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Als Flachgrab wird im Sprachgebrauch der ur und fruhgeschichtlichen Archaologie eine Erdbestattung bezeichnet die sich oberirdisch zum Beispiel durch Hugel nicht abzeichnet Flachgraber konnen in Form einfacher Erdgraber auftreten aber auch mit holzernen oder steinernen Einbauten wie Boden oder Seitenplatten versehen sein Sie sind zwar grundsatzlich nicht an eine bestimmte Bestattungsform Brand oder Korpergrab gebunden aber im engeren Sinne versteht man darunter einfache Korpergraber in mehr oder weniger stark eingetieften Erdgruben Die anderen Bestattungsformen haben unter Umstanden spezielle Namen zum Beispiel Brandschuttung Neolithisches Flachgrab mit Ockerstreunung Museum Saint RemiNeolithische Bestattung von Ohoden Bulgarien im Museum von VratsaFlachgrab mit ungunstigen Erhaltungsbedingungen und massiven Storungen durch Tiergange und einem eingegrabenen PfostenKorperbestattung zweier Madchen in einer Grabgrube Doppelbestattung Inhaltsverzeichnis 1 Flachgraber der Bandkeramiker 2 Flachgraber der Trichterbecherkultur 3 Himmelpforten Landkreis Stade 4 Issendorf Landkreis Stade 5 Cuxhaven Gudendorf 6 Britische Inseln 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksFlachgraber der Bandkeramiker BearbeitenDie Bedeutung von Flachgrabern im Bereich der Bandkeramischen Kultur wird in Graberfeld behandelt Flachgraber der Trichterbecherkultur BearbeitenAusser Grosssteingrabern legten die Trager der Trichterbecherkultur TBK auch Erdgraber 1 an die man Flachgraber in Norwegen Flatmarksgravar nennt Die Form dieser Graber sowie ihre Lage ist keinesfalls gleichartig oder nur ahnlich Flachgraber finden sich unter den Hugeln mancher Steingraber und unter Grabhugeln Kleine Grabgruben kommen ebenso vor wie Holzkammergraber Plankensarge Frydenlund und Anlagen mit Einbauten und Abdeckungen aus Roll oder Feldsteinen nbsp Steinsetzung mit 12 Meter Ringwall Kantvall und Mittelblock von Sorby Vilske in Vastra GotalandFlachgraber werden seltener beobachtet da sie auf der Oberflache nicht gekennzeichnet sind Bei ihnen handelt es sich oft um Zufallsfunde Ihre Zahl wird daher betrachtlich grosser sein Die meisten wurden in der Nachbarschaft zu Megalithanlagen entdeckt Oft sind auch nicht alle Graber eines Graberfeldes erfasst worden So lasst sich auch noch kein klares Bild von der Anzahl ihrer Gruppierung und ihrem Verhaltnis zu den Steingrabern zeichnen Einzelne Flachgraber sind selten die meisten liegen in Graberfeldern Von zahlreichen zufallig als Lesefunde aufgesammelten Gefassresten und Axten wird angenommen dass sie als Grabbeigaben in den Boden gelangten und bei ihrer Auffindung der Grabcharakter nicht erkannt wurde weil die Skelettreste vergangen waren Viele Flachgraber bestehen aus Gruben ohne erkennbare Einbauten Mitunter geben Feldsteine den einzigen Hinweis auf ihre Form wenn die eventuell vorhandenen Holzreste vergangen sind Sie deuten nicht immer auf grossere Holzkammern Falls sie separat liegen werden sie nur zufallig erkannt Ein solch seltenes Grab wurde 2001 in Wendorf Landkreis Nordvorpommern gefunden Es barg drei Tote zwei in Hockstellung und tiefstichverzierte Keramik Die Bauart ist auch innerhalb desselben Komplexes in Form und Grosse uneinheitlich Bereits 1941 stellte der danische Archaologe Knud Thorvildsen 1907 1987 fest dass zeitgleich mit den Megalithanlagen steingestutzte Erdgraber Steinpackungsgraber existieren die fur die spate TBK typisch werden und teilweise durch niedrige