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Walther Berblinger 13 Juli 1882 in Karlsruhe 10 April 1966 in Muri bei Bern Schweiz war Pathologe und Hochschullehrer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wissenschaftliche Forschung 3 Folgen durch den Nationalsozialismus 4 Ehrungen 5 Veroffentlichungen Auswahl 6 Literatur 7 Quellen 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEr war der Sohn des Kaufmanns Karl Wilhelm F Berblinger 1856 1912 und seiner Frau Franziska geborene Bils 1856 1944 Nach dem Besuch des Grossherzoglichen Gymnasiums in Karlsruhe heute Bismarck Gymnasium Karlsruhe studierte Berblinger Medizin an der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg der Ludwig Maximilians Universitat Munchen und der Universitat Strassburg wo er 1907 das medizinische Examen ablegte und 1908 mit dem Thema Ueber die Sporenbildung und Auskeimung des Bacillus mesentericus ruber promovierte 1 1909 heiratete er Hedwig geborene Elstaetter die einer judischen Fabrikantenfamilie entstammte Berblinger begann seine Karriere als Assistent von Friedrich Daniel von Recklinghausen 1833 1910 dem Erstbeschreiber und Namensgeber des Morbus Recklinghausen einem Schuler des beruhmten Rudolf Virchow 1821 1902 Recklinghausen unterrichtete allgemeine und spezielle Pathologie in Strassburg Er wurde ein Vorbild fur Berblinger Berblinger folgte 1911 Martin Benno Schmidt im April nach Marburg wo er sein erster Assistent am ortlichen Institut fur Pathologie wurde Seine von Schmidt rezensierte Habilitationsthese befasste sich mit dem Glykogengehalt des menschlichen Herzmuskels seinen Antrittsvortrag widmete er der Akromegalie Wahrend des Ersten Weltkriegs diente Berblinger als arztlicher Berater im Reservekrankenhaus in Meiningen Er wurde Mitherausgeber zahlreicher Fachzeitschriften darunter seit 1915 des Centralblatts fur allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie Georg Dhom beschreibt die zwangsweise Einstellung 1939 folgendermassen 1939 wird er gezwungen diese Tatigkeit aufzugeben Ein beschamendes Ereignis das auch die fortschreitende Isolierung der deutschen Pathologen im Nationalsozialismus dokumentiert 2 1916 wurde er zum Titularprofessor an der Philipps Universitat Marburg ernannt In den 1920er Jahren erhielt er mehrere Angebote von Universitaten Er entschied sich jedoch fur den Lehrstuhl an der Friedrich Schiller Universitat Jena den er bis 1937 innehatte Mit seinen Studien zur Fortpflanzung trug er massgeblich zur Etablierung und Konsolidierung der aufstrebenden Disziplin der Endokrinologie bei Wissenschaftliche Forschung BearbeitenIn Jena begrundete er die Theorie der Teilfunktionen der Hypophyse und widmete viel Energie dem Nachweis der funktionellen Verbindung zwischen dem Zwischenhirn und dem Adenohypophysesystem In seinen Arbeiten uber die Pars intermedia den Zwischenlappen der menschlichen Hypophyse zeigte er die Funktion Morphologie und Ontogenese des altesten Teils der Druse wobei er der Pathogenese von Hypophysenerkrankungen besondere Aufmerksamkeit widmete Berblinger hatte bereits 1920 entdeckt dass die gonadotropen Hypophysenvorderlappenhormone von denen damals wenig bekannt war im basophilen Vorderlappen produziert werden Ein weiterer Fokus lag auf dem Zusammenhang zwischen morphologischen und funktionellen Storungen der Hormonproduktion und ihre Auswirkungen auf die mannlichen Geschlechtsorgane Bereits 1920 konnte er einen Hypogonadismus der Hypophyse nachweisen der wiederum zur Atrophie der Leydig Zwischenzellen fuhrt Von grundlegender Bedeutung waren seine Fachbeitrage zur Zirbeldruse und Hypophyse beim Menschen Daruber hinaus war Berblinger einer der ersten Forscher die den Einfluss von Streptomycin auf die Miliartuberkulose und tuberkulose Meningitis beschrieben haben Weitere Arbeitsbereiche waren die Arteriitis und die Nervenregeneration Folgen durch den Nationalsozialismus Bearbeiten1937 geriet er durch das Nationalsozialistische Regime immer mehr unter Druck weil er mit einer Judin verheiratet war Man forderte ihn auf sich scheiden zu lassen dem er aber nicht nachkommen wollte Er galt als judisch versippt Seiner Entlassung und Verfolgung kam er zuvor und wanderte um die