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Paula Muller Otfried getauft als Pauline Sophie Christiane Mueller 1 7 Juni 1865 in Hoya 8 Januar 1946 in Einbeck war eine fuhrende deutsche Frauenrechtlerin Politikerin und Pionierin der Sozialen Arbeit Sie wurde bekannt als Mitbegrunderin des Deutsch Evangelischen Frauenbundes dessen erste Vorsitzende sie war und den sie drei Jahrzehnte nachhaltig pragte Ihr Wirken bestand vordergrundig im rechten Flugel der burgerlichen christlichen Frauenbewegung Paula Muller OtfriedAuf einem DNVP Parteitag in Konigsberg von links Elsa Hielscher Panten Else von Sperber Annagrete Lehmann dahinter Magdalene von Tiling Margarete Behm dahinter Therese Deutsch Helene Freifrau von Watter Paula Muller Otfried dahinter Ulrike Scheidel Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Konfessionelle Frauenbewegung und Soziale Arbeit 1 3 Erster Weltkrieg 1 4 Weimarer Republik und politisches Engagement 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Paula Mueller wuchs in einem burgerlichen geistig aufgeschlossenen Elternhaus auf Sie erhielt von ihrem Vater Karl Hugo Muller der in der Stadt Hannover ab 1895 als Landesdirektor der seinerzeit preussischen Provinz Hannover wirkte 2 eine breite wissenschaftliche und kunstlerische Ausbildung 3 Wie viele andere gut burgerliche Madchen damals auch wurde sie von ihren Eltern auf eine evangelisch lutherische Hohere Tochterschule und anschliessend in ein Pensionat ins Ausland geschickt Verschiedene Bildungsreisen fuhrten sie in ihrer Jugend auch nach Griechenland und Italien 4 Bereits als Kind kam sie in Kontakt mit den Noten der arbeitenden Klassen da sie ihre Mutter haufig auf den Gangen in die Wohnungen der Armen begleitete Ihr Vater vermittelte ihr daruber hinaus die Zusammenhange zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung und den sozialen Problemen der Industriegesellschaft 5 Konfessionelle Frauenbewegung und Soziale Arbeit Bearbeiten Seit 1893 arbeitete Paula Mueller in der christlichen Armenpflege Besonders der Kampf gegen die Prostitution mit ihren vielfaltigen einhergehenden sozialen Problemen wurde ihr ein personliches Anliegen Mit der zunehmenden Vertiefung in die Problematik der sogenannten Frauenfrage wandte sie sich nach langerem Zogern schliesslich der Frauenbewegung zu Sie hatte zunachst lange Zeit an der Notwendigkeit einer solchen Bewegung gezweifelt 6 Zur Frauenfrage fuhrte Paula Mueller 1904 aus Die Erkenntnis dass in unserer Zeit neben den Aufgaben christlicher Nachstenliebe noch ein grosses weites Arbeitsfeld fur die Frauen brach liegt auf dem Gebiet sozialer Fursorge Dass grosse Notstande von ganzen Volksklassen und Berufsgenossen auch des weiblichen Geschlechts vorhanden sind Dass die Erwerbsarbeit der Frau nicht mehr zu hindern ist aber dass sie in geeignete Bahnen gelenkt werden sollte Dass nicht nur die Frau des Volkes der Hulfe und Unterstutzung bedarf sondern dass die Lage der gebildeten Frau die sich darauf angewiesen sieht ihren Lebensunterhalt durch eigene Kraft zu beschaffen eine verzweifelte ist 7 1899 ubernahm sie den Vorsitz der Ortsgruppe Hannover 8 des kurz zuvor auf dem Evangelischen Kirchentag in Kassel gegrundeten Deutsch Evangelischen Frauenbund DEF 8 9 Ab 1901 war Paula Mueller die erste Vorsitzende des Bundes woraufhin die Geschaftsfuhrung des DEF von Kassel nach Hannover verlegt wurde wo sie bis heute ihren Sitz hat 8 In ihrer Funktion als Vorsitzende