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Im Verlauf ihrer Geschichte wurde die Ethnie der Sorben immer wieder Ziel von Unterdruckung Die Lausitz Heimat der Sorben innerhalb Europas Inhaltsverzeichnis 1 17 18 Jahrhundert 2 Antisorbische Politik zur Zeit des Nationalsozialismus 3 Literatur 4 Einzelnachweise17 18 Jahrhundert BearbeitenAnfang des 16 Jahrhunderts setzten in Europa gesellschaftliche Veranderungen ein Durch Entdeckungen und wirtschaftlichen Aufschwung sowie technisch naturwissenschaftliche Entwicklungen im Bergbau in der Textil und Metallindustrie und wissenschaftlichen Weltanschauungen durch den Humanismus und die Renaissance wurde das 16 Jahrhundert zu einer Epoche des Burgertums der Reformation und der Bauernkriege In Ostelbien nahm die steigende feudale Gutswirtschaft zu die mit Bauernlegen Gesindezwang und Erbuntertanigkeit sowie Heiratskontrollen verbunden war Damit verschlechterte sich das Leben fur die Bauern entscheidend Das traditionelle Recht der Bauern wurde beseitigt Es kam zu einem heftigen Widerstand der Bauern In der Niederlausitz kamen dazu noch spezifische Besonderheiten Die Grenzen wurden mehrfach verandert und die Bevolkerung erlebte ab dem Mittelalter massive Einschrankungen und Einbussen von denen die geographische und politisch administrative Situation betroffen waren Durch Verluste von Gebieten verringerte sich die Niederlausitz erheblich und wurde durch die wirtschaftliche Entwicklung ab der Mitte des 15 Jahrhunderts stark aufgeteilt 1 nbsp Die Markgraftumer Nieder und Oberlausitz 1635 gelb mit der brandenburgischen Herrschaft Cottbus im Zentrum der Niederlausitz rot Die Mehrheit der Bevolkerung in der Lausitz waren Sorben So lag ihr Anteil in der Niederlausitz bei etwa 75 Prozent und in den Kerngebieten noch hoher Rund 85 Prozent der Sorben lebten auf dem Land und gehorten zu den landlichen Untertanen wobei sich ihre Situation nicht von der deutschen Bevolkerung auf dem Lande unterschied Nur 15 Prozent wohnten in Stadten Die Sorben konnten das Burgerrecht erwerben mit dem ein Hausbesitz und das Braurecht verbunden waren 1544 waren in Cottbus 41 Prozent Sorben unter den Burgern die eine Brauberechtigung hatten Etwa 30 Prozent der Stadtbewohner waren Sorben In Luckau waren es etwa 50 Prozent Die meisten Sorben arbeiteten als Handwerker und Bauern Fur die sorbische Landbevolkerung gab es keine Moglichkeit sich umfassend zu bilden In der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts fielen die Schranken fur die Sorben immer mehr die ab dem 14 Jahrhundert nicht den Zunften beitreten durften Es gab Deutschtums Paragraphen beispielsweise fur die Schuhmacher in Beeskow und die Tuchmacher in Cottbus Die Zunfte verbundeten sich um gegenuber Konkurrenten gewappnet zu sein In kleineren Stadten in denen die Sorben starker vertreten waren wurden die Sorben nicht aus den Zunften ausgeschlossen Die Landesherren entschieden haufig zugunsten der Sorben auch wenn die stadtische deutsche Oberschicht damit nicht zufrieden war In Cottbus wurde der Deutschtum Paragraph 1525 durch den brandenburgischen Kurfursten abgeschafft An den Orten wo sich der Adel durchsetzte kam es zu einer verscharften sozialen Unterdruckung der Landbevolkerung Dennoch sollten die Sorben nicht verdrangt werden und es gab in der Niederlausitz keine mittelalterlichen Sprachverbote In der Reformation bei der sich die Stande gegen den Willen des katholischen Landesherrn behaupteten wurde dieser Zustand noch starker betont Es kam sogar zu einer starkeren Verwendung der sorbischen Sprache in den Kirchen wobei die Stande