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Beim Unternehmen Wunderland handelte es sich um ein Unternehmen der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg gegen sowjetische Handelsschiffe auf der Nordostpassage Auf diesem Seeweg beforderte die Sowjetunion in den Sommermonaten grosse Mengen Rustungsmaterial aus den USA und Rohstoffe aus dem Fernen Osten an die Front bzw zu den Industriezentren vor dem Ural Die Konvois waren gar nicht oder nur schwach militarisch gesichert konnten lediglich wahrend dreier schiffbarer Monate durchgefuhrt werden und mussten schmale eisfreie Korridore nutzen was grosse Erfolgsaussichten fur einen Angriff auf sie versprach Ein Ausschalten der grossen Eisbrecher wurde die Nutzung dieses Seeweges unmoglich machen Die sehr langsamen Konvois in denen sogar noch alte Raddampfer oder Schleppkahne zum Einsatz kamen schienen auch eine leichte Beute zu werden Die Operation wurde fruhzeitig entdeckt und muss als gescheitert betrachtet werden Unternehmen WunderlandTeil von Zweiter WeltkriegDatum 16 August 1942 bis 30 August 1942Ort BarentsseeAusgang Deutscher MisserfolgKonfliktparteienDeutsches Reich NS Deutsches Reich Sowjetunion SowjetunionBefehlshaberHubert Schmundt Wilhelm Meendsen BohlkenTruppenstarke1 Schwerer Kreuzer 3 Zerstorer 3 U Boote Mehrere Hilfs und HandelsschiffeVerluste4 Schiffe 2 Leichter Inhaltsverzeichnis 1 Planung 2 Das Unternehmen 3 Gefangene 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweisePlanung BearbeitenDer Urheber des Planes war Admiral Rolf Carls Die operative Ausarbeitung lag in den Handen des Admirals Nordmeer Admiral Hubert Schmundt dem Verantwortlichen fur die Seekriegsfuhrung in arktischen Gewassern Ihm lagen auch die Aufzeichnungen des Hilfskreuzers Komet vor der in Zeiten des deutsch sowjetischen Nichtangriffspaktes 1940 die Nordostpassage mit Hilfe sowjetischer Eisbrecher durchfahren hatte Da der Seeweg nur etwa drei Monate im Jahr uberhaupt offenzuhalten war war es einfach die Position der Geleitzuge zum jeweiligen Zeitpunkt zu ermitteln Die japanische Admiralitat ubermittelte dass am 26 Juli 1942 ein aus 19 Handelsschiffen bestehender Konvoi die Beringstrasse durchfahren hatte Mitte August 1942 meldete die deutsche Aufklarung das Auslaufen eines grossen Konvois aus Archangelsk in ostlicher Richtung Das Nadelohr war die Wilkizkistrasse die von den grossten sowjetischen Eisbrechern in den Sommermonaten offengehalten wurde Grossere sowjetische Kriegsschiffe als Zerstorer befanden sich nicht im Nordpolarmeer Das Unternehmen Bearbeiten nbsp Im Rahmen des Unternehmens Wunderland lief am 16 August 1942 ein kleiner Flottenverband aus dem Hafen der norwegischen Stadt Narvik in die Barentssee aus Dieser Verband bestand aus dem Schweren Kreuzer Admiral Scheer unter der Fuhrung von Kapitan zur See Wilhelm Meendsen Bohlken und den drei Zerstorern Z 16 Friedrich Eckoldt Z 15 Erich Steinbrinck sowie Z 4 Richard Beitzen 1 Bereits am 17 August kehrten die Zerstorer jedoch sudlich der Bareninsel wieder um die Admiral Scheer fuhr nun allein weiter Es wurde vollige Funkstille gewahrt Die Aufklarung der Eisflachen erfolgte durch die deutschen U Boote U 601 und U 251 Der Kurs verlief anfangs ostwarts durch die Barentssee Am 18 August traf die Admiral Scheer mit U 601 zusammen Das U Boot meldete dass die Eisgrenze noch 80 sm weiter nordlich verlief Nachdem die Admiral Scheer die Nordspitze von Nowaja Semlja passiert hatte lief sie immer hart an der Eisgrenze in Richtung Insel Einsamkeit Wilkizkistrasse Die Admiral Scheer musste dabei sehr vorsichtig navigieren um nicht im Packeis gefangen zu werden Das ware ihr Ende gewesen da sie nicht eistauglich war Der gepanzerte Rumpf hatte zwar im Treibeis kaum Schaden genommen die Schiffsschrauben und die Ruder waren aber nicht fur die Belastungen im Eis konstruiert