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Dieser Artikel befasst sich mit dem Politiker Wilhelm Gutmann Zum Unternehmer siehe Wilhelm von Gutmann Wilhelm Gutmann 9 Juni 1900 in Basel 16 Februar 1976 in Karlsruhe war ein deutscher Politiker NSDAP NPD Zeitweise geschaftsfuhrender Bundesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender im Landtag von Baden Wurttemberg trat er 1968 nach Vorwurfen wegen seiner Tatigkeit als Burgermeister in der Zeit des Nationalsozialismus zuruck Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Burgermeister in Tiengen 1 2 Grundung und Abgeordneter der NPD 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Sohn eines deutschen Kapellmeisters nahm als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil Ausgebildet als Diplom Kaufmann arbeitete Gutmann anfanglich in der Industrie ehe er 1927 zunachst in die Reichsfinanzverwaltung spater in die Gemeindeverwaltung wechselte Gutmann war verheiratet aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor Politisch betatigte sich Gutmann zunachst im Evangelischen Volksdienst der badischen Landesgruppe des Christlich Sozialen Volksdienstes CSVD Zum 1 Marz 1932 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 966 564 1 Burgermeister in Tiengen Bearbeiten In der Zeit des Nationalsozialismus war Gutmann von 1935 bis 1945 Burgermeister der Stadt Tiengen Eine von Gutmann 1935 erlassene judenfeindliche Ortssatzung wurde von ubergeordneten Behorden als zu weitgehend aufgehoben In der Satzung wurde Juden und Judenstammlingen der Zuzug nach Tiengen untersagt sie durften weder Immobilienbesitz auf der Gemarkung Tiengen neu erwerben noch dortiges gemeindliches Eigentum pachten oder mieten noch gemeindliche Einrichtungen nutzen Des Weiteren durften sie keine Markte in Tiengen betreten oder beliefern und jeder der mit ihnen Geschafte machte oder auch nur personliche Beziehungen unterhielt wurde vom offentlichen Dienst bzw der Lohnarbeit fur die Gemeinde ausgeschlossen 2 Wahrend des Zweiten Weltkrieges soll Gutmann im Amt Abwehr tatig gewesen sein 3 Verursachung eines Luftangriffs auf die StadtBei Kriegsende 1945 soll er laut der Tubinger Staatsanwaltschaft in fanatischer Weise zum sinnlosen Widerstand gegen die anruckenden franzosischen Truppen 4 aufgefordert haben Nachdem Gutmann vom Volkssturm Panzersperren und einen Schutzengraben anlegen liess hielt er am Abend des 24 April 1945 eine Kundgebung auf dem Marktplatz ab und erklarte den Burgern dass Tiengen in keinem Fall kampflos ubergeben werde Am Morgen des 25 April marschierte Wilhelm Gutmann mit einer Maschinenpistole durch die Stadt und bedrohte jeden der eine weisse Fahne aus dem Fenster hangen wollte Am 23 April 1945 hatte der Kommandeur der Sudwestdeutschland besetzenden franzosischen 1 Armee General Lattre de Tassigny auf Bitten einer Schweizer Offiziersdelegation umgehend die 3 Kampfgruppe der 9 Kolonialen Infanteriedivision aus dem Raum Freiburg zu einem schnellen Vorstoss entlang des Hochrheins Schweizer Grenze uber Lorrach und Waldshut in das Zielgebiet Blumberg befohlen Die Panzerspitze besetzte am 25 April 13 30 Uhr Waldshut Zwei Aufklarungsflugzeuge sichteten in der nachstgelegenen Stadt Tiengen keine weissen Flaggen Dies fuhrte schon kurz darauf zu einem Angriff von sechs Jagdbombern mit Splitterbomben der zahlreiche Verletzte und acht Tote darunter vier Kinder forderte Auch danach drohte Gutmann jedem der sich ergeben wollte mit dem Tod Schliesslich schoss er auf Manner die am Kirchturm die weisse Fahne hissten Getroffen wurde jedenfalls niemand Blitzartig waren uberall in der Stadt die Fahnen zu sehen Von den Burgern wurde eine Ubergabe eingeleitet Gutmann tauchte ab 5 Kurz darauf rollten schon die feindlichen Panzer an und besetzten ohne dass ein Schuss fiel Die nachsten Nachte waren furchtbar denn der Feind ubte Raubrecht ausserdem kamen ca 35 40 Vergewaltigungen vor Pfarrer J Luem in H Riedel Halt Schweizer Grenze Verlag Sudkurier Konstanz 1983 S 353 Erst am 1 Mai 1945 konnte Pfarrer Josef Luem bei einem franzosischen Hauptmann bewirken den Ubergriffen Einhalt zu tun und dafur Sorge zu tragen dass bald eine Kommandantur hier errichtet werde was dann auch innerhalb einer Woche geschah 6 Erste Verurteilung nach dem Krieg1945 verhaftet und interniert wurde Gutmann 1947 vom Landgericht Waldshut wegen Landfriedensbruchs Anreizung zum Klassenkampf und Freiheitsberaubung im Amt zu anderthalb Jahren Gefangnis verurteilt Verfahrensgegenstand waren die Novemberpogrome 1938 in Tiengen Laut Feststellungen des Gerichts hatte Gutmann bei einer Parteiversammlung die Juden eine internationale Morderbande genannt Zudem sei er fur die Festnahme