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Der Vertrag von Misenum wurde im Sommer 39 v Chr in der Spatphase der romischen Burgerkriege geschlossen und regelte die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeer sowie das Ende der Proskriptionen Karte des Romischen Reiches nach dem Vertrag von MisenumOctavians MachtbereichAntonius MachtbereichProvinzen des LepidusSeereich des Sextus PompeiusItalien Senat Konigreich Agypten Kleopatra VasallenstaatenParther ReichInhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Verhandlungen 3 Vertragsinhalte 4 Folgen 5 Hauptquellen 6 Literatur 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenKnapp zwei Jahre nach der Ermordung Gaius Iulius Caesars an den Iden des Marz 44 v Chr teilten sich die drei bedeutendsten Caesarianer Octavian der spatere Kaiser Augustus Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus gestutzt auf eine vertragliche Vereinbarung Zweites Triumvirat das romische Reich in Einflussspharen auf Nach der Niederwerfung der Caesarmorder in der Schlacht bei Philippi Oktober November 42 v Chr wurden die Provinzen derart neu verteilt dass Antonius Gallien und faktisch den ganzen Osten des Reiches bekam wahrend Octavian Spanien und Marcus Lepidus zwei Provinzen in Nordafrika erhielten In Sizilien gab es indes mit Sextus Pompeius dem Sohn des bedeutendsten Caesargegners Gnaeus Pompeius Magnus noch einen vierten machtigen Mann der die Plane der Triumvirn storte indem er den von ihnen Proskribierten Zuflucht gewahrte Mit seiner Flotte bedrangte er besonders Octavian und das neutrale allen Triumvirn zugangliche Italien Octavian hatte einstweilen nicht die Moglichkeiten Pompeius die Seeherrschaft streitig zu machen zumal er sich im Winter 41 40 v Chr in den Perusinischen Krieg verwickelt sah in dem er sich gegen Marcus Antonius Gattin Fulvia und seinen Bruder Lucius Antonius durchsetzte Als wahrend des Perusinischen Kriegs Iulia die Mutter des Antonius aus Italien zu Sextus Pompeius nach Sizilien floh empfing dieser sie freundlich und gab ihr 40 v Chr grossartiges Geleit zu ihrem Sohn nach Athen um eine Ubereinkunft vorzuschlagen die sich wohl in erster Linie gegen den zu machtig gewordenen Octavian richten sollte 1 Octavian konterte die Gefahr der Isolation indem er selbst Mucia Tertia die Mutter des Pompeius zu diesem nach Sizilien schickte 2 und Scribonia heiratete deren Nichte die Gattin des Pompeius war Letztlich einigten sich Antonius und Octavian im Herbst 40 v Chr im Vertrag von Brundisium in dem Pompeius nicht berucksichtigt wurde Seine daraufhin verscharfte Seeblockade unterbrach die Getreideversorgung Italiens was in Rom zu einer Hungersnot fuhrte Da die Triumvirn auch noch neue Steuern erheben wollten steigerte sich die Unzufriedenheit weiter und es kam zu Unruhen Octavian war schliesslich auf Drangen des stadtromischen Volks zum Einlenken gezwungen Auch Antonius der kein so gespanntes Verhaltnis zu Pompeius hatte wie Octavian riet zu einer Verstandigung Auf Vorschlag des Antonius schickte Pompeius seinen Schwiegervater Lucius Scribonius Libo den Schwager Octavians zu diesem nach Rom um eine Einigung auf den Beginn von Verhandlungen zu erzielen Vielleicht trug auch Mucia zur Vermittlung bei Bald wurde ein personliches Treffen von Antonius Octavian und Pompeius im Fruhsommer 39 v Chr nahe dem Kap Misenum bei Baiae vereinbart 3 Verhandlungen BearbeitenVon Aenaria heute Ischia kommend segelte Pompeius an Bord eines Sechsruderers mit zahlreichen Schiffen in die Bucht von Puteoli und demonstrierte so seine Seemacht Die von starken Truppen unterstutzten Triumvirn kamen auf dem Landweg zum ausgemachten Treffpunkt Bei der Konferenz herrschte ein von grossem gegenseitigem Misstrauen gepragtes Klima 4 Laut dem Kriegshistoriker Appian 5 erwartete Pompeius an Stelle des Lepidus der dritte Mann des Triumvirats zu werden Franz Miltner glaubt nicht dass aufgrund der Enttauschung dieser angeblichen Hoffnung des Pompeius die ersten Verhandlungen scheiterten sondern an dessen Forderung auch alle seine proskribierten Anhanger und zu ihm entlaufenen Sklaven zu rehabilitieren 6 Nach einiger Zeit erzielte man doch eine Ubereinkunft deren Einzelheiten im Vertrag von Misenum besiegelt wurden Vertragsinhalte BearbeitenIn diesem auf funf Jahre befristeten Abkommen erlangte Pompeius weitreichende Konzessionen Er wurde in der Herrschaft uber die Inseln Sizilien Sardinien und Korsika bestatigt Auch alle anderen Inseln die er schon besass durfte er behalten Ferner sollte er von Antonius laut Appian 7 die Peloponnes erhalten welche Angabe der Althistoriker Jochen Bleicken 8 fur wahrscheinlicher halt als die Behauptung von Cassius Dio 9 dass Antonius sich verpflichtet habe die Provinz Achaia die ganz Griechenland umfasste abzutreten Fur die Zukunft wurde Pompeius