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Die Stadtkirche Erbach ist die evangelische Kirche in Erbach im Odenwald Sie ist eine der sehr seltenen Querkirchen im sudhessischen Raum und entstand als Neubau in der Mitte des 18 Jahrhunderts Nach Dehio ist die Kirche der bedeutendste evangelische Kirchenbau in Sudhessen Die Kirche gehort zum Dekanat Odenwald in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau 1 Fassadenteil der Westfassade der Stadtkirche mit dem Hauptportal rechts Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Ausseres 3 Inneres 4 Ausstattung 5 Orgel 6 Gelaut 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBaugeschichte Bearbeiten nbsp Blick in den Kirchenraum zur Sudseite rechts die tiefgezogene Herrschaftsloge an der westlichen PortalseiteDie heutige Kirche entstand auf dem Grund einer einst gotischen Kapelle und zuvor eines erbachischen Burgmannensitzes 2 Es befand sich hier von der damaligen Burg Erbach aus nordlich gelegen und schon damals an die Mumling grenzend der Sitz der Ritter von Eicholzheim 1370 stifteten Schenk Eberhard VIII und seine Gemahlin auf ausdrucklichen Wunsch der damaligen Erbacher Einwohner des Stadtels eine Kapelle auf diesem Grund Bis dahin hatte es lediglich eine Kapelle in der Burg gegeben Die Kapelle wurde im bis heute erhaltenen und weiterhin kirchlich genutzten Turm des Burgmannensitzes im Erdgeschoss eingerichtet Die Urkunde besagt Eberhard Schenk Herre zu Erbach und Elisabethe seine eheliche Wirtin stiften eine Kapelle in der Stadt und widmen einen Priester der die Kapelle besingen soll 3 Das ursprungliche Patrozinium hatten die Heiligen Sebastian und Bartholomaus inne 4 Die Kapelle blieb zunachst eine Filialkirche der benachbarten Stadtkirche Michelstadt Erst 1497 5 wurde auf den Antrag Schenk Erasmus von Erbach die Kapelle eigenstandige erbachische Pfarrkirche und von Michelstadt gelost Etwa zur gleichen Zeit wurde der alte Erbacher Friedhof im Brudergrund mitsamt der Kapelle Zur Not Gottes angelegt In der Zwischenzeit von 1526 bis zur endgultigen Einfuhrung der Reformation in der Grafschaft Erbach 1544 kam es wohl zu Schwierigkeiten zwischen den Konfessionen Es ist ein Vorfall von Heiligabend dem 24 Dezember 1533 bekannt danach prugelten sich die beiden Pfarrer vor dem Altar und dem nichtswordigen Pfaffen um seiner Gottlosigkeit und Lugen willen ihm einen Streich mit der Faust aufs Maul geben 6 Umbauten und Renovierungen dieser Kirche sind aus dem 16 Jahrhundert bekannt 7 Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche dennoch zu klein und baufallig weshalb sich Graf Georg Wilhelm zu Erbach Erbach 1747 entschloss einen volligen Neubau zu beauftragen Ausfuhrender Baumeister war Andreas Jorg Bereits am 8 August 1747 wurde der Grundstein gelegt der alte Baubestand bis auf den erwahnten Wehrturm an der Ostseite bis zum 18 November 1747 abgerissen Das Langhaus wurde am 13 November 1748 fertiggestellt der Turm bis zum 12 September 1749 Die Weihe der neuen Kirche erfolgte am 12 Juli 1750 Ausseres Bearbeiten nbsp Nordseite Der alte Wehrturm des ehem Burgmannensitzes zur Mumling hin dient als Sakristei und fur die OrgeltechnikDie Kirche hat entsprechend ihrem Grundriss drei Zugange von der Westseite Der Mittelteil der Westfassade ist in Form eines Mittelrisalits deutlich hervortretend Die Massnahme dient zum Ausgleich des Vorsprunges auf der Ostseite also dem dortigen ehemaligen Wehrturm im Grundriss Uber dem Hauptportal dessen seitliche Pilaster geknickt und dessen Architrav folglich verkropft ausgefuhrt wurde befindet sich das