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Pawol Nedo deutsch Paul Nedo 1 November 1908 in Kotitz 24 Mai 1984 in Leipzig war ein sorbischer Padagoge und Ethnologe und von 1933 bis 1937 sowie von 1945 bis 1951 Vorsitzender der Domowina des Dachverbands sorbischer Vereinigungen Er zahlt zu den bedeutendsten Personlichkeiten der sorbischen Bewegung des 20 Jahrhunderts Pawol Nedo um 1970 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Fussnoten und Einzelnachweise 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenPawol Nedo wurde am damaligen ostlichen Rand des sorbischen Sprachgebietes geboren Die Mutter eine Dorfschneiderin und der Vater ein Lokomotivheizer waren Sorben entschieden sich aber mit ihrem einzigen Kind deutsch zu sprechen Spater versuchte die Mutter jedoch dem Jungen doch noch das Lesen sorbischer Texte beizubringen Nach der Volksschule gelang es den Eltern ihm den Besuch der Landstandischen Oberschule in Bautzen zu ermoglichen wo er 1928 das Abitur ablegte Sein familiarer Hintergrund war hierbei ausreichend um am Sorbischunterricht und daruber hinaus an den Stunden des sorbischen Schulvereins teilzunehmen Von 1928 bis 1932 studierte er an der Universitat Leipzig Padagogik Germanistik und Volkskunde Erst hier im Kreis seiner sorbischen Studienfreunde begann er sich eingehend mit der sorbischen Sprache Literatur und Volkskunde zu beschaftigen Hier wurde er auch Mitglied und spater Vorsitzender des Verbandes sorbischer Studenten Von 1932 bis 1937 erhielt er Anstellungen als Lehrer in Klix Quatitz und Rackel Sein Enthusiasmus fur die sorbische Volkskunde und sein Engagement im Zusammenhang mit der Tausendjahrfeier Bautzens zu Pfingsten 1933 veranlassten ihn auf politischer Ebene fur die Interessen des sorbischen Volkes einzutreten Walter Frenzel Kreiskulturwart der NSDAP ernannte Nedo im Juli 1933 zum Fachberater fur wendische Kulturfragen des Bautzener NSDAP Bezirks Im Oktober 1933 wurde er als Lehrer im offentlichen Dienst Anwarter der SA im darauf folgenden Jahr schloss man ihn jedoch wieder aus Zu den Novemberwahlen 1933 forderte er die Sorben auf den Nationalsozialismus zu bejahen 1 Bis zum Austritt aus dem Schuldienst 1937 war er auch Mitglied im Nationalsozialistischen Lehrerbund Auf einer ausserordentlichen Versammlung am 27 Dezember 1933 wurde er spontan und einstimmig zum Vorsitzenden der Domowina gewahlt mit der Massgabe diese zu reformieren Dazu sollten zu dem bisherigen auf Kultur orientierten Aufgabenfeld andere Angelegenheiten einbezogen und die Domowina zur Vertreterin aller sorbisch nationalen Interessen ausgebaut werden Antisorbische Massnahmen und Einstellungen sowie Gleichgultigkeit und Zuruckhaltung innerhalb der sorbischen Bevolkerung brachten sein Vorhaben zum Scheitern Daruber hinaus war auch die Domowina seit 1935 antisorbischer Propagandatatigkeit der nationalsozialistischen Sorbenpolitik ausgeliefert Unter diesem Eindruck distanzierte er sich vom herrschenden System So sollte der Domowina schliesslich eine Satzung oktroyiert werden in der den Sorben generell der Status einer ethnischen Minderheit aberkannt und ihre Organisation auf rein kulturelle Zwecke beschranken sollte Vor allem aber weigerte sich die Domowina sich als Vereinigung wendisch sprechender Deutscher zu bezeichnen was einer Verleugnung der sorbischen ethnischen Identitat gleichgekommen ware Dieses wurde aber demonstrativ abgelehnt sodass die Domowina am 18 Marz 1937 verboten wurde Nedo kundigte seine Stelle als Lehrer und ging nach Berlin Dort arbeitete er zunachst in einer polnischen Bank und hatte Kontakt zum polnischen Geheimdienst Nach einer ersten kurzen Haft im November 1939 zog er sich zuruck und verdiente seinen Lebensunterhalt als Gutssekretar Ende November 1944 wurde er erneut inhaftiert und erlebte als