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Wilder Mann ist ein Stadtviertel im Nordwesten von Dresden Es liegt direkt am Hang des Dresdner Elbtalkessels im Stadtbezirk Pieschen Korrekt sagt man am Wilden Mann falsch ist in Wilder Mann Dass sich die Bezeichnung bis heute erhielt ist einem bis 1897 eigenstandigen Gutsbezirk sowie einem bis 1945 bekannten Ausflugslokal gleichen Namens zu verdanken Stadtplanausschnitt Dresden Wilder MannInhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Einwohnerentwicklung des Gutsbezirks 3 Administrative Zugehorigkeit 4 Verkehr 5 Trivia 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksLage BearbeitenDas Viertel Wilder Mann ist geographisch nicht genau eingrenzbar Es erstreckt sich uber den Westen Trachenberges und den Nordosten Trachaus die Grenze zwischen beiden Stadtteilen verlauft entlang der Grossenhainer und Dobelner Strasse Daher hat der Wilde Mann im Gegensatz zum ahnlich entstandenen Stadtteil Weisser Hirsch keine amtlichen Angaben uber die Einwohnerzahl und auch keine fest abgegrenzte Flache Seine ungefahren Grenzen verlaufen jedoch im Osten an der Bolivarstrasse im Suden etwa an der Platanenstrasse im Westen auf Hohe der Stephanstrasse und im Norden an der Kalkreuther Strasse Direkt nordlich des Wilden Mannes befinden sich die Junge Heide und der Heidefriedhof Geschichte BearbeitenEiner erstmals 1895 im Dresdner Anzeiger kolportierten Sage nach soll ein kleines Areal an der heutigen Dobelner Strasse nach Ende des Dreissigjahrigen Krieges 1648 vom Kurfursten Johann Georg 1656 an einen Einsiedler verschenkt worden sein nachdem dieser dem Landesherren bei einem Raububerfall das Leben gerettet hatte Die Sage scheint nichts weiter zu sein als die Geschaftstaktik des Eigentumers des ehemaligen Gasthofs Wilder Mann Gustav Emil Weber 1852 1932 der sich dadurch eine grossere Anziehungskraft fur seinen Gastwirtsbetrieb versprach 1 Erster nachgewiesener Besitzer war der spatere Dresdner Burgermeister Philipp Strobel 1643 1702 Er begrundete 1680 ostlich des Steilanstiegs der heutigen Grossenhainer Strasse ein Weingut auf dem auch Acker und Viehwirtschaft betrieben wurden Es lag inmitten des als die Trachenberge bezeichneten damals neu angelegten langgestreckten Weinberges zwischen Geblerstrasse und Radeburger Strasse Strobel war Inhaber des Schankrechts und schenkte Wein Most und seit 1690 auch Bier aus Strobels Schwiegersohn Luder Hildebrand Generaladjutant Augusts des Starken erweiterte den Besitz betrachtlich um einige Anbauten und Flure so dass sich das Gut auf die heutigen Grundstucke Dobelner Strasse 108 bis 116 erstreckte Er erhielt zusatzlich zum Ausschank die Konzessionen zum Backen Schlachten und Branntweinbrennen und wahlte als Wirtszeichen die Gestalt des Wilden Mannes welches in einer am 7 Mai 1710 ausgestellten Urkunde Erwahnung fand Da Hildebrand aus Niedersachsen stammte ist es durchaus moglich dass ihm als Vorbild dafur die Wappenfigur des Wildermanntalers diente 2 nbsp Erinnerungstafel an das ehemalige Weingut Wilder Mann an der Fassade des Wohnhauses Dobelner Strasse 110 in DresdenNach dem Tode Hildebrands im Jahr 1732 wechselten die Besitzer des ein Jahr spater als Vorwerk Wildermann erwahnten Weinguts in rascher Folge Unter ihnen waren bemerkenswert viele Frauen zum Beispiel Henriette von Benckendorff und Frau Obrist Leutnantin von Leipziger Johanna Rosine Starcke ab 1764 verheiratete von Zittwitz erwarb 1762 das Gut und das Schankrecht Sie trieb gegen viele Widerstande die Verlegung des Ausschankes in ein weiter westlich gelegenes kleines holzernes Weinberghaus heute Dobelner Strasse 130 voran was schliesslich am 19 Juli 1773 durch den sachsischen Kurfursten Friedrich August III genehmigt wurde Sie argumentierte mit einer wahrscheinlichen Steigerung der Pachtertrage wenn der Ausschank von dem etwas abgelegenen Gut an die belebte Strasse von Dresden uber Moritzburg nach Grossenhain umzoge In den folgenden Jahren liess sie an Stelle des Holzgebaudes einen steinernen Gasthof errichten Die im Siebenjahrigen Krieg verbrannte Figur des Wilden Mannes mit Vollbart Blatterschurz und Keule liess sie 1775 in Sandstein erneuern und