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Das Landschaftsschutzgebiet mit dem etwas sperrig klingenden Namen Werratal zwischen Oberrieden und Wendershausen und Ludwigstein mit Hintergelande wurde im Februar 1960 ausgewiesen um den Bereich vor verunstaltenden Veranderungen zu bewahren 1 Zu dem Gebiet gehort ein Abschnitt des Unteren Werratals der durch weit ausholende Maanderschleifen des Flusses gepragt wird Die Werra die von ihren Quellen im Thuringer Wald fast 300 km lang die thuringisch hessisch niedersachsische Mittelgebirgslandschaft durchquert bevor sie in Hann Munden auf die aus der Rhon kommende Fulda trifft und als Weser weiterfliesst passiert hier eine der engsten Stellen auf ihrem Weg Bekanntheit erlangte die Werra wegen der landschaftlichen Schonheit in vielen Teilen ihres Flusstals sowie durch die anhaltenden Einleitungen von Abwassern aus dem Kalibergbau als Salzfluss Deutschlands Werratal zwischen Oberrieden und Wendershausen und Ludwigstein mit Hintergelande IUCN Kategorie V Protected Landscape SeascapeBlick vom Hanstein auf das Gebiet um die Burg LudwigsteinBlick vom Hanstein auf das Gebiet um die Burg LudwigsteinLage In den Gemarkungen der Ortsteile Werleshausen Unterrieden und Wendershausen der Stadt Witzenhausen sowie in der Gemarkung von Oberrieden der Stadt Bad Sooden Allendorf im nordhessischen Werra Meissner KreisFlache 782 HektarKennung 2636031WDPA ID 555547211Geographische Lage 51 19 N 9 54 O 51 3185 9 90742 Koordinaten 51 19 7 N 9 54 27 OWerratal zwischen Oberrieden und Wendershausen und Ludwigstein mit Hintergelande Hessen Einrichtungsdatum Februar 1960 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Das Schutzgebiet 3 Unterschutzstellung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie geschutzten Flachen liegen im Geo Naturpark Frau Holle Land nordostlich von Bad Sooden Allendorf und sudostlich von Witzenhausen im nordhessischen Werra Meissner Kreis Administrativ befindet sich das Gebiet in den Gemarkungen von Werleshausen Unterrieden und Wendershausen der Stadt Witzenhausen sowie von Oberrieden der Stadt Bad Sooden Allendorf Durch das Landschaftsschutzgebiet verlauft die Bundesstrasse 27 In der naturraumlichen Gliederung Deutschlands des Instituts fur Landeskunde Bad Godesberg wird das Gelande dem Witzenhausen Hedemundener Werratal 358 4 den Lindewerra Werleshauser Schlingen 358 32 dem Soodener Bergland 358 02 und den Neuseesen Werleshauser Hohen 358 8 zugeordnet Sie sind Unter und Teileinheiten des Unteren Werraberglands 358 in der Haupteinheitengruppe des Osthessischen Berglands 2 Im Osten und Westen grenzt das Landschaftsschutzgebiet an die Flachen des Landschaftsschutzgebiets Auenverbund Werra Das fast 4000 Hektar grosse Gebiet wurde im Jahr 1992 ausgewiesen um die verschiedenen Wiesen und Ufervegetationstypen der Werra zu schutzen und naturnahe Gewasserabschnitte zu erhalten oder sie wieder herzustellen Es besteht aus mehreren unterschiedlich grossen Teilgebieten entlang der mittleren und unteren Werra in den Landkreisen Hersfeld Rotenburg und Werra Meissner 3 Mit dem Riedbachtal grenzt ein weiteres Landschaftsschutzgebiet an Der bereits seit Juli 1957 geschutzte Bereich erstreckt sich entlang des Riedbaches von Oberrieden bis nach Hilgershausen im ostlichen Meissnervorland 4 Das Schutzgebiet BearbeitenDer Bereich des Landschaftsschutzgebiets war nahezu immer Grenzland Hier stiessen die Gebiete der Thuringer und Franken spater der kurfurstlich mainzischen und danach der koniglich preussischen Eichsfelder und der Hessen aneinander Nach dem Zweiten Weltkrieg grenzte hier die Sowjetische an die Amerikanische Besatzungszone Bevor