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Die Zittwerke AG waren ein Tarnunternehmen der Junkers Flugzeug und Motorenwerke AG das von 1944 bis 1945 in Zittau und dessen damaligem Stadtteil Grossporitsch bestand Ehemalige Zittwerke Eingang 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Produktionsstatte und Lager Grossporitsch 3 Nachwirkung 4 Literatur 5 Film 6 WeblinksGeschichte BearbeitenNach den zunehmenden Luftangriffen der Alliierten auf deutsche Industriezentren und Ballungsgebiete ab Januar 1943 suchten viele Rustungsunternehmen geeignete Standorte fur Produktionsverlagerungen Dies waren zum einen Anlagen zur U Verlagerung als auch ausserhalb der Ballungsraume gegrundete Tarnunternehmen Insbesondere fur die Produktion der kriegswichtigen Flugzeugtypen Ju 87 Ju 88 und Ju 188 wurden am 29 April 1943 erstmals mogliche Standorte in Zittau darunter auch das Gelande des fruheren Kriegsgefangenenlagers Grossporitsch besichtigt Auf dem Terrain des 1920 abgerissenen Lagers war zuvor mit einem Kasernenneubau begonnen worden der jedoch nach Kriegsbeginn eingestellt wurde und erneut als Internierungslager fur Kriegsgefangene genutzt wurde Im August 1943 fiel die Entscheidung der Junkerswerke fur Auslagerungen in die Spinnerei und Weberei AG Ebersbach die Gebr Moras AG in Zittau und den Bau von Produktionshallen auf der Kasernenbau Brache in Grossporitsch Dazu wurde ein bereits zwischen dem Radargerate und Nachrichtenmittel Hersteller Dr Seibt Nachf in Berlin Schoneberg und der Gebr Moras AG abgeschlossener Vertrag aufgehoben und das Berliner Unternehmen an die Echo Muhle Olbersdorf verwiesen Vor dem Aufbau der Hallen in Grossporitsch wurden Websale der Gebr Moras AG oberhalb des Zittauer Bahnhofs genutzt wobei sich der Flachenbedarf schnell von 2000 m auf 5700 m vergrosserte und das Textilunternehmen im September 1943 zur Abstellung von 16 Produktionsarbeiterinnen verpflichtet wurde Wegen des im Oktober 1943 noch laufenden Bauprufungsverfahrens fur Grossporitsch beanspruchte Junkers nun die gesamte Produktionsflache der Moras AG von 15 000 m und nach einem Widerspruch der Unternehmensleitung empfahl der neuernannte Reichsminister fur Rustung und Kriegsproduktion Albert Speer im November 1943 die Stilllegung des Werks Noch im selben Monat begann die Verlagerung der Produktionsmaschinen von Dessau nach Zittau und die Gaststatte Paulaner Brau wurde als Wohnheim fur die mit dem Aufbau beschaftigen Arbeiter beschlagnahmt Zum gleichen Zeitpunkt beanspruchten die Junkerswerke eine Flache von 16 000 m in der Spinnerei und Weberei AG Ebersbach fur die Verlagerung ihres Magdeburger Werks wobei dort die Unterbringung von 1000 Werksangehorigen starke Probleme bereitete Im Jahre 1944 erfolgte dort die Grundung der Eberwerke AG Im Dezember 1943 reduzierte der Direktor der Junkerswerke Walter Cambeis seinen Flachenbedarf im Werk der Gebr Moras AG wieder auf die ursprunglich vorgesehenen 5 700 m da dieser Standort nach der angewiesenen Umstellung von der Entwicklung technisch hochleistungsfahiger auf die Massenfertigung schnellster Spezialflugzeuge nicht mehr geeignet schien Damit wurde auch das bereits angelaufene Werksstilllegungsverfahren fur die Gebr Moras AG hinfallig Die