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Abel Seyler 23 August 1730 in Liestal 25 April 1800 Noten 1 in Rellingen war ein deutscher Theaterprinzipal Schweizer Herkunft Er galt als einer der fuhrenden europaischen Theaterprinzipale des 18 Jahrhunderts und als der fuhrende Forderer des deutschen Theaters von den spaten 1760er Jahren bis in die 1780er Jahre 1 Er stellte Shakespeare einem deutschsprachigen Publikum vor forderte das Konzept eines Nationaltheaters in der Tradition von Ludvig Holberg der Dramatiker der Epoche Sturm und Drang und der deutschsprachigen Oper 2 Bevor er sich ab 1767 dem Theater widmete war er als umstrittener Kaufmann und Bankier in Hamburg tatig Abel SeylerUnterschrift von Abel Seyler Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Kaufmann und Bankier in Hamburg 3 Seyler als Theaterprinzipal 3 1 Hamburgische Entreprise 1767 1769 3 2 Seylersche Schauspiel Gesellschaft 1769 1779 3 3 Spate Jahre 1779 1801 3 4 Vermachtnis und Beurteilung 4 Freimaurerei 5 Familie 6 Siehe auch 7 Noten 8 Einzelnachweise 9 Literatur 10 WeblinksHerkunft BearbeitenAbel Seyler wuchs in Liestal in der Kanton Basel in der Schweiz auf Beide Eltern gehorten dem Basler Patriziat an Er war Sohn des Dr theol Abel Seyler 1684 1767 der von 1714 bis 1763 Pfarrer in Frenkendorf Munzach in Liestal war und Anna Katharina Burckhardt 1694 1773 Er war Enkel des reformierten Theologen Friedrich Seyler und Elisabeth Socin Mitglied einer aus Italien stammenden Adelsfamilie und wurde nach seinem Urgrossvater dem schweizerischen Gesandten am Franzosischen Hofe Abel Socin benannt Er stammte auch aus den Basler Patrizierfamilien Merian und Faesch und war matrilinearer Nachkomme der Justina Froben der Tochter des Humanisten Johann Froben Er stammte von vielen fruheren Basler Burgermeistern ab zu seinen entfernten Verwandten gehorte Kardinal Joseph Fesch der Onkel Napoleons sowie die Naturforscherin Maria Sibylla Merian und der Orientalist Johann Ludwig Burckhardt Er hatte eine Schwester Elisabeth Seyler 1715 1798 die mit dem Pfarrer Daniel Merian 1700 1779 verheiratet war Kaufmann und Bankier in Hamburg BearbeitenAls junger Mann liess sich Seyler in Hamburg nieder und war dort bis 1766 als Kaufmann und Bankier tatig Mit seinen Geschaftspartnern Edwin Muller und Johann Martin Tillemann grundete er die Firmen Muller amp Seyler und Seyler amp Tillemann die in den 1750er und fruhen 1760er Jahren mit Finanzinstrumenten spekulierten Unter anderem handelte Seyler wahrend des Siebenjahrigen Kriegs zusammen mit Johann Tillemann mit unterwertigen Heckmunzen die sie in der Hamburg nahe gelegenen Munze zu Rethwisch herstellen liessen Die durch die Munzverschlechterung ausgelosten Wirren sorgen nach Ende des Krieges fur den Untergang des Handelshauses von Seyler und Tillemann Muller amp Seyler und Seyler amp Tillemann gingen 1763 bankrott mit mehr als 3 Millionen Mark Banco in Schulden eine enorme Summe was grosse Aufmerksamkeit erregte Die Historikerin Mary Lindemann beschrieb die Bankrotte als absichtlich und boswillig und als Beispiele fur betrugerische Plane Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit den Konkursen wurden 1763 eingeleitet und der Fall erreichte das Reichskammergericht 3 Seyler als Theaterprinzipal Bearbeiten nbsp Seine zweite Frau Friederike Sophie Seyler galt als die beruhmteste deutsche Schauspielerin in der zweiten Halfte des 18 JahrhundertsHamburgische Entreprise 1767 1769 Bearbeiten Nach den Insolvenzen seiner Firmen widmete sich Seyler