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Das Zweikaiserproblem kennzeichnet den Widerspruch zwischen dem universalen Anspruch des Kaisertums wonach es der Idee nach nur einen Kaiser geben durfte und der realen Tatsache dass mehrere Personen diesen Titel fur sich beanspruchten Im engeren Sinne bezeichnet es den Streit der sich nach der Kaiserkronung Karls des Grossen durch den Papst im Jahr 800 zwischen dem so etablierten westlichen Kaisertum und den Kaisern des Byzantinischen Reiches ergab Inhaltsverzeichnis 1 Kaiser im Ost und Westromischen Reich 2 Das Karolingische Kaisertum 3 Das Byzantinische Kaisertum bis 1453 4 Europaische Kaiserreiche der Neuzeit 5 LiteraturKaiser im Ost und Westromischen Reich Bearbeiten nbsp Die Venezianische TetrarchengruppeTrotz des eigentlich universellen Charakters war es auch im spatantiken Romischen Reich nicht ungewohnlich dass ein romischer Kaiser eine andere Person haufig einen Verwandten zum Mitkaiser erhob Zum Teil wurden dabei insofern Rangunterschiede gewahrt als sich der Ranghohere den Titel Augustus vorbehielt wahrend der Mitkaiser den Titel Caesar bekam Diokletian ging dabei aber so weit dass er mit dem Ziel einer besseren Regierbarkeit des riesigen Reiches ein System der Tetrarchie einfuhrte in dem es zwei Augusti und zwei Caesares gab Dieses detailliert ausgearbeitete System der Vierkaiserherrschaft ging zwar nach dem Abtritt Diokletians in einer Reihe von Burgerkriegen unter siehe Auflosung der romischen Tetrarchie sodass sich zunachst wieder die Alleinherrschaft einzelner Kaiser durchsetzte Die Mehrkaiserherrschaft blieb aber ublich und wurde nach der Reichsteilung von 395 endgultig die Regel wobei es fortan einen Kaiser im Westromischen und einen im Ostromischen Reich gab Im Jahr 480 fiel der letzte legitime westromische Kaiser Julius Nepos einem Attentat zum Opfer wobei schon 476 der letzte Usurpator des Kaisertitels auf der Italischen Halbinsel von Odoaker abgesetzt wurde der dem verbliebenen Kaiser in Konstantinopel erklarte man bedurfe im Westen keines Kaisers mehr Im Osten dagegen bestand das Reich weiter fort im Prinzip bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 wobei es in der Neuzeit ublich geworden ist dieses Reich mit dem Ubergang von der Antike zum Mittelalter nicht mehr als Ostromisches sondern als Byzantinisches Reich zu bezeichnen Dies hangt nicht zuletzt damit zusammen dass in der nachjustinianischen Zeit das Griechische in Konstantinopel das Lateinische verdrangte und auch der Kaisertitel nunmehr entsprechend Basileus statt Augustus lautete Das Byzantinische Reich selbst verstand sich jedoch stets als Romisches Reich und betonte die Kontinuitat des Kaisertums dadurch dass man sich als Kaiser der Romaer also der Romer verstand Das Karolingische Kaisertum Bearbeiten nbsp Michael I Basileus Eine neue Situation ergab sich durch den Aufstieg des Frankenreiches unter den Karolingern Sie waren seit der Konigskronung Pippins 751 eng mit dem Papsttum verbunden und durch die Eroberungen Karls des Grossen unangefochten Herrscher uber weite Teile des Abendlandes Die Kronung Karls zum Kaiser am 25 Dezember 800 durch Papst Leo III erschien da nur als eine logische Folge zumal es sich fugte dass im Jahre 797 im Byzantinischen Reich Irene ihren Sohn Konstantin VI abgesetzt und ermordet hatte und seither selbst den Kaisertitel trug Da aber der Papst der Ansicht war dass Frauen nicht berechtigt seien den Kaisertitel zu fuhren betrachtete er das Kaiseramt als vakant und erklarte Karl zum rechtmassigen Trager des Titels Karls vollstandiger Titel lautete Serenissimus Augustus a deo coronatus magnus pacificus imperator romanum gubernans imperium qui et per misericordiam dei rex Francorum et Langobardorum also allergnadigster erhabener