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Werbung fur den Abbruch der Schwangerschaft war bis zum 18 Juli 2022 ein Tatbestand des deutschen Strafrechts Er war in 219a Strafgesetzbuch StGB normiert und zahlte zu den Straftaten gegen das Leben Am 24 Juni 2022 beschloss der Deutsche Bundestag die Aufhebung dieses Paragrafen 1 2 Am 8 Juli 2022 passierte die Aufhebung den Bundesrat ohne dass dieser Einspruch einlegte 3 Am 11 Juli 2022 wurde die Aufhebung vom Bundesprasident ausgefertigt und am 18 Juli 2022 im Bundesgesetzblatt verkundet 4 Strafgerichtliche Urteile die aufgrund des 219a StGB nach dem 3 Oktober 1990 ergangen sind wurden ebenfalls aufgehoben Zugleich wurde der Anwendungsbereich des Heilmittelwerbegesetzes HWG erweitert und ein Verbot der irrefuhrenden Werbung fur Schwangerschaftsabbruche eingefuhrt Vorsatzliche Verstosse werden mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft Fahrlassige Verstosse werden mit einer Geldbusse bis zu zwanzigtausend Euro geahndet 1 3 14 15 HWG Damit will der Gesetzgeber der Gefahr begegnen dass nach Aufhebung des 219a StGB unsachliche oder gar anpreisende Werbung fur Schwangerschaftsabbruche betrieben wird 5 Inhaltsverzeichnis 1 Wortlaut Rechtsgut und Deliktscharakter 2 Geschichte 3 Objektiver Tatbestand 3 1 Dienste oder Mittel 3 2 Anbieten Ankundigen Anpreisen oder Bekanntgabe von Erklarungen solchen Inhalts 3 3 Offentlich in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften 3 4 Seines Vermogensvorteils wegen oder in grob anstossiger Weise 3 5 Tatbestandsausschlusse 4 Subjektiver Tatbestand 5 Gesetzeskonkurrenzen 6 Kriminologie 7 Kritik 7 1 Verfassungsmassigkeit 7 2 Widerspruchsfreiheit 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseWortlaut Rechtsgut und Deliktscharakter BearbeitenDer 219a StGB lautete seit seiner letzten Anderung zum 29 Marz 2019 bis zu seiner Aufhebung wie folgt 219a StGB In lexetius Abgerufen am 5 Marz 2023 Werbung fur den Abbruch der Schwangerschaft 1 Wer offentlich in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften 11 Abs 3 seines Vermogensvorteils wegen oder in grob anstossiger Weise1 eigene oder fremde Dienste zur Vornahme oder Forderung eines Schwangerschaftsabbruchs oder2 Mittel Gegenstande oder Verfahren die zum Abbruch der Schwangerschaft geeignet sind unter Hinweis auf diese Eignunganbietet ankundigt anpreist oder Erklarungen solchen Inhalts bekanntgibt wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft 2 Absatz 1 Nr 1 gilt nicht wenn Arzte oder auf Grund Gesetzes anerkannte Beratungsstellen daruber unterrichtet werden welche Arzte Krankenhauser oder Einrichtungen bereit sind einen Schwangerschaftsabbruch unter den Voraussetzungen des 218a Abs 1 bis 3 vorzunehmen 3 Absatz 1 Nr 2 gilt nicht wenn die Tat gegenuber Arzten oder Personen die zum Handeln mit den in Absatz 1 Nr 2 erwahnten Mitteln oder Gegenstanden befugt sind oder durch eine Veroffentlichung in arztlichen oder pharmazeutischen Fachblattern begangen wird 4 Absatz 1 gilt nicht wenn Arzte Krankenhauser oder Einrichtungen1 auf die Tatsache hinweisen dass sie Schwangerschaftsabbruche unter den Voraussetzungen des 218a Absatz 1 bis 3 vornehmen oder2 auf Informationen