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Kupfermeister ist der Name fruhneuzeitlicher Messingproduzenten in Aachen und spater im benachbarten Stolberg Sie betrieben dort Ende des 16 Jahrhunderts bis zum Anfang des 19 Jahrhunderts die Kupferhofe Obwohl die Bezeichnung Kupfermeister an die zunftrechtlichen Ursprunge in vormodernen oder gebundenen Produktionsformen und verhaltnissen erinnert war das Gewerbe der Kupfermeister die sich seit dem 18 Jahrhundert zu Recht Messingfabrikanten nannten durch die Integration mehrerer Produktionsschritte und einen hohen Kapitaleinsatz eine wichtige Etappe der Fruhindustrialisierung Inhaltsverzeichnis 1 Aachen 2 Von Aachen nach Stolberg 3 Wirtschaftliche soziale und politische Rolle in Stolberg 4 LiteraturAachen Bearbeiten nbsp Mirck Leonhard SchleichersDas Aachener Messinggewerbe verdankt Entstehung und Aufschwung auch Arbeitsmigranten Daniel van der Kannen andere Versionen Chamen Kammen der um die Mitte des 15 Jahrhunderts aus dem benachbarten Maasgebiet nach Aachen kam und dort mit der Familie Duppengiesser zusammenarbeitete errichtete 1450 in Aachen ein besonderes Kupferschlagerambacht Zuzug erhielt es nach der Zerstorung Dinants 1466 durch Karl den Kuhnen etwa von den Familien Amya Momma und Byda Im Rahmen des zweiten Aachener Gaffelbriefes waren sie ab 1513 als anerkannte Zunft schliesslich berechtigt Ratsherren aus ihren Reihen zu stellen Nur Messing das aus Altenberger Galmei und Mansfelder Kupfer gewonnen worden war durfte mit dem Aachener Stadtwappen gestempelt werden Eine Notariatsurkunde aus dem Jahr 1559 nennt 69 Kupfermeister namentlich Damals gab es 1 000 Kupferknechte 1581 berichtet eine Quelle von etlichen tausend Personen die die Messingindustrie in der Stadt ernahre 1578 grundeten die Kesselschmiede die die Halbfabrikate der reichen Kupfermeister weiterverarbeiteten und von ihnen nicht selten abhangig waren ein eigenes Ambacht mit 56 Mitgliedern Das Verbot der Stadt Aachen fur die Weiterverarbeitung von Messing Tiefenhammer aufzustellen die viele Kessler arbeitslos gemacht hatten war eine gravierende Beschrankung fur die Kupfermeister die eine kapital technik und investitionsintensive Wirtschaftsform betrieben Von Aachen nach Stolberg Bearbeiten nbsp Kupfermeistergraber in StolbergDen Kupfermeistern in Aachen stand die knappe Wasserkraft durch Zunftregularien die andere Zunfte begunstigten nicht in ausreichendem Umfang zur Verfugung Sie begannen deshalb Produktionsverlagerungen schon vor der Zuspitzung der Aachener Religionsunruhen in der katholischen Reichsstadt Aachen im Zuge der Gegenreformation Bereits 1551 waren viele Kupfermeister Anhanger des evangelischen Glaubens und trugen diese religiose Bewegung in Aachen nicht unwesentlich 1580 gewannen die Protestanten die Mehrheit im Stadtrat und drei Jahre spater wurde die freie Religionsausubung in der Stadt gestattet Dagegen verlangte der Kaiser die Ausweisung der Protestanten Deshalb versuchten katholische Fursten die Kupfermeister als deren vornehmste Anfuhrer durch Sperrungen von Galmei Kupfer und Kohle in die Knie zu zwingen Philipp II sperrte die Altenberger Galmeilieferungen Als diese Massnahmen nichts fruchteten verhangte 1598 Rudolf II die Reichsacht uber Aachen Nach der Einnahme durch die Spanier unter Ambrosio Spinola 1614 wurde die Ausubung der protestantischen Religion sofort verboten Die beiden Anfuhrer der protestantischen Partei wurden zwei Jahre spater auf Geheiss kaiserlicher Kommissare hingerichtet Viele Protestanten wurden ausgewiesen oder verliessen Aachen aus eigenem Entschluss Die Stadt Aachen erhohte Steuern auf die wirtschaftliche Tatigkeit um Verteidigungsmassnahmen der Stadt gegen zukunftige Eroberungen zu finanzieren Diese Steuern trafen auch die Kupfermeister Die Herren von Efferen forderten die Ubersiedlung der Kupfermeister aus Aachen in die Herrschaft Stolberg mit seinen gunstigen naturlichen Standortfaktoren wie reichen Galmeivorkommen Waldern zur Holz und Holzkohlegewinnung Wasser des Vichtbachs genannt auch die Vicht und Steinkohle im nordlich angrenzenden Inderevier Im Jahr 1564 musste sich der Burgherr Johann von Efferen beim Herzog von Julich dafur verantworten dass er mit Kalvinischer Sakramentarischer Wiedertauferischer oder anderer verdachtiger Lehren befleckten Personen Aufenthalt gestattet In der Zeit von 1592 bis 1606 stellte Johann von Efferen den Lutheranern die Burgkapelle fur ihre Gottesdienste zur Verfugung 1575 baute der Aachener Kupfermeister Leonard Schleicher den ersten Kupferhof in Stolberg sowie drei weitere in der Folgezeit 1598 waren es dann schon ein gutes Dutzend 1663 arbeiteten 90 bis 95 Schmelzofen in Stolberg Parallel dazu sank die Zahl der Ofen in Aachen von 100 im Jahre 1603 bzw auf 12 bis 25 im