seiner grossen Leidenschaft dem Theater Einen grossen Einfluss auf seine Entscheidung hatte seine Faszination fur die Schauspielerin Friederike Sophie Hensel Seyler die als die beruhmteste deutsche Schauspielerin in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts galt und die spater seine zweite Frau wurde Von 1767 bis 1769 war er Hauptunterstutzer Hauptaktionar und faktischer Leiter der Hamburgischen Entreprise auch Hamburger Nationaltheater genannt der erste Versuch nach den Ideen Ludvig Holbergs ein Nationaltheater in Deutschland zu errichten Er beschaftigte Gotthold Ephraim Lessing als den ersten Dramaturgen der Welt und zog bedeutende Schauspieler wie Konrad Ekhof und Friedrich Ludwig Schroder an Das Wirken des Theaters wurde von Lessings Hamburgische Dramaturgie verewigt Das Theater befand sich im Comodienhaus und musste nach zwei Jahren schliessen nachdem Seyler den Rest seines Vermogens dafur ausgegeben hatte Seylersche Schauspiel Gesellschaft 1769 1779 Bearbeiten 1769 grundete Seyler die Seylersche Schauspiel Gesellschaft mit etwa 60 Mitgliedern und erhielt vom hannoverschen Kurfursten Georg III den Privileg als Direktor der koniglichen und kurfurstlichen Hofschauspieler Die Seylersche Schauspiel Gesellschaft galt als die beste Schauspielgesellschaft welche in jener Zeit 1769 1779 in Deutschland existierte 4 Er konnte vor allem Konrad Ekhof fur die Truppe gewinnen Seyler schaffte es in seinem ersten Jahr als Prinzipal allerdings nicht an die alten Erfolge des Hamburger Nationaltheaters anzuknupfen Das mangelnde Publikumsinteresse in Hannover fuhrte zu finanziellen Problemen und als Ekhof im Mai 1770 zudem noch schwer erkrankte und lange nicht auftreten konnte verschlimmerte sich die Situation dramatisch Seylers Schwager der Hofapotheker J G R Andreae aus Hannover rettete die Seylersche Gesellschaft durch die Ubernahme aller Schulden vor dem drohenden Ruin verlangte dafur allerdings dass Ekhof die Leitung ubernimmt Im Jahr 1771 ging die Seylersche Gesellschaft auf Einladung Herzogin Anna Amalias hin an den Weimarer Hof wo sie freundlich aufgenommen wurden und die Leitung wieder an Seyler uberging Weimar stand damals kurz vor seiner Glanzzeit der Weimarer Klassik Herzogin Anna Amalia zog durch ihre Gonnerschaft eine Anzahl der klugsten Kopfe ihrer Zeit an den spater so titulierten Weimarer Musenhof Nach dem Schlossbrand im Jahr 1774 musste die Truppe Anna Amalias Hof verlassen und ging nach Gotha und Leipzig Im Jahr 1775 erhielt Seyler das kursachsische Privileg und 1776 eroffnete er ein neuerbautes Sommertheater in Dresden 1777 verzichtete Seyler auf das kursachsische Privileg In den nachsten zwei Jahren war die Seylersche Truppe hauptsachlich in Frankfurt und Mainz ansassig mit Aufenthalten in Koln Hanau Mannheim Heidelberg und Bonn Er gilt als Vater des Frankfurter Theaterleben 5 Spate Jahre 1779 1801 Bearbeiten Nach 1779 war Seyler an der Errichtung des Nationaltheaters in Mannheim beteiligt wo er von 1779 bis 1781 Direktor war Von 1781 bis 1783 war Seyler Direktor des Schleswigschen Hoftheaters Zwischen 1783 und 1787 leitete er wieder das Comodienhaus in Hamburg und von 1787 bis 1792 war er wieder Direktor des Schleswigschen Hoftheaters 1792 zog er sich mit einer Pension vom Landgrafen Karl von Hessen Kassel zuruck Ab 1798 lebte er als Gast auf dem Gut seines langjahrigen Freundes des Schauspielers und prominenten Freimaurers Friedrich Ludwig Schroder in Rellingen wo er am 25 April 1800 starb und am 1 Mai 1800 beigesetzt wurde 6 