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Werner Gerlach 4 September 1891 in Wiesbaden 31 August 1963 in Kempten Allgau war ein deutscher Pathologe SS Brigadefuhrer ehrenhalber und Diplomat Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Zeit des Nationalsozialismus 1 2 Nachkriegszeit 2 Familie 3 Schriften Auswahl 4 Literatur und Archive 4 1 Archivbestande 5 Weblinks 6 BelegeLeben BearbeitenWerner Gerlach wurde als Sohn des Bakteriologen und Hygienikers Valentin Gerlach und seiner Ehefrau Marie geb Niederhaeuser geboren Er besuchte das humanistische Gymnasium heute Diltheyschule in Wiesbaden das er 1910 mit dem Abitur abschloss Direkt im Anschluss zwischen April und Oktober 1910 leistete er den Militardienst in Tubingen ab 1 Er studierte Medizin an den Universitaten Tubingen und Munchen Er wurde Mitglied des Corps Borussia Tubingen 1911 und des Corps Saxonia Jena 1937 2 Wahrend des Ersten Weltkrieges war er in der Krankentransportabteilung der 6 Armee und in verschiedenen Sanitatskompanien an der Westfront eingesetzt Gerlach wurde mit dem Eisernen Kreuz I Klasse ausgezeichnet 1917 legte er wahrend eines Fronturlaubs das Staatsexamen ab und promovierte zum Dr med Von 1917 bis 1919 war Gerlach zuletzt Stabsarzt bei der Militarmission in der Turkei Lazarett Haidar Pascha und wurde dort mit dem Eisernen Halbmond ausgezeichnet Nach seinem Heeresdienst 1919 Assistent bei Georg Schmorl in Dresden 1920 wurde er Assistent bei Gotthold Herxheimer am Pathologischen Institut des Stadtischen Krankenhauses in Wiesbaden Ende 1920 erhielt er eine Assistentenstelle bei Robert Rossle am Pathologischen Institut der Universitat Jena und war dort ab 1921 Prosektor Mit seinem Mentor Rossle ging Gerlach 1922 in die Schweiz wo er bis 1924 als Prosektor an der Universitat Basel arbeitete 1923 habilitierte er sich dort fur das Fach Pathologie Ab 1924 war er Leitender Oberarzt und Prosektor am Hamburger Allgemeinen Krankenhaus Barmbek 1928 erhielt er die Venia legendi der Universitat Hamburg mit Amtsbezeichnung Professor Danach wurde er auf den Lehrstuhl fur Pathologische Anatomie seines Lehrers Rossle an der Friedrichs Universitat Halle berufen Als wissenschaftliche Verdienste Gerlachs nannte die Medizinische Fakultat seine Forschungen uber Geschwulste physiologische Studien und Arbeiten zur Genetik Besonders wertvoll seien seine Studien uber Entzundungen und das embryonale Bindegewebe Er baute mit umfangreichen Mitteln die im Rahmen seiner Berufung zugesichert worden waren das Pathologische Institut um Wegen seines hervorragenden Lehrtalents loste es Bedauern aus als er 1929 an die Universitat Basel wechselte Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten In Basel wo er ab 20 September 1929 den Lehrstuhl fur Pathologische Anatomie innehatte trat Gerlach zum 1 Juli 1933 der NSDAP AO bei Mitgliedsnummer 1 780 666 3 die 1936 unter Wilhelm Gustloff uber 5000 Mitglieder hatte 1936 wurde Gerlach wegen disziplinarwidriger nationalsozialistischer Betatigung entlassen Das Appellationsgericht Basel verfugte jedoch im Fruhjahr 1937 die Wiedereinstellung 4 Zum 1 April 1937 wurde Gerlach von Himmler mit dem Dienstgrad eines SS Hauptsturmfuhrers ehrenhalber in die SS und in Himmlers personlichen Stab einberufen Das Reichswissenschaftsministerium befurwortete 1937 seine Berufung auf den Lehrstuhl fur Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der nationalsozialistischen Musteruniversitat Jena in der Nachfolge des wegen seiner judischen Frau in die Schweiz emigrierten Walther Berblinger 5 Wenig spater wurde er auf Fursprache von Karl Astel Dekan der Medizinischen Fakultat Nach einem Brief Gerlachs vom 13 Oktober 1937 an den thuringischen Volksbildungsminister wonach er den