Zittwerke AG mit Sitz in Zittau Bahnhofstrasse 10 wurde am 20 Marz 1944 gegrundet Die Betriebsleitung bestand aus Jurgen Ulderup als Betriebsfuhrer Direktor Hanewald und Prokurist Pfeil die allesamt zuvor bei Junkers tatig waren Die Zittwerke AG besass kleinere Fertigungsstatten in den Textilfabriken Gebr Haebler in Zittau Mechanische Weberei Rudolf Breuer in Reichenau Kreutziger amp Henke in Leutersdorf sowie weiteren 17 Werken in Zittau Reichenau Herrnhut und Grossschonau Hinzu kam die neu errichtete Schmittsche Spinnerei in dem zum Protektorat Bohmen und Mahren gehorigen Stadtchen Semil Die benotigten Produktionsarbeiterinnen wurden aus den Textilbetrieben abgezogen Am 20 September 1944 ordnete der Reichsminister der Luftfahrt Hermann Goring die gesamte Verlegung der Fertigung der Junkerswerke aus Magdeburg und Dessau in die Raume der Gebr Moras AG in Zittau an Uber die Anzahl der Beschaftigten der Zittwerke AG existieren keine nachweisbaren Angaben Schatzungen gehen von uber 2500 Menschen in Zittau aus von denen etwa 1500 in den Textilfabriken arbeiteten Unter der Leitung deutscher und auslandischer Spezialisten wurden vor allem Hilfskrafte angelernt Auf dem Gelande in Grossporitsch das als militarisches Sperrgebiet galt erfolgten die Arbeiten in den Bereichen der Bearbeitung Galvanisierung und Montage vornehmlich durch Fachkrafte der Luftfahrtindustrie und abgestellte Rustungsarbeiter Wegen der Geheimhaltung und befurchteter Sabotage oder Spionage wurden lediglich fur Hilfsarbeiten Ostarbeiter und fur Sonderarbeiten KZ Haftlinge eingesetzt Fur Oktober 1944 lassen sich 242 polnische Arbeiter nachweisen die im Lager Ost auf dem Kasernengelande untergebracht wurden Spater wurden auch sowjetische Kriegsgefangene eingesetzt Im Januar 1945 begann in Eichgraben der Bau von zwei Behelfswohnhausern fur die beim Frankreichfeldzug 1941 erbeutete franzosische Fertigteil Kolonialhauser aufgestellt wurden Mitte Februar 1945 stellte die Zittwerke AG ihre Produktion ein Mit der Aufgabe der Grossporitscher Kaserne am 24 Marz 1945 war die Raumung der Maschinen beendet Produktionsstatte und Lager Grossporitsch BearbeitenDas fur den Bau der Produktionsstatte Zittwerke Kaserne eingerichtete und vom Bauingenieur Buchholz geleitete Konstruktionsburo wurde am 20 November 1943 von Dessau zum Unternehmen Rudolf Arens nach Zittau verlegt Fur das Geheimvorhaben IVa SO J m 116 des Generalluftzeugmeisters das spater dem Jagerstab zugeordnet wurde war eine Gesamtsumme von 2 830 000 RM veranschlagt Aus dem staatlichen Bauverbot vom 11 November 1943 ergaben sich weitere Verzogerungen durch die Erteilung der nun zusatzlich notwendigen Baugenehmigungen nbsp Eines der drei sudlichen teilsanierten ehemaligen Mannschaftshauser 2011 Wohnzwecken dienendNachdem den Zittwerken das Kasernengelande Kleinporitsch von der Wehrmacht zur Nutzung ubergeben worden war erfolgte im Januar 1944 ein schneller Baubeginn wobei die endgultigen Planungen fur das Gelande noch nicht vorlagen Zunachst wurden die im Wesentlichen fertiggestellten grossen Mannschaftshauser vollendet und sechs weitere noch als Rohbauruinen zu drei bis viergeschossigen Wohnbauten fur 3 600 bzw 5000 Beschaftigte ausgebaut Im Sommer 1944 begann der Bau eines