Jahre 1663 Es fand eine Produktionsverlagerung bei der auch der Aachener Stadtbrand 1656 eine Rolle gespielt hat jedoch keine Ausweitung statt Die Gesamtproduktion in beiden Stadten durfte in diesem Zeitraum bei zusammen 30 000 Zentnern Messing jahrlich gelegen haben Zwar war schon 1497 der Aachener Kupfermeister und spatere Besitzer des Dollartshammers Heinrich Dollart nach Stolberg gekommen doch spielte die Messingherstellung neben der Eisen Blei und Edelmetallgewinnung in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts dort noch keine grosse Rolle Erst die Kupfermeister brachten die entscheidenden Anstosse fur den Aufschwung dieses Industriezweigs Gerade die Stolberger Kupfermeister erfanden Verfahren um das minderwertige Galmei der Region ohne Qualitatseinbussen mit dem hochwertigen Altenberger Galmei zu vermischen und so besonders wirtschaftlich zu arbeiten Da die Aachener bis Ende des 16 Jahrhunderts fur den Handel Zollfreiheit im Reich und in Frankreich genossen verlagerten die Kupfermeister anfanglich lediglich die Produktion nach Stolberg Wegen des Abbaus dieser Zollprivilegien wurde auch der Hauptsitz dorthin verlagert in vielen Fallen erst nach dem Westfalischen Frieden In Stolberg bildeten die Kupfermeister keine Zunft sondern eine Art Kartell das 1667 durch ein Zunftprivileg von Philipp Wilhelm Pfalzgraf und Herzog von Julich bestatigt wurde Wirtschaftliche soziale und politische Rolle in Stolberg Bearbeiten nbsp Vogelsangkirche nbsp Kupferhof RosenthalDie Kupfermeister haben Stolbergs Stadtbild bis heute gepragt Zwei evangelische Kirchen die Vogelsangkirche und die Finkenbergkirche mit dem Kupfermeisterfriedhof sowie zahlreiche Kupferhofe kunden bis heute von ihrem Wirken 1621 wurde noch Beschwerde gefuhrt die vornehmsten Stolberger Kupfermeister wohnten im angrenzenden Amt Wilhelmstein Im 17 Jahrhundert gestalteten die Kupfermeister die Kupferhofe dann zunehmend reprasentativer so dass sie die Moglichkeit fur den standesgemassen Empfang adliger Gaste boten Neben den Mircken mit denen Angehorige einer Zunft ihre Erzeugnisse kennzeichneten fuhrten die Kupfermeister auch Wappen die heute noch an den Kupferhofen zu sehen sind Wie die Freiherren von Merode und Collenbach liess sich Johann Schleicher der Altere 1754 von dem Topfermeister Jacob Kuckertz aus Langerwehe eine Wasserleitung zu seinem Wohnsitz dem Kupferhof Rosenthal legen Zur Blutezeit der Messingindustrie im 17 und 18 Jahrhundert waren in Stolberg etwa vierzig Kupfermeisterfamilien tatig Die bekanntesten sind Beck Dollart Hansen Lynen Mewis Momma Peltzer Prym Schardinel Schleicher von Asten und Wuppermann Auch die Hoeschs die im Oberlauf des Vichtbaches als Reitmeister tatig waren wirkten in Stolberg als Kupfermeister und kamen ursprunglich aus Aachen Obwohl die Kupfermeister mit reprasentativen Wohnsitzen und Grablegen Wappen und Familienportrats dynastischer Kontinuitat mit Ehe und Erbschaftsverbindungen sowie Besitzstreitigkeiten den aristokratischen Lebenswandel nachahmten wurden sie nicht in den Adelsstand erhoben Ihr gestiegenes Selbstbewusstsein war vielmehr vermutlich der Grund dafur dass in Stolberg eine Ortsgemeinde mit einem Burgermeister an der Spitze dem Burgherrn als eigenes Rechtssubjekt bei Prozessen entgegentrat Nachdem Odilia von Efferen von der reformationsfreundlichen Linie ihres Vorgangers abgewichen war schlugen die Knechte der Kupfermeister erfolgreich 50 bis 60 Stolberger Schutzen zuruck die der Burgherr geschickt hatte um seine Anspruche auf Wasserrechte und Kupferhofe gegen den Abt von Kornelimunster durchzusetzen Obwohl die Kupfermeister interne Besitzstreitigkeiten sehr hartnackig fuhrten konnten sie gemeinsam die notwendigen Ressourcen fur ihr Gewerbe verteidigen So verhinderten sie dass das Wasser des Vichtbachs Entwasserungspumpen in der Grube Birkengang statt der Hammer Muhlen und Blasebalge ihrer Kupferhofe antrieb und setzten sich beim Streit um Holzkohle so erfolgreich gegen die Reitmeister des oberen Vichttals durch dass etliche Reitwerke in Kupferhofe und Kupfermuhlen umgewandelt wurden Literatur BearbeitenRudolf Arthur Peltzer Geschichte der Messingindustrie und der kunstlerischen Arbeiten in Messing Dinanderies in Aachen und den Landern zwischen Maas und Rhein von der Romerzeit bis zur Gegenwart In Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd 30 1908 S 235 463 Digitalisat Hans Pohl Kupfergewinnung Kupferverarbeitung und Kupferhandel im Aachen Stolberger Raum von 1500 bis 1650 In Hermann Kellenbenz Hrsg Schwerpunkte der Kupferproduktion und des Kupferhandels in Europa 1500 bis 1650 Koln Wien 1977 S Karl Schleicher Geschichte der Stolberger Messingindustrie Stolberg 1956 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kupfermeister amp oldid 217103176