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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Wiskiauten Begriffsklarung aufgefuhrt 54 923611 20 477778 Koordinaten 54 55 25 N 20 28 40 O Wikingerzeitliches Graberfeld und Siedlungsnetz von Wiskiautenp1f1Lage Oblast Kaliningrad RusslandFundort bei SelenogradskWikingerzeitliches Graberfeld und Siedlungsnetz von Wiskiauten Oblast Kaliningrad Wann Wikingerzeit 9 bis 11 Jahrhundert n Chr Wo bei Selenogradsk Oblast Kaliningrad Russlandausgestellt Im Prussia Archiv des Museums fur Vor und Fruhgeschichte Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz in Berlin grosstenteils als Sammlung aufbewahrtWiskiauten war zunachst die Bezeichnung fur ein fruhmittelalterliches Graberfeld Belegungszeit 9 11 Jahrhundert n Chr das sich mit uber 500 Grabhugeln in einem Waldchen mit dem Flurnamen Kaup befindet nahe dem ostpreussischen Dorf Wiskiauten nach 1945 Mochowoje russisch Mohovoe im Kreis Fischhausen heute Oblast Kaliningrad Stadtkreis Selenogradsk gelegen Seit spatestens 2005 sind auch Siedlungsspuren im direkten Umfeld archaologisch belegt 1 Wiskiauten wird 1291 als de Autekaym prussisch fur hoch liegendes Dorf erwahnt 1383 erscheint erstmals der Name veld der von Wissecawten Seit seiner Entdeckung im Jahr 1865 in einem kleinen Waldchen mit dem Namen Kaup prussisch fur erhohte Lage Haufen oder Hugel hat das wikingerzeitliche Graberfeld von Wiskiauten mit seinen Hugelgrabern und einer noch unbekannten Anzahl an Flachgrabern verschiedene Forschergenerationen beschaftigt Inhaltsverzeichnis 1 Deutsche Forschung 2 Russische Forschung 3 Deutsch Russische Forschung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDeutsche Forschung BearbeitenDurch deutsche und schwedische Archaologen wurden bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges etwa 300 Graber freigelegt und zahlreiche Waffen Tracht und Schmuckgegenstande zutage gefordert Die Funde haben uberwiegend skandinavischen Charakter Dazu zahlen zahlreiche Schwerter Lanzen und Steigbugel sowie ovale Schalen und Dosenfibeln Armringe aber auch Dirhem arabische Silbermunzen und diverse Schmuckanhanger die ihre Entsprechungen vorwiegend in Schweden auf Gotland und weniger ausgepragt in Danemark oder Zentralrussland finden Der Grossteil dieser Funde und auch die originale Ausgrabungsdokumentation wurde im Prussia Museum im Konigsberger Schloss untergebracht wo seit 1941 auch das Bernsteinzimmer ausgestellt war Kurz vor Ende des Krieges wurde diese Sammlung aufgrund der akuten Zerstorungsgefahr evakuiert an verschiedenen Orten in Konigsberg und anderen Orten versteckt und galt in der Folge als verschollen Zwar wurden schon vor dem Krieg einige Ausgrabungsergebnisse in archaologischen Fachzeitschriften publiziert den Verlust der Originale konnten diese Veroffentlichungen aber nie ausgleichen Erst 60 Jahre spater wurden grosse Teile der Sammlung wiederentdeckt darunter auch Materialien zu Wiskiauten die heute grosstenteils im Prussia Archiv des Museums fur Vor und Fruhgeschichte Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz in Berlin aufbewahrt werden Russische Forschung BearbeitenNach Kriegsende 1945 hat die russische Forschung Ausgrabungen im Grabhugelfeld Kaup durchgefuhrt In dieser Epoche sind etwa 30 Graber untersucht worden Wieder kamen hauptsachlich skandinavische Funde zutage Die skandinavischen Funde in der ansonsten vom Stamm der Prussen besiedelten Region und der ortsfremde Hugelgrabbau fuhrten zu der Interpretation dass das Graberfeld