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Zur Not Gottes auch als St Jakob Zur Not Gottes bezeichnet ist eine ehemalige Kapelle nahe der Stadt Erbach im Odenwald Direkt westlich lag uber Jahrhunderte ein kleiner Friedhof die Anlage geriet aber trotz gelegentlicher Beisetzungen auch nach der Reformation letztlich in Vergessenheit und verfiel weitgehend Dennoch war sie etwa vom 13 bis zum 16 Jahrhundert ein nicht unbedeutendes Wallfahrtsziel Seit etwas uber 100 Jahren wird sie einige Male im Jahr wieder fur religiose Zwecke genutzt Die Gesamtanlage ist denkmalgeschutzt 1 Ansicht der Grundmauern von Westen Inhaltsverzeichnis 1 Wallfahrtsort und Friedhof 2 Reformation und Verfall 3 Aufdeckung und heutige Nutzung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseWallfahrtsort und Friedhof Bearbeiten nbsp Detailsicht auf die Reste des ChoresDie Anfange der Anlage sind unbekannt Vermutet wird aufgrund des Ortsnamens der umgebenden engen Schlucht westlich von Erbach Brudergrund dass moglicherweise dort eine hochmittelalterliche Einsiedelei gelegen haben konnte 2 Es wird darauf verwiesen dass eine nebengelegende Wiese Bruder Jacobs Wiese genannt wurde 2 Aufgrund des Baubefundes der Kapellenreste wird eine ursprungliche Entstehungszeit dieses Bauwerks um etwa 1200 angenommen 2 was sich mit der ersten 3 urkundlichen Erwahnung von 1439 anlasslich des beginnenden Verfalls gut deckt Die gotischen Grundmauern haben die quadratischen Masse von funf auf funf Metern im ehemaligen Kapellenschiff und laufen polygonal im leicht eingezogenen Chor mit einer Breite dort von 3 75 m und einer abermaligen Lange von funf Metern aus das Baukonzept ist eine einfache Saalkapelle Ursprunglich dem Ortsnamen nach war sie wohl dem Hl Jakobus geweiht Die erwahnte Bulle des Basler Konzils von 1439 erteilte darin einen Ablass fur den Fall dass fur den weitergehenden Erhalt des wohl gefahrdeten Gebaudes gespendet wurde 4 Die Literatur schliesst daraus und aus anderen Gegebenheiten dass der Ort ein recht bedeutender Wallfahrtsort gewesen sein muss 2 Zwei Faktoren fuhrten zur spateren aber parallelen Funktion zu den Wallfahrten als Friedhofskapelle Einmal war die Pfarrkirche des mittleren Odenwalds bis 1497 nur die Stadtkirche Michelstadt nur dort konnten Verstorbene ausgesegnet und in geheiligter Erde begraben werden Zum anderen war die Anlage eines Friedhofes auch nach einer Erhebung der Stadtkirche Erbach zur Pfarrkirche mit dem dazugehorenden Bestattungsrecht direkt an der Kirche unmoglich Auf der Ostseite der Kirche floss und fliesst bis heute die Mumling vorbei und das umliegende Gebiet des Erbacher Stadels war viel zu eng bebaut als dass ein Friedhof hatte angelegt werden konnen 5 Daher ersuchte Schenk Erasmus von Erbach der die Situation kannte in seiner Bitte von 1496 an Papst Alexander VI diesen im selben Schreiben sowohl um Erhebung der Kirche in Erbach zur Pfarrkirche als auch um die Genehmigung einer Anlage des Friedhofes ausserhalb der Stadt bzw entfernt der Kirche Diese letztere Entscheidung wurde vom Papst an den zustandigen Erzbischof von Mainz delegiert wohl aufgrund fehlender ortlicher Kenntnisse Der Erzbischof Berthold von Henneberg genehmigte das Vorhaben und wenige Wochen nach Pfingsten 1498 wurde in Gegenwart eines Mainzer Weihbischofs der Friedhof geweiht 4 Aus den Umstanden Schenk Erasmus beschreibt es recht ausfuhrlich dass die Erbacher Verstorbenen in Michelstadt beigesetzt werden mussten erklart sich der zweite Name Zur Not Gottes Es konnte vorkommen dass vor allem nachtlich Verstorbene nicht rechtzeitig in Michelstadt beigesetzt werden konnten beispielsweise weil einfach die Stadttore verschlossen waren Theologischer Anknupfungspunkt hier ist die Not Jesu im Garten Gethsemane Mt 26 36 46 EU Reformation und Verfall Bearbeiten nbsp Detailsicht auf das Kruzifix von 1905 an der ehemaligen AltarstelleEtwa ein Jahrhundert nach der Weihe und dem Beginn der Nutzung des Friedhofes und der Kapelle als Friedhofskapelle wurde deutlich dass der wenige Platz im