Untersuchungshaftling das Kriegsende Nach dem Krieg kehrte er umgehend in die Lausitz zuruck und wurde neben seiner Funktion als Vorsitzender der wiederbelebten Domowina bereits im Juni 1945 zum Schulrat fur den Schulbezirk Bautzen Nord ernannt Hier schaffte er die Voraussetzungen fur den Aufbau eines sorbischen Schulwesens Im Sommer 1945 trat er der KPD bei im folgenden Jahr der SED Ende 1950 wurde jedoch der Altkommunist Kurt Krjenc von der SED Bezirksleitung auserkoren an Nedos Stelle als Domowina Vorsitzender zu treten Dazu wurde Nedo mit einem neuen Amt betraut Er wurde ins sachsische Ministerium fur Volksbildung nach Dresden versetzt Von Dresden aus konnte er seine ehrenamtliche Funktion als Domowina Vorsitzender nicht mehr ausuben Er legte nach 17 Jahren diese Funktion nieder An der Grundung des Institutes fur sorbische Volksforschung unter Leitung von Pawol Nowotny im Mai sowie der Etablierung der Sorabistik an der Leipziger Universitat im Herbst 1951 hatte er wesentlichen Anteil Im Jahr 1959 wurde er Professor fur sorbische und deutsche Volkskunde an der Universitat Leipzig wo er sich 1963 uber sorbische Volksmarchen und Volksdichtung habilitierte 2 bis er 1964 zum Professor fur Volkskunde an die Humboldt Universitat zu Berlin berufen wurde Dort war er ab 1966 ebenfalls Direktor des Instituts fur Volkerkunde und Deutsche Volkskunde sowie von 1953 bis 1968 Vorsitzender der Sektion fur Ethnografie der Akademie der Wissenschaften der DDR Aus gesundheitlichen Grunden wurde er 1968 emeritiert Danach blieb er noch viele Jahre kulturtheoretisch aktiv Er widmete sich vor allem der Trachtenforschung und Folkloristik 1978 erhielt er den Vaterlandischen Verdienstorden in Silber und 1983 in Gold 3 4 Nedo verstarb ein halbes Jahr nach seinem 75 Geburtstag am 24 Mai 1984 in Leipzig und wurde am 2 Juni auf dem dortigen Sudfriedhof beigesetzt 5 Fussnoten und Einzelnachweise Bearbeiten Serbske Nowiny 92 11 November 1933 260 Paul Nedo Grundriss der sorbischen Volksdichtung Bautzen 1966 Neues Deutschland 28 April 1978 S 5 Neues Deutschland 6 Oktober 1983 S 3 Gedenkworte fur Prof Dr Paul Nedo gesprochen von Manfred Bachmann am 2 Juni 1984 auf dem Sudfriedhof in Leipzig Auszug In Letopis C 28 1985 S 111 113 Literatur BearbeitenGedenkworte fur Prof Dr Paul Nedo gesprochen von Manfred Bachmann am 2 Juni 1984 auf dem Sudfriedhof in Leipzig Auszug In Letopis 28 1985 S 111 113 Kurzbiografie zu Nedo Paul Pawol In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Annett Bresan Pawol Nedo 1908 1984 Schriften des Sorbischen Instituts 32 Bautzen 2002 Judith Schachtmann Thomas Widera Lebensentwurfe Walter Frenzel 1892 1941 und Pawol Nedo 1908 1984 In Heydemann Schulte Weil Hrsg Sachsen und der Nationalsozialismus Gottingen 2014 S 163 183 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Pawol Nedo im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber Pawol Nedo in der Sachsischen Bibliografie Pawol Nedo im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Annett Bresan Paul Nedo 1908 1984 In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie Vorsitzende der Domowina Arnost Bart zunachst kommissarisch 1912 1927 Jakub Sewcik 1927 1930 Jan Krizan 1930 1933 Pawol Nedo 1933 1950 Kurt Krjenc 1951 1973 Jurij Gros 1 Sekretar des Bundesvorstandes 1964 1990 Bjarnat Cyz 1990 1991 Jan Pawol Nagel 1991 1992 Jakub Brankack 1993 2000 Jan Nuk 2000 2011 Dawid Statnik seit 2011 Normdaten Person GND 128828234 lobid OGND AKS LCCN n91045627 VIAF 60145740 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nedo PawolALTERNATIVNAMEN Nedo PaulKURZBESCHREIBUNG sorbischer Padagoge und Ethnologe Vorsitzender der DomowinaGEBURTSDATUM 1 November 1908GEBURTSORT Kotitz bei WeissenbergSTERBEDATUM 24 Mai 1984STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pawol Nedo amp oldid 212136659