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Gerhard Buhtz 24 Februar 1896 in Schonebeck Elbe 26 Juni 1944 bei Minsk war ein deutscher Gerichtsmediziner und Hochschullehrer Buhtz dritter links zeigt in Katyn kriegsgefangenen Offizieren der Alliierten die Ergebnisse der Exhumierung 1943 Ubergabe des Berichts der internationalen Arztekommission an den Reichsgesundheitsfuhrer Leonardo Conti in Berlin Buhtz als Gast im Hintergrund in der Mitte in Uniform 4 Mai 1943 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGerhard Buhtz war Sohn des Lehrers Ernst Buhtz Seine Schullaufbahn beendete er im August 1914 an einem Gymnasium in Brandenburg an der Havel mit dem Abitur 1 Er studierte Medizin und Rechtswissenschaften Sein Medizinstudium wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen an dem Buhtz als Kriegsfreiwilliger teilnahm Zum Kriegsende war er Gerichts und Ausbildungsoffizier Nach dem Krieg nahm er das Studium wieder auf und beendete es 1923 an der Universitat Greifswald 2 Mit seiner Dissertation Der Begriff der Unfallfolgen nach den Entscheidungen des Reichsversicherungsamtes unter besonderer Berucksichtigung der sogen Unfallneurosen und deren Begutachtung in der deutschen Sozialversicherung wurde er in Greifswald promoviert Nach dem Medizinalpraktikum und der Facharztausbildung war er ab 1926 Facharzt fur Psychiatrie und in Greifswald Schuler des Gerichtsmediziners Willy Vorkastner Danach ging er zu Martin Nippe nach Konigsberg Am 1 November 1928 wurde Buhtz in Heidelberg Assistent des Osterreichers Walter Schwarzacher der Direktor am Institut fur Gerichtliche Medizin war Am 14 November 1931 wurde er uber Metallspuren in Einschusswunden habilitiert 2 Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten wurde Buhtz im April 1933 Mitglied in der SS Mitgliedsnummer 100 376 und diente in der 32 SS Standarte Baden in Heidelberg In der SS stieg er bis zum SS Standartenfuhrer auf Er war Mitglied im NS Dozentenbund und trat als Redner im NS Rechtswahrerbund auf Zum 1 Mai 1933 trat Buhtz der NSDAP bei Mitgliedsnummer 3 171 323 3 2 Einen Lehrauftrag in Heidelberg bekam Buhtz am 29 Januar 1934 doch bereits im 1 April 1935 ging er nach Jena wo er als Personlicher Ordinarius und Direktor der Anstalt fur Gerichtliche Medizin Nachfolger von Ernst Giese wurde Buhtz war in Jena auch Aussenstellenleiter des Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS SD in Jena 4 5 In Jena blieb er bis 1938 wo er ab Ende 1935 langjahrig Dekan der Medizinischen Fakultat war Im Juli 1938 folgte Buhtz einem Ruf an die Universitat Breslau 1 In seiner Heidelberger Zeit wird er spater als fanatischer Vertreter der Partei NSDAP an der Universitat 6 und als einer der gluhendsten Verfechter des Nationalsozialismus an der Universitat in Heidelberg 2 bezeichnet Die Teilnehmer der 29 Tagung der Deutschen Gesellschaft fur gerichtliche soziale Medizin und Kriminalistik in Innsbruck vom 15 bis 17 Mai 1940 darunter u a der damalige Staatssekretar Roland Freisler begrusste Buhtz unter anderem mit begeisterten Worten zum aktuellen Kriegsverlauf und der Hoffnung auf neuen Lebensraum 7 In Jena erstellte Buhtz amtsarztliche Bescheinigungen uber Haftlinge aus dem KZ Buchenwald die auf der Flucht erschossen wurden Buhtz fuhrte auch Obduktionen an Leichen von Haftlingen aus dem KZ Buchenwald