Brudergrund nicht ausreichen wurde die Verstorbenen weiterhin aufnehmen zu konnen Graf Georg II von Erbach schenkte der Gemeinde 1590 ein grosseres Stuck Land 6 damals hinter dem Gutleutehaus ostlich der Stadt gelegen Mit der Errichtung der dortigen Friedhofskapelle wurde 1596 begonnen fertiggestellt wurde diese Kapelle 1601 7 Friedhof und die Kapelle werden bis heute genutzt Bereits 1540 eingefuhrt war die Reformation der Grafschaft Erbach Erbach unter Graf Eberhard dem Jungeren 1544 abgeschlossen Beide Ereignisse die Einrichtung des neuen Friedhofes als auch die Einfuhrung der Reformation fuhrten dazu dass die Anlage nicht mehr gebraucht wurde der Friedhof nicht mehr und damit auch die Friedhofskapelle nicht auch nicht mehr als Wallfahrtskapelle Die letzte Bestattung fand 1598 statt Die Verwustungen des Dreissigjahrigen Krieges im Odenwald trugen ihr Ubriges dazu bei dass die Kapelle verfiel 1747 wurden die Reste letztlich auf Geheiss Graf Georg Wilhelms abgetragen und die Steine fur andere Bauten verwendet 8 Teile der umfassenden Friedhofsmauer wurden noch gegen Ende des 18 Jahrhunderts teils zum Bau von Privathausern entnommen und anderweitig verbaut Die sich auf dem ehemaligen Friedhof noch befindlichen Grabdenkmaler aus spateren Jahrhunderten sind unbekannter Herkunft Aufdeckung und heutige Nutzung BearbeitenErst 1881 wurden die Fundamente der Kapelle wieder freigelegt die hier bestatteten Personen bzw deren Uberreste wurden aber nie geborgen sie befinden sich nach wie vor in der Erde Das sich heute an Stelle des ehemaligen Altars der Kapelle befindliche Kruzifix ist eine Stiftung der Grafin Erika zu Erbach Erbach aus dem Jahr 1905 gefertigt wurde die Figur in Oberammergau 6 Bei dieser Gelegenheit wurden die Fundamente gesichert und auf den heute sichtbaren Stand gebracht letztmals renoviert wurde die Anlage 1965 Seit eben 1905 finden im Jahr einige Gottesdienste der Evangelischen Kirchengemeinde als sogenannte Waldgottesdienste statt Jeweils mit Christi Himmelfahrt im Jahr beginnend finden einmal im Monat bis in den September hinein jeweils am ersten Sonntag des Monats Gottesdienste statt Siehe auch BearbeitenListe der Kulturdenkmaler in ErbachLiteratur BearbeitenWolfram Becher Michelstadt und Erbach Zwei romantische Stadte im Odenwald erschienen bei Herman Emig Amorbach 1980 Peter Weber Bilder aus der Geschichte unserer Kreisstadt Erbach Reihe Aus der Geschichte von Stadt und Grafschaft Erbach Band 2 Herausgegeben vom Historischen Verein fur die Kreisstadt und ehemalige Grafschaft Erbach Erbach 1989 Graf Ernst zu Erbach Erbach Aus der Geschichte der Stadt Erbach in Aus der Geschichte von Stadt und Grafschaft Erbach Band 1 Herausgegeben vom Historischen Verein fur die Kreisstadt und ehemalige Grafschaft Erbach S 25 84 Erbach 1989 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen II Der Regierungsbezirk Darmstadt 1 Auflage 1900 fortgefuhrte Neuauflage Deutscher Kunstverlag Munchen und Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03117 3Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zur Not Gottes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Link zur Kirchengemeinde mit den GottesdienstenEinzelnachweise Bearbeiten Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Ruine der Kapelle St Jakob zur Noth Gottes In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen a b c d Weber Bilder aus der Geschichte unserer Kreisstadt Erbach S 48 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen II Der Regierungsbezirk Darmstadt S 224 a b Graf Ernst zu Erbach Erbach Aus der Geschichte der Stadt Erbach S 63 Becher Michelstadt und Erbach Zwei romantische Stadte im Odenwald S 164 a b Weber Bilder aus der Geschichte unserer Kreisstadt Erbach S 49 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler S 221 Graf Ernst zu Erbach Erbach Aus der Geschichte der Stadt Erbach S 6749 656055555556 8 9766388888889 Koordinaten 49 39 21 8 N 8 58 35 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zur Not Gottes Erbach amp oldid 222728873