und im mitunter plotzlich auftretenden Packeis ware das Schiff verloren gewesen Nach dem Operationsplan sollte es dazu aber gar nicht kommen konnen Obwohl das Aufklarungsflugzeug taglich zwei Fluge unternahm gelang es nicht die sowjetischen Konvois auszumachen Die Admiral Scheer fuhr am Ausgang der Wilkizkistrasse mehrere Schleifen und suchte vorerst vergeblich die sowjetischen Geleitzuge Am 20 August kam es in der Karasee zu einem Zusammentreffen mit U 251 das wegen der vereinbarten Funkstille langsseits gehen musste und insbesondere Eisbeobachtungen meldete Das Bordaufklarungsflugzeug der Admiral Scheer meldete erstmals am 20 August 1942 nahe der Insel Krakowka sowie am 23 August 1942 in der Wilkizkistrasse die Sichtung von Teileinheiten dreier Schiffskonvois die zusammen mit den Eisbrechern Lenin und Krasin im Geleit liefen Starker Nebel und die Eislage verhinderten jedoch ein schnelles Herankommen Am 24 August machte das Aufklarungsflugzeug eine Bruchlandung und musste anschliessend versenkt werden Dies verminderte die Erfolgsaussichten fur das Unternehmen erheblich Gegen Mittag des 25 August erfasste der Ausguck starke Rauchwolken uber der Kimm Die Admiral Scheer traf nordwestlich des Nordenskiold Archipels auf den allein fahrenden sowjetischen Eismeerfrachter Alexander Sibirjakow mit dem von Port Dikson kommend zu dieser Zeit Funkstationen auf einsamen Inseln aufgestellt wurden um die Wettervorhersagen im Gebiet der Karasee zu verbessern Der kohlengefeuerte Dampfer Sibirjakow war 1908 als Walfanger in Schottland gebaut worden wurde 1914 von Russland erworben und war der erste Eismeerfrachter der 1932 den nordostlichen Seeweg in einer Navigationsperiode bewaltigt hatte Dieses Zusammentreffen mit einem einzeln fahrenden Schiff konnte den gesamten Operationsplan gefahrden der auf volliger Geheimhaltung der Anwesenheit der Admiral Scheer in diesen Gewassern beruhte Als sich das Schiff als recht klein herausstellte lief ihm der Kreuzer entgegen und forderte ihn per Signalscheinwerfer in russischer Sprache auf sich zu identifizieren Von Bord der Sibirjakow wurde per Funk mehrmals die Identitat des fremden Kriegsschiffs angefragt denn der Schiffsfuhrung war bekannt dass es in diesen Gewassern keine Kriegsschiffe der damals noch sehr kleinen sowjetischen Nordflotte gab Letztlich wurde von der Admiral Scheer mit Lichtsignalen USS Tuscaloosa geantwortet dem Namen eines US amerikanischen Schweren Kreuzers der einige Zeit zuvor in Archangelsk vor Anker gegangen war Zudem wehte auf dem Schiff die US Flagge und man zeigte der Sibirjakow nur den Bug des Schiffes um eine Identifizierung zu erschweren Man ersuchte die Sibirjakow den Funk nicht weiter zu benutzen und insbesondere den Funkverkehr mit Port Dikson einzustellen Die Kommunikation zwischen Schiffen in Sichtweite erfolgte damals ublicherweise mit Flaggen oder Lichtsignalen Insofern war die Bitte des Kriegsschiffes nicht unublich Anstatt zu antworten setzte das fur die Admiral Scheer fremde Schiff einen Notruf an Port Dikson ab in dem es einen feindlichen Hilfskreuzer meldete und sich selbst als Eisbrecher Aleksander Sibirjakow identifizierte Da dieser Funkspruch auf Admiral Scheer abgehort wurde eroffnete der Kreuzer auf zwolf Kilometer Entfernung mit seinen 28 cm Geschutzen sofort das Feuer das die Aleksander Sibirjakow mit ihren 7 6 cm Kanonen erwiderte Gleichzeitig versuchte der Eisbrecher die nur etwa zehn Seemeilen entspricht ca 18 52 Kilometern entfernte Beluchainsel mit Volldampf zu erreichen Admiral Scheer feuerte sechs Vollsalven Bei vier beobachteten Treffern brannte der Eisbrecher und begann zu sinken Obwohl der Kommandant der Admiral Scheer Meendsen Bohlken alles nur Mogliche unternahm um die Besatzung zu retten uberlebten nur 28 der 131 Personen den Untergang Am Abend konnte ein sowjetisches Aufklarungsflugzeug