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Die Villa rustica ist ein ehemaliger romischer Gutshof ostlich von Inzigkofen einer Gemeinde im Landkreis Sigmaringen in Baden Wurttemberg Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Gutshof 4 Denkmalschutz Befundsicherung und Fundverbleib 5 Einzelnachweise 6 LiteraturLage Bearbeiten nbsp LageDer romische Gutshof befand sich etwa 200 Meter nordostlich des heutigen Inzigkofer Friedhofs rechts der Verbindungsstrasse von Inzigkofen zum Sigmaringer Ortsteil Laiz Das Bodendenkmal liegt im intensiv landwirtschaftlich genutzten Flurstuck Krummacker einem Hohenrucken der nach Norden und Osten sanft abfallt und im Suden von der Strasse Laiz Inzigkofen begrenzt wird Die Bebauung der Ortschaft Laiz ist bis zur unteren Hangkante an das Bodendenkmal herangewachsen Eine bewachsene Boschung und ein Feldweg bilden die Trennlinie Das Landgut lag in der Antike in der romischen Provinz Raetia Ratien in einer gunstigen terrassenartigen Position mit fruchtbarem Land Wenig sudlich des Gutshofs verlief die so genannte Donausudstrasse Sigmaringen Tuttlingen eine Romerstrasse 1 In Laiz befand sich eine Furt unterhalb des heutigen Kraftwerks Laiz wo bei der Donauregulierung 1975 Reste einer Holzbrucke gefunden wurden 2 Forschungsgeschichte BearbeitenDer Gutshof wurde erstmals 1848 durch den hohenzollerischen Archivar Eduard Schwarzmann 1815 1869 ergraben Eine fundierte archaologische Ausgrabung erfolgte im Jahr 1970 durch das Landesdenkmalamt Tubingen unter der Leitung von Hartmann Reim Die damalige Grabungskampagne orientierte sich am Verlauf der Romerstrasse man erhoffte in deren Fortsetzung eine Hofmauer zu finden um das Untersuchungsareal eingrenzen zu konnen Hofmauern bei freistehenden Villae rusticae sind keine Seltenheit sondern regelhaft anzunehmen Fehlt wie hier eine Hofummauerung wurden meist nur die zentralen Bereiche der Gutsanlage mit dem Hauptgebaude und eventuell Nebengebaude untersucht Weitere Beispiele fur dieses Vorgehen sind die Gutshofe von Laiz Flur Berg Lkr Sigmaringen 3 oder Treuchtlingen Weinbergshof 4 Erst Ende des Grabungssommers forderten Archaologen Reste der steinernen Grundmauern eines Haupt und Nebengebaudes zu Tage Der Befund zeigt einen romischen Gutshof der von der Mitte des 2 bis zum Anfang des 3 Jahrhunderts n Chr bestanden hat und vermutlich um die Zeit der ersten Alamannenvorstosse um 233 n Chr sein Ende gefunden haben wird Gutshof BearbeitenDie Ausgrabung legte eine Villa rustica frei die aus zwei Gebauden bestand Die damals noch erhaltenen kalksteinernen Grundmauern zeigen das Hauptgebaude einer mit ihrem Portikus nach Nordosten hin ausgerichteten Villa rustica Bei diesem Gebaude handelt es sich um eine typische Risalitvilla mit zwei Eckrisaliten die eine Seitenlange von 37 27 m in Anspruch nahm Der frontseitige Bauteil war zwischen den Risaliten auf ganzer Lange unterkellert mit zwei Zugangen vom Innenhof her Der Archaologe Hartmann Reim geht davon aus dass die Eckrisalite ursprunglich wohl zweigeschossig und mit flachen Pyramidendachern uberdeckt waren Die Eingangshalle porticus war wahrscheinlich mit einem Satteldach geschlossen Die seitlichen Wohn und Schlafraume waren eingeschossig die Dacher den italischen Atriumhausern vergleichbar waren als zum Innenhof hin geneigte Pultdacher gebildet 1 Es konnten Reste von getunchtem bzw teilweise mit einfachen geometrischen Mustern farbig bemaltem Wandverputz nachgewiesen werden Ziegelbruch von Hohlziegeln tubuli weisen darauf hin dass einige Raume Wandheizungen besassen Reste eines Estrichbodens lassen auf eine Bodenheizung hypocaustum schliessen Im Hofraum fanden sich noch die Spuren eines alteren Holzbaus 9 16 m mit zwei Raumen 3 3 m an der Stirnseite Dieser Bau kann laut Reim als Vorgangerbau des spater in Stein ausgebauten Gutshofs gedeutet werden Ein Kreuzgrabungsschnitt der uber das Hauptgebaude gelegt wurde lasst vermuten dass das Hauptgebaude von einem umlaufenden