zu einer skandinavischen Handelsniederlassung gehorte die in der Nahe zu suchen sei Diese Siedlung muss an das wikingerzeitliche Handelsnetz rund um die Ostsee angebunden gewesen sein und pflegte vermutlich Kontakte nach Birka Grobina Seeburg Haithabu Paviken Gotland Truso Wollin und weiteren Hafenorten Als Handelsgut kommt vor allem der in der Region aussergewohnlich haufig vorkommende Bernstein in Frage Die durch das Graberfeld zu vermutende Siedlung konnte allerdings abgesehen von wenigen singularen Funden nie eindeutig lokalisiert werden wurde aber an verschiedenen Orten vermutet Deutsch Russische Forschung BearbeitenAb dem Jahr 2005 bis 2011 wurde in einem gemeinsamen russisch deutschen Forschungsprojekt versucht die Siedlung zu finden Die Untersuchungen wurden vom Zentrum fur Baltische und Skandinavische Archaologie ZBSA in der Stiftung Schleswig Holsteinische Landesmuseen auf Schloss Gottorf und der so genannten Baltischen Expedition des Instituts fur Archaologie der Russischen Akademie der Wissenschaften Moskau durchgefuhrt Von 2007 bis zum Grabungsende 2011 wurde das Forschungsprojekt mit wesentlichen Personal und Sachmitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG unterstutzt Dabei kam vor allem die Untersuchungsmethode der Geomagnetik grossflachig zum Einsatz Seither wurden insgesamt knapp 200 ha Flache rund um den Bestattungsplatz nicht invasiv gescannt Es sind mehrere tausend Strukturen dokumentiert worden die auf archaologische Objekte deuten konnten Durch Purckhauer Bohrungen sind ca 350 der so genannten geomagnetischen Anomalien untersucht worden wobei in 70 der Falle tatsachlich archaologische Befunde unterschiedlicher Zeiten zu vermuten sind Insgesamt sind 22 Grabungen mit einer Gesamtflache von mehr als 2000 m unternommen worden die mehrere Brunnen Spuren von Hausern in Pfostenbauweise und diverse andere Befunde wie Ofen oder Abfallgruben erbrachten Die Befunde datieren vom Neolithikum bis in die Neuzeit mehrheitlich gehoren sie aber in den Zeitraum des 5 bis 12 Jahrhunderts Insgesamt gruppieren sich die Siedlungsspuren im Umfeld des Graberfeldes in vier dorfartige Areale A D 2 An zwei Stellen im Nordwesten und im Osten des Graberfeldes Siedlungsareale A und D finden sich Hinweise auf eine fruh einsetzende Besiedlung die einzelne Radiokarbonergebnisse und Befunde aus dem Neolithikum oder der Bronzezeit enthalten ab dem 5 Jahrhundert jedoch durchgangig bis ins Fruhmittelalter bewohnt sind Sie reprasentieren eine prussische also bereits vor dem Eintreffen der Skandinavier existierende Besiedlung Bei Ausgrabungen in der ostlichen Siedlung Areal D wurden auf einer Flache von 60 20 m mindestens drei Hausgrundrisse freigelegt Funde eines Dirhem eines Gurtelbeschlages oder auch eines Schwertknaufes legen nahe dass diese Siedlung Zugang zu uberregional verhandelten Importgutern hatte Das direkt nordlich des Graberfeldes gelegene Siedlungsareal B birgt Siedlungsbefunden des 9 bis 12 Jahrhunderts Es gibt Hinweise dass die nordlichste Siedlung Areal A bis ins 13 Jahrhundert weiter besteht bevor sich der Siedlungskern unter Einfluss des Deutschen Ordens in das nur wenige Dutzend Meter nordlich gelegene Dorfchen Wosegau heute Wischnjowoje verlagert das bis heute besteht Obwohl das Graberfeld eindeutig skandinavische Funde enthalt wurde bei den Ausgrabungen auf den Siedlungsflachen bisher fast ausschliesslich einheimisches Material geborgen typisch skandinavische Funde fehlen bis auf wenige Ausnahmen Trotzdem muss der Platz als eine