Zustand unhaltbar finde wie die Gerichtsmedizin in Jena unter Gerhard Buhtz auf Kosten der Pathologie sektionsrelevantes Material an sich gezogen hatte verfugte der thuringische Innenminister am 10 Februar 1938 dass samtliche Verwaltungs und Versicherungssektionen an die Pathologie zuruckzugeben seien 6 Trotzdem wurden unter Buhtz Agide weitere Obduktionen durchgefuhrt unter anderem die des angeblich von Haftlingen ermordeten SS Rottenfuhrers Kallweit wobei unter anderem der Kopf der Leiche abgetrennt wurde Himmler ubte daraufhin heftige Kritik an der wie er schrieb sehr pietatlose n Art wie die Leichenoffnungen vorgenommen wurden 6 und sorgte fur Buhtz Strafversetzung nach Breslau Infolgedessen wurde Gerlach kurzzeitig zum 1 Juli bis zum 30 September 1938 auch Leiter der Gerichtsmedizin in Jena und stellte den Vorrang der Pathologie gegenuber den Rechtsmedizinern wieder her Nach der Reichskristallnacht denunzierte Gerlach den Kollegen Ernst Giese welcher judische Patienten behandelte beim Thuringer Arztefuhrer Richard Rohde 7 1939 liess sich Gerlach von seinen Lehrverpflichtungen beurlauben Er hatte vor ein Lehrbuch der Pathologie zu schreiben dazu bot sich der Posten als deutscher Generalkonsul in Reykjavik an den ihm das Auswartige Amt anbot Er fragte seine inzwischen fast 18 jahrige Tochter Ingeborg ob sie ihn als Schreibkraft unterstutzen wolle Ingeborg Gerlach belegte dann noch Kurse fur Maschinenschreiben und Stenographie Gerlach selbst war ausserdem an palaopathologischen Forschungsthemen interessiert die ihn lange nach dem Krieg auf einer Ostafrikareise zu Louis Leakey und seiner Frau Mary Leakey in die Olduvai Schlucht fuhrten Bei seinem Ubertritt in den Auswartigen Dienst versuchte er in einem Schreiben an den Referenten Max de Crinis im Reichsministerium den Raucher Krebsforscher Dietrich Eberhard Schairer 1907 1996 der seit dem 1 Mai 1939 das Institut vertretungsweise leitete als seinen Nachfolger zu empfehlen da dieser alle Voraussetzungen auch politisch hierfur erfulle 8 Schairer wurde tatsachlich 1943 zum kommissarischen Direktor bestellt und zum ausserplanmassigen Professor ernannt 9 Unmittelbar nach der Besetzung Islands durch die Briten am 10 Mai 1940 wurde Gerlach von Frau und Tochtern getrennt und bis zum Herbst 1940 im Tower in Einzelhaft interniert bevor er im Herbst 1940 mit seiner Familie in Dunluce House Ramsey Isle of Man mit Ehefrau und Tochtern wiedervereint wurde Ein Jahr spater wurde die Familie repatriiert 10 Ab dem 5 Januar 1942 war Gerlach kommissarischer Vertreter des Auswartigen Amts beim Reichsprotektor in Prag 11 Am 10 April 1943 wurde er als Leiter des Kulturreferats an die Deutsche Botschaft in Paris versetzt Der Botschafter Otto Abetz und der Leiter des Deutschen Instituts Karl Epting hofften bei Konflikten mit der Parteifuhrung Gerlach fur ihre Interessen einsetzen zu konnen 12 da dieser im Herbst 1942 zum SS Brigadefuhrer ehrenhalber im Personlichen Stab des Reichsfuhrers SS Heinrich Himmler befordert worden war 13 Allerdings zeigte sich Gerlach zugleich weitgehend an der kulturpolitischen Arbeit in Paris desinteressiert 14 Angesichts der sich Paris nahernden Amerikaner wurde im Sommer 1944 die Botschaft zuerst nach Saint Die des Vosges ausgelagert spater nach Sigmaringen Ab September 1944 war Gerlach bis Kriegsende fur die befreundeten Exilregierungen zustandig zuerst in Berlin spater in Osterreich vermutlich Bad Aussee und in Garmisch Nachkriegszeit Bearbeiten Von 1945 bis 1948 war Gerlach in amerikanischer Internierung 1947 wurde er als Zeuge im Auswartigen Amt Prozess zweimal von Robert Kempner verhort maschinenschriftliche Kopien existieren im IFZ Nach seiner Freilassung eroffnete Gerlach 1949 in Kempten Allgau ein