gesichtet werden das offensichtlich nach dem versenkten Eisbrecher suchte Daruber hinaus erging ein abgehorter sowjetischer Funkspruch an die Schifffahrt in der Karasee worin vor einem feindlichen Hilfskreuzer gewarnt wurde Die von den grossen Eisbrechern gefuhrten sowjetischen Konvois drehten nach Norden ins Packeis ab wohin ihnen das deutsche Kriegsschiff nicht folgen konnte da es nicht eistauglich war Da die Geheimhaltung gegenuber den eigentlichen Zielen den sowjetischen Konvois und ihren Eisbrechern gescheitert war und diese Ziele in fur die Admiral Scheer unerreichbare Ferne geruckt waren griff der Kreuzer am 27 August 1942 den Marinehauptstutzpunkt Port Dikson an Hier liefen die Daten aller sowjetischen Wetterstationen der Arktis und die Eismeldungen des Nordpolarmeers zusammen Der Stutzpunkt war jedoch durch die Funkspruche der Sibirjakow ebenfalls langst gewarnt worden Alle Zivilisten sowie alle Unterlagen wurden auf Rentierschlitten in die Tundra evakuiert Die Fuhrung der Admiral Scheer hatte hingegen ernste Probleme Zwar hatte das Schiff 230 Mann der Besatzung fur einen Landangriff ausschiffen konnen ohne dass die Kampfkraft des Schiffes darunter gelitten hatte die Fuhrung verfugte jedoch nur uber veraltetes britisches Kartenmaterial des Hafens und der vorgelagerten Kuste im Massstab 1 200 000 das schon auf Grund seines Massstabes vollig nutzlos fur diesen Angriff war Die Fahrtrinne zum Hafen war nicht bekannt Entsprechende Bojen zur Markierung der Fahrtrinne konnten rechtzeitig von den sowjetischen Verteidigern entfernt werden Ein Auflaufen auf einen Unterwasserfelsen beim Versuch der Anlandung konnte man sich so weit entfernt von den eigenen Stutzpunkten nicht erlauben Die sowjetische Besatzung wurde auf 60 Mann geschatzt was ungefahr stimmte deren verfugbare Bewaffnung dem Kriegsschiff nicht gewachsen sein wurde In der Tat besassen die Verteidiger nur wenige kleinere Kanonen die den Panzergurtel der Admiral Scheer nicht wurden durchschlagen konnen galt es doch bisher nur die gelegentlichen Angriffe ungleich schlechter bewaffneter und auch viel schwacher gepanzerter U Boote abzuwehren Mit derart schwer bewaffneten und stark gepanzerten Uberwasserschiffen hatte bisher noch keine Station und kein Stutzpunkt der Nordflotte so tief im Nordpolarmeer zu kampfen gehabt Nach einigen Schussen auf die Hafenanlagen wurde die Admiral Scheer von Land aus beschossen Es gelang der Admiral Scheer nicht die Geschutze an Land zu orten und sie zu bekampfen Auch die notdurftig mit je zwei Landgeschutzen versehenen Hilfsschiffe der Frachter Deschnew und der veraltete Dampfer Revoluzioner beschossen immer wieder aus Nebelbanken auftauchend die Admiral Scheer Ihr Abwehrfeuer blieb zwar praktisch wirkungslos jedoch gelang es auch der Admiral Scheer nicht die Hilfsschiffe zu versenken Die zum Durchdringen massiver Panzerwande konstruierten Granaten der Admiral Scheer durchschlugen die Hilfsschiffe haufig nur und explodierten erst dahinter im Meer Die Hilfsschiffe nahmen zwar letztlich erheblichen Schaden konnten aber nicht versenkt werden und blieben ein nicht zu unterschatzendes Risiko fur die ungepanzerten Barkassen mit denen sich der Landungstrupp ausschiffen wurde Jedoch war der Leitung der Admiral Scheer schon aus den vorher abgefangenen Funkspruchen klar dass der Stutzpunkt gewarnt worden war und bei seiner Eroberung vermutlich keine wichtigen Aufzeichnungen uber die Nutzung des nordlichen Seeweges die Fahrtrouten das Eisverhalten oder langfristige Wetterbeobachtungen zu finden sein wurden In Anbetracht des grossen Risikos auf Unterwasserhindernisse aufzulaufen und des geringen Nutzens eines riskanten Landangriffes aber auch wegen des standigen Beschusses sowohl von Land als auch von den beiden Hilfsschiffen wurde der Einsatz abgebrochen Die Hauptoperation endete am 