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Die Weiltalsperre war ein in den 1950er bis 1970er Jahren lediglich geplantes Projekt zum Bau eine Talsperre im Weiltal Die Stauanlage war fur ein Gebiet oberhalb von Rod an der Weil vorgesehen das im heutigen Hochtaunuskreis in Hessen liegt Der Stausee hatte etwa 20 bis 25 Millionen Kubikmeter Wasser fassen sollen Karte der geplanten Weiltalsperre Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Die Planungen in den 1950er und 60er Jahren 3 Die Bedenken der betroffenen Gemeinden 4 Das Ende der Planungen 5 Die Planungen der 1970er Jahre 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg war der Verbrauch an Trinkwasser im Rhein Main Gebiet stark gewachsen und die Wasserknappheit ein viel diskutiertes Thema Der Grund war zunachst die Zuwanderung der im Rahmen der Flucht und Vertreibung aus Ostdeutschland vertriebenen Menschen und der Fluchtlinge aus der neu entstandenen Diktatur in der DDR 1959 lebten 2 5 Millionen Menschen im Rhein Main Gebiet das entsprach 55 der Bevolkerung Hessens Ein weiterer Anstieg auf 3 5 Millionen in den folgenden 30 Jahren wurde von den Planern angenommen Daruber hinaus war der Wasserverbrauch pro Kopf durch das Wirtschaftswunder gestiegen Die Planer rechneten mit einem Bedarf von 450 Millionen Kubikmetern Wasser pro Jahr was die bestehenden Kapazitaten deutlich uberstieg Im Regierungsprasidium Darmstadt wurde daher 1958 eine Planungsgruppe Wasserversorgung Rhein Main unter der Leitung von Regierungsbaurat Dorn gebildet das Rhein Main Gebiet fiel in das Gebiet der Regierungsprasidien Darmstadt und Wiesbaden die gemeinsame Arbeitsgruppe deckte das Gesamtgebiet ab Diese erarbeitete ein Bundel an Massnahmen um die Wasserversorgung nachhaltig sicherzustellen Anstelle der ortlichen Wassergewinnung und verteilung sollten Gruppenwasserwerke grossere Gewinnungsanlagen und Verbundnetze entstehen Insbesondere im Taunus war die Situation dramatisch Im Obertaunuskreis wurde eine Steigerung des Wasserbedarfs von 4 5 auf 14 Millionen Kubikmeter prognostiziert Der Grund war dort zusatzlich die Stadtflucht und der damit verbundene Bau von Einfamilienhausern im Grunen vor Frankfurts Grenzen Bedingt durch die Beschaffenheit des Taunus konnte die lokale Gewinnung nur um 3 Millionen Kubikmeter gesteigert werden Daher war die Schaffung von Trinkwasserspeichern im Taunus unerlasslich Hierzu wurden zwei Talsperren vorgeschlagen Die Wispertalsperre im Wispertal fur die Versorgung des Rheingaus mit einer Jahresabgabe von 14 Millionen Kubikmetern und der Weiltalsperre fur die Versorgung des Ober und des Main Taunus Kreises mit 33 Millionen Kubikmetern Jahresproduktion 1 Die Planungen in den 1950er und 60er Jahren BearbeitenDie ersten Planungen fur die Weiltalsperre wurden 1950 durch das Wasserwirtschaftsamt beim Regierungsbezirk Wiesbaden erarbeitet Sie war Teil des Generalplans fur die Wasserversorgung der Landkreise Obertaunus Maintaunus und Usingen Die Staumauer sollte an der engsten Stelle des Weiltals etwa einen Kilometer oberhalb von Rod an der Weil stehen Der Stausee wurde eine Lange von etwa funf Kilometern haben und 20 bis 25 Millionen Kubikmeter Wasser fassen Der Einzugsbereich dieses Sees umfasste 60 Quadratkilometer mit einer jahrlichen durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 750 bis 1000 Liter Regen pro Quadratmeter Der See war so geplant dass die untersten Hauser von Altweilnau noch auf dem Land bleiben