Siedlung angesehen werden in der sowohl einheimische Prussen als auch Skandinavier in einem bisher unbestimmbaren Verhaltnis zusammen gelebt haben wie dies anders zusammengesetzt auch fur andere Handelsplatze dieser Zeit belegt ist Dabei ist diese Siedlung aber vermutlich wesentlich weitraumiger angelegt gewesen als bisher vermutet Ein echtes Zentrum scheint sie nicht gehabt zu haben Vielmehr sind einzelne Hofe weitraumig in der 3 4 km grossen Siedlungskammer um das Graberfeld herum verteilt 3 Literatur BearbeitenOtto Kleemann Die vorgeschichtlichen Funde bei Cranz und die Siedlung von Wiskiauten In Prussia 33 1939 ISSN 0259 7845 S 201 225 Otto Kleemann Uber die wikingische Siedlung von Wiskiauten und uber die Tiefs in der Kurischen Nehrung In Alt Preussen 4 1 1939 ZDB ID 210649 8 S 4 14 Birger Nerman Sveriges forsta storhetstid Skoglund Stockholm 1942 Ziemlich ausfuhrlicher Grabungsbericht Bernt von zur Muhlen Die Kultur der Wikinger in Ostpreussen Institut fur Vor und Fruhgeschichte der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat Bonn Bonn 1975 Bonner Hefte zur Vorgeschichte 9 ZDB ID 186203 0 Abbildungen der Grabfunde Hans Janichen Die Wikinger im Oder und Weichselgebiet Leipzig Kabitzsch 1938 Horst Junker Horst Wieder Das neue Prussia Fundarchiv in Berlin In Archaologisches Nachrichtenblatt 8 Nr 1 2003 S 3 13 Vladimir I Kulakov Die wikingerzeitliche Siedlung und das Graberfeld Kaup bei Wiskiauten Bericht uber die Ausgrabungen der Jahre 1956 2004 In Offa 59 60 2002 2003 2005 ISSN 0078 3714 S 55 78 Vladimir I Kulakov Prussy V XIII vv englischer Titel The Old Prussians 5th 13th cent A D Moskau 1994 Christine Reich Archaologie einer vorgeschichtlichen Sammlung Die Bestande des ehemaligen Prussia Museums im Berliner Museum fur Vor und Fruhgeschichte In Archaologisches Nachrichtenblatt 8 Nr 1 2003 S 14 23 Anatolij Valujev Die Geschichte des Kaliningrader Bestandes der Prussia Sammlung In Carl von Carnap Bornheim Timo Ibsen A Valujev Hrsg Die Prussia Sammlung Der Bestand im Museum fur Geschichte und Kunst Kaliningrad Bremen 2005 S 28 39 Timo Ibsen Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen Neue Siedlungsforschungen am wikingerzeitlichen Fundplatz Wiskiauten Mohovoe im Kaliningrader Gebiet In Starigard 6 2005 ISSN 1862 4782 S 124 126 Timo Ibsen Die Suche geht weiter das Ratsel der wikingerzeitlichen Siedlung von Wiskiauten In Starigard 8 2007 S 81 87 Timo Ibsen Wiskiauten Bernstein aus dem Samland In Archaologie in Deutschland 5 2007 ISSN 0176 8522 S 34 35 Wojciech Wroblewski Wiskiauten In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 34 Walter de Gruyter Berlin New York 2007 ISBN 978 3 11 018389 4 S 140 145 Timo Ibsen Die Wikinger im Bernsteinland In Forschung 1 2008 ISSN 0172 1518 S 16 20 Timo Ibsen Siedlungsarchaologische Forschungen zum wikingerzeitlichen Fundplatz Wiskiauten Mohovoe im Kaliningrader Gebiet In Archaologisches Nachrichtenblatt 13 1 2008 ISSN 0948 8359 S 12 21 Timo Ibsen Etwa hier die Siedlung Der wikingerzeitliche Fundplatz von Wiskiauten Mohovoe im Kaliningrader Gebiet im Lichte alter Dokumente und neuer Forschungen Schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultat der Christian Albrechts Universitat Kiel Kiel 2009 online Timo Ibsen Annaherung an einen Mythos auf der Spur der Siedlung von Wiskiauten In A Bitner Wroblewska U Lund Hansen Hrsg Worlds apart Contacts across the Baltic Sea in the Iron Age Kopenhagen Warschau 2010 527 546 Timo Ibsen Johannes Frenzel In search of the early medieval