Vermachtnis und Beurteilung Bearbeiten Seyler forderte das Konzept eines Nationaltheaters in der Tradition von Ludvig Holberg Dramen der jungen Generation des Sturm und Drang und der deutschsprachigen Oper Er beschaftigte junge Dramatiker als Theaterdichter und liess 1777 Klingers Schauspiel Sturm und Drang urauffuhren das namensgebend fur die gesamte Epoche wurde 7 Sein Wirken trug auch wesentlich dazu bei die Werke Shakespeares in Deutschland bekannt zu machen Die Oper Alceste die eine deutsche Operntradition begrundete wurde fur die Seylersche Gesellschaft von Anton Schweitzer mit einem Libretto von Christoph Martin Wieland geschrieben und am 28 Mai 1773 am Hoftheater Weimar uraufgefuhrt Laut dem Musikkritiker John Warrack Der Erfolg von Abel Seylers Gesellschaft in den Nachkriegsjahren beruhte auf seinem unternehmerischen Talent gepaart mit dem Talent Talente zu gewinnen Es ware ihm jedoch nicht gelungen ohne den grosseren Respekt der den reisenden Theatertruppen zuteilwurde in dem neuen Klima des Interesses im Drama und folglich in der dramatischen Musik 8 Im Gegensatz zu anderen fuhrenden Theaterprinzipalen des 18 Jahrhunderts war Seyler selbst kein Schauspieler und konzentrierte sich auf die kunstlerische und okonomische Leitung der Schauspielgesellschaft 7 Sein burgerlicher Hintergrund und seine Vergangenheit als Kaufmann und Bankier waren in seinem neuen Beruf ebenfalls hochst ungewohnlich Seyler war eine unkonventionelle und farbenfrohe Personlichkeit er galt als ein Mann von Geschmack Kenntnissen und Empfanglichkeit fur die Freuden des Lebens 9 Obwohl er als Kaufmann in Hamburg umstritten war wurde Seyler im spateren Leben fur seine Theaterarbeit sehr geschatzt So wurde er noch zu seinen Lebzeiten 1794 als einer der verdienstesten Manner um die deutsche Kunst bezeichnet 10 Er wurde von viele Zeitgenossen wie Gotthold Ephraim Lessing gelobt Christoph Martin Wieland beschrieb ihn als Mann von Empfindung und Einsicht 11 Nach seinem Tod schrieb seine Tochter Sophie Leisewitz die Frau des Dichters Johann Anton Leisewitz in das Stammbuch des Schauspielers Friedrich Ludwig Schroder Mir fiel das gluckliche Loos aus kindlicher Pflicht den Mann zu verehren den Tausende nur bewundern durfen Freimaurerei BearbeitenSeyler war Freimaurer Er schloss sich 1753 der Freimaurerei in London an wurde im Mai 1755 Mitglied der Absalom Loge in Hamburg und war bis zu seinem Tod an der Freimaurerei beteiligt Abel Seyler und Konrad Ekhof grundeten zusammen mit anderen Mitgliedern der seylerschen Truppe die erste Freimaurerloge in Gotha Die Grundung erfolgte am 25 Juni 1774 im Gasthof Zum Mohren anlasslich der Geburt Johannes des Taufers Die Loge hiess ursprunglich Cosmopolit wurde aber kurz danach zu Ehren der herzoglichen Familie in Zum Rautenkranz umbenannt Zu seinen Mitgliedern gehorten mehrere Mitglieder der seylerschen Truppe wie der Komponist Georg Anton Benda der regierende Herzog Ernst II und sein Bruder Prinz August wurden kurz darauf Mitglieder ebenso wie viele Adelige und Mitglieder den lokalen Elite Gothas Viele der Mitglieder wurden auch Mitglieder des Illuminatenordens Familie Bearbeiten nbsp Sein Schwager J G R Andreae nbsp Sein Sohn L E Seyler Er war in seiner ersten Ehe seit 1754 mit Sophie Elisabeth Andreae 1730 1764 verheiratet sie war Tochter des wohlhabenden Hannover Hofapothekers Leopold Andreae und Schwester des beruhmten Naturforschers J G R Andreae Sie hatten drei Kinder Der Hofapotheker in Celle Abel Seyler 1756 1805 der Hamburger Bankier Ludwig