einer insoweit zustandigen Bundes oder Landesbehorde einer Beratungsstelle nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz oder einer Arztekammer uber einen Schwangerschaftsabbruch hinweisen Die Vorschrift sollte verhindern dass der Schwangerschaftsabbruch in der Offentlichkeit als etwas Normales dargestellt und durch Arztwerbung kommerzialisiert wird 6 Es handelte sich um ein abstraktes Gefahrdungsdelikt das als Rechtsgut das ungeborene Leben schutzen sollte 7 8 9 Geschichte BearbeitenDie Norm ging auf 219 und 220 des Reichsstrafgesetzbuches in der Fassung vom 1 Juni 1933 in der fruhen Zeit des Nationalsozialismus zuruck 219 RStGB lautete Wer zum Zwecke der Abtreibung Mittel Gegenstande oder Verfahren offentlich ankundigt oder anpreist oder solche Mittel oder Gegenstande an einem allgemein zuganglichen Orte ausstellt wird mit Gefangnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft Die Vorschrift des Absatz 1 findet keine Anwendung wenn Mittel Gegenstande oder Verfahren die zur arztlich gebotenen Unterbrechungen der Schwangerschaft dienen Arzten oder Personen die mit solchen Mitteln oder Gegenstanden erlaubterweise Handel treiben oder in arztlichen oder pharmazeutischen Fachzeitschriften angekundigt oder angepriesen werden 220 RStGB lautete Wer offentlich seine eigenen oder fremde Dienste zur Vornahme oder Forderung von Abtreibungen anbietet wird mit Gefangnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft 219 und 220 StGB waren Ergebnis einer rechtspolitischen Debatte die in die Weimarer Republik und die Zeit des Kaiserreiches zuruckreichte Sie sollten Schwangere vor einer durch Werbung vorangetriebenen Kommerzialisierung ihrer Notlage schutzen und ausserdem dem Entstehen eines Marktes fur Schwangerschaftsabbruche entgegentreten 10 11 Die ersten drei Absatze der zuletzt gultigen Fassung des Gesetzestextes beruhen auf einer Reform des Arztwerberechts zum Schwangerschaftsabbruch durch das 5 Strafrechtsreformgesetz von 1974 in Westdeutschland von 1976 bis 1993 als 219b nummeriert Der Anwendungsbereich wurde dabei durch die Tatbestandsmerkmale seines Vermogensvorteils wegen oder in grob anstossiger Weise eingeschrankt 10 Absatz 4 resultierte aus einer rechtspolitischen Debatte die dadurch ausgelost wurde dass das Amtsgericht Giessen im November 2017 die Arztin Kristina Hanel wegen Werbung fur den Abbruch der Schwangerschaft zu einer Geldstrafe verurteilte da sie in Erwartung des ublichen arztlichen Honorars auf der Website ihrer Praxis erklart habe Schwangerschaftsabbruche vorzunehmen 12 Am 12 Oktober 2018 verwarf das Landgericht Giessen die Berufung gegen das Urteil 13 Der Fall rief offentliche Kritik und eine Diskussion uber eine Abschaffung oder Reform des Tatbestandes hervor Auf Initiative der Bundesregierung beschloss der Bundestag am 21 Februar 2019 die Norm um den in Absatz 4 enthaltenen Tatbestandsausschluss zu erganzen 14 Auf die Revision der Angeklagten hob das Oberlandesgericht Frankfurt am Main ihre Verurteilung im Juli 2019 auf und verwies den Fall an das Landgericht Giessen zuruck weil nicht ausgeschlossen werden konne dass ihr Verhalten aufgrund des neuen Tatbestandsausschlusses straflos sei 15 Das