geschotterten Kalkkiesweg umgeben war Dieser wurde jedoch nicht weiter ergraben 50 Meter ostlich des Hauptgebaudes zeigten sich die Fundamente eines Nebengebaudes Das 20 17 m grosse Gebaude kann wohl als eine Scheuer oder Stallung gedeutet werden Nach Ausweis der Funde kann der Gutshof in die Zeit zwischen Mitte des 2 und 3 nachchristlichen Jahrhundert datiert werden Vier Fibeln aus der Mitte des 1 Jahrhunderts n Chr deuten moglicherweise auf die Nahe eines Auxiliarkastells des Donaulimes hin das im Raum Laiz Inzigkofen vermutet wird konnen aber auch als Erbstucke von Gutsbewohnern getragen worden sein Denkmalschutz Befundsicherung und Fundverbleib BearbeitenDas Bodendenkmal Villa rustica Inzigkofen ist geschutzt als eingetragenes Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes des Landes Baden Wurttemberg DSchG Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Der ehemalige Gutshof befindet sich unter zum grossten Teil intensiv landwirtschaftlich genutztem und nicht uberbautem Gelande zwischen Inzigkofen und Laiz Lediglich in einem kleinen Bereich ist er durch den vorbeifuhrender Agrarweg uberbaut und gesichert Plane zur oberirdische Konservierung wurden aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes und der damit einhergehenden hohen Kosten einer solchen Sicherungsmassnahme verworfen Das Mauerwerk ist weder der Offentlichkeit zuganglich gemacht noch gibt eine Hinweistafel Auskunft uber die Villa rustica Das Fundmaterial der Grabung von 1970 befindet sich in den Bestanden des Landesmuseums Wurttemberg im Alten Schloss in Stuttgart Lesefunde aus dem Jahr 2007 die von Friedrich Klein vom Regierungsprasidium Tubingen Referat Denkmalpflege als Ziegelbruch aber auch etwas Keramik gedeutet wurden befinden sich in deren Sammlung Im Fruhjahr 2009 wurde das Bodendenkmal vermutlich durch einen Sondenganger beschritten und beraubt lediglich wertlose Metallfragmente blieben an der Oberflache zuruck Orts und Gemeindeverwaltung von Inzigkofen sowie die im Landratsamt Sigmaringen beheimatete unterste Denkmalbehorde setzen sich aus einem finanziell enggesteckten Rahmen nicht fur Erhalt bzw gegen weitere Zerstorung des Bodendenkmals ein nbsp nbsp nbsp Einzelnachweise Bearbeiten a b Hartmann Reim Inzigkofen Romischer Gutshof In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 135 Romische Brucke Zeitungsausschnitt Nr 197 Bestand N 1 53 Albert Waldenspul 1885 1979 Staatsarchiv Sigmaringen Stefan Schmidt Lawrenz Der romische Gutshof von Laiz Flur Berg Kreis Sigmaringen Ein Beitrag zur Villenbesiedlung in der Umgebung von Sigmaringen In Fundberichte aus Baden Wurttemberg Band 16 1991 1991 S 441 508 Hubert Koch Die Villa rustica von Treuchtlingen Weinbergshof In Claus Dobiat Klaus Leidorf Hrsg Internationale Archaologie Band 13 Buch am Erlbach 1993 ISBN 3 924734 31 3 Literatur BearbeitenOscar Paret Die Siedlungen des Romischen Wurttembergs Friedrich Hertlein Oscar Paret Peter Goessler Die Romer in Wurttemberg Teil 3 Kohlhammer Stuttgart 1932 S 324 ff Hartmann Reim Ein romischer Gutshof bei Inzigkofen In Hohenzollern Heimat 11 1971 S 116 118 Hartmann Reim Ein romischer Gutshof bei Inzigkofen Kreis Sigmaringen In Denkmalpflege Baden Wurttemberg 1 Jg 1972 Heft 2 38 ff PDF 9 5 MB Hartmann Reim Ein romischer Gutshof bei Inzigkofen Kreis Sigmaringen Oberriexingen 2 1974 Hartmann Reim Ein romischer Gutshof bei Inzigkofen Kr Sigmaringen In Fundberichte Baden Wurttemberg 3 1977 S 402 442 Hartmann Reim Inzigkofen Romischer Gutshof In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 135 Karl Theodor Zingeler Die vor und fruhgeschichtliche Forschung in Hohenzollern In Mittheilungen des Vereins fur Geschichte amp Altertumskunde in Hohenzollern XXVII Jahrgang 1893 94 M Liehner sche Hofbuchdruckerei Sigmaringen 1894 MDZ Digitalisat S 62 48 073472222222 9 1849305555556 Koordinaten 48 4 24 5 N 9 11 5 75 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Villa rustica Inzigkofen amp oldid 238183669