verkaufte ein Jahr spater das Weingut wieder woraufhin es abermals zu mehreren Eigentumerwechseln kam Im Jahr 1791 wird das Gut als Wildemann erwahnt Ab August 1835 hatten Weingut und Gasthof dann getrennte Besitzer Im Jahr 1883 erzwang die Reblaus die Aufgabe der Rebkulturen und wie in weiten anderen Teilen des Dresdner Elbtals das Ende des Weinbaus Auf dem Gut wurde noch bis 1898 Landwirtschaft betrieben Wegen Baufalligkeit wurden das noch bis zum Schluss als Wohnhaus genutzte Gebaude des Weingutes 1934 abgerissen An der Fassade des Nachfolgebaus Dobelner Strasse 110 erinnert heute eine Gedenktafel an das Gut nbsp Das 2007 renovierte Gebaude des ehemaligen Ausflugsgasthofs Wilder Mann an der Dobelner Strasse 130 in TrachenbergeDie Gastwirtschaft blieb auch nach Einstellung des Gutsbetriebes bestehen Ab 1893 liess der Schankwirt Gustav Weber die Gebaude fur 97000 Mark umbauen und um einen Saal mit Gartenterrasse erweitern Die Einweihung erfolgte am 25 Dezember 1894 Im Garten spielten regelmassig Musikkapellen der Dresdner Garnison Im Gastraum hatte Gustav Weber ein Olgemalde des Kunstmalers Schmiegelow mit einer Kampfszene im Walde bei Trachenberge anbringen lassen 3 Die Eigentumer machten den Wilden Mann so zu einem beliebten Ausflugsziel am nordwestlichen Stadtrand Es war durch die seit 1881 bis unmittelbar vor das Gebaude fahrende Strassenbahn fur die Dresdner gut erreichbar bereits seit 1858 bestand ein Pferdeomnibus Anschluss Unterbrochen wurde der Gaststattenbetrieb nur im Ersten Weltkrieg als die Raume zu einer Reserveunterkunft der Koniglich Sachsischen Armee wurden Das bis heute erhaltene Gasthofgebaude war nach der Nutzung als Reservelazarett der Wehrmacht gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zunachst die Kreis und anschliessend bis zum Umzug in die Maternistrasse 17 die Bezirksparteischule der SED und beherbergte ab 1969 das Studio Dresden des DDR Fernsehens nach der Wende des MDR Nach 2000 stand es zunachst leer Von 2007 bis Anfang 2008 wurde das Gebaude zu einem Wohn und Geschaftshaus umfunktioniert Auf dem Grundstuck eroffnete an der Stelle der zuvor abgerissenen funf Fernsehaufnahmestudios im November 2007 ausserdem ein Discounter Gegen Ende des 19 Jahrhunderts war der Name der Gaststatte auch auf die nahere Umgebung ubergegangen Die im benachbarten Trachenberge schon seit etwa 1800 verstarkte Siedlungstatigkeit hatte auch vorm Wilden Mann nicht haltgemacht In dem als Sommerfrische bekannten Ort entstanden vornehmlich Villen von denen bis heute viele erhalten blieben Der zu Trachau gehorige flachere Teil des Viertels ist heute recht dicht bebaut der zu Trachenberge gehorige Hang eher locker Auf der Anhohe des Elbhangs befindet sich ein kleines Plattenbaugebiet Das auch zum Wilden Mann zahlende Gebiet unmittelbar westlich der Grossenhainer Strasse ist ebenfalls geschichtstrachtig Hier befand sich das 1446 als Weinberg am alten Trachenberge erstmals erwahnte Weingut der Augustinermonche aus Altendresden Am oberen Ende des Steilanstiegs der Grossenhainer Strasse des sogenannten Wilder Mann Berges stand seit 1880 die Bergwirtschaft Dabei handelte es sich um ein im Volksmund als Bergziege bezeichnetes Ausflugslokal von dessen Terrasse dem sogenannten Balkon der Neustadt man eine weite Aussicht uber Dresden hatte Dieses Restaurant wurde bis 1991 betrieben danach dem Verfall preisgegeben und 2005 abgerissen Seit 2007 steht an dieser Stelle das neu errichtete Hotel Bergwirtschaft Wilder Mann Unmittelbar daneben befindet sich die denkmalgeschutzte Villa Trinkl Einwohnerentwicklung des Gutsbezirks Bearbeiten Jahr Einwohner 4 1834 231871 491890 1771910 Teil von Trachenberge zu DresdenAdministrative Zugehorigkeit BearbeitenAb dem 18 Juni 1722 bildete das Weingut zusammen mit dem damals als Jessnitz bezeichneten aussersten Norden der heutigen Leipziger Vorstadt den gemeinsamen Gutsbezirk Wilder Mann und war damit de facto eigenstandig Dieser unterstand direkt dem Landesherren und besass die Ober und Erbgerichtsbarkeit Der gesamte Gutsbezirk wurde 1897 gemeinsam mit Trachenberge Pieschen und Hellerberge nach Dresden eingemeindet Zunachst wurde er vollstandig der Gemarkung