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Aachener Gaffelbrief ist die Bezeichnung fur eine historische Verfassung der Freien Reichsstadt Aachen die erstmals 1450 getroffen wurde und nach mehrmaligen Aktualisierungen bis 1794 Bestand hatte Der Gaffelbrief spielte eine fruhe Rolle in der Demokratisierungsbewegung vor allem der einfachen Burger und der sich in Zunften organisierenden Gewerbetreibenden die sich von den mehrheitlich regierenden Patriziern und Aristokraten nicht mehr zeitgemass vertreten fuhlten und spiegelt dabei auch die historische Entwicklung des Aachener Zunftwesens wider Die Herkunft des Wortes Gaffel leitet sich von dem Niederdeutschen Kolschen Wort Gabel ab womit ursprunglich eine zweizinkige Fleisch Gabel gemeint war Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Erster Gaffelbrief 1450 3 Zweiter Gaffelbrief 1513 4 Dritter Gaffelbrief 1681 5 Literatur 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenSeit der Verleihung der Rechte einer Freien Reichsstadt im Jahre 1166 durch Kaiser Friedrich I Barbarossa stand an der Spitze Aachens zunachst ein koniglicher Beamter Im Jahre 1250 ging die Leitung auf den Rat uber dem die Burgermeister vorstanden Dieser so genannte Erbrat setzte sich zusammen aus zwei Burgermeistern zwei Rent und Baumeistern lebenslang gewahlten Schoffen des Schoffenstuhls 1 sowie den Deputierten der neun Aachener Grafschaften des Aachener Reichs Die Handwerker welche bis zum Jahre 1428 nur in mehr oder weniger losen Bruderschaften oder auch so genannten Ambachten zusammengeschlossen waren waren im Stadtrat nicht vertreten Auf Grund eines wirtschaftlichen Aufschwungs der handwerklich Tatigen bei gleichzeitiger Misswirtschaft der Stadtverwaltung sowie der Einfuhrung einer Reichssteuer sahen sich die Burger nicht mehr zeitgemass vertreten und klagten Mitbestimmung ein Es folgten Proteste und Aufruhr Ein erster bedeutender Aufstand der Tuchmacher und Weber wurde bereits im Jahre 1368 durch die regierenden Burgermeister Jakob Colyn und Konrad von dem Eichhorn blutig niedergeschlagen Dennoch versuchten sich in der Folgezeit die Ambachten per Satzungen und Verordnungen allmahlich zu ordnungsgemassen Zunften zu organisieren Im Jahr 1428 mussten diese dann einen erneuten Ruckschlag hinnehmen als sich zehn neue Ambachten gegrundet hatten die notfalls wieder mit Gewalt Einfluss auf Gesetzesreformen zu erlangen versuchten Auch dieser Aufstand wurde durch eine Hinterlist des Alt Burgermeisters Konrad von dem Eichhorn einem Sohn des vorhergenannten niedergeschlagen und ein Grossteil der Radelsfuhrer auf dem Marktplatz hingerichtet Erst ab 1437 wurde es dann den zehn Zunften erlaubt sechs Mitglieder aus ihren Reihen und nur in besonderen Fallen in den Rat zu entsenden Schliesslich einigte man sich nach jahrelangem erbitterten Streit und heftigen Unruhen auf eine vertraglich geregelte Mitbestimmung die im Aachener Gaffelbrief des Jahres 1450 erstmals niedergeschrieben wurde Diejenigen politisch berechtigten Zunfte die fortan mit stimmberechtigten Mitgliedern im Rat vertreten waren wurden seitdem mit Gaffeln bezeichnet wodurch das Vertragswerk seinen Namen erhielt So genannte Gaffeln gab es ausserhalb Aachens nur noch in Koln welche eine ahnliche historische und politische Entwicklung wie in Aachen durchlaufen ihre standedemokratische Verfassung aber bereits 1396 