Erdwin Seyler 1758 1836 Teilhaber der Firma Joh Berenberg Gossler amp Co und Sophie Seyler 1762 1833 die ab 1781 mit dem Sturm und Drang Dichter Johann Anton Leisewitz verheiratet war Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahre 1764 wuchsen die Kinder bei ihrem Onkel J G R Andreae in Hannover auf Abel Seyler hatte seitdem wenig Kontakt zu seinen Kindern Seyler heiratete 1772 in zweiter Ehe die Schauspielerin Friederike Sophie Seyler Hensel 1789 Die Ehe war kinderlos Siehe auch BearbeitenSeyler Patrizierfamilie Noten Bearbeiten Sein Todesjahr wird in einigen Quellen aus dem 20 Jahrhundert falschlicherweise als 1801 angegeben Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Kosch Seyler Abel in Dictionary of German Biography Hrsg Walther Killy und Rudolf Vierhaus Vol 9 S 308 Walter de Gruyter 2005 ISBN 3 11 096629 8 Konrad Kratzsch Klatschnest Weimar Ernstes und Heiteres Menschlich Allzumenschliches aus dem Alltag der Klassiker S 48 Konigshausen amp Neumann 2009 ISBN 978 3 8260 4129 7 Mary Lindemann The Anxious Merchant the Bold Speculator and the Malicious Bankrupt Doing Business in Eighteenth Century Hamburg in Margaret C Jacob and Catherine Secretan Hrsg The Self Perception of Early Modern Capitalists Palgrave Macmillan 2009 Herzogin Anna Amalie von Weimar und ihr Theater in Robert Keil Hrsg Goethe s Tagebuch aus den Jahren 1776 1782 Veit 1875 S 69 Albert Richard Mohr 1967 Abel Seyler und seine Verdienste um das Frankfurter Theaterleben In Frankfurter Theater von der Wandertruppe zum Komodienhaus ein Beitrag zur Theatergeschichte des 18 Jahrhunderts Frankfurt am Main Kramer S 66 81 Mitteilungen der Gesellschaft fur Kieler Stadtgeschichte Vol 33 34 S 78 a b Andrea Heinz Seyler Abel In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 300 Digitalisat John Warrack German Opera From the Beginnings to Wagner S 93 Cambridge University Press 2001 ISBN 0 521 23532 4 Theodor Wilhelm Danzel Gotthold Ephraim Lessing sein Leben und seine Werke Vol 2 Nr 1 S 114 115 Heinrich Aug Ottok Reichard Hrsg Theater Calender auf das Jahr 1794 S 241 Der Teutsche Merkur 1773 I S 269 Literatur BearbeitenPaul Schlenther Seyler Abel In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 34 Duncker amp Humblot Leipzig 1892 S 778 782 Andrea Heinz Seyler Abel In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 300 Digitalisat Thomas Bauman Music and Drama in Germany A Traveling Company and Its Repertory 1767 1781 Dissertation uber die Seylersche Schauspiel Gesellschaft University of California Berkeley 1977 Thomas Bauman New directions the Seyler company S 91 131 in North German Opera in the Age of Goethe Cambridge University Press 1985 Magazin zur Geschichte des deutschen Theaters 1773 VI S 264 276 Rudolf Schlosser Vom Hamburger Nationaltheater zur Gothaer Hofbuhne Nendeln Liechtenstein Kraus 1978 Hamburg 1895 Seyler Abel in der Carl Maria von Weber Gesamtausgabe Adrian Kuhl Abel Seyler In Silke Leopold Hrsg Lexikon Oper J B Metzler 2017 ISBN 978 3 476 02394 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Abel Seyler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Abel Seyler im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 118613642 lobid OGND AKS VIAF 22934543 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Seyler AbelKURZBESCHREIBUNG deutscher SchauspieldirektorGEBURTSDATUM 23 August 1730GEBURTSORT LiestalSTERBEDATUM 25 April 1800STERBEORT Rellingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abel Seyler amp oldid 228503795