privates pathologisches Institut Nachrufe ruhmten Gerlachs Verdienste um die Einfuhrung der Spektralanalyse in der Medizin Familie BearbeitenWerner Gerlach war der jungere Bruder des Physikers Walther Gerlach der im Gegensatz zu ihm keinerlei Sympathien fur den Nationalsozialismus hegte Trotz ihrer unterschiedlichen politischen Einstellung gaben die beiden Bruder gemeinsame Veroffentlichungen heraus 15 Werner Gerlach heiratete am 11 September 1920 Henriette Henny Syffert 1891 1966 und hatte mit ihr zwei Tochter 16 Ingeborg geb 1921 und Eva Maria geb 1929 Schriften Auswahl BearbeitenZur Frage der Histogenese der Grawitzschen Tumoren der Niere Tubingen 1916 Mitautorschaft am Handbuch der speziellen pathologischen Anatomie und Histologie Bd 5 Verdauungsdrusen Hrsg O Lubarsch F Henke O Borchardt Springer Berlin 1929 gemeinsam mit Walther Gerlach Eugen Schweitzer und Else Riedl Die chemische Emissions Spektralanalyse Grundlagen und Methoden Voss Leipzig 1930 gemeinsam mit Walther Gerlach Der Elementnachweis im Gewebe In Virchows Archiv Bd 282 H 1 Oktober 1931 gemeinsam mit Walther Gerlach Die chemische Emissions Spektralanalyse 2 Anwendung in Medizin Chemie und Mineralogie Voss Leipzig 1933 englisch 1934 gemeinsam mit Walther Gerlach und Eugen Schweitzer Die chemische Emissionsspektralanalyse 3 Tabellen zur qualitativen Analyse Voss Leipzig 1936 Literatur und Archive BearbeitenChristian Bode Zur Geschichte der Gerichtlichen Medizin an der Universitat Jena im Zeitraum von 1901 bis 1945 Dissertation der Medizinischen Fakultat der Friedrich Schiller Universitat Jena Juli 2007 PDF Isidor Fischer Peter Voswinckel Biographisches Lexikon der hervorragenden Arzte der letzten funfzig Jahre Urban amp Schwarzenberg Berlin u a 1932 1933 Neuausgabe Olms Hildesheim u a 2002 ISBN 3 487 11659 6 Michael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Studien zur Wissenschafts und Universitatsgeschichte Band 6 Synchron Heidelberg 2004 ISBN 3 935025 68 8 Maria Keipert Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Band 2 Gerhard Keiper Martin Kroger G K Schoningh Paderborn u a 2005 ISBN 3 506 71841 X Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 596 16048 0 Carl Krauspe Gedenkblatt Werner Gerlach In Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft fur Pathologie 48 Tagung Stuttgart 31 Marz 4 April 1964 Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1964 Gunter Lachmann Der Nationalsozialismus in der Schweiz 1931 1945 Ein Beitrag zur Geschichte der Auslandsorganisation der NSDAP Ernst Reuter Gesellschaft Berlin Dahlem 1962 Gerd Simon Hans Raab Die Island Expedition des Ahnenerbes der SS PDF dort auch Foto von Werner Gerlach David Trefas Deutsche Professoren in der Schweiz Fallbeispiele aus der Geschichte der Universitat Basel im 19 und 20 Jahrhundert In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Band 109 2009 S 103 128 zu Gerlach S 125 127 doi 10 5169 seals 391649 Hedwig Trinkler Aus der Geschichte der Pathologie und ihrer Anstalt in Basel Gesellschaft fur das Gute und Gemeinnutzige Neujahrsblatt Bd 151 Basel 1973 S 76 90 Susanne Zimmermann Die Medizinische Fakultat der Universitat Jena wahrend der Zeit des Nationalsozialismus Ernst Haeckel Haus Studien Bd 2 Verlag fur Wissenschaft und Bildung Berlin 2000 ISBN 3 86135 481 0 Archivbestande Bearbeiten Institut fur Zeitgeschichte IfZ Munchen Bestand Werner Kittel Mappen Gerlach in Institut fur Personengeschichte IPG BensheimWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Werner Gerlach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Werner Gerlach im Catalogus Professorum Halensis mit falschen Behauptungen uber Gerlach die in Anbetracht von Christian Bodes oben an erster Stelle der Literatur