settlement of Wiskiauten Mohovoe in the Kaliningrad Region In Lietuvos Archeologija 36 2010 47 58 Timo Ibsen Viskauten Mohovoe v posskah rannesredneekovogo poseleniya v kaliningradskoj oblasti In E Rybina Hrsg Novgorod Archaeological Conference 3 Materials of The International Conference Archaeology of medieval town For the 75th Anniversary of archaeological research of Novgorod Novgorod 2011 196 205 Gisela Graichen Matthias Gretzschel Die Prussen Der Untergang eines Volkes und sein preussisches Erbe Scherz Verlag Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 502 15172 2 Annika Sirkin Studien zur fruhmittelalterlichen Siedlungslandschaft im Samland ehemaligen Ostpreussen am Beispiel des Fundplatzes Wiskiauten Mochovoe In Zentrum fur Baltische und Skandinavische Archaologie Jahresbericht 2016 2017 S 50 51 online Annika Sirkin Der fruhmittelalterliche Siedlungskomplex von Wiskiauten Mochovoe im Kontext der samlandischen Siedlungslandschaft In Zentrum fur Baltische und Skandinavische Archaologie Jahresbericht 2017 2018 S 53 Nina Dworschak Die wikingerzeitlichen Grabbefunde bei Wiskiauten Mochovoe im Kaliningrader Gebiet Dissertation Universitat Kiel 2018 online Annika Sirkin Siedlungsarchaologie am Beispiel von Wiskiauten Mochovoe Kaliningrader Region In Zentrum fur Baltische und Skandinavische Archaologie Jahresbericht 2018 2019 S 51 online Annika Sirkin Remarks about the analysis of the radiocarbon data from Wiskiauten Mokhovoye settlement Kaliningrad region In V E Rodnikova Hrsg Novye materialy i metody arheologicheskogo issledovaniya Ot kritiki istochnika k obobsheniyu i interpretacii dannyh Materialy V Mezhdunarodnoj konferencii molodyh uchenyh Moskva 19 21 marta 2019 g Moskva 2019 S 216 217 online Annika Sirkin Vier Siedlungsareale bei Wiskiauten Mochovoe In Zentrum fur Baltische und Skandinavische Archaologie Jahresbericht 2019 2020 S 51 online Annika Sirkin Studien zur fruhmittelalterlichen Siedlungslandschaft im Samland am Beispiel des Fundplatzes Wiskiauten Mochovoe Unveroffentlichte Dissertation Universitat Kiel 2020 Weblinks BearbeitenWiskiauten Mohovoe Die fruhmittelalterliche Siedlung von Wiskiauten Mohovoe Memento vom 3 Marz 2014 im Internet Archive Die fruhmittelalterliche Siedlung von Wiskiauten Mohovoe abgeschlossen Studien zur fruhmittelalterlichen Siedlungslandschaft im Samland ehemaligen Ostpreussen am Beispiel des Fundplatzes Wiskiauten Mochovoe Memento vom 29 Dezember 2020 im Internet Archive Publikation Wiskiauten Die Ausgrabungen des Graberfeldes 1865 1945 Funde und Befunde Memento vom 11 August 2020 im Internet Archive Bild der Ausgrabung 2009 http www ostpreussen net ostpreussen orte php bericht 1457Einzelnachweise Bearbeiten Timo Ibsen Etwa hier die Siedlung Der fruhmittelalterliche Fundplatz Wiskiauten Mohovoe im Kaliningrader Gebiet im Lichte alter Dokumente und neuer Forschungen academia edu abgerufen am 28 November 2018 Annika Sirkin Studien zur fruhmittelalterlichen Siedlungslandschaft im Samland ehemaligen Ostpreussen am Beispiel des Fundplatzes Wiskiauten Mochovoe Zentrum fur Baltische und Skandinavische Archaologie Abgerufen am 28 November 2018 Timo Ibsen Studien zur fruhmittelalterlichen Siedlungslandschaft im Samland ehemaligen Ostpreussen am Beispiel des Fundplatzes Wiskiauten Mochovoe Zentrum fur Baltische und Skandinavische Archaologie Abgerufen am 28 November 2018 Normdaten Geografikum GND 7845324 0 lobid OGND AKS VIAF 240176236 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiskiauten amp oldid 239029208