wurden Die Flache des Sees war weitgehend unbewohnt Lediglich die Erbismuhle die Mappesmuhle und der Gertudishammer wurden uberschwemmt werden 2 Im Dezember 1959 erklarte der Wiesbadener Regierungsprasident Walter Schubert der Bau der beiden Talsperren sei vorgesehen Die Kosten in Hohe von 50 Millionen DM fur die Weiltalsperre und von 20 Millionen DM fur die Wispertalsperre seien in der mittelfristigen Finanzplanung des hessischen Landwirtschaftsministerium eingeplant Die Kosten fur die Weiltalsperre seien deshalb hoher da hier eine Verlegung der Bundesstrasse 275 notwendig sei 3 Im Februar 1960 wurden 20 Bohrungen vorgenommen um die Bodenbeschaffenheit zu prufen 2 Im April des gleichen Jahres verhangte der Kreistag des Landkreises Usingen ein Bauverbot im Weiltal zwischen der Wustung Landstein und der vorgesehenen Staumauer 4 Im Dezember 1964 grunden die Stadt Frankfurt am Main und die Landkreise Obertaunus Maintaunus Usingen und Oberlahn die Gesellschaft zur Planung der Weiltalsperre Diese beauftragte die Elektrizitats Aktiengesellschaft in Frankfurt mit der Durchfuhrung einer Vorstudie Die Kosten hierfur von 300 000 DM wurden zur Halfte durch das Land Hessen getragen Frankfurt zahlte 75 000 DM der Obertaunuskreis 40 000 DM der Maintaunuskreis 28 000 DM der Kreis Usingen 5 000 DM und der Oberlahnkreis 2 000 DM 5 Im Laufe des ersten Halbjahres 1965 wurde der Beitrittsbeschluss von den Kreistagen aller Beteiligten bestatigt und am 20 August 1965 wurde der Gesellschaftsvertrag unterschrieben 6 Die prognostizierten Kosten waren inzwischen auf 100 Millionen DM gestiegen 7 Der Kreistag in Usingen verband seine Zustimmung jedoch mit der Forderung der See musse auch fur Schwimm und Wassersport genutzt werden durfen 8 Da dies im Hinblick auf die notwendige Wasserqualitat jedoch nicht moglich war schlug die Elektrizitats Aktiengesellschaft vor einen weiteren See nordlich von Rod anzulegen der dann touristisch nutzbar ware Ein weiteres Ergebnis der Vorstudie war die Staumauer weiter unterhalb kurz oberhalb der Ziegelhutte zu erbauen Hier war das Tal breiter und die Staumauer entsprechend langer dafur entfiel die Notwendigkeit die Bundesstrasse 275 zu verlegen Fur den Transport des Wassers in den Vordertaunus waren zwei grosse Leitungen vorgesehen 9 Die Bedenken der betroffenen Gemeinden BearbeitenAus Sicht der Weiltalgemeinden fuhrte der Bau einer Weiltalsperre zu deutlichen Einschrankungen ohne dass ein Nutzen fur die Gemeinden entstand Unterhalb der geplanten Staumauer bestand die Sorge vor einem Dammbruch Oberhalb des Stausees war es vor allem die Einrichtung des notwendigen Wasserschutzgebietes Die Wasserschutzzone II also die ersten 100 Meter rund um den Stausee hatte zu einem Verbot von Bebauung Landwirtschaft und Tourismus gefuhrt Teile von Neuweilnau und Altweilnau waren davon betroffen Neuweilnau ware von dieser Wasserschutzzone II eingeschlossen worden Streng genommen waren keine Zuwege zum Ort mehr zulassig gewesen Wurde diese Wasserschutzzone II nicht nur den See umfassen sondern auch wie fachlich sinnvoll die Zulaufe ware nahezu das ganze Weiltal unbewirtschaftbar Aber auch die Wasserschutzzone III also das gesamte Einzugsgebiet der geschutzten Wasserfassung also das gesamte obere Weiltal bis zum Feldberg fuhrte zu erheblichen Einschrankungen Dies betraf vor allem Niederreifenberg Niederreifenberg war ein Schwerpunkt der metallverarbeitenden Industrie Sieben Betriebe dort arbeiteten