im Jahr 1949 die beiden deutsche Staaten entstanden kam es im September 1945 durch das Wanfrieder Abkommen zu einer einschneidenden Veranderung Mit einem Gebietstausch wechselten das thuringische Werleshausen und der Nachbarort Neuseesen zu Hessen und funf hessische Dorfer kamen in die sowjetische Zone Innerhalb des Landschaftsschutzgebiets befinden sich die Burg Ludwigstein die wegen ihrer kunstlerischen geschichtlichen und baulichen Bedeutung als Kulturdenkmal geschutzt wird die Kriegsgraberstatte Ludwigstein das Naturschutz und Fauna Flora Habitat Gebiet Ebenhohe Liebenberg und die Werleshauser Pforte eine der engsten Stellen des Werratals Vor allem die Obstbaume in dieser Region die zu dem Kirschenanbaugebiet um Witzenhausen gehoren verleihen der Landschaft in ihrer Blutezeit und mit der Laubfarbung im Herbst einen besonderen Reiz Burg Ludwigstein nbsp Streuobstwiese westlich der Burg LudwigssteinDie Burg steht auf einem rund 236 m hohen Berg der nach Osten Norden und Westen steil zu der Werraschleife bei Werleshausen abfallt Sie wurde in der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts als Grenzfeste gegenuber der Burg Hanstein die auf der anderen Seite der Werra steht von Landgraf Ludwig I von Hessen erbaut und sollte die Grenze zu dem damals kurmainzischen Eichsfeld schutzen Die von Amtsmannern verwaltete Burg verlor nach der Verlagerung von Amtssitz und Domanenbetrieb an Bedeutung und wurde kaum noch benutzt Im Jahr 1920 erwarb eine Vereinigung aus Angehorigen der Bunde die inzwischen weitgehend verfallene Anlage und restaurierte sie vollstandig als lebendiges Ehrenmal fur die im Ersten Weltkrieg gefallenen Wandervogel Nachdem sie als Jugendburg Ludwigstein in eine Stiftung uberfuhrt wurde ist sie als Herbergsbetrieb eine offene Begegnungsstatte fur Jugendliche aus aller Welt In der Burg sammelt und bewahrt das Archiv der deutschen Jugendbewegung Dokumente von den 1890er Jahren bis in die Gegenwart 5 Die Bergkuppe des Ludwigsteins und ein Teil des Sudhangs sind 1938 als flachenhaftes Naturdenkmal ausgewiesen worden 6 Kriegsgraberstatte Ludwigstein nbsp 294 Menschen die wahrend und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg starben haben hier ihre letzte RuhestatteDer im Jahr 1961 zur Zeit des Kalten Krieges eingeweihte Friedhof an der Hauptzufahrt zur Burg sollte nicht nur eine Sammelgrabstatte fur Kriegsopfer sein sondern auch ein westdeutsches antikommunistisches Zeichen an der nahen innerdeutschen Grenze setzen Die aus verschiedenen Kreisen Nordhessens umgebetteten Wehrmachtsangehorigen Kriegsgefangenen Gestapo Haftlinge Menschen die zur Zwangsarbeit gezwungen wurden und sogenannten Displaced Persons sollten hier ihre letzte Ruhe finden Ihre Graber sind in Reihen angeordnet die einen Viertelkreis ergeben Zwischen ihnen stehen unregelmassig jeweils drei Kreuze die wie auch das Hochkreuz auf dem hochsten Punkt der Anlage aus Michelnauer Basaltlavatuff gefertigt sind Die einheitliche Gestaltung der Graber sollte verbergen dass in ihnen die sterblichen Uberreste von Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts und mit verschiedenen Schicksalen liegen 7 Ebenhohe Liebenberg nbsp Blick auf Lieben und Halbesberg uber das Brunnenhaus am Fuss des BurgbergsDas 142 Hektar grosse reich strukturierte Naturschutz und Fauna Flora Habitat Gebiet Ebenhohe Liebenberg auf der rechten Werraseite liegt vollstandig in dem Landschaftsschutzgebiet Es umfasst die Bereiche der Berge Ebenhohe 314 m Liebenberg 287 m und Halbesberg deren Walder Magerrasen und Felsfluren zum Lebensraum vieler zum Teil seltener und stark gefahrdeter Arten geworden sind Das Schutzgebiet wurde