Landgericht Giessen verurteilte Hanel im Dezember 2019 erneut zu einer Geldstrafe weil ihr Verhalten auch nicht dem neuen Tatbestandsausschluss unterfalle 16 Eine hiergegen gerichtete Revision der Angeklagten verwarf das Oberlandesgericht Frankfurt am Main im Dezember 2020 wodurch das Urteil rechtskraftig wurde 17 Die seit Dezember 2021 amtierende Regierung Scholz ausserte fruh die Absicht 219a ersatzlos aus dem Strafgesetzbuch zu streichen 18 19 Am 17 Januar 2022 legte Justizminister Marco Buschmann einen Entwurf zur Abschaffung des 219a vor Darin hiess es dass das Verbot sachliche Informationen uber das Thema des Schwangerschaftsabbruches bereitzustellen betroffenen Frauen die Auswahl einer Arztin oder eines Arztes erschwere Dies verletze sie in ihrem Selbstbestimmungsrecht 20 21 Am 9 Marz 2022 beschloss das Bundeskabinett formell den Paragrafen aufzuheben Auch alle seit 1990 erlassenen Strafurteile gegen Arzte gemass diesem Paragraphen sollten ruckwirkend aufgehoben werden 22 23 Der Gesetzentwurf von Justizminister Buschmann wurde am 24 Juni 2022 vom Bundestag angenommen 2 Am 8 Juli 2022 fand berief der Bundesrat diesbezuglich keinen Vermittlungsausschuss an dessen Zustimmung in diesem Fall allerdings nicht notwendig war 24 25 Objektiver Tatbestand BearbeitenDienste oder Mittel Bearbeiten Tatgegenstand waren nach 219a Abs 1 Nr 1 StGB eigene oder fremde Dienste zur Vornahme oder Forderung eines Schwangerschaftsabbruchs Dies umfasste alle Schwangerschaftsabbruche ungeachtet einer in den Ausnahmefallen der medizinischen oder kriminologischer Indikation gegebenen Legalitat 26 27 Weitere Tatgegenstande stellten nach 219a Abs 1 Nr 2 StGB Mittel Gegenstande oder Verfahren die zum Abbruch der Schwangerschaft geeignet sind dar soweit auf diese Eignung hingewiesen wurde Anbieten Ankundigen Anpreisen oder Bekanntgabe von Erklarungen solchen Inhalts Bearbeiten Tathandlungen bildeten das Anbieten Ankundigen Anpreisen oder die Bekanntgabe von Erklarungen solchen Inhalts Bei einem Anbieten handelte es sich um die Erklarung der Bereitschaft die bezeichneten Dienste oder Mittel zuganglich zu machen Es musste sich damit nicht um ein Angebot im zivilrechtlichen Sinne handeln vielmehr genugte bereits die invitatio ad offerendum 28 29 30 Eine Minderheitenauffassung in der Literatur verlangte einschrankend dass von der Erklarung ein dem Anpreisen gleichkommender Werbeeffekt ausgehen sollte 31 32 Ankundigen heisse eine Gelegenheit zur Verschaffung von Gegenstanden oder Verfahren mitzuteilen 33 30 Anpreisen bedeute die lobende oder empfehlende Erwahnung und Beschreibung Hervorhebung von Vorzugen Anerkennung gunstiger Wirkungen ruhmende Darstellung oder eine Beimessung hohen Wertes 29 30 Unter die Bekanntgabe von Erklarungen solchen Inhalts falle jede Handlung durch die diese einem grosseren Personenkreis zuganglich gemacht werden etwa Zeitungsinserate oder die Verbreitung im Internet 28 34 Allen Varianten sei gemein dass die Dienste oder Mittel dem Adressaten als zuganglich dargestellt werden mussten 33 34 35 Offentlich in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften Bearbeiten Die Tathandlung musste ferner offentlich in einer Versammlung oder