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Tarock ist die Bezeichnung fur eine grosse Familie von Kartenspielen die in vielen Landern Europas gespielt werden Viele Spiele der Familie etwa Konigrufen und Zwanzigerrufen werden von ihren Spielern meist einfach Tarock genannt Die Urform des Tarock entstand um 1425 zur Zeit der Fruhrenaissance in der Po Ebene es gehort damit zu den altesten tradierten Kartenspielen der Welt Bayerisches Tarock und ahnliche Spiele gehoren nicht zu dieser Familie haben aber Elemente daraus ubernommen Die Trull die wichtigsten Trumpfe in mitteleuropaischen VariantenTarockkarten in der Hand einer SpielerinBestimmendes Element dieser Stichkartenspiele ist es dass sie neben den Farbkarten eine Serie von klassisch 21 dauerhaften Trumpfen haben die meist mit romischen oder arabischen Ziffern durchnummeriert sind Ursprunglich hiessen diese Trumpfe trionfi das Konzept und der Begriff Trumpf wurde daraus entwickelt und von den Tarockspielen auf andere Kartenspiele ubertragen Daneben gab es die wertvolle nach bestimmten Sonderregeln gespielte Karte des Narren der oft irrtumlich als Vorlaufer des Joker angesehen wird In den meisten mitteleuropaischen Varianten ist er hingegen zum 22 und hochsten Trumpf umfunktioniert worden Auf Deutsch werden die Trumpfe meist ebenfalls als Tarock bezeichnet Seit dem spaten 18 Jahrhundert werden Tarockkarten auch zum Wahrsagen verwendet Die entsprechende esoterische Bedeutung der Karten wird auf Deutsch als Tarot bezeichnet Viele Sprachen haben denselben Begriff fur Tarock und Tarot insbesondere das Englische und Franzosische In seiner Blutezeit von etwa 1730 bis 1830 wurde Tarock in einem Grossteil Europas gespielt Heutige Hochburgen des Spiels sind Frankreich und mehrere Nachfolgestaaten der ehemaligen Habsburgermonarchie Regionale Varianten haben sich im Ursprungsland Italien in der Schweiz in Deutschland und in Danemark erhalten Die Trumpfe losten sich im Laufe der Zeit von ihren traditionellen heute vor allem aus dem Tarotblatt bekannten Motiven und wurden durch Tierdarstellungen Veduten Gesellschaftsszenen oder andere Bilder ersetzt aber auch fur politische Botschaften in Form von Satire oder Propaganda verwendet Tarock war im Laufe der Geschichte auch eine Leidenschaft vieler Prominenter So spielten etwa die Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart Johann Strauss Sohn und Johannes Brahms sowie Sigmund Freud verschiedene Varianten von Tarock Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Die Karten 3 Das Spiel 3 1 Nur dem Namen nach 4 Rechtliches 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten Karte Hoffnung aus dem Cary Yale TarocchiTarock lasst sich zusammen mit anderen fruhen Kartenspielen Europas erstmals in der Zeit um 1430 1440 im nordlichen Italien nachweisen 1 Das schon vorher bekannte Spiel wurde zunachst mit Trionfi 2 Triumph ludus triumphorum und ahnlich bezeichnet italienisch lateinische Formen des deutschen Triumph oder Trumpf Trionfi ist der Plural von Trionfo Triumph Diese Namensform wird erstmals im Februar 1442 in einem ferraresischen Rechnungsbuch in Zusammenhang mit Spielkarten genannt in Frankreich wird sie erstmals 1482 erwahnt Spater wurde das Spiel aus ungeklarter Ursache in Tarocchi umbenannt Viele fruhere italienische Dokumente verdeutlichen dass das bezeichnete Spiel sich zunachst in Italien entwickelte und dann in Sudfrankreich heimisch wurde Zu den klassischen italienischen Farben Spade Schwerter Bastoni Stabe Coppe Becher und Denari Munzen wurden die nummerierten trionfi mit hoherer Stichkraft hinzugefugt sowie die Sonderkarte il matto der Narr Die Details der Entstehungsgeschichte sind nicht mehr zu rekonstruieren bei angeblichen Erfindern handelt es sich um Legenden 3 Spater hat sich das Spiel nach Frankreich in Avignon als Taraux ausgebreitet Etwa 1480 1510 bildete sich in Lyon und Umgebung eine dominante Kartenspielproduktion die umfangreich in andere Gegenden und Lander exportierte Daraus resultierte die sudfranzosische Vorrangstellung in diesem ursprunglich italienischen Spiel die zu dem heute als traditionell geltenden Typus Tarot de Marseille fuhrte 17 Jahrhundert Im Verlauf der wechselseitigen franzosisch italienischen Beeinflussung wurde das Spiel in den deutschsprachigen Raum exportiert in weiterer Folge auch in viele andere Regionen Europas In der Habsburgermonarchie entwickelten sich zahlreiche regionale Varianten Konigrufen Zwanzigerrufen Neunzehnerrufen Strohmandeln usw die bis heute in Osterreich Ungarn Slowenien Tschechien in der Slowakei in Polen in Rumanien und in der Ukraine gespielt werden Fritz von Herzmanovsky Orlando pragte in seinem zu Lebzeiten unveroffentlicht gebliebenen Roman Maskenspiel der Genien den Begriff Tarockei als Name fur ein seltsames Traumland Spater ersetzte Friedrich Torberg in der stark bearbeiteten und umstrittenen Erstveroffentlichung den Ausdruck Tarockei