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Als Zechenkolonien werden im Ruhrgebiet die im 19 und 20 Jahrhundert errichteten typischen Bergarbeitersiedlungen bezeichnet die sich um die Standorte der Zechen gruppierten In anderen Bergrevieren gab es ebenfalls Werkssiedlungen die unterschiedlich bezeichnet wurden Die Bezeichnung Zeche war nicht uberall ublich Die Dahlhauser Heide als typische Zechenkolonie Inhaltsverzeichnis 1 Industrialisierung im Ruhrgebiet 2 Wohnsiedlungen 3 Weitere Entwicklungen 4 Beispiele 5 Siehe auch 6 Literatur 7 WeblinksIndustrialisierung im Ruhrgebiet Bearbeiten nbsp Das heutige Ruhrgebiet zwischen den Flussen Rhein Ruhr und Lippe und durchquert von der Emscher war wie die Karte aus dem Jahr 1830 zeigt vor der Industrialisierung Anfang des 19 Jahrhunderts nur dunn besiedelt Lediglich am Hellweg einer der bedeutendsten Handelsstrassen des Mittelalters lagen mit Duisburg Essen Bochum und Dortmund einige Stadte deren Anfange bis ins fruhe Mittelalter zuruckreichen Die nordlich vom Hellweg gelegene Emscherniederung war weitgehend sumpfig so dass sie sich kaum zur Besiedlung eignete Da die Emscher die Grenze zwischen der sudlichen Grafschaft Mark und dem nordlichen Vest Recklinghausen bildete wurden entlang der Emscher eine Reihe von Burgen unter anderem Horst Crange errichtet die die Keimzellen kleinerer Siedlungen bildeten Am Sudrand des Ruhrgebietes Muttental gab es schon fruh Kleinzechen und holzkohlebetriebene Eisenhutten deren Arbeiter aus der ansassigen Landbevolkerung stammten und in bauerlichen Strukturen lebten Mit der Einfuhrung der Dampfmaschine anderten sich diese Situation innerhalb kurzer Zeit In den 1830er Jahren entstanden erste grosse Eisenhutten und Maschinenbaubetriebe der Bedarf an Arbeitern nahm rasch zu und es wurden erste sogenannte Ledigenwohnheime gebaut kasernenartige Unterkunfte Kaserne der Paulinenhutte fur alleinstehende Industrie und Bergarbeiter Wohnsiedlungen BearbeitenUm Wohnraum fur verheiratete Vorarbeiter und Meister zu schaffen begann 1844 die Gutehoffnungshutte in Oberhausen als erster Industriebetrieb mit der Kolonie Eisenheim mit dem Werkswohnungsbau Jedes der Hauser war zweistockig und bestand aus zwei Wohnungen mit separaten Eingangen Der typische Haustyp einer Zechenkolonie der spater das Ruhrgebiet pragte das Haus im Kreuz Grundriss wurde erstmals in Mulhausen im Elsass fur die Kalibergbau Arbeiter gebaut und 1855 auf der Weltausstellung in Paris gezeigt 1858 entstand in Bochum Stahlhausen eine erste Siedlung nach diesem Schema im Ruhrgebiet Die Hauser waren zweigeschossig mit vier Wohnungen zu ihnen gehorte ein Garten mit einem Schuppen als Stall und Toilette Als 1871 nach dem Sieg im Krieg gegen Frankreich die Wirtschaft weiter aufbluhte kamen in den folgenden 40 Jahren in mehreren Wellen uber 700 000 Zuwanderer ins Ruhrgebiet vornehmlich besitzlose Landarbeiter aus Westpreussen Ostpreussen Schlesien und Polen Die Zechensiedlungen konnten den Zustrom an Arbeitskraften kaum verkraften so dass sich viele Familien eine Wohnung teilten und Kostganger oder Schlafburschen aufnahmen Diese Entwicklung wurde beim Bau neuer Hauser berucksichtigt indem die Kuche zur Wohnkuche wurde und der Zugang zu den anderen Raumen vorverlegt wurde So konnten die Untermieter ihre Zimmer erreichen ohne die Familienzimmer betreten zu mussen Eine Weiterentwicklung war