durch Verbreitung von Schriften erfolgen Offentlich geschah sie wenn sie sich an einen nicht uberschaubaren unbestimmten Adressatenkreis richtete 36 37 Die individuelle Beratung wurde damit nicht von der Norm erfasst 36 38 Seines Vermogensvorteils wegen oder in grob anstossiger Weise Bearbeiten Als weitere Modi verlangte der Tatbestand dass der Tater die Tathandlung seines Vermogensvorteils wegen oder in grob anstossiger Weise vornahm Fur den angestrebten Vermogensvorteil genugte auch ein rechtmassiger Damit erfullten auch Arzte den Tatbestand wenn sie eine der Tathandlungen in Erwartung des ublichen Honorars begingen 39 40 41 42 Wiederholt hatten Gerichte daher Arzte wegen Werbung fur den Abbruch der Schwangerschaft verurteilt weil diese auf der Website ihrer Praxis angegeben hatten Schwangerschaftsabbruche vorzunehmen 12 13 43 44 Als grob anstossig galt die Tathandlung wenn durch sie die durch die allgemeinen gesellschaftlichen Wertvorstellungen gezogenen Grenzen des Anstandes weit uberschritten worden 45 42 Davon war jedenfalls auszugehen wenn sie in reisserischer Weise geschah 46 oder sich auf strafbare Schwangerschaftsabbruche bezog 46 47 Tatbestandsausschlusse Bearbeiten Die Absatze 2 bis 4 enthielten verschiedene Tatbestandsausschlusse Absatz 2 und 3 betrafen Falle in denen die abstrakte Gefahr der Verharmlosung und der Ausbeutung im Zusammenhang mit der Durchfuhrung von Schwangerschaftsabbruchen von vornherein nicht bestand weil die Handlung einem Personenkreis gegenuber erfolgte der von Berufs wegen und im Sinne der gesetzgeberischen Vorgaben in das System des straffreien Schwangerschaftsabbruchs eingebunden war 48 Absatz 4 enthielt einen Tatbestandsausschluss fur den Fall dass Arzte entweder darauf hinwiesen dass sie straffreie Schwangerschaftsabbruche vornahmen oder auf Informationen bestimmter Stellen verwiesen Die Vorschrift stellte eine Reaktion auf die Verurteilung der Giessener Arztin Kristina Hanel wegen Werbung fur den Abbruch der Schwangerschaft dar die auf ihrer Website angegeben hatte Schwangerschaftsabbruche vorzunehmen In der Literatur gilt als unklar ob dieser Tatbestandsausschluss in der ersten Variante erforderte dass sich die Erklarung in dem blossen Hinweis darauf erschopfte dass der Erklarende straffreie Schwangerschaftsabbruche vornahm 49 In diesem Sinn schlussfolgerten sowohl das Kammergericht als auch das Oberlandesgericht Frankfurt am Main aus Wortlaut Entstehungsgeschichte und Systematik des 219a Abs 4 Nr 1 StGB dass sich der Tatbestandsausschluss lediglich auf Angaben beziehe die sich darin erschopfen dass der Arzt Schwangerschaftsabbruche anbiete Nicht vom Tatbestandsausschluss seien demgegenuber Angaben zum Wie der angebotenen Schwangerschaftsabbruche umfasst 17 44 Das Amtsgericht Kassel stellte hingegen ein Strafverfahren wegen Werbung fur den Abbruch der Schwangerschaft gegen zwei Arztinnen die auf der Website ihrer Praxis erklarten hatten Schwangerschaftsabbruche durchzufuhren gemass 206b StPO ein weil dieses Verhalten nach 219a Abs 4 Nr 1 StGB straflos sei 50 Subjektiver Tatbestand BearbeitenHinsichtlich des Tatbestandsmerkmals seines Vermogensvorteils wegen war Absicht erforderlich in Ansehung