grossen Kesselhauses sowie unterirdischer Versorgungsanlagen Schachte und Stollen Fur die Baugenehmigungen war die Reichsgruppe Industrie Werkluftschutz Bezirksgruppe Zittau zustandig Die ortliche Baupolizeibehorde wurde dabei ubergangen und stellte schliesslich ihre Forderungen auf Vorlage und Prufung der Unterlagen im November 1944 bis zum Kriegsende zuruck Im Laufe des Jahres wurden mehrere Montage und Lagerhallen eine Tankstelle eine Galvanotechnik Anlage Bunker und Luftschutzturme errichtet Im November 1944 nahm der Block mit acht Triebwerksprufstanden fur die Jumo 004B seinen weit horbaren Betrieb auf Im Marz 1944 beantragten die Junkerswerke fur das Motorenbau Zweigwerk Zittau Kleinschonau Kaserne die Errichtung einer Anschlussbahn von der Bahnstrecke Zittau Reichenberg Parallel dazu begann man im April 1944 mit dem Bau eines provisorischen Anschlussgleises und eines Ladegleises an der Schmalspurbahn Zittau Hermsdorf Nachdem dieses seit Anfang Mai 1944 in den Fahrplan der Bahn aufgenommen und betrieben worden war wurde dem Zittauer Oberburgermeister einige Tage spater durch die Junkerswerke auch die Nachreichung der geforderten Bauunterlagen angekundigt bei der es jedoch blieb Im Dezember 1944 begann zwischen der Ortslage Grossporitsch und den Zittwerken der Bau des Anschlussgleises von der Normalspurstrecke nach Reichenberg das im Januar 1945 in Betrieb genommen wurde Nach der Produktionsaufnahme im Jahre 1944 diente die Produktionsstatte Zittwerke Kaserne der Fertigung von Triebwerken vom Typ Junkers Jumo 004B die uber Zittau mit verdeckten Guterzugen der Bahn in Richtung Reichenberg und Warnsdorf zu den Montageorten der Flugzeuge in Bayern wie z B der Waldfabrik bei Obertraubling abtransportiert wurden Die Fertigung in den Betriebsstatten ausserhalb der Kaserne erfolgte unter Aufsicht einer Luftwaffeneinheit deren Sitz sich im Kaufhaus Beckmann am Zittauer Markt befand und der auch der Transport der dort gefertigten Einzelteile nach Grossporitsch oblag Ab dem 28 Oktober 1944 war im separat gesicherten und durch Stacheldraht abgegrenzten Wirtschaftsgebaude innerhalb des Kasernengelandes ein Aussenkommando des KZ Gross Rosen untergebracht dessen Starke nicht eindeutig zu belegen ist Fur die acht Produktionsstatten der Junkerswerke im Jahre 1944 wird eine Gesamtzahl von 864 KZ Haftlingen angegeben Zu den Haftlingen des KZ Aussenlagers gehorte Margalit Artzi geborene Liquornik die Mutter der Schriftstellerin Nava Semel und des Musikers Shlomo Artzi Ihre Erinnerungen bilden ein zentrales Motiv in den Werken von Nava Semel Mit dem Herannahen der Ostfront wurde Mitte Februar 1945 die Produktion eingestellt und die Maschinen wurden ab dem 27 Februar in 15 gedeckten Guterzugen zum Bahnhof Chemnitz Hilbersdorf abtransportiert Ein weiterer solcher Zug fuhr am 2 Marz 1945 von Hirschfelde nach Dessau Nach der teilweisen Raumung der Werke wurden die Rustungsarbeiter zwischen dem 6 und dem 10 Marz in mehreren Sonderzugen nach Pustleben verbracht Ein Guterzug transportierte am 18 Marz nochmals Maschinen nach Riesa Am 24 Marz 1945 wurde die Betriebsstatte Kaserne endgultig aufgegeben An diesem Tage verliess ein Sonderzug uber Warnsdorf und Bad Schandau mit unbekanntem Ziel das Gelande