von Gott gekronter grosser Friede bringender Kaiser der das Romische Reich regiert durch Gottes Barmherzigkeit auch Konig der Franken und Langobarden Die Meinungsverschiedenheiten mit Byzanz wurden 812 im Vertrag von Aachen formal dadurch beigelegt dass sich Karl Imperator ohne einen Zusatz der ihn als Kaiser der Romer ausgewiesen hatte bezeichnen durfte wahrend der nunmehr in Byzanz regierende Michael I fur sich den Titel Basileὺs tῶn Ῥwmaiwn Basileus ton Rhomaion also Kaiser der Romer in Anspruch nehmen durfte Faktisch lief das auf die Aufgabe des universalen Anspruchs und die Anerkennung von zwei Kaisern hinaus 927 erkannte der byzantinische Kaiser Romanos I auch den bulgarischen Zaren Peter I als gleichrangig an Zudem gebrauchte das westliche Kaisertum seit Otto III die Titulatur erhabener Kaiser der Romer Romanorum imperator augustus als Kanzleinorm seit diesem Zeitpunkt wurde der Titel Zusatz der Romer im Heiligen Romischen Reich also doch verwendet Das Byzantinische Kaisertum bis 1453 BearbeitenMit der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer 1204 Vierter Kreuzzug wurde das sogenannte Lateinische Kaiserreich errichtet ohne dass die griechischen Kaiser die ihren Sitz nach Nikaia bzw Trapezunt verlegen mussten auf ihren Kaisertitel verzichtet hatten neben dem abendlandischen Kaiser gab es also nunmehr bis zur Ruckeroberung Konstantinopels 1261 drei Trager des Titels Nachdem dann das Byzantinische Reich 1453 endgultig untergegangen war verstanden sich die Grossfursten von Moskau als dessen rechtglaubige Erben und ubernahmen folglich auch den Kaisertitel in der Form eines Zaren von Russland Europaische Kaiserreiche der Neuzeit BearbeitenIn der Neuzeit wandelte sich das abendlandische Kaisertum faktisch mehr und mehr zu einem Kaisertum der Deutschen zumal auf die Kronung durch den Papst nach Karl V verzichtet wurde Im Prinzip wurde aber am universalen Charakter auch durch die Habsburger festgehalten Eine neue Situation ergab sich allerdings durch die Expansion Frankreichs unter Napoleon der sich 1804 den Titel eines Kaisers der Franzosen zulegte Da sich das Ende des Heiligen Romischen Reiches abzeichnete entschied sich dessen letzter Kaiser Franz II im selben Jahr den Titel eines Kaisers von Osterreich anzunehmen und 1806 das Amt des Kaisers des Heiligen Romischen Reiches niederzulegen Damit war endgultig offensichtlich dass die Idee eines universalen Kaisertums am Ende und der Titel nur noch als eine Art Ehrentitel zu verstehen war der dessen Trager uber die Trager des Konigstitels heraushob im Ubrigen aber keine Weltherrschaft mehr begrunden konnte Dem entspricht auch dass auch den Herrschern Chinas des Osmanischen Reiches und schliesslich auch Landern wie Annam Brasilien Haiti Indien Japan Korea Mexiko und Persien der Kaisertitel zugestanden wurde Die Proklamation der Hohenzollern zu Deutschen Kaisern 1871 knupfte zwar ideell an das 1806 untergegangene Reich an war aber faktisch ein nationales kein universales Kaisertum Literatur BearbeitenHans Hubert Anton Zweikaiserproblem In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 9 LexMA Verlag Munchen 1998 ISBN 3 89659 909 7 Sp 720 723 Werner Ohnsorge Das Zweikaiserproblem im fruheren Mittelalter Hildesheim 1947 Peter Thorau Von Karl dem Grossen zum Frieden von Zsitva Torok Zum Weltherrschaftsanspruch Sultan Mehmeds II und dem Wiederaufleben des Zweikaiserproblems nach der Eroberung Konstantinopels In Historische Zeitschrift Band 279 2004 Heft 2 M Kohbach Casar oder imperator Zur Titulatur der romischen Kaiser durch die Osmanen nach dem Vertrag von Zsitvatorok 1606 In Wiener Zeitschrift fur die Kunde des Morgenlandes Band 82 1992 1993 S 223 234 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zweikaiserproblem amp oldid 225440046