Umsetzung des Gesetzes Die Arbeit des deutschen abolitionistischen Zweigvereins endete in der Zeit des Nationalsozialismus 1945 bis heute Bearbeiten Die Verabschiedung der Konvention zur Unterbindung des Menschenhandels und zur Ausnutzung anderer durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen vom 2 Dezember 1949 tragt eine deutlich abolitionistische Handschrift Sie kann daher als Ergebnis transnationaler Bemuhungen der Abolitionisten seit dem ausgehenden 19 Jahrhundert betrachtet werden Das Ziel der Konvention ist es den internationalen Menschenhandel zum Zwecke der Prostitution sowie sexuelle Arbeit im Allgemeinen moglichst weitgehend zu unterbinden 1988 wurde die Coalition Against Trafficking in Women CATW als Ergebnis einer Konferenz mit dem Titel First Global Conference Against Trafficking in Women gegrundet CATW war die erste internationale Nichtregierungsorganisation NGO die Prostitution in jeglicher Form als Menschenhandel einstufte 1989 erhielt sie den beratenden Status beim ECOSOC UN Mitgrunderin war u a die 1941 in Berlin geborene Kathleen Barry Sie ist eine US amerikanische Soziologin und Feministin und erweckte mit ihrem 1979 erschienenen Buch Female Sexual Slavery internationale Aufmerksamkeit An abolitionistische Ideen knupfen heute in Deutschland etwa die Initiative Rotlicht Aus 29 des Landesfrauenrates Baden Wurttemberg und des Sisters e V oder die Gruppe Abolition 2014 an Dabei steht eine Orientierung am Nordischen Modell fur Prostitution im Vordergrund So heisst es im Positionspapier von Abolition 2014 Ziel ist nicht das Verbot die Kriminalisierung Illegalisierung der Prostitution sondern die Kriminalisierung der Nachfrage nach bezahltem Sex denn sie ist der Grund aus dem Prostitution existiert 30 Wichtige Vordenkerinnen und Akteurinnen Bearbeiten Anna Pappritz Minna Cauer Katharina Scheven Anita Augspurg Lida Gustava Heymann Wolfgang Mittermaier Agnes Blum Josephine Butler Gertrude Guillaume SchackOsterreich BearbeitenWichtige Vordenkerinnen und Akteurinnen Bearbeiten Bertha Pappenheim Judischer Frauenbund Schweiz Bearbeiten1875 wurde in Genf die Federation abolitionniste internationale FAI gegrundet Abolitionistische Verbande der Schweiz Bearbeiten Internationaler Verein Freundinnen junger Madchen Schweizerischer Frauenbund zur Hebung der SittlichkeitWichtige Aktivistinnen Bearbeiten Emma Pieczynska Reichenbach Marie Humbert Droz Helene de GinginsVereinte Nationen BearbeitenKonvention zur Unterbindung des Menschenhandels und der Ausnutzung der Prostitution andererQuellen BearbeitenDie Zeitschrift des Abolitionismus 1904 1933 Bearbeiten Das Publikationsorgan der abolitionistischen Bewegung zwischen 1902 und 1933 war der Abolitionist Der Abolitionist ist voll digitalisiert zuganglich uber die Website des Digitalen Deutschen Frauenarchivs 31 Die Flugschriften des Abolitionismus Bearbeiten Heft Titel Verfasser in1 Der Kampf gegen die reglementierte Prostitution Katharina Scheven2 Die Uebel der Reglementierung der Prostitution Katharina Scheven3 Die gesundheitlichen Gefahren der Prostitution Anna Pappritz4 Warum erachtet die Foderation die Prostitution als nicht strafbares Vergehen Katharina Scheven5 Die positiven Aufgaben und strafrechtlichen Aufgaben der Foderation Anna Pappritz amp Katharina Scheven6 Die Kasernierung der Prostitution Dr med Ernst von During7 Warum bekampfen wir die Reglementierung der Prostitution Pfarrer E Hoffet8 Unser Kampf gegen den Schmutz in Literatur und Kunst Pastor Ernst Baars9 Die Strafbarkeit der Vernichtung des keimenden Lebens vom Standpunkt des Mediziners Dr med Agnes Bluhm10 Geheime Prostitution Pfarrer P Bruns11 Gibt es geborene Prostituierte Helenefriederike Stelzner12 Unser Kampf gegen die Reglementierung der Prostitution Dr med Ernst von DuringLiteratur BearbeitenPetra Schmackpfeffer 3 Kapitel Das Verhaltnis der alten deutschen Frauenbewegung zur Prostitution In Dies Frauenbewegung und Prostitution Uber das Verhaltnis der alten und neuen deutschen Frauenbewegung zur Prostitution Oldenburg 1989 Bettina Kretzschmar Bahn frei fur den aufwuhlenden Pflug der Kritik Der Beginn der abolitionistischen Bewegung in Deutschland In Ariadne Nr 55 2009 S 6 11 Bettina Kretzschmar Gleiche Moral und gleiches Recht fur Mann und Frau Der deutsche Zweig der Internationalen abolitionistischen Bewegung 1899 1933 Ulrike Helmer Verlag Sulzbach Taunus 2014 ISBN 978 3 89741 359 7 Sonja Dolinsek Konvention zur Unterbindung des Menschenhandels 1949 und Erklarung uber Prostitution und Menschenrechte 1986 in Quellen zur Geschichte der Menschenrechte herausgegeben vom Arbeitskreis Menschenrechte im 20 Jahrhundert September 2016 abgerufen am 11 Januar 2017 Christina Klausmann Politik und Kultur der Frauenbewegung im Kaiserreich Das Beispiel Frankfurt am Main Frankfurt am Main New York 1997 Malte Konig Der Staat als Zuhalter Die Abschaffung der reglementierten Prostitution in Deutschland Frankreich und Italien im 20 Jahrhundert Berlin Boston 2016 Reinhold Lutgemeier Davin Kerstin Wolff Helene Stocker Frauenbewegung und Pazifismus im Kaiserreich und in der Weimarer Republik Eine Einordnung In Reinhold Lutgemeier Davin Kerstin Wolff Hrsg Helene Stocker Lebenserinnerungen Die unvollendete Autobiographie einer frauenbewegten Pazifistin Wien 2015 Susanne Michl Der Kampf gegen die inneren Feinde 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