in einem so genannten Verbundbrief geregelt hatten und an dem 22 Kolner Gaffeln beteiligt waren Mit den folgenden Gaffelbriefen gelang es somit den Aachener Zunften Schritt fur Schritt die Stadt aus einer ehemals aristokratischen Selbstverwaltung in eine demokratische zu verwandeln und damit die Eigenbedeutung fur die Region zu starken Die Zunfte waren von nun an der zentralen Ansprechpunkte fur das gesamte offentliche Leben und nur durch diese konnte der Burger politisches Recht und politischen Schutz finden und deshalb wurde jeder Burger verpflichtet deren Mitgliedschaft zu erwerben Erster Gaffelbrief 1450 BearbeitenDurch den ersten Aachener Gaffelbrief kam es zu einer komplett neuen Zusammensetzung des Aachener Stadtrates dem ab sofort Deputierte aus elf Zunften angehorten und der jahrlich zur Halfte neu gewahlt wurde Diese elf anerkannten Zunfte bestanden aus der Sternzunft 2 der ausschliesslich Adelige angehorten und die eine Fortfuhrung des vorherigen alten Erbrates darstellte und aus der die Schoffen gewahlt wurden sowie die Bockzunft 3 die Gesellschaft der Patrizier in der die Gelehrten Arzte Juristen Kaufleute und Beamte sich organisiert hatten Ferner aus den Zunften der Werkmeister Tuchfabrikanten und Wollenweber Brauer Metzger Loder Gerber Schmiede sowie aus den vier Gesellschaften zum Lowenberg 4 zum schwarzen Adler 5 zum Pontort 6 und zum Altenstern 7 die wiederum aus gehobenen Burgerschichten und Patriziern bestanden nbsp Anfang des Gaffelbriefs von 1450 v Beeck Nopp 1643 Dieser neu aufgestellte Stadtrat gliederte sich auf in einen kleinen und einen grossen Rat Dem insgesamt 40 Personen starken kleinen Rat gehorten neben zwei Ratsherren aus jeder der elf Zunfte noch zwei Burgermeister von ihnen wurde einer aus den Schoffen und einer aus der Burgerschaft gewahlt zwei Schoffenmeister meist die dienstaltesten Schoffen ein Kanzler Schreiber zwei Kurschoffen zwei Werkmeister und neun Christoffeln an wie die Gesandten aus den neun Grafschaften genannt wurden Die Amtsperiode fur die Burgermeister betrug ein Jahr und ab deren Ende waren sie als so genannte abgestandene Burgermeister weiterhin dem Rat in einer gehobenen Stellung zugehorig und konnten sodann ein Jahr spater erneut als Burgermeister gewahlt werden was dann aber meist nur eine Formsache war und eher einer Ernennung gleichkam Der kleine Rat beschaftigte sich mit der Stadt und Landeshoheit und bildete das Ober und Appellationsgericht Dem grossen Rat wurden zusatzlich noch vier weitere Ratsherren aus den elf Zunften zugestanden und er umfasste somit 84 Mitglieder Er war unter anderem fur das Allgemeinwesen zustandig richtete uber Leben und Tod und wahlte die neuen Ratsmitglieder Daruber hinaus regelte der Gaffelbrief die Voraussetzungen fur eine Wahlzulassung zum Stadtrat die Wahlperioden sowie die Abstimmungsregeln bei den jeweiligen Sitzungen Hierbei wurde auch vor unlauteren Wahlmanipulationen und damit einhergehenden diversen ungesetzlichen Praktiken gewarnt die erstmals als Makelei bezeichnet wurden Ferner legte der Gaffelbrief neben den Rechten der Zunfte deren offentliche und der Allgemeinheit dienende Pflichten fest wie beispielsweise die Brandbekampfung oder das ortliche Militarwesen Zweiter Gaffelbrief 1513 BearbeitenIn der Folgezeit vor allem ab 1477 versuchten die Patrizier ihre Stellung wieder zu ihren Gunsten auszubauen