Erdhugel markiert sind Ob die Bedeutung der Flachgraber im Bereich der TBK ahnlich war wie in der LBK ist offen Pflaster Holzkammern Umbauten aus Steinen EndsteineHimmelpforten Landkreis Stade BearbeitenBei Himmelpforten wurden auf einer Flache von 16 18 m sechs Flachgraber nachgewiesen Unklare Befunde deuten auf weitere drei Hinweise auf Steingraber in dieser Gegend fehlen Grab I enthielt eine rechteckige Steinpackung aus Granitplatten von etwa 3 0 4 5 m An einem Ende lagen grossere Blocke Steinpackungen dieser Abmessung liegen in der Regel in kammerlosen Hunenbetten Es fanden sich Gefassscherben ein Feuersteinbeil und ein goldener Armring der erste alteste Goldfund im Bereich der nordwestdeutschen Tiefstichkeramik Grab III besass eine etwa 3 4 m lange langovale Grube Grab V war ebenfalls langoval Auf dem Grubengrund in 95 cm Tiefe war es 2 25 m lang und 1 2 m breit Der Ausgraber konnte einen Baumsarg nachweisen neben dem ein Tongefass lag Grab VI war 1 90 m breit und eher rundoval In der Mitte der Grube befand sich ein 0 75 m breites und vermutlich 2 00 m langes Feldsteinpflaster Issendorf Landkreis Stade BearbeitenBei Issendorf lagen nordlich eines Steingrabes die Flachgraber Streufunde von Tiefstichkeramik auf der Ackerflache deuten auf weitere unerkannte Grabstellen Grab A besass rechteckige Form mit den Massen 3 25 18 m und einer Tiefe von 0 95 m An einer Seite stand eine Granitplatte von 50 cm Breite und 32 cm Hohe Sieben Tongefasse fanden sich so dass eines neben der Grube stand und die ubrigen sechs verschieden tief im Grab Der Befund lasst sich nur so erklaren dass die Gefasse auf der Holzabdeckung der Grube standen und nach deren Zerfall zugleich mit dem Sand ins Grab rutschten Von Grab B liessen sich Form und Masse nicht ermitteln Es enthielt vier Tongefasse und zwei Feuersteinkratzer Grab C hatte eine langovale Grube von 2 20 1 25 m wie Grab V von Himmelpforten Von Grab D ist nur das Ende einer etwa zwei Meter breiten Grube dokumentiert an dem eine einen Meter breite Granitplatte stand Grab A von Issendorf und die Graber I III von Himmelpforten deuten auf unverfullte holzverkleidete Grabkammern hin Bodenpflaster fand man in den Hunenbetten mit und ohne Kammer Erstere enthalten oft nur eine Megalithkammer obwohl die Hugellange fur mehrere bestimmt zu sein scheint Bei der Untersuchung der Hunenbetten in Horneburg und Bliedersdorf Landkreis Stade kamen Steinpflaster zutage die denen der Flachgraber ahnlich waren Auf ihnen haben sich offensichtlich Bestattungen befunden Eine Steinpackung fand sich auch neben dem Megalithgrab unter dem Rundhugel des Grabes l von Horneburg Sie wurde wie einige Issendorfer Graber an einem Ende durch eine senkrecht gestellte Steinplatte begrenzt Solche Grabsteine sind auch in den Flachgrabern von Sievern Landkreis Cuxhaven und Zeijen in den Niederlanden beobachtet worden In einem Bericht aus dem Jahre 1846 verweist Carl von Estorff auf sechs Skelettgraber uber einem Steinpflaster das innerhalb des Hunenbettes neben der Steinkammer lag Bei Grabungen in der Oldendorfer Totenstatt Landkreis Luneburg kamen in den Hunenbetten Holzkammergraber zutage Diese Beispiele lassen sich durch Funde z B bei den Megalithanlagen von Hagestad in Schweden und anderswo vermehren Cuxhaven Gudendorf BearbeitenBei Gudendorf fand sich neben der vor mehr als 100 Jahren zerstorten Megalithanlage eine Grube mit einer Steinsetzung Ein Rollsteinpflaster war nach Art der Pflaster in Grosssteingrabern von Granitgrus bedeckt