die Anlage von Wohnungsfluren die als Schleuse den Zugang der Hauser kontrollierten Weitere Entwicklungen BearbeitenNachdem in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts ausschliesslich monotone Reihensiedlungen ohne jede Begrunung in der Form geschlossener Zeilen und spater dann Reihensiedlungen mit Vor und Hausgarten errichtet wurden begann etwa ab 1905 der Bau von Arbeitergartenstadten siehe Gartenstadt Als Musterbeispiele sind die von Robert Schmohl entworfenen Kruppschen Siedlungen in Rheinhausen Datteln Beisenkamp und Bochum Hordel Dahlhauser Heide zu nennen Die bekanntesten Beispiele sind aber wohl die von Georg Metzendorf entworfene Kruppsche Siedlung Margarethenhohe in Essen und die vom gleichen Architekten gebaute Gartenstadt Huttenau der Henrichshutte in Welper Einen weiter gefassten Ansatz verfolgten die Stadtplaner der Neuen Stadt Wulfen in den 1960er Jahren Hier wurde eine komplette Stadt mit Infrastruktur fur bis zu 60 000 Einwohner auf dem Reissbrett entworfen Wegen mangelnder Produktivitat des grossten Arbeitgebers der Zeche Wulfen mussten die Plane jedoch auf 20 000 Einwohner herabgesetzt werden Die Schrumpfung der deutschen Montanindustrie fuhrte ab den 1960er Jahren zu einer Privatisierung des Werkswohnungsbestandes der zu sozialen Problemen der Bewohner dieser Siedlungen und teilweise heftigem Widerstand fuhrte Daruber hinaus wurde der geschlossene stadtebauliche Charakter oft durch die Gestaltungswut und ubertriebene individuelle Vielfalt der neuen Eigentumer zerstort In einigen Fallen konnte jedoch durch die Unterschutzstellung der Siedlungen als Denkmalbereich der ursprungliche Siedlungscharakter und ein Hauch des verflossenen Charmes gerettet werden Beispiele Bearbeiten nbsp Zechensiedlung mit typischen Kniestockhausern nbsp Verdichtete Bauweise Sektion VIII in Kaiserau ca 1978 nbsp Kolonie Landwehr Zeche Zollern nbsp Gottingerode Bergarbeitersiedlung ausserhalb des Ruhrgebiets ca 1936Siehe auch BearbeitenBergmannssprache Route der Industriekultur ArbeitersiedlungenLiteratur BearbeitenMoritz Gran Erinnerungen aus einer Bergarbeiterkolonie im Ruhrgebiet 1983 lwl org PDF Volltext zur Kolonie Scholven in Gelsenkirchen Wilhelm und Gertrude Hermann Die alten Zechen an der Ruhr Vergangenheit und Zukunft einer Schlusseltechnologie Mit einem Katalog der Lebensgeschichten von 477 Zechen Die Blauen Bucher 6 um einen Exkurs nach S 216 erweiterte und in energiepolitischen Teilen aktualisierte Auflage Verlag Langewiesche Konigstein i Ts 2008 ISBN 978 3 7845 6994 9 nach der 5 vollig neu bearbeiteten und erweiterten Auflage 2003 Nachbearbeitung 2002 Christiane Syre Endredaktion 2007 Hans Curt Koster mit Nachweis denkmalgeschutzter Bergmanns Siedlungen Gerhard Kaldewei Gartenstadte und Zechenkolonien Beispiele im Ruhrgebiet und in Nordwestdeutschland von 1850 bis 1918 2015 Aschendorff Verlag Munster 2018 ISBN 978 3 402 13275 3 Andreas Koerner Klaus Scholz Wolfgang Sykorra Man war nie fremd Die Essener Bergbaukolonie Schonebeck und ihr Stadtteil Edition Rainruhr Essen 2009 ISBN 978 3 9811598 9 9 Gabriele Unverferth Hrsg Leben im Schatten des Forderturms Die Kolonie Holstein in Dortmund Asseln Regio Verlag Werne 2005 ISBN 3 929158 18 3 Weblinks BearbeitenInternationale Bauausstellung Emscherpark Route Industriekultur Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zechenkolonie amp oldid 232212343