und noch vorhandene Gesetzeslucken zu ihren Gunsten auszunutzen Dazu beschlossen sie mit Hilfe kaiserlicher Privilegien durch Friedrich III dass sowohl der Schoffenstuhl der sich ausnahmslos aus Adeligen zusammensetzte als auch die Ratsverwandten aus den neun Grafschaften ihren Dienst lebenslanglich versehen und dagegen nur noch die Ratsvertreter der Gaffeln jahrlich zur Halfte erneuert werden sollten Dies fuhrte zu unerlaubten Absprachen Manipulationen und Abhangigkeiten sowie einer schleichenden Aushohlung des ersten Gaffelbriefes Ebenso wurden Massnahmen blockiert die eine Steuerentlastung des Burgertums bewirken und gleichzeitig die Schuldenlast der Stadt tilgen sollten Zugleich vermehrte sich auf der anderen Seite durch neu formierte Berufsgruppen die Anzahl der Zunfte bzw durch Eingliederung weiterer handwerklicher Betriebe in bestehende Zunfte so genannten Splissen deren Zusammensetzung und Starke Dies alles fuhrte erneut zu massiven Unruhen die zu Entlassungen oder gar Verhaftungen einiger korrupter Ratsherren fuhrte darunter der Alt Burgermeister Gilles von dem Buschoffsstave und teilweise bis zum Reichskammergericht in Wetzlar weitergeleitet werden mussten Diese Situation mundete schliesslich am 15 Februar 1513 in einer neuen vertraglichen Ubereinkunft dem zweiten Aachener Gaffelbrief an dem die als Reformer geltenden Aachener Burgermeister Everhard von Haren und Wilhelm Colyn massgeblichen Anteil hatte In diesem Verfassungsvertrag wurde geregelt dass der Gaffelbrief von 1450 zum einen wieder bekraftigt werden sollte und zum anderen aber durch die Einbeziehung der Zunfte der Backer Kupfermeister angeregt vor allem durch die Familie Amya Kramer Zimmerleute Schneider Pelzer und der Schuster mit ihren jeweiligen Splissen bei gleichzeitigem Ausscheiden der vier oben erwahnten Gesellschaften das Handwerk durch nun insgesamt 12 Gaffeln wieder starker vertreten waren Die neue Zusammensetzung der jetzt 44 Ratsherren beim kleinen Rat gliederte sich nun wie folgt je zwei Burger Rent von denen einer immer der abgestandene Burgermeister war Werk Wein und Baumeister sechs Akzise Verwalter auch Neumanner genannt sowie je zwei Vertreter aus den 14 Gaffeln Die Ratsherren wurden bis auf die Neumanner und die Rent Wein Baumeister deren Wahlperiode auf drei Jahre angehoben worden war wieder jahrlich zur Halfte neu gewahlt Weiterhin blieben dem Rat die beiden ausgetretenen Burgermeister als so genannte abgestandene konsultativ erhalten und konnten ein Jahr spater wieder als regierende Burgermeister erneut gewahlt werden Beim grossen Rat kamen schliesslich wie bereits im ersten Gaffelbrief festgelegt weitere vier Vertreter der 14 Zunfte hinzu Die Sitzordnung schrieb vor dass an einem erhohten Tisch die beiden regierenden Burgermeister Platz nahmen neben ihnen zwei Syndici und der Ratssekretar jeweils ohne Stimmrecht Dann folgten die beiden abgestandenen Burgermeister die beiden Sternherren die beiden Werk Rent Wein und Baumeister die beiden Ratsherren vom Bock sowie die sechs Neumanner und schliesslich die Vertreter der Gaffeln Diese Aachener Verfassung hatte in den folgenden Jahren trotz verschiedener Krisen wie beispielsweise den Aachener Religionsunruhen und deren Einfluss auf die religiose Zusammensetzung des Stadtrates regionalen Wirtschaftskrisen aber auch dem grossen Stadtbrand von Aachen im Jahre 1656 