und die Wehrmacht transportierte in einem Personenzug wahrscheinlich die letzten 500 Arbeiter nach Halberstadt Ab dem 25 Marz befanden sich im Kasernengelande nur noch das Ostarbeiterlager und das Aussenlager des KZ sowie Angehorige des 17 SS Totenkopf Wachbataillons die letzteres bewachten Wegen der Raumung des Stammlagers in Gross Rosen war eine Ruckfuhrung nicht moglich und das Lager diente als Auffanglager fur die evakuierten Aussenlager des KZ Gross Rosen in den Weser Flugzeugwerken in Bunzlau sowie aus dem bohmischen Reichenau Ein Sonderzug der Wehrmacht fuhr aus Leitmeritz kommend am 30 April 1945 uber Warnsdorf in das Gelande der Zittwerke in Grossporitsch ein und wieder aus Der Zweck dieser Fahrt blieb unbekannt Zwischen dem 6 und dem 7 Mai loste die Deutsche Reichsbahn ihr Ostarbeiterlager Teufelsmuhle im Zittauer Gebirge auf und brachte die Bewohner im Lager Ost der Zittwerke unter Nach dem sowjetischen Fliegerangriff auf Zittau am Vormittag des 7 Mai 1945 wurde das KZ nur noch sparlich bewacht Die Flucht von Teilen der Wachmannschaft nutzten auch die Haftlinge zur Flucht Mehrere von ihnen die nach Zittau gefluchtet waren fanden bei weiteren Bombenangriffen am 7 und 8 Mai den Tod Auch die Ostarbeiter flohen vor der herannahenden Roten Armee Noch im Juni starben in der Stadt einige der fruheren Lagerinsassen an Seuchen und Entkraftung Nachwirkung BearbeitenNoch im Mai 1945 wurde auf dem Gelande der Zittwerke das Kriegs und Zivilgefangenenlager Zittau eingerichtet Die Fertigungsanlagen im Gelande wurden dem Verfall preisgeben und sind noch als Ruinen erhalten Der fruhere KZ Haftling Mortka Schwarz ein in Majdanek geburtiger und bis 1939 in Oswiecim lebender Jude verblieb in Zittau und betrieb von 1946 bis zu seinem Tod im Jahr 1970 das Kaufhaus Schwarz Im Urnenhain der Stadt Zittau befindet sich auch eine Gedenkstatte zur Erinnerung an KZ Haftlinge und Zwangsarbeiter die wahrend des Zweiten Weltkriegs in den Zittwerken Zwangsarbeit verrichten mussten Literatur BearbeitenDon Rolando Die Zittwerke Dr Jurgen Ulderups geheime bisher unbekannte Schaltstelle des Holocaust Selbstverlag Osnabruck 2019 ISBN 978 3 00 064285 2 Herbert Bauer Rund um die Historie eines Anschlussgleises Lokale Widerspiegelung der Weltgeschichte Der Schienenstrang durch das sudostliche oberlausitzer Hugelland Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen e V Oybin 2003 Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen e V Veroffentlichung 2003 1 ZDB ID 2373346 9 Film Bearbeitenzdfinfo 2021 Geheime Unterwelten der SS Das Ratsel der Zittwerke 42 Minuten online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zittwerke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Thomas Kemnitz Zittwerke ThomasKemnitz de abgerufen am 14 September 2011 32 Fotos vom Marz 2011 Vom Gelben Stern Nicht mehr online verfugbar mahnung gegen rechts de archiviert vom Original am 28 Marz 2014 abgerufen am 15 Februar 2010 zu Mortka Schwarz Uli Suckert Wunderwaffe aus der Klamottenfabrik In einestages Zeitgeschichten Spiegel Online 18 November 2009 abgerufen am 15 Februar 2010 50 892125 14 83888 Koordinaten 50 53 31 7 N 14 50 20 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zittwerke amp oldid 236942505