bundeslanderubergreifend in das Naturschutzgrossprojekt des Grunen Bandes der Heinz Sielmann Stiftung einbezogen 8 9 Werleshauser Pforte nbsp Zweiburgenblick mit der Werleshauser Pforte von der Werra bei Wendershausen aus gesehenAn der engsten Stelle der Talaue wird die Werra von auffallenden Buntsandsteinklippen flankiert Linksseitig von dem Sockel des Ludwigsteiner Burgberges und gegenuberliegend von der Hasenkanzel einem markanten mehrere Meter hohen Felsen oberhalb des Prallhangs Hier durchtrennte der Fluss einst den harten Gesteinsriegel der ihr den Weg versperrte Den Durchbruch schaffte die Werra jedoch nicht aus eigener Kraft Er vollzog sich langsam durch die im Laufe der Erdgeschichte von Hebungen hervorgerufenen Krustenbewegungen Es wird vermutet dass vor rund 65 Millionen Jahren zu Beginn des Tertiars das Gebiet eine flachwellige Ebene war Im Oligozan und Miozan wurde das Gelande angehoben und die bis dahin trage dahinfliessende Werra bekam Gefalle und konnte die Erdschichten starker angreifen Gegen Ende des Tertiars und zu Beginn des Diluviums kam es erneut zu Hebungen und die Erosionsprozesse des Flusses verstarkten sich abermals Der Durchbruch der Werra erfolgte wahrscheinlich allmahlich von der Hochflache her Das wird auch aus der Terrassenbildung an den Talhangen gefolgert Die jungsten Ablagerungen liegen etwa 30 die mittleren 50 und die altesten etwa 75 Meter uber dem jetzigen Flussspiegel Diese Schotterterrassen treten stellenweise deutlich hervor und zeigen jeweils den Stillstand der Erdbewegungen an wahrend Talbildungen auf Hebungen hindeuten 10 Unterschutzstellung BearbeitenMit Verordnung der Unteren Naturschutzbehorde beim Kreisausschuss des Landkreises Witzenhausen vom 15 Februar 1960 und mit Ermachtigung des Regierungsprasidenten in Kassel als Hohere Naturschutzbehorde 11 wurden das Werratal zwischen Oberrieden und Wendershausen in den Gemarkungen von Oberrieden Werleshausen Unterrieden und Wendershausen und der Ludwigstein mit Hintergelande in den Gemarkungen Wendershausen Werleshausen und Oberriedenunter den Schutz des noch geltenden Reichsnaturschutzgesetzes von 1935 gestellt Mit der Unterschutzstellung war es im Schutzbereich verboten Veranderungen vorzunehmen die geeignet sind die Natur zu schadigen den Naturgenuss zu beeintrachtigen oder das Landschaftsbild zu verunstalten Uber die Musterverordnung hinaus war die wirtschaftliche Nutzung im Rahmen der Verordnung sowie die Ausubung der Jagd und der Fischerei erlaubt Unberuhrt blieb auch die Unterhaltung und der Ausbau des Strassen und Wegenetzes und die behordlichen wasserbaulichen Pflege und Instandsetzungsmassnahmen 1 Das Schutzgebiet besitzt eine Grosse von rund 782 Hektar hat die nationale Kennung 2636031 und den WDPA Code 555547211 12 Das im Landschaftsschutzgebiet liegende Naturschutzgebiet Ebenhohe Liebenberg wurde im Marz 1995 ausgewiesen Mit der Unterschutzstellung sollten die strukturreichen und vielfaltigen Walder der Berge geschutzt die Magerrasenbereiche und Felsflurgesellschaften als Lebensraum vieler zum Teil seltener und stark gefahrdeter Pflanzen und Tierarten erhalten und das durch land und forstwirtschaftliche Nutzung gepragte Landschaftsbild bewahrt werden Mit der gleichen Grosse und den gleichen Grenzen wurde es im Januar 2008 mit der Verordnung uber Natura 2000 Gebiete in Hessen 13 auch in das europaweite Schutzgebietssystem Natura 2000 integriert Als Naturschutzgebiet haben Ebenhohe und Liebenberg die nationale Kennung 1636025 und den WDPA Code 162831 und als FFH Gebiet die EU Nummer 4625 301 und den WDPA Code 555519945 14 In das bergige Hintergelande um den 353 5 m hohen Witzenbrachskopf