und seinen Folgen dauerhaften Bestand Dennoch kam es ab dem 17 Jahrhundert verstarkt zu Auswuchsen der Makelei nachdem immer mehr amtierende Burgermeister bestrebt waren sich entweder zusammen mit einem abgestandenen Amtsvorganger als Parchen fur mehrere Jahre im Amt zu halten oder mit den gleichen Methoden ihnen genehme nahe Verwandten oder Gunstlinge als Nachfolger durchzusetzen Ahnliche Manipulationen fanden auch bei den Wahlen innerhalb der Zunfte statt was sich immer mehr zum eigentlichen Schwachpunkt der Gaffelbriefe herausstellte Dieser Zustand wurde dadurch noch verstarkt dass allen Zunften unabhangig von ihrer Mitgliederzahl die gleiche Anzahl Ratsvertreter zustanden wodurch die elitaren Zunfte mit ihren teilweise weniger als 100 Mitgliedern bevorteilt waren gegenuber den verschiedenen Handwerkerzunften die oftmals mehr als 1000 Mitglieder in ihren Reihen hatten Daran konnte und wollte auch eine sich jetzt entwickelnde Neue Partei nichts andern da sie aus ihrer Interessenlage heraus die gleichen Praktiken anwendete In dieser Neuen Partei haben sich schwerpunktmassig die kapitalkraftigen Kaufleute formiert zu denen vor allem die Tuch und Nadelfabrikanten gehorten die durch den wirtschaftlichen Aufschwung ihrer Industriezweige in den Jahrzehnten zuvor entstanden waren Ihnen gegenuber standen die Vertreter der Alten Partei die sich bereits uber einen langeren Zeitraum in einem magistratischen Amte befanden und dieses mit konservativen und traditionellen Ansichten zu verteidigen versuchten Dritter Gaffelbrief 1681 BearbeitenIm dritten und letzten offiziellen Gaffelbrief vom 21 Januar 1681 wurden auf Grund der Erfahrungen der letzten Jahre im Prinzip keine grundlegenden Anderungen gegenuber seinen Vorlaufern vorgenommen Er stellte vielmehr auf Grund der operativen Erfahrungswerte eine Erlauterung und Erganzung dar und vertiefte im Besonderen die Befugnisse des Stadtrates sowie den Modus der Ratswahlen So wurde beispielsweise festgelegt dass nur ein Burger aus ehelicher Geburt mit einwandfreiem Leumund und welcher keine Heirat mit einer zweifelhaften Person eingegangen war wahlberechtigt war Ferner musste er mindestens 25 Jahre alt sein und durfte keinem fremden Herrn damit waren Nicht Aachener gemeint als Diener Befehlsempfanger oder Lehnspflichtiger dienen Ebenso durfte er auch nur von der Gaffel aufgestellt werden welcher er auf Grund seiner Berufstatigkeit hauptsachlich angehorte Die Zunfte selbst konnten keine weiteren Anderungen zu ihren Gunsten mehr durchsetzen da aus gewerblicher Sicht ihre Blutezeit vorerst uberschritten war Allerdings wurde in diesem Gaffelbrief auch die ausufernden Praktiken der Makelei offiziell unter Strafe gestellt deren Aufklarung und juristischen Nachverfolgung aber nicht ernsthaft nachgegangen da alle juristischen und politischen Entscheidungstrager selbst von diesem Zustand profitierten oder gar darin involviert waren Dieser Gaffelbrief galt nun fur die nachsten mehr als 100 Jahre als Verfassung von Aachen wobei sich aber im Jahre 1786 erneut eine zunehmende Aufweichung durch Postenschieberei und damit verbundener Machtzunahme durch Vetternwirtschaft besonders innerhalb der gehobenen Schicht bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Schwachung der Gaffeln erfolgte Dies fuhrte wiederum zu erheblichen und gewalttatigen Unruhen und Aufstanden diesmal eher