Erbachische Wappen Das nordliche Seitenportal enthalt im Mittelfeld zwischen Voluten die Wappenkartusche der Grafen von Bothmer die erste Ehefrau des Erbauers stammte aus diesem Geschlecht Auf die Herkunft der zweiten Ehefrau des Erbauers verweist das Wappen des sudlichen Portales es ist das der Wild und Rheingrafen An der Sudseite erhebt sich der Turm mit einer Hohe von 48 Metern und 131 Stufen im Inneren Die Bossettierung der Gebaudekanten wurde nicht tatsachlich in Sandstein ausgefuhrt sondern lediglich gemalt Ahnlich verhalt es sich mit dem Uhrstockwerk des Turmes Er ist nicht gemauert wie die Aussenfassade erscheinen lasst sondern besteht aus verputztem Holz mit der dahinterliegenden Konstruktion die die Glockenform des Turmdaches stutzt Diese Form ist eine Abweichung vom Originalplan der eine vollendete Zwiebelform fur das Turmdach vorsah Gedeckt wird die Kirche von einem Satteldach das zu den Aussenseiten kurz abgewalmt ist Inneres BearbeitenDie Ausrichtung des Grundstuckes liess eine an sich liturgisch bedingte Ausrichtung des Langhauses nach Osten insoweit nicht zu als die Lange des Grundstucks sich von Nord nach Sud erstreckt Daher und auch aus theologischen Grunden wurde der Raum quer zur West Ost Achse als Querkirche 8 angelegt als Idealform protestantischen Kirchenbaus 9 Der Bau ist eine einschiffige Saalkirche Dem Gestaltungstyp einer protestantischen Predigerkirche entsprechend ist er sehr schlicht gehalten das Bemerkenswerteste sind die auf 12 mit Stuckmarmor verkleideten Saulen nach toskanischer Ordnung ruhenden zweistockigen Emporen auf den drei Seiten Nord West und Sud Die Westseite enthalt die ebenfalls doppelstockige Herrschaftsloge zur Schauseite hin verglast Der untere als Grafenstuhl bezeichnete Stock in dem die grafliche Familie dem Gottesdienst beiwohnte ist etwas tiefer als die ubrigen ersten Emporen auf Augenhohe mit der gegenuberliegenden Kanzel Der obere Stock der Herrschaftsloge war als Beamtenstuhl den hoheren graflichen Bediensteten vorbehalten In den alten Zeiten der Nutzung waren die Kirchenbanke des Erdgeschosses den Frauen vorbehalten die Manner hatten sich auf die Emporen zu begeben 10 Gedeckt wird der Raum von einer schlichten Hohlkehlendecke Seine Masse sind 12 3 Meter in der Ost West Breite und 30 Meter in den Nord Sud Lange Die Kirche hat Platz fur etwa 1 400 Personen Ausstattung BearbeitenAltar Kanzel und Taufstein bestehen aus Lahnmarmor und stammen samtlich aus dem Entstehungszeitraum der Kirche in der Mitte des 18 Jahrhunderts Auf dem einer klassischen barocken Form nach als Sarkophag gestalteten Altar an der Vorderseite wiederholt sich das erbachische Wappen ebenso im obersten gesprengten Segmentbogengiebel des Orgelprospektes Letzterer ist eine Arbeit des Aschaffenburger Bildhauers Manuel Millet von 1724 und wurde beim Neubau der Kirche ubernommen Die reichgeschnitzte Verzierung des Orgelprospektes gilt als mit hervorragender Qualitat 11 gearbeitet Die Kanzel wiederum zeigt den Ubergang in das Rokoko Sie stammt vom Heidelberger Bildhauer Lutz Der Taufstein in der Raummitte stammt von 1750 Die Kirche hat noch einen weiteren Taufstein aus Sandstein an der Nordseite uber dessen Alter die Meinungen allerdings erheblich auseinandergehen Nach einer Meinung soll er noch aus der Spatgotik stammen und ware damit das einzige erhaltene sakrale Stuck aus der Vorgangerkirche nach anderer Auffassung ist er sehr viel junger und soll eine Stiftung des Grafenhauses erst von 1868 sein An der Vorderseite der Herrschaftsloge befindet sich eine aus Elfenbein geschnitzte Christusfigur