die sie bis 1934 ausubte engagierte sie sich in verschiedenen v a frauenbezogenen Bereichen der Sozialarbeit v a in der Sittlichkeitsbewegung und setzte sich daruber hinaus fur das kirchliche Wahlrecht der Frau ein 9 welches 1903 gewahrt wurde Das politische Frauenwahlrecht wurde von ihr und dem DEF allerdings vehement abgelehnt 10 In ihrer Arbeit orientierte sie sich stark am Vorbild der von Johann Hinrich Wichern geforderten und vorgelebten evangelisch lutherischen Tradition der tatigen Nachstenliebe Viele Jahre stand sie in enger Verbindung zu den von ihm gegrundeten Werken der Inneren Mission u a gehorte sie lange Zeit dem Zentralausschuss der Inneren Mission an Ihre enge Anbindung an die Arbeit der Inneren Mission trug sie auch in die christliche Frauenbewegung und in den DEF hinein dessen Wirken sie als erganzenden Zweig der grossen diakonischen Arbeit der Inneren Mission verstand 11 1902 wurde sie Mitglied einer Kommission zur Gewinnung und Ausbildung von Berufsarbeiterinnen der Inneren Mission Ziel war es jungen Frauen durch diese Ausbildung eine materielle Absicherung fur die Zukunft zu verschaffen sowie diese als geeignete Krafte fur die kirchliche soziale Arbeit zu gewinnen Tatigkeitsfelder dieser Krafte sollten Bereiche der Jugendpflege Waisenhauser die Leitung von Madchenheimen und Arbeit in der Stadtmission und Rettungsarbeit sein 12 Von 1904 bis 1932 war sie Herausgeberin der Evangelischen Frauenzeitung 13 Zusammen mit Adelheid von Bennigsen grundete sie 1905 das Christlich Soziale Frauenseminar fur Frauen und Madchen gebildeter Stande in Hannover 10 welches spater im Zuge der Hochschulreform zur Evangelischen Fachhochschule Hannover umbenannt wurde Seit September 2007 wurde die Schule der Fachhochschule Hannover angegliedert Die christlich soziale Frauenschule war die erste Ausbildungsstatte fur Berufsarbeiterinnen 10 Nach erfolgreichem Abschluss erhielten die jungen Frauen die staatliche Anerkennung und die Berufsbezeichnung Wohlfahrtspflegerin bzw Sozialarbeiterin Paula Mueller lehrte dort auch als Dozentin Ihre Lehrgebiete waren Armenpflege ihr Begriff ihre Methode und ihre rechtlichen Bestimmungen und die Dienstbotenfrage und organisation 10 Im Jahr 1908 veroffentlichte sie ein Handbuch zur Frauenfrage sowie die Schrift Die neue Ethik und ihre Gefahr 14 1911 war Paula Mueller Mitbegrunderin der Vereinigung Konservativer Frauen VKF 15 1921 unterstutzte sie die evangelischen Wohlfahrtspflegerinnen bei der Grundung eines eignen von anderen Berufsgruppen unabhangigen Berufsverbands den Verband der evangelischen Wohlfahrtspflegerinnen Deutschlands VEW 10 der sich mittlerweile in Deutscher Berufsverband fur Soziale Arbeit DBSH umbenannt hat 16 und der grosste Berufsverband fur Sozialarbeiter und Sozialpadagogen in Deutschland ist Daruber hinaus machte sie ihren Einfluss geltend in verschiedensten Verbanden und Organisationen so wurde sie z B 1922 in den Vorstand des Evangelischen Bundes und des Deutschen Nationalkomitees zur Bekampfung des Madchenhandels gewahlt Ab 1928 arbeitete sie auch in der Deutschen Akademie fur soziale und padagogische Frauenarbeit in Berlin mit und fungierte ausserdem als Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten 16 heute die Deutsche STI Gesellschaft Gesellschaft zur Forderung der Sexuellen Gesundheit Erster Weltkrieg Bearbeiten Im Jahr 1914 wurde sie zur Vorsitzenden des Nationalen Frauendienstes in Hannover gewahlt der ein