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Wilhelm Heer genannt Willi Heer 21 Juni 1894 in Rothenburg ob der Tauber 5 Juni 1961 ebenda war ein deutscher Politiker NSDAP Wilhelm HeerBauzeichnung Wohnhaus fur drei Familien die Heer ca zwischen 1909 und 1914 im Rahmen seiner Tatigkeiten Maurer Steinmetz Modellbauer Hochbautechniker anfertigte ca 1913 14 Hochbautechniker Willi Heer Bau des Schulgebaudes Bezoldweg 31 Rothenburg ob der Tauber Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Erster Weltkrieg 1 2 Politisches Wirken und Nationalsozialismus 1 3 Nachkriegszeit 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Erster Weltkrieg Bearbeiten Wilhelm Heer wurde am 21 Juni 1894 in Rothenburg ob der Tauber als achtes von neun Kindern des aus Vohrenbach stammenden Rothenburger Kaufmanns und Stadtrats Carl Emil Heer 1847 1925 und der Margaretha Amalia Gull 1855 1939 geboren Nach dem Besuch der Volksschule und des Progymnasiums wurde Heer an der stadtischen Bauschule in Nurnberg als Maurer Steinmetz und Modellbauer ausgebildet Anschliessend verdiente er seinen Lebensunterhalt als Hochbautechniker Von November 1914 bis Dezember 1918 nahm Wilhelm Heer am Ersten Weltkrieg teil in dem er zweimal verwundet und mit dem Eisernen Kreuz II Klasse ausgezeichnet wurde Am 15 April 1921 wurde er Bauleiter der Stadt Kitzingen am Main Politisches Wirken und Nationalsozialismus Bearbeiten Nach Kriegsende schloss er sich dem Freikorps Epp an mit dem er an der Niederschlagung der Munchner Raterepublik teilnahm Zwischen 1919 und 1921 war Heer Mitglied im Deutschvolkischen Schutz und Trutzbund Am 1 Marz 1921 trat er in die NSDAP ein Im Marz 1921 grundete er die Ortsgruppe Rothenburg ob der Tauber und im September 1921 in Zusammenarbeit mit dem spateren NSDAP Gauleiter fur Unterfranken Otto Hellmuth die Ortsgruppe Kitzingen Heer dominierte die Kitzinger Ortsgruppe in der er als unermudlicher Organisator und Drahtzieher im Hintergrund 1 wirkte Im Vergleich zu anderen Parteifunktionaren und Agitatoren verfugte er uber beschrankte Fahigkeiten als Redner und trat als solcher offentlich kaum in Erscheinung Stattdessen organisierte er Auftritte prominenter auswartiger Redner wie Hermann Esser Joseph Goebbels Julius Streicher oder der volkischen Agitatorin Andrea Ellendt Die Reden waren zum Teil von gewalttatigen Ausschreitungen begleitet so kam es im November 1922 vor einem Auftritt Ellendts in Hohenfeld zu einer Messerstecherei mit mehreren Verletzten 2 In seiner Selbstdarstellung im Reichstagshandbuch gab Heer 1933 an in Hohenfeld schwer verletzt worden zu sein Zudem behauptete er an allen Strassenkampfen und Saalschlachten im Maindreieck und im Oktober 1922 am sogenannten Marsch auf Coburg teilgenommen zu haben 3 Nachdem das in Folge des Hitlerputsches verfugte Verbot der NSDAP aufgehoben worden war trat Heer der Partei zum 4 Oktober 1925 erneut bei Mitgliedsnummer 19 786 4 In der antisemitischen Wochenzeitung Der Sturmer behauptete Heer im September 1927 Kitzingen sei der Ort in dem Juda der Herr ist der Jude alles und alle regiert und wunschte sich die Wiederkehr der guten alten Zeit in der der Jude um sich vor der Volkswut zu schutzen bei Dunkelheit nicht mehr alleine auf die Strasse wagt 5 Eine Beschwerde der judischen Gemeinde bei der Stadt uber ihren Beamten blieb fur Heer folgenlos der Stadtrat missbilligte den Sturmer Artikel bei funf Gegenstimmen 6 1932 wurde Heer der Trager des Koburger Ehrenzeichens und des Goldenen Ehrenzeichens der NSDAP war ehrenamtlicher NSDAP Kreisleiter fur den Kreis Kitzingen Nach der Machtubertragung an die Nationalsozialisten wurde er Stadtrat beziehungsweise Ratsherr der Stadt Kitzingen sowie stellvertretender Prasident des Bezirkstages von Unterfranken Von November 1933 bis zum Ende der NS Herrschaft im Fruhjahr 1945 war Heer Abgeordneter fur den Wahlkreis 26 Franken im nationalsozialistischen Reichstag Ab 1934 war er zusatzlich NSDAP Kreisleiter fur Gerolzhofen und ab 1941 auch fur Ochsenfurt Beim Judenboykott am 1 April 1933 trat Heer als Redner auf Im August 1933 initiierte er einen Stadtratsbeschluss der Juden die Benutzung des stadtischen Schwimmbades verbot Der zunachst als zu weitgehend angesehene Beschluss wurde zwei Jahre spater umgesetzt 7 An den Novemberpogromen 1938 war Heer in Kitzingen und Gerolzhofen fuhrend beteiligt Nach Aussagen von Augenzeugen hielt sich Heer am Morgen des 10 November in der Kitzinger Synagoge auf als SS Mitglieder die Inneneinrichtung der spater in Brand gesteckten Synagoge verwusteten Am Vorabend hatte Heer an Besprechungen teilgenommen und Polizei und Feuerwehr angewiesen nicht einzugreifen 8 Durch Heers Anwesenheit in Kitzingen verzogerten sich die Ausschreitungen in Gerolzhofen 9 Dem Vorsitzenden