aufgefuhrten Dissertation von 2007 unhaltbar sind aus Bode lasst sich nicht beweisen dass Gerlach auch nur eine Obduktion in Buchenwald durchgefuhrt hatte wahrend die von Prof Buhtz durchgefuhrten Obduktionnen alle mit abgekurzten Haftlingsnamen mit Datum aufgefuhrt sind Gerlach Werner Hessische Biografie Stand 24 Juni 2022 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Belege Bearbeiten Christine Pieper Die Sozialstruktur der Chefarzte des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg Barmbek 1913 bis 1945 Ein Beitrag zur kollektivbiographischen Forschung Munster Hamburg London 2003 ISBN 3 8258 6495 2 S 195 f Quellen Archiv der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Personalakte Werner Gerlach StAHH 352 10 266 StAHH 361 6 IV 1377 u a Kosener Corpslisten 1960 126 373 71 779 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 10790111 1 2 Vorlage Toter Link www isis unibas ch Disziplinarische Massnahmen an der Universitat Basel in den 1930er Jahren Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im November 2018 Suche in Webarchiven auf der Website der Universitat Basel Uwe Hossfeld et al Hrsg Im Dienst an Volk und Vaterland Die Jenaer Universitat in der NS Zeit Bohlau Koln 2005 a b Christian Bode Zur Geschichte der Gerichtlichen Medizin an der Universitat Jena im Zeitraum von 1901 bis 1945 Dissertation der Medizinischen Fakultat der Friedrich Schiller Universitat Jena Juli 2007 PDF Seite 70 ff Thomas Gerst Arztliche Standesorganisation und Standespolitik in Deutschland 1945 1955 S 42 Schreiben Gerlachs vom 16 Mai 1942 in Hendel Joachim Bearb Wege der Wissenschaft im Nationalsozialismus Dokumente zur Universitat Jena 1933 1945 Stuttgart Steiner 2007 ISBN 978 3 515 09006 3 S 274 f C Worbes Rauchen und die gesundheitlichen Folgen In Der Pathologe 30 2009 S 411 412 doi 10 1007 s00292 009 1155 y Siehe auch den Nachruf in International Journal of Epidemiology 2001 30 28 29 dort wird der Einsatz Gerlachs fur Schairer geleugnet Die Pathologen Schairer in Ulm und Gerlach in Kempten Allgau konnten sich auch nach 1945 noch begegnet sein Gerlach misslang es in Reykjavik kurz vor der Deportation der Familie nach England die Konsulatsakten im Badezimmerofen zu verbrennen siehe danische und englische Wikipedia und die dort angegebene danische Literatur en Invasion of Iceland da Invasionen af Island siehe auch die deutschen Invasionsplane Unternehmen Ikarus Gerd Simon Hrsg Wissenschaftspolitik im Nationalsozialismus und die Universitat Prag Dokumente PDF Memento vom 21 September 2003 im Internet Archive Eckard Michels Das deutsche Institut in Paris 1940 1944 ein Beitrag zu den deutsch franzosischen Kulturbeziehungen und zur auswartigen Kulturpolitik des Dritten Reiches Franz Steiner Verlag 1993 S 115 Dokumente im Familienarchiv Kittel im IPG Das bisher angegebene Datum dieser Beforderung im November 1943 sowie die SS Mitgliedsnummer 293 003 beruhen auf einer Verwechslung mit Karl Gerland vgl SS Verordnungsblatt 9 Jg Nr 4a vom 9 Nov 1943 Michels Fussnote 10 Rudolf Heinrich Hans Reinhard Bachmann Walther Gerlach Physiker Lehrer Organisator Eine Ausstellung im Deutschen Museum zum 100 Geburtstag des Experimentalphysikers 26 Juli 29 November 1989 Deutsches Museum Munchen 1989 DNB 891072012 Mappen Gerlach Vorlass Werner Kittel Institut fur Personengeschichte Bensheim Normdaten Person GND 132738066 lobid OGND AKS LCCN no2013089145 VIAF 3642303 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gerlach WernerKURZBESCHREIBUNG deutscher Pathologe Nationalsozialist und DiplomatGEBURTSDATUM 4 September 1891GEBURTSORT WiesbadenSTERBEDATUM 31 August 1963STERBEORT Kempten Allgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werner Gerlach amp oldid 238072234