von zwei Dutzend judischen Einwohnern Tiengens verantwortlich gewesen Die Festgenommenen seien zur nachsten Gestapo Stelle gebracht worden die mannlichen Festgenommenen seien in Konzentrationslager transportiert worden wo zwei von ihnen starben 7 Nachkriegsaktivitaten1949 zog Gutmann nach Karlsruhe wo er mit Franz Kienle den Arztekongress Deutsche Therapiewoche begrundete Bis 1965 war er als Ausstellungsleiter der mit der Therapiewoche verbundenen Heilmittelausstellung tatig Zunachst in der Bewegung von Vertriebenen ehemaligen Internierten und von der Entnazifizierung Betroffenen aktiv arbeitete Gutmann ab 1949 in der Notgemeinschaft Wurttemberg Baden von Franz Ott mit 8 Ende 1949 grundete er zusammen mit dem fruheren badischen Finanzminister Wilhelm Mattes den Karlsruher Ortsverein der DG BHE eines Wahlbundnisses der Deutschen Gemeinschaft und des Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten 1955 war Gutmann Kreisverbandsvorsitzender des Gesamtdeutschen Blocks Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten GB BHE ein Jahr spater wurde er in der Karlsruher Stadtrat gewahlt Ab 1961 war Gutmann Mitglied der Gesamtdeutschen Partei die aus der Fusion des GB BHE mit der Deutschen Partei DP entstanden war Grundung und Abgeordneter der NPD Bearbeiten Im November 1964 beteiligte sich Gutmann an der Grundung der NPD und wurde stellvertretender Bundesvorsitzender und im April 1965 Vorsitzender des Landesverbandes Baden Wurttemberg Nach der Amtsenthebung von Friedrich Thielen im Marz 1967 amtierte er bis zur Wahl Adolf von Thaddens im November 1967 als geschaftsfuhrender Bundesvorsitzender der NPD Bei der Landtagswahl in Baden Wurttemberg 1968 wurde Gutmann am 28 April im Wahlkreis 9 Leonberg in den Stuttgarter Landtag gewahlt wo er den Fraktionsvorsitz ubernahm Vor der Wahl hatte der Tubinger Arbeitskreis zum Schutz gegen den Rechtsradikalismus auf Gutmanns Tatigkeit als Burgermeister von Tiengen sowie auf seine Verurteilung 1947 hingewiesen 3 Im Landtag lehnten alle anderen Fraktionen eine interfraktionelle Zusammenarbeit mit der NPD unter Hinweis auf Gutmanns Verurteilung ab Dennoch war Gutmann nach Einschatzung des Historikers Lutz Niethammer der einzige NPD Abgeordnete mit dem sich Vertreter anderer Parteien auf einer gut schwabisch gemutlichen Ebene verstandigen konnten 9 Dabei uberliess er die Aufgaben des Fraktionsvorsitzenden weitgehend seinem Stellvertreter Peter Stockicht und beschrankte sich darauf abwiegelnd aufzutreten wenn Reden anderer NPD Abgeordneter zu Tumulten gefuhrt hatten 10 Nach seinem Rucktritt als Fraktionsvorsitzender Ende 1968 blieb Gutmann bis 1972 Landtagsabgeordneter Als Landes und stellvertretender Bundesvorsitzender der NPD war er bereits Mitte 1968 zuruckgetreten Literatur BearbeitenChristoph Kopke Wilhelm Gutmann Juden und Judenstammlingen ist der Zuzug nach Tiengen untersagt In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer NS Belastete aus Baden Wurttemberg Band 6 NS Belastete aus Sudbaden Gerstetten Kugelberg 2017 ISBN 978 3 945893 06 7 S 137 148Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 12611271 Gideon Botsch Christoph Kopke Die NPD und ihr Milieu Klemm amp Oelschlager Munster 2009 ISBN 978 3 932577 41 3 S 45 Matthias Fischer Waldshut Tiengen Gedenken an ehemaliges judisches Leben bei haGalil Abgerufen am 13 April 2011 a b Wilhelm Gutmann im Munzinger Archiv abgerufen am 9 April 2011 Artikelanfang frei abrufbar Zitiert in Weicher Willi In Der Spiegel Nr 19 1968 S 36 online Danielle Hirschberger Jagdbomber luden ihre todliche Fracht uber Tiengen ab Badische Zeitung 26 April 1995 Hermann Riedel Halt Schweizer Grenze Verlag des Sudkurier Konstanz 1983 S 353 ISBN 3 87799 023 1 Weicher Willi In Der Spiegel Nr 19 1968 S 36 online Richard Stoss Hrsg Parteien Handbuch Band 2 FDP bis WAV Schriften des Zentralinstituts fur Sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universitat Berlin Band 39 Westdeutscher Verlag Opladen 1984 ISBN 3 531 11592 8 S 1470 Lutz Niethammer Angepasster Faschismus Politische Praxis der NPD S Fischer Frankfurt 1969 S 210 Niethammer Faschismus S 209f Parteivorsitzende der Partei Die Heimat Friedrich Thielen Wilhelm Gutmann komm Adolf von Thadden Martin Mussgnug Walter Bachmann komm Gunter Deckert Udo Voigt Holger Apfel Udo Pastors komm Frank Franz Normdaten Person GND 1012568822 lobid OGND AKS VIAF 171303801 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gutmann WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NSDAP NPD MdLGEBURTSDATUM 9 Juni 1900GEBURTSORT BaselSTERBEDATUM 16 Februar 1976STERBEORT Karlsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Gutmann amp oldid 238954172