Die von Tettenborn sind ein altritterliches, thüringisches, später freiherrliches Uradelsgeschlecht aus der Grafschaft Hohenstein mit gleichnamigem Stammsitz Tettenborn bei Nordhausen.
Geschichte Bearbeiten
Der Aufstieg der Familie Tettenborn begann im Hochmittelalter als Ritter. Als Stammvater der von Tettenborn gilt Bartoldus de Liebenroth (Livenroth), später de Tettenborne, der um 1236 in Liebenrode geboren wurde und um 1299 in Tettenborn verstarb. Die Tettenborn sind geschlechts- und wappenverwandt mit den von Liebenroth (Liebenrode), von Bleicherode und von Rüxleben. Die Familie erhielt den Ort Tettenborn als Lehen des Grafen von Clettenberg. Mango von Tettenborn verstarb 1326 und soll im Kloster Walkenried begraben liegen. Die Brüder Heino (Ritter und Domherr zu Hildesheim) und Cuno schenkten dem Kloster mehrere Güter, damit die Ordensbrüder wöchentlich eine Seelenmesse lesen konnten, „für alle von Adam verstorbenen und künftig noch verstorbenen Anverwandten“ (Zitat aus dem Genealogisch-Historischen Adels-Lexicon des Heiligen Römischen Reiches von 1719). Die Familie besaß ihre eigene Kapelle auf dem Klostergelände, die als Julianen- oder Tettenborn'sche Kapelle (Sacello Tettenbornium) bekannt war. Dort wurde im Jahr 1549 Bernhard von Tettenborn begraben. Er war Ordensritter des Goldenen Vlieses und war in erster Ehe mit Veronika von Tüttchenrode (á Tutgerode) verheiratet. Im Jahr 1525 wurde sein Sohn Dietrich im Zuge des Bauernkriegs in Schernberg erschlagen.
Mitglieder der Familie dienten als Offiziere, einige von ihnen im Rang eines Generals, in preußischen, russischen und sächsischen Diensten. Andere zog es bspw. nach Hohenlohe, wo Ludwig Freiherr von Tettenborn und Ruppert Freiherr von Tettenborn als Hofmarschälle in den Diensten der Fürsten zu Hohenlohe-Bartenstein standen.
Der Übergang eines adligen Zweigs der Familie zum bürgerlichen Zweig wurde durch Bernhard III von Tettenborn (Erb- und Gerichtsherr zu Tettenborn, Steinsee und Großwechsungen) eingeleitet. In erster Ehe war er mit Margarethe von Mützschefal verheiratet. Nach ihrem Tod heiratete er die bürgerliche Margarethe Thielen. Da ihre Kinder einer unebenbürtigen Ehe entstammten, waren diese, darunter Wilhelm von Tettenborn, von der Lehenssuccession ausgeschlossen. Wilhelm zog nach Bremen, wo er 1650 Catharia Theißen heiratete. Nach einem Eintrag im Kirchenbuch von St. Katharinen, Hamburg, wurde 1655 der gemeinsame Sohn Wilhelm von Tettenborn geboren. Er starb 1734 in Jecha. Spätestens mit der Rückkehr nach Thüringen war ein Leben entsprechend des Standes nicht mehr möglich, sodass dieser Familienzweig den Adelstitel fortan nicht mehr führte.
Besitzungen Bearbeiten
Güter der Familie waren unter anderem in Gangloffsömmern, Gehofen, Sondershausen-Jecha (1703–1891) Kannawurf, Nausitz (1608–1693), Rathstock (1845–1857), Seehausen, Steinsee (bei Liebenrode, ca. 3 km von Tettenborn entfernt), Tilleda (1582–1831), Tettenborn (bis 1851) Weißenfels, Zscheiplitz (1798–1847). In der Nähe von Berlin besaßen sie über zwei Generationen Gut Reichenberg.
Persönlichkeiten Bearbeiten
- Hans von Tettenborn (1708–1779), preußischer Generalleutnant
- Friedrich Karl von Tettenborn (1778–1845), russischer General in den Befreiungskriegen, Ehrenbürger der Stadt Hamburg
- Leopold von Tettenborn (1853–1917), deutscher Verwaltungsbeamter
- Otto von Tettenborn (1856–1919), sächsischer General der Infanterie
- Heinrich von Tettenborn (1905–1988), Restaurator von Gemälden
- Horst von Tettenborn (1865–1938), sächsischer Generalmajor
Wappen Bearbeiten
Das Stammwappen zeigt in Silber eine schrägrechte schwarze Wolfsangel (auch drei Wolfsangeln 2:1 möglich). Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein goldenes Zepter zwischen offenem schwarzen Flug.
Literatur Bearbeiten
- Luneburg Mushard: Bremisch- und Verdischer Ritter-Sahl Oder Denckmahl Der Uhralten Berühmten Hoch-adelichen Geschlechter Insonderheit der Hochlöblichen Ritterschafft In Denen Hertzogthümern Bremen und Verden. Bremen 1720, S. 518
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon, Band 4, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1837, S. 264.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Band 9, Friedrich Voigt, Leipzig 1870, S. 169.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1942 A (Uradel). Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, Jg. 41, Justus Perthes, Gotha 1941, S. 519.
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, A (Uradel), Band III, Band 15 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1957, S. 467. ISSN 0435-2408.
- Christoph Franke: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon, Band XIV, Band 131 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2003, S. 374–375. ISSN 0435-2408.
- Arbeitsgemeinschaft Heimat- und Geschichtsgruppe Tettenborn: Chronik des Dorfes Tettenborn – Stammsitz der Freiherren von Tettenborn – 2009. ISBN 978-3-86805-450-7.
- Proßessakte Staatsarchiv Wolfenbüttel, Bernhard von Tettenborn Kinder und Tochtermänner, in klein specie Hans v. T., Adolf Zenge zu Tettenborn gegen ihren Vater resp. Schwiegervater Bernhard v. T. und Margarethe Thiele"
- Burkhard Schmidt: Chronik der Freiherren von Tettenborn. 1. Auflage. Papierflieger Verlag GmbH, Clausthal-Zellerfeld 2023. ISBN 978-3-86948-927-8.
Weitere Literatur Bearbeiten
- Clemens Freiherr von Hausen: Vasallenschlechter der Markgrafen zu Meißen…, In: Vierteljahrsschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde, Hrsg. Verein Herold in Berlin, Band 20, Berlin 1892, S. 129.
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Burkhard Schmidt: Chronik der Freiherren von Tettenborn, 1. Auflage, Papierflieger Verlag GmbH, Clausthal-Zellerfeld 2023, S. 18, 77 und 303 ff. ISBN 978-3-86948-927-8.
- ↑ Proßessakte Staatsarchiv Wolfenbüttel, Bernhard von Tettenborn Kinder und Tochtermänner, in klein specie Hans v. T., Adolf Zenge zu Tettenborn gegen ihren Vater resp. Schwiegervater Bernhard v. T. und Margarethe Thiele"
- www.schlossarchiv.de Rathstock
- GHdA, Adelslexikon, Band XIV, Limburg an der Lahn 2003.