des dortigen Historischen Vereins und ehemaligen Stadtarchivars Stephan Oettermann zufolge forderte Heer als Kreisleiter den Ortsgruppenleiter dazu auf scharfer gegen die Juden in Gerolzhofen vorzugehen Daraufhin verwusteten 40 SA und SS Manner die Synagoge der Stadt und misshandelten eine Judin 10 Nach dem Pogrom forderte Heer Kommissare zur Uberwachung judischer Betriebe einzusetzen Durch die Arisierung judischer Hauser wollte er Engpasse auf dem Wohnungsmarkt beheben Im Juni 1939 widersetzte sich Heer der Wiedereroffnung der Judenschule in Gerolzhofen der die Wurzburger Aussenstelle der Gestapo zuvor zugestimmt hatte Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges forderte er vergeblich die Einweisung aller Juden in ein Konzentrationslager 11 Im Oktober 1944 erreichte Heer nach jahrelangen Auseinandersetzungen die Ablosung des Kitzinger Landrats Raimund Ruth Bereits 1941 hatte Heer dem NSDAP Mitglied Ruth vorgeworfen politisch zu passiv zu sein und insbesondere bei der Verwaltung der enteigneten Abtei Munsterschwarzach den Klerikern gegenuber zu entgegenkommend zu sein 12 Bei Kriegsende fluchtete Heer kurz vor dem Eintreffen amerikanischer Truppen am 5 April 1945 aus Kitzingen Zuvor hatte er versucht durch Durchhaltepropaganda und Drohungen den Widerstandswillen der Bevolkerung zu starken 13 Nachkriegszeit Bearbeiten Am 23 Marz 1948 verurteilte das Landgericht Wurzburg Heer wegen seiner Beteiligung an den Novemberpogromen 1938 in Kitzingen zu funf Jahren Zuchthaus und Aberkennung der burgerlichen Ehrenrechte Das Oberlandesgericht Bamberg bestatigte im September 1950 das Strafmass auf das Heers vorherige Internierung gemass dem automatischen Arrest nicht angerechnet wurde Heer der gesundheitlich angeschlagen fast die gesamte Haftzeit absass 14 starb im Juni 1961 in seinem Geburtsort Rothenburg Der Anklager in Heers Entnazifizierungsverfahren nannte ihn besonders in der Zeit von 1932 an intolerant im hochsten Grade Andersgesinnten gegenuber insbesondere gegen Juden aber auch gegenuber Pfarrern und BVP Mitgliedern 15 Dem Urteil des Wurzburger Landgerichts zufolge war Heer ein bedingungsloser treuer Gefolgsmann Adolf Hitlers 16 Im Wurzburger Verfahren bezeichnete sich Heer als Nationalsozialist mit meiner ganzen Seele und meinem ganzen Herzen Sich selbst sah Heer als unschuldig da er im guten Glauben gehandelt habe 17 Dem Historiker Elmar Schwinger zufolge ubernahm Heer seit 1921 mit geradezu fanatischem Eifer die Rolle des nationalsozialistischen Einpeitschers und Wachters In der Zeit des Nationalsozialismus habe sich Heer radikalisiert spatestens seit 1939 ubertraf er alle mainfrankischen Kreisleiter an denunziatorischem Impetus und antisemitischer Gehassigkeit so Schwinger 18 Literatur BearbeitenJoachim Lilla Martin Doring Andreas Schulz Statisten in Uniform Die Mitglieder des Reichstags 1933 1945 Ein biographisches Handbuch Unter Einbeziehung der volkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924 Droste Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 5254 4 S 217 Weblinks BearbeitenWilli Heer in der Datenbank der ReichstagsabgeordnetenEinzelnachweise Bearbeiten Elmar Schwinger Von Kitzingen nach Izbica Aufstieg und Katastrophe der mainfrankischen Israelitischen Kultusgemeinde Kitzingen Schriften des Stadtarchivs Kitzingen Band 9 Ma ayan Band 6 Sauerbrey Kitzingen 2009 ISBN 978 3 924694 21 0 S 134 Schwinger Kitzingen S 134 f Eintrag Heer Willi im Reichstagshandbuch November 1933 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 14071846 Zitiert bei Schwinger Kitzingen S 151 Schwinger Kitzingen S 205 Schwinger Kitzingen S 222 229 Schwinger Kitzingen S 296 298 300 341 Schwinger Kitzingen S 309 Matthias Endriss Gerolzhofen Der Tag an dem es Gerolzhofen nicht gab Stephan Oettermann referierte uber den Pogrom 1938 in Gerolzhofen und Frankenwinheim Mainpost 22 November 2009 Abgerufen am 14 August 2013 Schwinger Kitzingen S 342 349 f Claudia Roth Parteikreis und Kreisleiter der NSDAP unter besonderer Berucksichtigung Bayerns Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte Band 107 Beck Munchen 1997 ISBN 3 406 10688 9 S 265 f Schwinger Kitzingen S 516 Schwinger Kitzingen S 533 543 Zitiert bei Schwinger Kitzingen S 341 Zitiert bei Schwinger Kitzingen S 340 Zitiert bei Schwinger Kitzingen S 541 Schwinger Kitzingen S 340 Normdaten Person GND 130475858 lobid OGND AKS VIAF 74960948 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heer WilliALTERNATIVNAMEN Heer Willy Heer Wilhelm wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NSDAP MdRGEBURTSDATUM 21 Juni 1894GEBURTSORT Rothenburg ob der TauberSTERBEDATUM 5 Juni 1961STERBEORT Rothenburg ob der Tauber Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Willi Heer amp oldid 234716184