die Ausbildung von jungen Sorben im kirchlichen Bereich unterstutzten Vermehrt erschien sorbische religiose Literatur und das sorbische Kulturleben wurde starker 1 Die Situation veranderte sich im letzten Drittel des 17 Jahrhunderts durch den Absolutismus und dessen Zentralisierung und die Eingliederung der Sorben in den zentralisierten Staat Besonders im Herzogtum Sachsen Merseburg kam es zu einer gezielten Germanisierung da die Markgrafen ab 1657 die Herrschaft in der Niederlausitz mit Ausnahme der brandenburgischen Exklave der Herrschaft Cottbus ausubten Sie schrankten die Macht der Stande ein 1667 wurde das Lubbener Konsistorium gegrundet das eine staatlich geforderte Germanisierung vertrat 1668 ordnete das Konsistorium an die sorbische Sprache vollkommen abzuschaffen und dieser Plan wurde mit Harte bis zum 18 Jahrhundert verfolgt Die Markgrafen und das Konsistorium liessen die sorbischen Bucher und Manuskripte einziehen und verbreiteten die deutsche Sprache unter der sorbischen Jugend durch Schulunterricht und Gottesdienste in deutscher Sprache Die Germanisierung wurde damit begrundet dass die Sorben die christlichen Herrscher hassen wurden und gegen diese in vielen Bauernunruhen gekampft hatten 1728 wurde vom Konsistorium beschlossen dass alle Prediger keine Kinder zum Abendmahl zulassen sollten die die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschten 1729 befahl der Landesherr Herzog Moritz Wilhelm von Merseburg den sorbischen Eltern mitzuteilen dass sie ihre Kinder zur Erziehung in die Schule schicken sollten um dort die deutsche Sprache und die religiose Lebensweise zu lernen Vergleichbar ging es auch in Brandenburg und der Kurmark zu Dort befahl der Kurfurst die Vernichtung aller sorbischen Schriften und die Abschaffung sorbischer Gottesdienste im Dezemberreskript von 1667 So verlor das sorbische Volkstum seine Bedeutung und die sorbische Sprache ging dort allmahlich verloren Gleichzeitig wurde in Cottbus eine tolerante Sprachpolitik betrieben und die landlichen Schulen im Kreis Cottbus sowie die religiosen Schriften wurden gefordert In den Dorfern entstanden neue Schulen an denen sorbische Lehrer eingestellt wurden Damit waren die Sorben im 17 und 18 Jahrhundert von der jeweiligen Gesinnung der Herrschenden und deren Einstellung gegenuber Minderheiten und Andersdenkenden in der Bevolkerung abhangig 1 Antisorbische Politik zur Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenZunachst versuchten die Nationalsozialisten die Sorben in die neuen Strukturen miteinzubeziehen und sie fur die nationalsozialistischen Ziele zu vereinnahmen So wollte man beispielsweise die Domowina in den Bund Deutscher Osten eingliedern Spater veranderte sich die Politik der Nationalsozialisten als zu erkennen war dass sich die sorbischen Organisationen unter dem Vorsitzenden Pawol Nedo dagegen wehrten 2 1937 verboten die Nationalsozialisten die Tatigkeit der meisten sorbischen Organisationen und schrankten die Verwendung der sorbischen Sprache in der Offentlichkeit stark ein So versetzten sie sorbische Lehrer und Geistliche aus der Lausitz in abgelegene Gegenden Deutschlands Auf diese Art bemuhte sich das nationalsozialistische Regime die Sorben zu zwingen sich zu assimilieren Sorbische Akademiker wurden verhaftet und einige aktive Sorben in Konzentrationslager gebracht von denen manche wie Maria Grollmuss und Alois Andritzki ihre Befreiung nicht mehr erlebten Gleichzeitig veranderten die Nationalsozialisten das Bild der Lausitz fur ihre Propaganda und zeigten ein agrarromantisches Bild des Lausitzbauern und ein industriell