mit Sauren die in der Wasserschutzzone III nicht mehr zulassig gewesen waren Entsprechend waren die 16 betroffenen Gemeinden die Gebietsreform in Hessen die daraus die Grossgemeinden Schmitten und Weilrod schuf lag noch in der Zukunft Gegner des Vorhabens 10 Eine Petition von Burgern der Gemeinde Altweilnau betreff des Baus der Weiltalsperre aus dem Jahr 1964 wurde vom Landtag an die Landesregierung zur Erwagung weitergereicht 11 Auch in der Politik wurde zunehmend Kritik geubt Am 22 April 1966 hatte die Verbandsversammlung der Planungsgemeinschaft Untermain nach kontroverser Diskussion eine Vorlage angenommen der die Moglichkeiten der 16 Gemeinden Bauland auszuweisen drastig beschnitt Statt 3 9 Quadratkilometer waren nun nur noch 1 2 Quadratkilometer zugelassen Fur die betroffenen Gemeinden bedeutete dies nach Meinung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung den fast volligen Verlust ihrer Planungshoheit Einen finanziellen Ausgleich aus Landesmitteln fur die betroffenen Gemeinden hatte die hessische Landes bereits abgelehnt 12 Am 4 Mai 1966 folgte ein Antrag der oppositionellen CDU Hessen in Hessischen Landtag die Landesregierung moge uber das Hauptgutachten Lahmeyer berichten 13 Das Ende der Planungen BearbeitenEine Grosse Anfrage der CDU Fraktion vom 30 Oktober 1967 uber die Wasserversorgung in Hessen beinhaltete die Frage ob die Landesregierung an der Planung fur die Weiltalsperre festhalte 14 Noch hielt die Regierung an dem Vorhaben fest Aber im Juli 1968 teilte Minister Tassilo Troscher mit dass die Weiltalsperre vorlaufig nicht gebaut werden sollte Ausschlaggebend waren nicht die Proteste der Weiltalgemeinden gewesen Die Wassergewinnung durch Gross Gewinnunganlagen wurde nun als die billigere Losung zur Wasserversorgung angesehen 15 Hintergrund waren zum einen die weiter gestiegenen Kosten fur den Stausee die in der Presse mit bis zu 150 Millionen DM beziffert wurden vor allem aber die deutlich verbesserte Flusswasserqualitat die die Trinkwassergewinnung durch Flusswasserverrieselung erleichterte Daneben wurde auf einer Pressekonferenz am 13 Marz 1969 als Grund angegeben die Bodengrundlage im Weiltal sei ungeeignet Die bestehenden ehemaligen Erzstollen fuhrten zu dem Risiko der Belastung des Wassers mit Kupfer und Blei 16 Das Ende der Planungen fuhrte bei den Gemeinden des Weiltals zu erheblichen Investitionen in die Abwasserentsorgung In den 1960er Jahren hatte man in der Erwartung einer zentralen Gruppenklaranlage auf den Ausbau der Abwassernetze verzichtet Nun konnte das Oberflachenwasser direkt in die Weil gefuhrt werden Fur das Abwasser wurde ab 1970 ein neues Kanalnetz gebaut das in Oberreifenberg 5 8 und in Niederreifenberg 7 Millionen DM kostete 17 Die Planungen der 1970er Jahre BearbeitenDie Idee eines Stausees im Weiltal wurde in den 1970er Jahren erneut aufgegriffen Nun jedoch nicht mehr als Wasserreservoir sondern als touristische Attraktion 1973 schlug die Gemeinde Weilrod den Bau eines Staudamms an der auch ursprunglich hierfur vorgesehenen Engstelle des Weiltals vor Der Stausee sollte bis zur Mappesmuhle reichen und dem Wassersport dienen wobei keine Motorboote zugelassen werden sollten Der Damm sollte niedrig gehalten werden damit die Landesstrasse 3025 nicht verlegt werden muss Durch die Topographie entstunde dennoch ein grosser See 18 1977 beschloss der Ausschuss der Hochtaunuskreises die 15 Hektar des kunftigen Seebodens im Rahmen des laufenden