Die Bodenpflasterung war mittels Granitplatten und Rollsteinen bis zu einer Hohe von 40 cm mauerartig umgeben Diese Mauerung ist 3 85 m lang und 1 20 m breit und an den Enden gerundet Das Grab enthielt vier querschneidige Pfeilspitzen zwei Feuersteinbeile und zwei Tongefasse unterschiedlicher Zeitstellung Die Tongefasse und die ungewohnliche Lange der Steinsetzung deuten auf eine zeitgleich erfolgte Doppelbestattung wobei die Toten von denen sich allerdings keine Spuren fanden in Langsrichtung hintereinander gelegt worden sein konnen Fur diese Form der Steinsetzung gibt es in Danemark Gegenstucke Frydenlund 2 Aufgrund der Keramik gehort die Grabanlage in dieselbe Zeit wie der Dolmen von Haassel Landkreis Uelzen Der Hugel des Steingrabes uberdeckt mehr als die Halfte des Erdgrabes Als er aufgeschuttet wurde war das Erdgrab oberirdisch vielleicht nicht mehr zu erkennen Es war auch noch von einer jungeren Grube uberlagert in der Keramikscherben evtl Ausraumungen des Steingrabs sekundar deponiert waren Da kein grosserer Abstand zwischen der Errichtung von Erdgrab und Megalithanlage bestehen kann ist eine Friedhofstradition anzunehmen die mit dem Erdgrab begann Ein Teil der Erdgraber stammt aus der Zeit der alteren Ganggraber und gehort an den Anfang des Mittelneolithikums In dieser Phase bestanden also Megalithanlagen Holzkammergraber und Erdgraber ggf jeweils mit Bodenpflasterung nebeneinander Betrachtet man die Inventare wie die qualitativ hochwertigen Tongefasse aus dem Grab A von Issendorf oder den goldenen Ring aus Himmelpforten so zeigen sich keine sozialen Unterschiede zwischen den Toten in Megalithanlagen und Erdgrabern Britische Inseln BearbeitenIm Gegensatz zur Jungsteinzeit Kontinentaleuropas sind Flachgraberfelder kein Merkmal der britischen und der irischen Jungsteinzeit Es gibt jedoch Anzeichen fur eine kleine Anzahl scheinbar isoliert bestatteter Korper Ihre Entdeckung sei es durch Bauarbeiten Kustenerosion oder Ausgrabungen zeigt dass ihr isolierter Charakter oft nicht bestatigt wird Sie konnen aber nur in die Jungsteinzeit datiert werden wenn sie mit der materiellen Kultur Keramik oder Steinartefakte verbunden oder direkt datierbar sind Siehe auch BearbeitenKonens HojLiteratur BearbeitenWilfried Hicke Hugel und Flachgraber der Fruhbronzezeit aus Jois und Oggau In Burgenlandisches Landesmuseum Hrsg Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Heft 75 Eisenstadt 1987 ISBN 3 85405 101 5 H Hingst Flachgraber der Stein und Bronzezeit aus Schleswig Holstein In Offa 31 1974 1975 S 19 67 Werner Kramer Die Grabfunde von Manching und die latenezeitlichen Flachgraber in Sudbayern Ausgrabungen in Manching 9 Steiner Stuttgart 1985 ISBN 3 515 02490 5 Wolf Dieter Tempel Flachgraber der Trichterbecherkultur In H Schirnig Hrsg Grosssteingraber in Niedersachsen 1979 ISBN 3 7848 1224 4 S 111 116 Einzelnachweise Bearbeiten Jorg Eckert Die Steinzeit In Archaologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland S 55 Die Beigabenausstattung unterscheidet sich nicht von der in den Grosssteingrabern so dass soziale Unterschiede die sich darin dokumentieren konnten hier wohl auszuschliessen sind Eine Erklarung fur das Nebeneinander von so grundsatzlich verschiedenen Bestattungssitten gibt es bislang noch nicht Niels H Andersen Sarup Projektet Moesgard Museum abgerufen am 12 Marz 2023 danisch Weblinks BearbeitenCuxhaven Gudendorf Beschreibung engl und Bild Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flachgrab amp oldid 236104523