modernes Bild durch den Zusammenhang mit dem Braunkohlebergbau 2 Die Sorben wurden als germanischer Stamm betrachtet und deshalb nicht systematisch ausgerottet Die Sorben sollten in das Deutschtum integriert werden Dazu gehorte dass die sorbische Identitat die Sprache und Kultur verleugnet wurden was mit Verboten Regressionen und Diskriminierungen verbunden war 2 Sorbische Veranstaltungen und Versammlungen wurden von den Nationalsozialisten als Verstoss gegen die offentliche Ordnung und Sicherheit geahndet 2 Im sorbischen Sprachunterricht waren ab 1919 in der Woche drei Stunden vorgesehen die von den Nationalsozialisten auf ungunstige Zeiten wie am spaten Nachmittag verlegt wurden An einigen Schulen wie in Obergurig und Milkel wurde der Sorbischunterricht durch die regionalen Schul und Verwaltungsbehorden vollkommen abgeschafft Einige Schulen an denen die Sorben uber die Halfte der Schuler ausmachten wurden zu deutschen Bildungseinrichtungen erklart Im Sommer 1933 wurde die repressive Politik gegenuber den Sorben in Sachsen zunachst aufgrund der Reichsminderheitenpolitik beendet In der Reichstagsrede vom 17 Mai 1933 sprach sich Adolf Hitler gegen die Assimilisierungsbestrebungen aus und erkannte den geschichtlichen Bezug der europaischen Volker an 3 Die aussenpolitische Situation wirkte sich auch auf die Politik gegenuber den Sorben aus Zahlreiche Ortsumbenennungen sollten die sorbische Geschichte vieler Ober und Niederlausitzer Orte verschleiern Auch etwa 40 Spreewaldfliesse wurden 1937 im Reichskatasterwerk umbenannt wobei die Nationalsozialisten bereits in den ersten Kriegsjahren diese Aktion wieder abbrachen da es auf den Landkarten keine widerspruchlichen Eintragungen geben sollte Einige der Umbenennungen sind bis heute von Bestand 2 Literatur BearbeitenMax Domarus Hitler Reden und Proklamationen Band 1 1932 1938 Wurzburg 1962 Egbert Jahn Integration oder Assimilation ethnischer Minderheiten Zur Zukunft danischer sorbischer italienischer turkischer deutscher und anderer Deutschlander in der Bundesrepublik Deutschland In Egbert Jahn Politische Streitfragen VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 531 15833 4 S 166 182 Peter Kunze Zur brandenburgisch preussischen Sorben Wenden Politik im 17 und 18 Jahrhundert In Letopis Band 46 1999 S 3 15 Peter Kunze Kurze Geschichte der Sorben Ein kulturhistorischer Uberblick 5 Auflage Domowina Verlag Bautzen 2017 ISBN 978 3 7420 2413 8 Edmund Pech Die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die nationale Minderheit der Sorben In Stefan Vogt Ulrich Herbeck Ruth Kinet Susanne Pocai und Bernhard Wiaderny Hrsg Ideengeschichte als politische Aufklarung Festschrift fur Wolfgang Wippermann zum 65 Geburtstag Metropol Berlin 2010 ISBN 978 3 940938 66 4 S 299 322 Wolfgang Wippermann Sind die Sorben in der NS Zeit aus rassischen Grunden verfolgt worden In Letopis Band 43 1996 S 32 38 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Peter Kunze Zur brandenburgisch preussischen Sorben Wenden Politik im 17 und 18 Jahrhundert In Letopis Band 46 1999 S 3 15 a b c d e Edmund Pech Die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die nationale Minderheit der Sorben In Stefan Vogt Herausgeber Ideengeschichte als politische Aufklarung Festschrift fur Wolfgang Wippermann zum 65 Geburtstag Metropol Berlin 2010 ISBN 978 3 940938 66 4 S 299 322 Max Domarus Hitler Reden und Proklamationen Band 1 1932 1938 Wurzburg 1962 S 273 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unterdruckungspolitik gegenuber Sorben in Preussen und im Nationalsozialismus amp oldid 231751700