auch das Konsulat gemeinsam mit Octavian in Aussicht gestellt Dazu erhielt er die Augurenwurde sowie Anspruch auf Erstattung des beschlagnahmten vaterlichen Erbes und Belohnung seiner aus dem Militardienst zu entlassenden Veteranen sofern sie keine Sklaven waren in der gleichen Hohe wie jene der Triumvirn Alle zu ihm geflohenen Sklaven sollten kunftig frei sein Von grosster Bedeutung war jedoch der Schlussstrich unter die offene Wunde der Proskriptionen die Pompeius den Triumvirn abtrotzte mit Ausnahme der Caesarmorder wurde allen Fluchtlingen die ungehinderte Ruckkehr nach Italien erlaubt und eine Entschadigung versprochen Dabei sollten alle aufgrund ihrer Proskription Gefluchteten ein Viertel ihres fruheren Eigentums die nur aus allgemeiner Furcht Geflohenen sogar ihr gesamtes Hab und Gut ausser dem Hausrat zuruckerhalten Die Losung dieser schwierigen Frage erwies sich nach der Schlacht von Actium 31 v Chr auch als wichtige Grundlage fur den geordneten Ubergang zum Prinzipat weil dadurch die rechtliche Unsicherheit vermieden wurde die nach den Proskriptionen Sullas das politische Klima der Republik fur Jahrzehnte vergiftet hatte Im Gegenzug fur das grosse Entgegenkommen der Triumvirn gestand Pompeius zu alle von ihm eroberten Gebiete des italienischen Festlands zu raumen ungehinderte Handelsverbindungen zur See nach Italien zuzulassen die bisher ublichen Getreidemengen nach Rom zu liefern und keinen weiteren entlaufenen Sklaven mehr Unterschlupf zu gewahren 10 Folgen BearbeitenDie Urkunde des Vertrags von Misenum wurde bei den Vestalinnen hinterlegt 11 Das sich nach Frieden sehnende Volk bejubelte heftig die Versohnung Die Bundnispartner bekraftigten ihren Pakt wie ublich durch die Anbahnung familiarer Bande Octavian verlobte seinen dreijahrigen Neffen Marcus Claudius Marcellus mit Pompeia einer ebenfalls erst dreijahrigen Tochter des Pompeius 12 Freilich kam es nicht zu einer Heirat zwischen den Jungverlobten Bei den sich an den Vertragsabschluss anschliessenden gegenseitigen Einladungen zu Gastmahlern war das Klima des gegenseitigen Misstrauens noch so gross dass Leibwachter in der Nahe standen und die Teilnehmer am Festessen versteckte Dolche mit sich fuhrten Das erste Bankett fand auf dem Flaggschiff des Pompeius statt Dabei machte der Admiral Menodoros seinem Vorgesetzten Pompeius den Vorschlag sich durch Kappung der Taue der beiden Triumvirn zu bemachtigen und so die Machtfrage im Handstreich zu entscheiden Pompeius lehnte einen solchen Treuebruch jedoch unter Hinweis auf seine Ehre ab 13 Nach den Versohnungsfeiern kehrten die meisten Fluchtlinge nach Rom zuruck Die meisten anderen fur Pompeius positiven Bestimmungen traten indes nie in Kraft Bei ihrer Verwirklichung ware er wenn auch kein Mitglied des Triumvirats so doch faktisch ein von diesem unabhangiger und anerkannter vierter Machthaber geworden Es kam jedoch schon bald nach Vertragsabschluss wieder zu Streitigkeiten da Antonius die Herausgabe von Achaia verweigerte Schon im folgenden Jahr flammte der Konflikt mit Octavian wieder auf der mittlerweile eine eigene Flotte zur Verfugung hatte Doch erst im Sommer 36 v Chr konnte die Flotte des Pompeius von den Schiffen Octavians unter der Fuhrung seines Admirals Marcus Vipsanius Agrippa in einer grossen Seeschlacht bei Naulochos an der Nordkuste Siziliens vernichtet werden Pompeius floh in den Osten wo er im folgenden Jahr auf Befehl des Antonius hingerichtet wurde Hauptquellen BearbeitenAppian Burgerkriege 5 69 74 Cassius Dio Romische Geschichte 48 36 38 Plutarch Antonius 32Literatur BearbeitenHermann Bengtson Romische Geschichte Republik und Kaiserzeit bis 284 n Chr C H Beck 7 Auflage Munchen 1995 auch Handbuch der Altertumswissenschaft ISBN 3 406 02505 6 Jochen Bleicken Augustus Berlin 1998 S 204f Einzelnachweise Bearbeiten Appian Burgerkriege 5 52 217f Cassius Dio 48 15 2 Franz Miltner Pompeius 33 in RE XXI 2 Sp 2225 nimmt an dass Octavian Mucia erst zu einem spateren Zeitpunkt Anfang 39 v Chr zu Sextus Pompeius geschickt habe um Verhandlungen zur Organisation des Treffens beim Kap Misenum einzuleiten Appian Burgerkriege 5 69 Cassius Dio 48 36 1 Appian Burgerkriege 5 71 Cassius Dio 48 36 1f Plutarch Antonius 32 Velleius Paterculus 2 77 1 u a Appian Burgerkriege 5 71 299 Franz Miltner Pompeius 33 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XXI 2 Stuttgart 1952 Sp 2225 f Appian Burgerkriege 5 77 326 Jochen Bleicken Augustus 1998 S 713 Cassius Dio 48 36 5 Cassius Dio 48 36 3 6 Appian Burgerkriege 5 72 Plutarch Antonius 32 Velleius 2 77 2f u a Appian Burgerkriege 5 73 308 Cassius Dio 48 37 1 Appian Burgerkriege 5 73 312 Cassius Dio 48 38 3 Appian Burgerkriege 5 73 Plutarch Antonius 32 Cassius Dio 48 38 1ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vertrag von Misenum amp oldid 227069446