durch Am 14 Mai 1938 obduzierte Buhtz im Beisein des SS Lagerarztes Werner Kirchert den im KZ Buchenwald eingesetzten 22 jahrigen SS Rottenfuhrer Albert Kallweit der von zwei fluchtenden Haftlingen erschlagen worden war 8 Dabei trennte Buhtz den Kopf vom Korper der Leiche ab um ihn im Institut der Universitat weiter untersuchen zu konnen Als Heinrich Himmler davon erfuhr fuhrte dies letztlich zu Buhtz Wechsel an die Universitat Breslau 2 Werner Gerlach Pathologieprofessor in Jena holte sich aus Berlin den Auftrag fur eine Richtlinie wie SS Angehorige pietatvoll zu obduzieren seien und die Jenaer Pathologen losten die Gerichtsmediziner auch bei der Obduktion der KZ Haftlinge ab 9 1937 wahlte die Gesellschaft fur gerichtliche und soziale Medizin Buhtz zu ihrem Vorsitzenden Er musste allerdings 1940 nach einem Streit mit Reichsarztefuhrer Leonardo Conti von diesem Amt zurucktreten Der Streitgrund waren unterschiedliche Auffassungen uber die Aufgaben und Kompetenzverteilung zwischen den Gesundheitsamtern und den Gerichtsmedizinern an den Universitaten 2 Wahrend des Deutsch Sowjetischen Krieges wurde Buhtz Ende August 1941 zum beratenden Gerichtsmediziner der VI Armee Heeresgruppe Mitte berufen Dort sollte er zur Aufklarung bolschewistischer Greueltaten im Baltikum beitragen Er arbeitete als Oberstabsarzt einer Sanitatseinheit Vom 29 Marz bis 30 Juni 1943 leitete er Exhumierungen und Obduktionen von beim Massaker von Katyn ermordeten Polen und verfasste einen 56 seitigen gerichtsarztlichen Bericht dazu 2 Eine Delegation des Polnischen Roten Kreuzes ab 10 April und eine internationale Arztekommission ab 29 April obduzierten ihrerseits von Buhtz Team bereits exhumierte und weitere Leichen Das Auswartige Amt veroffentlichte ihre Abschlussberichte am 4 Mai 1943 gemeinsam als Amtliches Material zum Massenmord von Katyn 10 Am 26 Juni 1944 verungluckte Buhtz beim Verladen von Instrumentarium seiner Einheit im Raum Minsk todlich In Minsk leitete er ein Institut mit vier Arzten und zwei Chemikern 2 Nach offizieller Darstellung wurde Buhtz von einem Zug uberfahren Er wurde bei Maladsetschna beerdigt Uber die Todesursache gibt es widerspruchliche Aussagen 11 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenDer Verkehrsunfall Gerichtsarztlich kriminalistische Beurteilung unter besonderer Berucksichtigung der Alkoholbeeinflussung Verlag Ferdinand Enke Stuttgart 1938 Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden Verlag Urban amp Schwarzenberg 1934 Methoden der gerichtlichen Medizin und Kriminalistik Verlag Urban amp Schwarzenberg 1934 Schriftstucke spez Selbstmorderbriefe ihre versicherungsrechtliche Bedeutung In International Journal of Legal Medicine 33 1940 S 185 194 doi 10 1007 BF01771139 Der Begriff des Unfalls und des Betriebsunfalls Greifswald 1923 Der Begriff der Unfallfolgen unter besonderer Berucksichtigung der Unfallneurosen Greifswald 1923 Gesetzgebung und hochstrichterliche Rechtsprechung in Unfallsachen spez bei Neurosen Greifswald 1926 Die Bedeutung der Handfuhrung und stutzung bei eigenhandigen Testamenten In International Journal of Legal Medicine 17 1931 doi 10 1007 BF02252066 Blutbeschmutzung und Rostbildung In International Journal of Legal Medicine Metallspuren in Einschusswunden In International Journal of Legal Medicine 18 1932 doi 10 1007 