Sie ist eine Arbeit des Erbacher Elfenbeinschnitzers Otto Glenz von 1940 Die Buntglasfenster der Kirche sind Stiftungen verschiedener Burger eines Pfarrers sowie des Grafenhauses Diese Fenster stammen von 1898 und wurden anlasslich des 400 jahrigen Gemeindejubilaums 1897 in Auftrag gegeben Gearbeitet wurden sie in der Glasmalereiwerkstatt Heinrich Beiler in Heidelberg Orgel BearbeitenDie heutige Orgel mit 19 Registern auf zwei Manualen C f und Pedal C d wurde 1899 als op 793 des Orgelbauers Wilhelm Sauer aus Frankfurt Oder erbaut Sauer baute das Instrument mit pneumatischer Traktur in den Prospekt des Vorgangerinstruments von 1725 ein das noch aus der Vorgangerkirche stammte Aus der Vorgangerorgel wurde auch ein zweioktaviges Glockenspiel ubernommen Die im Ersten Weltkrieg abgelieferten Prospektpfeifen wurden 1919 von der Orgelbauwerkstatt Sauer wieder erganzt und der ursprungliche Orgelmotor wurde ausgetauscht Bis auf diese Veranderungen ist das Instrument eine der wenigen heute noch praktisch im Originalzustand befindlichen Orgeln von Wilhelm Sauer Gelaut BearbeitenDie Gelaut der Kirche besteht aus vier Glocken die auf das Salve Regina Motiv abgestimmt sind 12 Elfuhr Glocke bereits 1357 gegossen und aus dem Kloster Schonau 1563 nach Erbach verbracht Ton fis Die Glocke wiegt 22 Zentner Vaterunser Glocke von 1513 umgegossen 1850 Ton a Gewicht 8 Zentner Gedachtnisglocke gegossen 1950 Tonart d sie ist mit einem Gewicht von 32 Zentnern die schwerste Glocke des Gelautes Eberhardsglocke ebenfalls 1950 gegossen Ton h sie wiegt 6 Zentner Literatur BearbeitenFrank Schmidt Ev Luth Stadtkirche Erbach Odenwald Schnell Kunstfuhrer Nr 2123 Reihe Kleine Kunstfuhrer begrundet von Dr Hugo Schnell und Dr Johannes Steiner 1 Auflage Verlag Schnell amp Steiner Regensburg 1994 Paul Wagenknecht Erbach 900 Jahre Burg und Stadt Seeger Druck Michelstadt 1995 Wolfram Becher Michelstadt und Erbach zwei romantische Stadte im Odenwald Hermann Emig Amorbach 1980 Evangelische Kirchengemeinde Erbach Hrsg Evangelische Stadtkirche Erbach Kirchenchronik achtseitige Informationsschrift Erbach o J Evangelische Kirchengemeinde Erbach Hrsg 100 Jahre Sauer Orgel Ev Stadtkirche Erbach Odw CD Booklet 1999 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche Erbach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Evangelische Stadtkirche In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Website der ev Kirchengemeinde ErbachEinzelnachweise Bearbeiten Website des Dekanats Odenwald Profil der Kirchengemeinde Erbach abgerufen am 12 April 2015 Becher Michelstadt und Erbach zwei romantische Stadte im Odenwald S 151 Wagenknecht Erbach 900 Jahre Burg und Stadt S 95 96 Becher Michelstadt und Erbach zwei romantische Stadte im Odenwald S 151 Becher nennt gegen alle anderen 1496 Wagenknecht Erbach 900 Jahre Burg und Stadt S 97 Schmidt Ev Luth Stadtkirche Erbach Odenwald S 2 Kathrin Ellwardt Kirchenbau zwischen evangelischen Idealen und absolutistischer Herrschaft Die Querkirchen im hessischen Raum vom Reformationsjahrhundert bis zum Siebenjahrigen Krieg Michael Imhof Verlag Petersberg 2004 ISBN 3 937251 34 0 Evangelische Kirchengemeinde Erbach Hrsg Evangelische Stadtkirche Erbach Kirchenchronik S 2 Schmidt Ev Luth Stadtkirche Erbach Odenwald S 12 Schmidt Ev Luth Stadtkirche Erbach Odenwald S 8 Alle Angaben nach Evangelische Kirchengemeinde Erbach Hrsg Evangelische Stadtkirche Erbach Kirchenchronik S 3 49 657944444444 8 99275 Koordinaten 49 39 28 6 N 8 59 33 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtkirche Erbach Odenwald amp oldid 228662686