innerhalb der Parteienlandschaft zwischen der Alten und Neue Partei selbst und weniger zwischen den Zunften und den Etablierten Diese untragbare und an Anarchie grenzende Situation dauerte bis 1792 an und ging als Aachener Makelei in die Geschichte der Stadt Aachen ein Bereits ab dem Jahr 1790 legten daraufhin sowohl zwolf Zunfte und ein Teil des Rates unter Leitung von Christian Wilhelm von Dohm als auch andere Burger aus der Burgerschaft wie beispielsweise der Verleger Peter Josef Franz Dautzenberg zur Abstellung dieser dauerhaften Streitpunkte einen neuen und aktualisierten vierten Gaffelbrief als Entwurf vor Dieser wurde sogar vom Immerwahrenden Reichstag in Regensburg sowie von der Vogtei zu Julich befurwortet aber zu dessen weiteren Erorterung und Beschlussfassung kam es letztendlich nicht mehr Durch den Einmarsch der Franzosen im Jahr 1792 im Rahmen des Ersten Koalitionskrieges und deren Besetzung des linken Rheinufers sowie die nachfolgende Ubernahme des Munizipalitatswesens fur das Arrondissement d Aix la Chapelle ab 1794 wurde diese Phase der politischen Instabilitat beendet und Aachen erlebte in den nachsten Jahrzehnten eine erneute Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs und der politischen Stabilitat Literatur BearbeitenAlex Hermandung Das Zunftwesen der Stadt Aachen bis zum Jahre 1681 La Ruelle sche Accidenzdruckerei Aachen 1908 Digitalisat Christian Quix Historisch topographische Beschreibung der Stadt Aachen und ihrer Umgebung S 141 ff Verlag M DuMont Schauberg Koln und Aachen 1829 Johann Heinrich Kaltenbach Der Regierungsbezirk Aachen Wegweiser fur Lehrer Reisende und Freunde der Heimatkunde Aachen 1850 Auszuge bei GenWiki Michael Sobania Das Aachener Burgertum am Vorabend der Industrialisierung in Lothar Gall Vom alten zum Neuen Burgertum Die mitteleuropaische Stadt im Umbruch 1780 1820 Oldenbourg Munchen 1991 S 186ff Albert Huyskens Parteien und Parteienkampf in der Reichsstadt Aachen im letzten Jahrhundert ihres Bestehens Aachener Geschichtsverein Aachen 1935 Digitalisat Walter Kaemmerer Hrsg Aachener Quellentexte Veroffentlichungen des Stadtarchivs Aachen 1 Aachen 1958 20 256 Walter Kaemmerer Der Aachener Gaffelbrief von 1450 ein Aachener Gaffelbrief Dokument burgerlicher Eigenstandigkeit in Aachener Innungsleben Funf Jahrzehnte Innungsausschuss Kreishandwerkerschaft Aachen Aachen 1957 S 101 104 Gerhard Heusch Die Aachener Verfassungskampfe von 1786 bis 1792 Diss Koln 1927 gedruckt zu Leipzig Einzelnachweise Bearbeiten Christian Quix Historisch topographische Beschreibung der Stadt Aachen und ihrer Umgebung DuMont 1829 S 78 Der Schoppenstuhl oder das hohe Schoffengericht in Aachen hatte vermuthlich schon unter den Karolingern seinen Ursprung und wird wohl der Zeit nach das erste Gericht in Aachen gewesen seyn Er behauptete die Reichsunmittelbarkeit obgleich mit einigem Widerspruch von Seiten des Stadtmagistrats Seine Gerichtsbarkeit war in alten Zeiten weit ausgedehnt Er bestand aus vierzehn Schoffen die theils Adelige theils durch das Amt selbst geadelt waren und einem Syndikus Die Mitglieder behielten ihre Stellen lebenslang und ersetzten die abgehenden durch eigene Wahl Vater und Sohn Bruder und Bruder konnten zugleich neben einander im Schoffengericht sitzen Christian Quix Historisch topographische Beschreibung der Stadt Aachen und ihrer Umgebung DuMont 1829 S 74 