Trachenberge zugerechnet seit Mitte der 1950er Jahre gehort der Ostteil des ehemaligen Gutsbezirks auf dem in der Zwischenzeit die Siedlung Oberer Hecht entstanden war jedoch zur Leipziger Vorstadt und damit zur Gemarkung Neustadt Seit 1957 gehorten beide Teile des fruheren Gutsbezirks zum Stadtbezirk Dresden Nord seit 1991 liegt der Westteil also das heutige Stadtviertel Wilder Mann im Stadtbezirk Pieschen Verkehr BearbeitenDas Stadtviertel ist trotz seiner spurbaren Randlage gut an das stadtische Verkehrsnetz angeschlossen Die Endhaltestelle der Strassenbahn linie 3 heisst Wilder Mann und liegt direkt am ehemaligen Gasthof Ferner halten die Buslinie 80 sowie Uberland Buslinien in dem Stadtviertel Auch die 1941 angelegte Anschlussstelle der Autobahn 4 unmittelbar nordlich des Viertels tragt den Namen Wilder Mann Die alte Viehtriebe vom Dorfkern Alttrachau aus heisst heute bis in das Gebiet des Stadtviertels hinein Wilder Mann Strasse Trivia BearbeitenDie in der Dresdner Neustadt ansassige Hausbrauerei Schwingenheuer braut ein nach dem Stadtviertel benanntes sechsprozentiges dunkles Bockbier 5 Obwohl der Wilde Mann in recht grossem Abstand zur Elbe liegt Entfernung zur Pieschener Flussschleife ca 2 Kilometer standen die niedrigen Lagen des Viertels so auch der Hof des Weingutes wahrend der Sachsischen Sintflut am 31 Marz 1845 unter Wasser Verursacht wurde dies durch Ruckstau in einem parallel zum Berghang entlang der Schutzenhofstrasse nach Kaditz fuhrenden alten Elbarm Eine erneute Uberflutung des Gelandes beim Jahrhunderthochwasser 2002 konnte durch den Damm der Bahnstrecke Leipzig Dresden und den unter deren Uberbruckung der Leipziger Strasse errichteten Sandsackwall verhindert werden Den Namen Wilder Mann tragt heute eine Gaststatte auf der anderen Seite der Grossenhainer Strasse Im Hinterhaus dieses Gebaudes wohnte in den 1920er Jahren auch der erfolgreiche Leichtathlet Rudolf Harbig Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Brendler Wie der Wilde Mann zu seinem Namen kam In Pieschener Zeitung Dresdner Stadtteilzeitungen 25 Mai 2013 Offensichtlich besteht auch ein Zusammenhang zwischen der Werbestrategie Webers und einer im Dresdner Anzeiger des Jahrganges 1895 erstmals veroffentlichten Sage vom Wilden Mann Sie handelt im Dreissigjahrigen Krieg und berichtet von der Befreiung des sachsischen Kurfursten Johann Georg 1585 1656 aus den Handen kroatischer Soldner durch die bartige Gestalt eines wilden Mannes Handlungsort ist der Wald an den Trachenbergen In der Sage heisst es abschliessend Da hat denn der Furst befohlen zu bauen Gehoft und Haus An selbiger Stelle wo ihn der Riese gehauen heraus Dem soll es gehoren zum Dank fur das was er getan Und soll geheissen werden das Haus Zum wilden Mann abgerufen am 5 Juni 2017 Klaus Brendler Wie der Wilde Mann zu seinem Namen kam In Pieschener Zeitung Dresdner Stadtteilzeitungen 25 Mai 2013 Das vom 16 bis 19 Jahrhundert in Braunschweig und anderen Stadten des heutigen Niedersachsen verbreitete Geldstuck zeigte als Munzbild einen wilden Mann abgerufen am 5 Juni 2017 Klaus Brendler Wie der Wilde Mann zu seinem Namen kam In Pieschener Zeitung Dresdner Stadtteilzeitungen 25 Mai 2013 Ein ritterlicher Herr der von Wegelagerern uberfallen ist wird durch die bartige Gestalt eines wilden Mannes befreit abgerufen am 5 Juni 2017 Wilder Mann im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen Unsere Biere In obergaerig de Hausbrauerei Schwingenheuer abgerufen am 29 Juli 2015 Literatur BearbeitenKlaus Brendler Horst R Rein Trachau Von Menschen Hausern und Strassen Heimatkundliche Beitrage Heft 4 Verlag Horst R Rein Dresden 2005 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Der Wilde Mann Sagenballade Weingut Wilder Mann dresdner stadtteile de Trachenberge und Wilder Mann dresden und sachsen de Stadtteil Trachenberge Memento vom 11 Oktober 2007 im Internet Archive dresden nordwest de Bergwirtschaft dresdner stadtteile de Gebaude des DFF Studios Dresden Foto von Hans Reinecke in der Deutschen Fotothek51 096730666667 13 719885333333 Koordinaten 51 6 N 13 43 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilder Mann Dresden amp oldid 228388418