Flurbereinigungsverfahrens zu erwerben und zur Verfugung zu stellen Fur die Kosten der Damme und Erdarbeiten beantragte die Gemeinde Weilrod Unterstutzung beim Land 19 Die Umsetzung scheiterte erneut an den widrigen Bodenverhaltnissen Nachdem der See binnen zehn Jahren nicht eingerichtet wurde fielen die Grundstucke fur die der Kreis 140 000 DM gezahlt hatte an diesen vertraglich zuruck Statt des Sees plante die Gemeinde Weilrod nun die Einrichtung eines Feuchtbiotops Aufgrund fehlender finanzieller Mittel konnte auch dieses Projekt nicht umgesetzt werden 20 Literatur BearbeitenHarald Konopatzki Ein Blick auf Rod am See in Taunus Zeitung vom 30 Dezember 2014 S 17Weblinks BearbeitenEin Blick auf Rod am See Bericht zum geplanten Talsperrenprojekt vom 30 Dezember 2014 auf tz usingen de Projektierte Weiltalsperre topographische Karte auf tz usingen deEinzelnachweise Bearbeiten Trinkwasserspeicher im Taunus In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6 November 1959 S 18 a b Vorarbeiten fur die geplante Weiltalsperre In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13 Februar 1960 S 54 Trinkwassertalsperren werden gebaut In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12 Dezember 1959 S 16 Kreis Usingen verhangt Bausperre In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26 April 1960 S 13 Der Talsperre einen Schritt naher In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10 Dezember 1964 S 24 Gesellschaft zum Bau der Weiltalsperre In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21 August 1965 S 57 Weiltalsperre wird teurer In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29 April 1965 S 34 Usingen stellt Bedingungen In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11 Marz 1965 S 24 Sorge wegen Frankfurt In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23 August 1965 S 13 Das Weiltal vor der grossen Flut In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3 Mai 1966 S 27 Petition Punkt Nr 555V betreffend Bau einer Weiltalsperre in Petition Nr 145 Drucksachen des Hessischen Landtags Abteilung II vom 16 Juni 1964 PDF 185 KB S 2 Auch die Raumordnung kostet Geld In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6 Mai 1965 S 40 Antrag 1804 der Abgeordneten Josef Wittwer Georg Lindner und Rudolf Kurtz und Fraktion betreffend die projektierte Trinkwassertalsperre im Weiltal vom 4 Mai 1966 auf starweb hessen de PDF 29 5 KB Grosse Anfrage Nr 811 der CDU Fraktion an die Hessische Landesregierung betreffend uberregionale Wasserversorgung in Hessen vom 30 Oktober 1967 in Drucksachen des Hessischen Landtags vom 14 November 1967 PDF 43 KB Aufatmen im Kreis Usingen In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11 Juli 1968 S 20 Keine Talsperren an Weil und Wisper In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14 Marz 1969 An der Nahtstelle zwischen Stadt und Land In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12 Juni 1970 S 49 Stausee soll das Weiltal schmucken In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19 Januar 1973 S 49 Stausee kostet anderdhalb Millionen In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14 Juni 1977 S 26 Von der Talsperre bleibt nur ein Feuchtbiotop Doch selbst dafur fehlt es an Geld In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20 Juli 1987 S 26 50 321266 8 414518 Koordinaten 50 19 17 N 8 24 52 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weiltalsperre amp oldid 235848395