30 August 1942 mit dem Einlaufen der Admiral Scheer in den Hafen von Narvik Das Unternehmen war gemessen an den hohen Erwartungen als kompletter Misserfolg zu bezeichnen Weder war es gelungen die grossen sowjetischen Eisbrecher zu versenken und so die Befahrbarkeit der Nordostpassage unmoglich zu machen oder sie zu erschweren noch war es der Admiral Scheer gelungen nennenswerten Schiffsraum der Eismeerfrachter zu versenken Auch Port Dikson konnte nicht nachhaltig beschadigt werden und es gelang auch nicht fur zukunftige Operationen im Eismeer nutzbare Unterlagen zu erbeuten Von den beiden deutschen Unterstutzungs U Booten U 601 und U 209 wurden danach noch einige Schiffe im Gebiet der Karasee versenkt So traf es am 24 August ostlich von Port Dikson den sowjetischen Frachter Kujbyschew 2 332 BRT U 209 versenkte am 17 August nahe Nowaja Semlja ein Schleppgeleit des sowjetischen Geheimdienstes NKWD Diesem gehorten die beiden Schlepper Nord und Komsomolez sowie die Leichter Sch III und P IV an Auf den NKWD Schiffen befanden sich insgesamt 328 politische Gefangene auf dem Weg in sibirische Lager 305 Haftlinge starben bei diesem Angriff Auf dem Ruckmarsch nach Narvik beschoss U 209 am 28 August 1942 die Funkstation von Chodowaricha mit seiner Bordkanone Eine Wiederholung der Unternehmung unter der Bezeichnung Wunderland II die mit dem Schweren Kreuzer Lutzow von August bis Oktober 1943 geplant war wurde nicht mehr angesetzt da in diesem Zeitraum keine Geleitzuge im sibirischen Seegebiet gemeldet wurden 2 Gefangene BearbeitenDie Uberlebenden der Sibirjakow unter denen sich unter anderen der Kapitan Anatoli Katscharawa der Parteisekretar Sarajew und der Funker Scharschawin befanden kamen uber Kiel und diverse Zwischenlager in das KZ Stutthof 37 km ostlich von Danzig Hier wurde der Funker von einem Besatzungsmitglied eines anderen Schiffes an die Gestapo verraten Er widerstand allen Verhoren und wurde nur zwei Monate vor der Befreiung des Lagers durch sowjetische Panzertruppen erschossen Der Kapitan und viele der anderen Gefangenen uberlebten und fuhren nach dem Krieg wieder im Nordpolarmeer auf verschiedenen Schiffen Literatur BearbeitenHans Baeuerlein Kreuzer Admiral Scheer Erinnerungen an Sophie Casar 2 Auflage EA 1988 Jochen Brennecke Theodor Krancke RRR Das gluckhafte Schiff 3 Auflage Biberach Riss 1955 Jochen Brennecke Theodor Krancke Schwerer Kreuzer Admiral Scheer 4 Auflage Herford 1976 Ulrich Elfrath Die Deutsche Kriegsmarine 1935 1945 Band 1 Friedberg Augsburg 1994 Uwe Greve u a Schwerer Kreuzer Admiral Scheer Doppelband 137 138 der Reihe SMS Schiffe Menschen Schicksale Kiel 2005 Jens Janssen Schwerer Kreuzer Admiral Scheer In SOS Schicksale deutscher Schiffe Nr 190 Munchen 1960 Gerhard Koop Klaus Peter Schmolke Die Panzerschiffe der Deutschland Klasse Band 4 Bonn 1993 Franz Kurowski Bordflieger im Einsatz 1939 1945 Mit der Kriegsmarine am Feind Berg am See 1984 Wilhelm Meendsen Bohlken Personliche Aussagen zum Unternehmen Wunderland Zeitzeuge Wilhelm Weischenberg Personliche Aussagen und Berichte zu seiner Teilnahme am Unternehmen Wunderland Zeitzeuge Gustav Zawada Chronik des Schweren Kreuzers Admiral Scheer Koln 1960 Erwin Bekier u a Operation Wunderland 1 Auflage Berlin VEB 1989 Arseni Grigorjewitsch Golowko Zwischen Spitzbergen und Tiksibucht 2 Auflage Berlin VEB 1989 Autorengruppe Operation Wunderland Militarverlag der DDR ISBN 3 327 00706 3 Siehe auch BearbeitenUnternehmen Berlin Unternehmen Juno Unternehmen RheinubungWeblinks BearbeitenKarte Unternehmen Wunderland Jurgen Rohwer Gerhard Hummelchen Chronik des SeekriegesEinzelnachweise Bearbeiten Jurgen Rohwer Gerhard Hummelchen Chronik des Seekrieges 1939 1945 August 1942 abgerufen am 3 Juli 2013 MARINE Heft 3 1986 S 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unternehmen Wunderland amp oldid 237739360