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Als Erdkrusten oder kurz Krustenbewegungen werden in den Geowissenschaften insbesondere in Geodasie und Geodynamik messtechnisch oder geologisch nachweisbare Bewegungen von Teilen der festen Erdkruste bezeichnet Sie konnen rezent aktiv aktuell feststellbar sein oder auch fossil d h seit langem abgeklungen sein Die raumliche und zeitliche Erstreckung solcher Bewegungen kann sehr verschieden sein Die meisten Bewegungen laufen kontinuierlich und uberwiegend horizontal ab typischerweise mit Bewegungsraten von einigen mm bis cm pro Jahr Doch sind im Gefolge von Erdbeben auch plotzliche oder stufenweise Versetzungen bis in den Meterbereich moglich Sehr rasche aber lokale Hang und Gesteinsbewegungen Bergsturz Mure und Bodenfliessen sind keine Krustenbewegungen weil davon nur die obersten Bereiche der Erdkruste betroffen sind Auch wenn solche Ereignisse durch Erdbeben ausgelost werden konnen handelt es sich doch um Erscheinungsformen die den Oberbegriffen Verwitterung und Erosion zuzuordnen sind Im geodynamischen Sinn werden sie auch als Massenbewegungen bezeichnet 1 Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen 2 Krustenbewegungen entlang geologischer Storungen 3 Globale Plattentektonik 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseUrsachen BearbeitenDer ungarische Geophysiker Laszlo Egyed Lit 1 p 299 schreibt dazu Krustenbewegungen treten dort auf wo die Spannungen die Festigkeit oder wenigstens die plastische Festigkeit der Schichten uberschreiten Die Schichten geringster Festigkeit bestehen aus sedimentaren Gesteinen Obwohl die Bruchlinien in Sedimentgebieten bisweilen schwer nachgewiesen werden konnen spiegeln sich die Bruchsysteme meist in den Wasserlaufen eines Gebietes wider Denn sie formen die Bruchsysteme der unter den Sedimenten liegenden Gesteinszonen nach und die Flusse graben sich in die nachgiebigsten Gesteinsformationen ein Adrian Scheidegger Zurich Wien hat dies in den Flusslaufen Europas auch statistisch nachgewiesen und Franz Kohlbeck 1943 2016 an der TU Wien fand deutliche Korrelationen zwischen Spannungstensoren und Kluften in zahlreichen Gesteinsformationen 2 Krustenbewegungen treten aber nicht nur entlang rezenter geologischer Storungen auf sondern auch in Gebieten deren Gesteine in fruherer Zeit tektonisch stark beansprucht wurden oft ungenau als Schwachezone bezeichnet Ein Beispiel dafur ist das Wiener Becken an jener Stelle zwischen Ostalpen und Karpaten wo Teile der Erdkruste bis zu 6 km abgesunken sind Viele Krustenbewegungen sind auch die Folge uberregionaler Bewegungen durch die globale Plattentektonik Sie zeigen sich meist an den Randern der Kontinente und gehen mit Phasen der Orogenese einher Krustenbewegungen entlang geologischer Storungen BearbeitenLokale und regionale Krustenbewegungen erfolgen also meist entlang geologischer Storungen Am Rande von Sedimentbecken verlaufen diese Storungslinien meist als sogenannte Bruche im nahen Untergrund die sich aber manchmal bis zur Erdoberflache durchpausen Beckenrander zeichnen sich typischerweise sogar durch ganze Reihen paralleler Bruche Staffelbruche aus entlang derer der Beckengrund langsam absinkt und im Gegenzug mit Sedimenten aufgefullt wird Storungszonen in Sedimentbecken sind besonders interessant fur die Erdolgeologie da sie Fallen bilden konnen an denen sich die Kohlenwasserstoffe in abbauwurdigen Mengen ansammeln Regionale Krustenbewegungen hangen nicht selten mit einer Gebirgsbildung zusammen In den alpidischen Faltengebirgen dauert diese z B noch immer an mit Bewegungsraten bis zu einigen Millimetern pro Jahr Eine wichtige wiederholt in Bewegung befindliche Hauptverwerfung der Alpen ist zum Beispiel die Periadriatische Naht die als 700 km lange Linienstruktur die geologische Grenze zwischen den Ost und Sudalpen bildet Die Bewegungen an der Periadriatischen Naht verursachen haufige Erdbeben Beim Erdbeben von Friaul 1976 fand dort eine merkliche Verschiebung von einigen Zentimetern statt Globale Plattentektonik BearbeitenErdkrustenbewegungen treten aber auch im globalen Massstab auf wo sie unter dem Begriff Plattentektonik zusammengefasst werden Diese Verschiebungen betreffen ganze Kontinente oder grossere Teile davon tragen trugen wesentlich zu den Gebirgsbildungen bei und sind damit auch die Ursache fur viele regionale Krustenbewegungen Plattentektonische Bewegungen laufen gleichmassig ab mit jahrlichen Bewegungsraten von etwa 1 cm bis 20 cm und konnen auch langsame Drehungen der Krustenteile beinhalten Fur Europa am wichtigsten ist die Kollisionszone der Afrikanischen Platte einschliesslich einiger Kleinplatten mit der Eurasischen Platte an der sich u a der Alpenbogen gebildet hat und die fur viele Erdbeben in Sudeuropa verantwortlich ist Siehe auch BearbeitenInneralpines Becken Geotechnik GeodasieLiteratur BearbeitenLaszlo Egyed Physik der festen Erde 370 S Akademiai Kiado Budapest 1969 Adrian Scheidegger Morphotectonics 205 S Springer Verlag Berlin Heidelberg 2004 Peter Steinhauser Uber das Gleichgewicht der Ostalpen hpts vertikale Krustenbewegungen Sitzungsberichte der Osterr Akademie der Wissenschaften math naturwiss Klasse Wien 1991 B Bauer Mass Movements in Austria in Integrated Risk Assessment S 305 313 Series Environmental Science 1999 St Muller J Ansorge et al A crustal cross section along the Swiss Geotraverse from the Rhinegraben to the Po plain Eclogae Geol Helv Band 73 p 463 485 Zurich 1980Einzelnachweise Bearbeiten F Kohlbeck R Lahodynski A Scheidegger Gebirgsspannungen und Massenbewegungen im Raum Bad Goisern Oberosterreich Interpraevent 1984 F Kohlbeck A Scheidegger The power of parametric orientation statistics in the Earth sciences Mitt Osterr geol Gesell 78 Wien 1985 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Krustenbewegung amp oldid 207954906