Zusammenschluss samtlicher weiblicher burgerlicher wie proletarischer Hilfsorganisationen war und sich zum Ziel steckte wahrend des Krieges die sozialen Hilfen fur die Bevolkerung zentral zu organisieren und damit zu einer erfolgreichen Kriegsfuhrung beizutragen 10 Zwischen 1916 und 1917 war sie Vorstandsmitglied des Bundes Deutscher Frauenvereine BDF 1917 trat ihr Verband jedoch aus dem BDF aus da er nicht bereit war sich an die allgemeine Forderung der Einfuhrung des politischen Stimmrechts fur die Frauen anzuschliessen 10 Weimarer Republik und politisches Engagement Bearbeiten Nach 1918 war sie Mitglied bei der Landessynode 9 1919 war sie Mitglied des ersten Deutschen Evangelischen Kirchentags in Dresden und nahm im selben Jahr an den Wahlen zur Weimarer Nationalversammlung teil Paula Muller erganzte im Zuge ihrer Kandidatur fur den Reichstag ihren Familiennamen mit dem Vornamen ihres Grossvaters Carl Otfried Mueller zu Paula Muller Otfried und erhielt 1920 einen Sitz im Reichstag Sie wurde zweimal wiedergewahlt sodass sie insgesamt bis 1932 als Reichstagsabgeordnete fur die Deutschnationale Volkspartei DNVP tatig war Im Reichstag war sie Mitglied des Strafrechtsausschusses Daruber hinaus setzte sie sich vor allem fur Kleinrentner sowie im Bereich bevolkerungs und kulturpolitischer Fragestellungen ein 10 1921 begrundete Paula Muller Otfried den Entwurf des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes RJWG mit der von Agnes Neuhaus eingebracht und von den Frauen aller Fraktionen des Parlaments getragen wurde 10 Von 1928 bis 1933 war sie Mitglied im Ausschuss zur Bearbeitung des Gesetzentwurfs uber uneheliche Kinder der vom BDF eingebracht worden war Als Politikerin gelang es ihr die Unterstutzung der burgerlich rechten DNVP fur den Deutsch Evangelischen Frauenbund zu erwerben was jedoch auch zu Spannungen innerhalb der Bewegung fuhrte Ehrungen BearbeitenPaula Muller Otfried erhielt zahlreiche Auszeichnungen so u a die Rote Kreuz Medaille und das Kriegsverdienstkreuz 1 1930 wurde ihr die besondere Ehre zuteil fur ihre Verdienste und ihr Lebenswerk mit dem theologischen Ehrendoktortitel durch die Georg August Universitat Gottingen bedacht zu werden was fur eine Frau damals eine hochst seltene Auszeichnung darstellte 1 Literatur BearbeitenStiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung Hrsg Ariadne Im Namen des Herren Konfessionelle Frauenverbande 1890 1933 Heft 35 Kassel 1999 Manfred Berger Benningsen Adelheid Julie Luise Wilhelmine von In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 21 Bautz Nordhausen 2003 ISBN 3 88309 110 3 Sp 101 109 Artikel Artikelanfang im Internet Archive am 2007 06 13 Dirk Bottcher Mueller Otfried Paula In Hannoversches Biographisches Lexikon S 262 online uber Google Bucher Dirk Bottcher Mueller Otfried Paula In Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 453 Sabine Doering Mueller Otfried Paula In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 6 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 044 1 Sp 308 309 Artikel Artikelanfang im Internet Archive am 2007 06 29 Michaela Fenske Muller Otfried Paula In Neue Deutsche Biographie NDB Band 18 Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 00199 0 S 327 f Digitalisat Eckhard Hansen Florian Tennstedt Hrsg u a Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945 Band 2 Sozialpolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1919 bis 1945 Kassel University