BF01746891 Mord durch Ertranken In International Journal of Legal Medicine 18 1932 doi 10 1007 BF01746884 Die Bedeutung pathologischer Schriftveranderungen fur den Nachweis von Testamentsfalschungen In International Journal of Legal Medicine 18 1932 doi 10 1007 BF01746870Literatur BearbeitenJan von Flocken Katyn Stalins monstroses Staatsverbrechen In Die Welt 5 Februar 2008 Katyn ein Verbrechen der Sowjets In Der Spiegel Nr 1 1952 S 17 online Friedrich Herber Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz Voltmedia Paderborn 2006 ISBN 3 938478 57 8 J Karger Zum Tode von Gerhard Buhtz In Informationen der deutschen Gesellschaft fur Rechtsmedizin 45 1996 S 452 454 Christian Bode Zur Geschichte der Gerichtlichen Medizin an der Universitat Jena im Zeitraum von 1901 bis 1945 Dissertation der Medizinischen Fakultat der Friedrich Schiller Universitat Jena Juli 2007 PDF Datei 4 31 MB Thomas Urban Katyn 1940 Geschichte eines Verbrechens Munchen C H Beck 2015Weblinks Bearbeitenkatyn ru Amtliches Material zum Massenmord von KATYN United States Congress House Select Committee to Conduct an Investigation and Study of the Facts Evidence and Circumstances on the Katyn Forest Massacre englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Friedrich Herber Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz Militzke Leipzig 2002 ISBN 3 86189 249 9 S 158 159 a b c d e f g h R D Hofheinz 6 13 Gerichtliche Medizin In Die Universitat Heidelberg im Nationalsozialismus Springer Verlag 2006 S 997 1030 doi 10 1007 978 3 540 39385 6 35 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 5120032 C Schreiber Elite im Verborgenen Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2008 ISBN 3 486 58543 6 S 267 W Buchholz Herausgeber Die Universitat Greifswald und die deutsche Hochschullandschaft im 19 und 20 Jahrhundert Franz Steiner Verlag 2004 ISBN 3 515 08475 4 S 259 W U Eckart 6 12 Pathologie In Die Universitat Heidelberg im Nationalsozialismus Springer Verlag 2006 S 979 doi 10 1007 978 3 540 39385 6 35 G Buhtz Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft fur gerichtliche soziale Medizin und Kriminalistik auf der 29 Tagung in Innsbruck vom 15 bis 17 Mai 1940 In International Journal of Legal Medicine 34 1940 S 1 7 doi 10 1007 BF01793793 Zimmermann Susanne Zimmermann Thomas die Medizinische Fakultat der Universitat Jena im Dritten Reich ein Uberblick in Hossfeld Uwe John Jurgen Lemuth Oliver Stutz Rudiger Hrsg Kampferische Wissenschaft Studien zur Universitat Jena im Nationalsozialismus Koln Bohlau 2003 S 375 Christian Bode Zur Geschichte der Gerichtlichen Medizin an der Universitat Jena Claudia Weber Krieg der Tater Hamburger Edition Hamburg 2015 S 174 177 188 f 214 216 Hans Joachim Mallach Gerichtliche Medizin in Breslau 1911 bis 1945 pdf In Arch Med Sad Krym 47 1997 S 131 archiviert vom Original am 24 Oktober 2014 abgerufen am 24 Oktober 2014 Normdaten Person GND 1055334823 lobid OGND AKS VIAF 24984107 Wikipedia Personensuche Letzte Uberprufung 17 Oktober 2017 GND Namenseintrag 102151229 AKS PersonendatenNAME Buhtz GerhardKURZBESCHREIBUNG deutscher Gerichtsmediziner und HochschullehrerGEBURTSDATUM 24 Februar 1896GEBURTSORT Schonebeck Elbe STERBEDATUM 26 Juni 1944STERBEORT bei Minsk Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerhard Buhtz amp oldid 236546293