der ubrigen Tatbestandsmerkmale genugte jeglicher Grad des Vorsatzes 51 52 53 Gesetzeskonkurrenzen BearbeitenBeging der Tater in Folge der Tathandlung einen 218 StGB unterfallenden Schwangerschaftsabbruch stand dieser zu 219a StGB in Tatmehrheit Bezog sich die Tathandlung auf strafbare Schwangerschaftsabbruche lag Tateinheit mit Offentlicher Aufforderung zu Straftaten 111 StGB vor 54 55 Kriminologie BearbeitenDie forensische Bedeutung der Norm war gering Die Strafverfolgungsstatistik erfasst das Delikt gemeinsam mit 219b StGB Inverkehrbringen von Mitteln zum Abbruch der Schwangerschaft und weist jeweils in den Jahren 2015 2017 eine 56 57 58 im Jahr 2018 keine 59 und im Jahr 2019 zwei Verurteilungen fur beide Taten aus 60 Kritik BearbeitenIn Folge der Verurteilung der Arztin Kristina Hanel die auf ihrer Website erklart hatte Schwangerschaftsabbruche vorzunehmen wegen Werbung fur den Abbruch der Schwangerschaft durch das Amtsgericht Giessen 12 gerieten Legalitat und Legitimitat der Strafvorschrift in Kritik Verfassungsmassigkeit Bearbeiten Kritiker hielten die Norm in der Auslegung der Instanzgerichte fur verfassungswidrig Sie habe die Berufsfreiheit Art 12 Abs 1 GG der Arzte und die Informationsfreiheit schwangerer Frauen Art 5 Abs 1 GG verletzt indem sie es Arzten verboten habe Auskunft daruber zu geben dass sie straffreie Schwangerschaftsabbruche vornehmen 61 Sie sei auch im Ubrigen dem strafrechtlichen Ultima Ratio Prinzip nicht gerecht geworden da schon das arztliche Standesrecht unsachliche Werbung verboten habe 31 Im juristischen Schrifttum uberwog jedoch die Ansicht die Vorschrift sei verfassungskonform gewesen Bei dem Grundrechtseingriff habe es sich um eine blosse Berufsausubungsregelung gehandelt die durch den Schutz der Menschenwurde Art 1 Abs 1 GG und des Rechts auf Leben Art 2 Abs 2 GG des Nasciturus gerechtfertigt gewesen sei Die Eingriffsintensitat habe sich als gering dargestellt da die Schwangerschaftskonfliktberatung die erforderlichen Informationen uber einen Schwangerschaftsabbruch und Kontaktdaten von Arzten die Schwangerschaftsabbruche durchfuhren bereitgestellt habe Die Norm sei der Forderung des Bundesverfassungsgerichts aus dem 2 Fristenregelungsurteil nachgekommen dass der rechtliche Schutzanspruch des ungeborenen Lebens im allgemeinen Bewusstsein zu erhalten und zu beleben sei 62 Uberdies habe sie die Ergebnisoffenheit der Schwangerschaftskonfliktberatung gesichert die verfassungsrechtlich erforderlich sei damit der Schwangerschaftsabbruch unter den Bedingungen des 218a StGB seiner Rechtswidrigkeit zum Trotz straffrei bleiben konne 32 63 64 65 66 Aus diesen Grunden haben es auch zahlreiche Gerichte abgelehnt die Norm zur Uberprufung ihrer Verfassungsmassigkeit nach Art 100 Abs 1 GG dem Bundesverfassungsgericht vorzulegen 12 13 16 43 44 Mit Beschluss vom 10 Mai 2023 nahm das Bundesverfassungsgericht eine Verfassungsbeschwerde von Kristina Hanel gegen ihre Verurteilung wegen Werbung fur den Abbruch der Schwangerschaft nicht zur Entscheidung an Diese sei unzulassig da sich ihr Rechtsschutzziel erledigt habe Durch die ruckwirkende Aufhebung der auf 219a StGB basierenden Gerichtsentscheidungen entfalteten diese