Jahreswende 1937 38 in die Schweiz aus Seine Frau folgte ihm im September 1938 Dort ubernahm er die Leitung eines Tuberkulose Forschungsinstituts in Davos das er bis 1954 leitete Berblinger leistete dort Pionierarbeit auf dem Gebiet der Tuberkuloseforschung insbesondere auf dem Gebiet der Therapie der Tuberkulose etwa Anatomische Untersuchungen uber Kavernenheilung Saugdrainage nach Monaldi Nach dem Krieg verweigerten ihm die Behorden eine Rentenzahlung fur seine jahrzehntelange Tatigkeit als Hochschullehrer im Deutschen Reich obwohl er finanziell schlecht gestellt war Den Ruf nach Hamburg und Heidelberg lehnte er ab Auch eine Ruckkehr an seinen alten Lehrstuhl in Jena wurde ihm verweigert In seinen Augen sollte er stattdessen damit abgespeist werden dass man ihm lediglich eine Professur in der Forensik und nicht in der Pathologie angeboten hatte Als ihm schliesslich 1958 die Friedrich Schiller Universitat Jena wahrend der Feierlichkeiten zum 400 jahrigen Jubilaum eine Ehrendoktorwurde fur seine Verdienste als Pathologe verlieh sah Berblinger dies zwar als Anerkennung seiner Arbeit an der Universitat Jena und als ein spates Zeichen des guten Willens an lehnte aber eine personliche Entgegennahme dennoch ab Die 1956 verliehene Ehrenmitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft fur Endokrinologie und die Verleihung der Ernst von Bergmann Plakette durch die Bundesarztekammer wenige Monate vor seinem Tod waren eine spate Hommage an Berblingers Verdienste um die medizinische Wissenschaft Ehrungen Bearbeiten1956 Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft fur Endokrinologie 1958 Ehrendoktor der Friedrich Schiller Universitat Jena 1965 Ernst von Bergmann Plakette der BundesarztekammerVeroffentlichungen Auswahl BearbeitenUber 230 wissenschaftliche Veroffentlichungen Schwerpunkt Pathologie and Endokrinologie Innere Sekretion im Lichte der morphologischen Forschung Jena 1928 Pathologie und pathologische Morphologie der Hypophyse Leipzig 1932 Die Hypertoniefrage Basel Schwabe 1941 Hypophyse und Laktation Basel Schwabe 1941 Die Darmblutungen bei Verschluss der Vena cava inferior Basel Schwabe 1942 Der Schwund tuberkuloser Lungenkavernen Basel 1943 Negative Aschheim Zondek Reaktion bei Chorionepitheliom des Uterus Basel Schwabe 1944 Tuberkulose der Stammbronchien und tuberkulose Bronchostenose Basel Schwabe 1944 Formen und Ursachen der Herzhypertrophie bei Lungentuberkulose Bern 1947 Literatur BearbeitenUlrike Holzmann Das Wirken von Prof Dr med Walther Berblinger als Direktor des Pathologischen Instituts Jena Universitat Jena Jena 2001 GoogleBooks Dissertation Peter Hermann Josef Korte Die Tatigkeit des Marburger Pathologischen Instituts unter Leonhard Jores und Walther Berblinger 1913 1918 Dissertation Philipps Universitat Marburg 2014 Nico Biermann Dominik Gross Berblinger Walther Emil In dies Pathologen als Verfolgte des Nationalsozialismus 100 Portrats Franz Steiner Verlag Stuttgart 2022 ISBN 978 3 515 13138 4 S 24 28 Quellen BearbeitenWerner Roder Herbert A Strauss Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 1945 De Gruyter 2016 ISBN 978 3 11 096854 5 S 81 GoogleBooks abgerufen am 25 Marz 2020 Janina Sziranyi Stephanie Kaiser Mathias Schmidt Dominik Gross Judisch versippt and materialistic The marginalization of Walther E Berblinger 1882 1966 in the Third Reich In Pathology Research and Practice 215 2019 S 995 doi 10 1016 j prp 2019 02 006 Kieler Gelehrtenverzeichnis Walther Berblinger Weblinks BearbeitenBerblinger Walther Hessische Biografie Stand 15 April 2021 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Dietrich von Engelhardt Bibliographische Enzyklopadie deutschsprachiger Mediziner 1 K G Saur Munchen 2002 S 45 Georg Dhom Geschichte der Histopathologie Springer Verlag Berlin Heidelberg u a 2001 ISBN 3 540 67490 X S 423 Normdaten Person GND 117586358 lobid OGND AKS VIAF 62330418 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Berblinger WaltherKURZBESCHREIBUNG deutscher Pathologe und HochschullehrerGEBURTSDATUM 13 Juli 1882GEBURTSORT KarlsruheSTERBEDATUM 10 April 1966STERBEORT Muri bei Bern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walther Berblinger amp oldid 239231503