im sudwestlichen Bereich des Landschaftsschutzgebiets ragt eines der vielen Teile des FFH Gebiets Werra und Wehretal hinein Das mit einer Flache von rund 24 500 Hektar Hessens grosstes FFH Gebiet gilt mit seinen mehr als zwanzig Lebensraumtypen als ein hotspot der Artenvielfalt Wichtigstes Schutzziel ist die Sicherung der grossen zusammenhangenden Buchenwalder mit dem angrenzenden Grunland als Jagdreviere fur das Grosse Mausohr und die Bechsteinfledermaus 15 16 Literatur BearbeitenLothar und Sieglinde Nitsche Marcus Schmidt Naturschutzgebiete in Hessen schutzen erleben pflegen Band 3 Werra Meissner Kreis und Kreis Hersfeld Rotenburg cognitio Verlag Niedenstein 2005 ISBN 3 932583 13 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Landschaftsschutzgebiet Werratal zwischen Oberrieden und Wenderhausen und Ludwigstein mit Hintergelande Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Schutzgebiet Werratal zwischen Oberrieden und Wendershausen und Ludwigstein mit Hintergelande Verordnung vom 15 Februar 1960 zum Schutze von Landschaftsteilen in den Gemarkungen Oberrieden Werleshausen Unterrieden und Wendershausen Kreisausschusses des Landkreises Witzenhausen Untere Naturschutzbehorde Hans Jurgen Klink Blatt 112 Kassel In Naturraumliche Gliederung nach der Geographischen Landesaufnahme des Instituts fur Landeskunde Bad Godesberg Auenverbund Werra In Weltdatenbank fur Schutzgebiete abgerufen am 14 April 2022 Riedbachtal In Weltdatenbank fur Schutzgebiete abgerufen am 14 April 2022 Webseite der Burg Ludwigstein abgerufen am 14 April 2022 In der Liste der Naturdenkmale des Werra Meissner Kreises hat der Ludwigstein als pflanzenkundliches Naturdenkmal die Nummer ND 636 109 mit einem Ausweisungsdatum vom 25 Marz 1938 Kriegsgraberstatte Ludwigstein auf der Webseite des Landesverbandes Hessen des Volksbundes Deutsche Kriegsgraberfursorge abgerufen am 14 April 2022 Hoheberg mit Werra und Walsetal In Naturschutzgrossprojekt Grunes Band Eichsfeld Werratal auf der Webseite der Heinz Sielmann Stiftung abgerufen am 14 April 2022 Steckbrief des FFH Gebiets 4625 301 Ebenhohe Liebenberg Auf der Website des Bundesamtes fur Naturschutz BfN abgerufen am 14 April 2022 Heidrun und Friedrich Jantzen Werradurchbruch am gestorten Sattel Die Werleshauser Pforte In Naturdenkmale Hessens Landbuch Verlag Hannover 1985 ISBN 3 7842 0323 X S 50 f Die Verordnung ist mit ihrer Bekanntmachung in der Niederhessischen Zeitung als Amtliches Kreisblatt vom 18 Februar 1960 in Kraft getreten Werratal zwischen Oberrieden und Wendershausen und Ludwigstein mit Hintergelande In Weltdatenbank fur Schutzgebiete abgerufen am 14 April 2022 Verordnung uber die Natura 2000 Gebiete in Hessen vom 16 Januar 2008 In Gesetz und Verordnungsblatt fur das Land Hessen Teil I Nr 4 vom 7 Marz 2008 Naturschutzgebiet Ebenhohe Liebenberg In Weltdatenbank fur Schutzgebiete abgerufen am 14 April 2022 Steckbrief des FFH Gebiets 4825 302 Werra und Wehretal auf der Website des Bundesamtes fur Naturschutz BfN abgerufen am 14 April 2022 Werra und Wehretal In Weltdatenbank fur Schutzgebiete abgerufen am 14 April 2022 Landschaftsschutzgebiete im Werra Meissner Kreis nbsp nbsp Auenverbund Werra Teilbereiche im Landkreis Hersfeld Rotenburg Gelstertal Hegen bei Ziegenhagen Lossetal bei Furstenhagen Oberes Niestetal Teilbereich im Landkreis Kassel Riedbachtal Verlorener Bach Werratal zwischen Blickershausen und Wendershausen Werratal zwischen Oberrieden und Wendershausen und Ludwigstein mit Hintergelande Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werratal zwischen Oberrieden und Wendershausen und Ludwigstein mit Hintergelande amp oldid 232894285