Hanel gegenuber keine belastende Wirkung mehr 67 Widerspruchsfreiheit Bearbeiten Kritiker erkannten einen Wertungswiderspruch in der Rechtslage dass Schwangerschaftsabbruche unter den Bedingungen des 218a StGB zwar straffrei eine blosse Vorfeldhandlung nach 219a StGB aber strafbar gewesen sei 31 Die herrschende Gegenansicht betonte dass die Werbung fur den Abbruch der Schwangerschaft nicht die Vorbereitung einer straffreien Haupttat sondern eine von ihr unabhangige Beeintrachtigung eines kollektiven Rechtsguts sanktioniert habe Sie habe verhindern sollen dass der Schwangerschaftsabbruch in der Gesellschaft als unproblematisch und sozialadaquat aufgefasst werde 39 66 68 Literatur BearbeitenGloria Berghauser Die Strafbarkeit des arztlichen Anerbietens zum Schwangerschaftsabbruch im Internet nach 219a StGB eine Strafvorschrift im Kampf gegen die Normalitat In JuristenZeitung Band 73 Nr 10 Mohr Siebeck 18 Mai 2018 ISSN 0022 6882 S 497 504 doi 10 1628 jz 2018 0114 Monika Frommel Der Streit um 219a StGB das Verbot des offentlichen 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Rechtsprechung und QuerverweisenEinzelnachweise Bearbeiten Werbeverbot fur Schwangerschaftsabbruch aufgehoben Deutscher Bundestag 24 Juni 2022 abgerufen am 25 Juni 2022 a b Tagesschau Bundestag streicht Abtreibungs Paragraf 219a Abgerufen am 24 Juni 2022 Ausblick auf die Plenarsitzung am 8 Juli 2022 Abgerufen am 8 Juli 2022 Bundesgesetzblatt PDF Abgerufen am 19 Juli 2022 Entwurf eines Gesetzes zur Anderung des Strafgesetzbuches Aufhebung des Verbots der Werbung fur den Schwangerschaftsabbruch 219a StGB zur Anderung des Heilmittelwerbegesetzes und zur Anderung des Einfuhrungsgesetzes zum Strafgesetzbuch BT Drs 20 1635 vom 2 Mai 2022 S 2 Erster Bericht des Sonderausschusses fur die Strafrechtsreform zu dem von den Fraktionen der SPD FDP eingebrachten Entwurf eines Funften Gesetzes zur Reform des Strafrechts 5 StrRG PDF 1 MB In BT Drs 7 1981 neu Deutscher Bundestag 24 April 1974 abgerufen am 26 Marz 2018 Albin Eser Bettina Weisser 219a Rn 1 In Adolf Schonke Albin Eser Hrsg Strafgesetzbuch 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Gunther M Sander Hrsg Munchener Kommentar zum Strafgesetzbuch 3 Auflage Band 4 185 262 StGB C H Beck Munchen 2017 ISBN 978 3 406 68554 5 Perdita Kroger 219a Rn 9 In Heinrich Wilhelm Laufhutte Ruth Rissing van Saan Klaus Tiedemann Hrsg Strafgesetzbuch Leipziger Kommentar Grosskommentar 12 Auflage Band 7 1 211 bis 231 De Gruyter Berlin Boston 2019 ISBN 978 3 89949 788 5 Albin Eser Bettina Weisser 219a Rn 14 In Adolf Schonke Albin Eser Hrsg Strafgesetzbuch 30 Auflage C H Beck Munchen 2019 ISBN 978 3 406 70383 6 Walter Gropp 219a Rn 13 In Gunther M Sander Hrsg Munchener Kommentar zum Strafgesetzbuch 3 Auflage Band 4 185 262 StGB C H Beck Munchen 2017 ISBN 978 3 406 68554 5 Rechtspflege Strafverfolgung 2015 PDF 2 1 MB Statistisches Bundesamt 9 Februar 2017 abgerufen am 20 Dezember 2019 Rechtspflege Strafverfolgung 2016 PDF 2 49 MB Statistisches Bundesamt 4 Dezember 2017 abgerufen am 20 Dezember 2019 Rechtspflege Strafverfolgung 2017 PDF 2 49 MB Statistisches Bundesamt 28 November 2018 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