Die Sternzunft oder die der Adeligen bestand meistens nur aus den Schoffen Die Canonici des Munsterstiftes konnten in diese Zunft aufgenommen werden die ein Ueberbleibsel des vorigen Erbrathes und eine Ruckerinnerung an die uralte Verfassung oder Regierung der Stadt zu seyn scheint an welcher Regierung die Mitglieder des gedachten Stiftes theil nahmen und die aus den freien Mannern hervorgegangen war Ihre Leufe Zunfthaus war das Haus zum Stern auf dem Marktplatze L A Nro 1016 Auch besassen sie eine vor dem St Adalbertsthore an der Worm gelegene Wiese Christian Quix Historisch topographische Beschreibung der Stadt Aachen und ihrer Umgebung DuMont 1829 S 105 Die Bockzunft war eine Gesellschaft die sich im Jahre 1412 konstituierte mit zwei Greven an ihrer Spitze die sie wie die Zunfte aus ihrer Mitte jahrlich wahlte Sie bestand aus einigen dreissig Mitgliedern die alle von guter Geburt und keiner anderen Zunft einverleibt seyn mussten Sie nannte sich zuerst die Gesellschaft von Lewenberg einem auf der Buchelstrasse Nro 1137 gelegenen Hause das sie im Jahre l442 von dem Gerart van Haren Schoffen zu Aachen wieder in Miethe nahm Nachher aber bezog sie das Haus zum Bock genannt und erhielt den Namen die Herrn von dem Bock Weil fast alle Advokaten Aerzte u s w Mitglieder dieser Gesellschaft waren wurde sie die Zunft der Gelehrten genannt Nach Quadflieg E Spaziergange durch Alt Aachen Strassen Hauser und Familien Aachen 1941 S 269 ff das Haus Buchel 15 Nicht mit dem Louvenberg zu verwechseln Packbier S 4 7 Nach Eberhard Quadflieg 1905 1982 Spaziergange durch Alt Aachen 1941 S 36f nannte sich diese 1450 auftretende Zunft nach dem alten Haus zum Schwarzen Adler abgebrannt 1656 da die Jakobstrasse in den Markt mundet und man erst 1905 die vermeintlichen Fundamente des alten Schwarzen Adlers unter dem Markt 45 dem neuen Schwarzen Adler entdeckte verorteten einige diese Zunft eher sudwestlich in der Jakobstrasse 45 Quadflieg fuhrt als altesten Beleg eine Urkunde von 1258 in domo sita in foro que aquila dicitur auf In dieser hatte Conrad de Monte den Adler der Deutschordenskommende Siersdorf ubertragen Danach ist der Adler offenbar in den Besitz einer Familie von der Ahr die den Hausnamen auch als Familiennamen fuhrte gelangt welche 1370 dieses Gasthaus verkaufte Etwas spater scheint aus dem Hausnamen Adler der Name Schwarzer Adler geworden zu sein denn 1394 hiess die Witwe des Kaufers v 1370 Grete zen Swartzen Ayr Ob diese Farbbezeichnung auf ein Vorbild zuruckzufuhren ist wie ein Familienwappen der Ahrs oder etwa aufgrund der Gebaudehistorie das Deutschordenswappen muss offenbleiben Am ehesten kommt hier wohl der Aachener Stadtadler von 1350 in Betracht wie Stadtarchivar Huyskens es 1928 vermutete Die Aachener Gemaldesammlung Bettendorf in Aachener Kunstblatter 14 1928 S 49 Pontort bezieht sich auf die Ecke der Pontstrasse d h sehr wahrscheinlich ist das Zunfthaus identisch mit Haus Lowenstein vgl Pick R Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 12 Band 1890 S 344 Der Alte Stern an der Ostseite des Marktes vereinigte sich spater vermutlich mit dem neuen Stern vgl Packbier Peter Das Aachener Rathaus sowie eine Auflistung der anderen Bauwerken am Marktplatz der alten Reichsstadt Aachen S 2 6 f und Quadflieg S 41 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aachener Gaffelbrief amp oldid 228605115