Press Kassel 2018 ISBN 978 3 7376 0474 1 S 136 f Online PDF 3 9 MB Halgard Kuhn Paula Mueller Otfried 1865 1946 In Inge Mager Hrsg Frauenprofile des Luthertums Lebensgeschichten im 20 Jahrhundert Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2005 S 99 122 Peter Reinicke Mueller Otfried Paula In Maier Hugo Hrsg Who is who der Sozialen Arbeit Lambertus Verlag Freiburg im Breisgau 1998 S 408ff Peter Reinicke Mueller Otfried Paula in Hugo Maier Hrsg Who is who der Sozialen Arbeit Freiburg Lambertus 1998 ISBN 3 7841 1036 3 S 408 410 Hiltrud Schroeder Hrsg Sophie amp Co Bedeutende Frauen Hannovers Biographische Portraits Hannover Fackeltrager Verlag 1991 ISBN 3 7716 1521 6 S 250f Andrea Suchting Hanger Das Gewissen der Nation Nationales Engagement und politisches Handeln konservativer Frauenorganisationen 1900 1937 Droste Verlag Dusseldorf 2002 Daniela Weiland Hrsg Geschichte der Frauenemanzipation in Deutschland und Osterreich Biografien Programme Organisationen Dusseldorf ECON Taschenbuchverlag 1983 Deutsche Biographische Enzyklopadie Bd 7 S 289 Lexikon der Frau Band 2 Encyclios Verlag Zurich 1954 S 680 M d R Die Reichsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus Politische Verfolgung Emigration und Ausburgerung 1933 1945 Eine biografische Dokumentation Droste Verlag Dusseldorf 2 Auflage 1992 S 404 Corinna Heins Anne Jager Frauen in der List Paula Mueller Otfried Vorsitzende des D E F B 1865 1946 In Hannoversche Geschichtsblatter Neue Folge Band 60 2006 S 256 258 Karin Jaspers Wilfried Reininghaus Westfalisch lippische Kandidaten der Januarwahlen 1919 Eine biographische Dokumentation Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Westfalen Neue Folge Bd 52 Aschendorff Munster 2020 ISBN 978 3 402 15136 5 S 143f Weblinks BearbeitenChristiane Streubel Frauen der politischen Rechten in Kaiserreich und Republik Ein Uberblick und Forschungsbericht Stand 2002 Memento vom 24 November 2005 im Internet Archive PDF 350 kB Paula Muller Otfried in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Geschichte des Deutschen Berufsverbands fur Soziale Arbeit DBSH Paula Muller Otfried in Stiftung Archiv der deutschen FrauenbewegungEinzelnachweise Bearbeiten a b c vgl Kuhn 2005 S 100 Inge Mager Frauenprofile des Luthertums Lebensgeschichten im 20 Jahrhundert Die Lutherische Kirche Geschichte und Gestalten Bd 22 Gutersloh Gutersloher Verlags Haus 2005 ISBN 978 3 579 05213 7 und ISBN 3 579 05213 6 S 101 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche vgl Archiv der deutschen Frauenbewegung 1999 S 8 vgl Reinicke 1998 S 408 vgl Kuhn 2005 S 101f vgl Kuhn 2005 S 102 f Mueller zit in Kuhn 2005 S 104 a b c vgl Kuhn 2005 S 103 a b c Lexikon der Frau 1954 S 680 a b c d e f g h i vgl Reinicke 1998 S 409 vgl Kuhn 2005 S 102f vgl Reinicke 1998 S 408f vgl M d R Die Reichsabgeordneten der Weimarer Republik 1992 S 404 Weiland 1983 S 178 vgl Weiland 1983 S 178 a b Der lange Weg zum Einheitsverband Memento vom 20 Februar 2005 im Internet Archive Normdaten Person GND 115875999 lobid OGND AKS LCCN no2016156754 VIAF 314792184 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Muller Otfried PaulaALTERNATIVNAMEN Mueller Pauline Sophie ChristianeKURZBESCHREIBUNG deutsche Sozialarbeiterin Frauenrechtlerin und Politikerin DNVP MdRGEBURTSDATUM 7 Juni 1865GEBURTSORT HoyaSTERBEDATUM 8 Januar 1946STERBEORT Einbeck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paula Muller Otfried amp oldid 237436059