eigenmachtig durch Tarockanien in Anlehnung an Kakanien von Robert Musil In Deutschland war Tarock einst weit verbreitet was beispielsweise einige Belegstellen in den Werken von Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe zeigen Heute wird es nur noch in der Variante Cego in Baden gespielt In Frankreich und Osterreich ist Tarock nach wie vor popular in seinem Herkunftsland Italien ist es nur noch selten anzutreffen In der Schweiz haben sich die lokalen Varianten Troccas und Troggu erhalten Die Karten Bearbeiten Tier Tarock Kartenspiel Mannheim um 1778Tarock wird mit einem charakteristischen Blatt gespielt das neben den klassischen Farben Herz Karo Pik und Treff noch uber die sogenannten Tarock verfugt die mit romischen oder arabischen Ziffern nummeriert sind Sie dienen als standige Trumpfe Ausserdem gibt es in jeder klassischen Farbe eine zusatzliche Figurenkarte den Cavall oder Reiter er rangiert zwischen Bube und Dame Insgesamt gibt es 78 Karten in einem vollstandigen Tarock Blatt Mit diesem kompletten Blatt wird heute vor allem in Frankreich gespielt in geringerem Umfang auch in Danemark In jenen Gebieten die fruher zur Habsburgermonarchie gehort haben wird heute mit einem reduzierten Blatt von 54 42 oder 40 Karten gespielt Die hochste Karte in den klassischen Tarockspielen ist heute der Skus abgeleitet von der franzosischen Bezeichnung Excuse auch Gstiess genannt Tarock I der Pagat und Tarock XXI der Mond sowie der Skus heissen zusammen Trull vermutlich von franzosisch tous les trois alle drei In den meisten Regelvarianten spielen diese drei Karten eine besondere Rolle Die Farbkarten der Tarock Blatter haben franzosisches Bild und nicht die Symbole der zum Wahrsagen benutzten Tarot Karten mit italienischem oder spanischem Bild Die Tarockkarten tragen romische Ziffern und sind meist mit je zwei Genreszenen dekoriert wie zum Beispiel die vor allem in Osterreich Ungarn Tschechien in der Slowakei und in Slowenien verwendeten Industrie und Gluck Karten der Name stammt von dem auf der Karte II Uhu abgebildeten Felsen mit der Aufschrift Industrie und Gluck auf dem der Reichsadler sitzt Industrie steht hier fur Fleiss lateinisch industria Der Burger konnte mit Gluck und Fleiss Erfolg im Leben haben Die Spielkarten unterscheiden sich sowohl durch die Darstellungen auf der Vorderseite als auch durch die Gestaltung der Ruckseite Je nach dem grafischen Muster der Ruckseite unterscheidet man zwischen Roter Blitz Ornament Karo Jagdtarock usw Fruher war die Vielfalt der Tarock Spielkarten noch viel grosser Es gab Tiertarocke Tarocke mit historischen Motiven Vedutentarocke usw Eine Klassifizierung der einzelnen Spielkarten samt Stammbaumen ist von Klaus Reisinger erarbeitet worden Das Spiel BearbeitenBei allen Spielen der Tarockfamilie handelt es sich um Stichkartenspiele mit bestimmten Werten der Karten Spielziel ist ublicherweise das Gewinnen der Mehrheit der Werte in den Stichen Die nummerierten Trumpfe stechen die Farbkarten die ihrerseits untereinander stets gleichwertig sind In den meisten Spielen der Familie wird heutzutage zuerst ein Lizit durchgefuhrt Weitere Details siehe in den Einzelartikeln Konigrufen 54 Karten 4 Spieler Osterreich Slowenien Rumanien Ukraine Polen Neunzehnerrufen 54 Karten 4 Spieler Osterreich Tschechien Slowakei Polen Zwanzigerrufen 40 Karten 4 Spieler Osterreich Strohmandeln 54 Karten 2 Spieler Osterreich Ungarisches Tarock 40 42 meistens 46 oder selten 54 Karten 4 Spieler Ungarn Siebenburgen mit wachsender Fangemeinde in Osterreich Tapp Tarock Dreiertarock 40 42 oder 54 Karten 3 Spieler Osterreich Illustriertes Tarock 54 Karten 3 Spieler Osterreich etwa in Wien 4 Grosstarock nach Wiener Art modern 54 Karten 3 Spieler Osterreich Wien Droggn 66 Karten 3 Spieler Tiroler Stubaital ausgestorben Troggu 62 Karten 3 bis 8 Spieler Schweiz Kanton Wallis Troccas 78 Karten 3 bis 6 Spieler Schweiz Kanton Graubunden Cego 54 Karten 3 oder 4 Spieler Deutschland nur Baden Franzosisches Tarock 78 Karten 3 bis 5 Spieler Frankreich eigentl Tarot Nur dem Namen nach Bearbeiten Bayerisches Tarock 36 Karten 3 Spieler BayernRechtliches BearbeitenNach osterreichischem Recht zahlt Tarock im Gegensatz etwa zu den verschiedenen Poker Varianten nicht als Glucksspiel sondern als Geschicklichkeitsspiel Typische Geschicklichkeitsspiele sind Tarock Bridge Schnapsen oder Schach so eine unverbindliche Rechtsansicht des Bundesministeriums fur Finanzen 5 Literatur BearbeitenHans Joachim Alscher Hrsg Tarock mein einziges Vergnugen Geschichte eines europaischen Kartenspiels Brandstatter Wien 2003 ISBN 3 85498 283 6 Johannes Bamberger Tarock Die schonsten Varianten 17 vollig neu bearbeitete Auflage Verlag Perlen Reihe Wien u a 1998 ISBN 3 85223 400 X Perlen Reihe 640 Fritz Beck Tarock komplett Alle Spiele Perlen Reihe Band 640 Wien 1972 Giordano Berti Tiberio Gonard Das Visconti Tarot Klein Konigsforde Krummwisch Konigsfurt Klein Konigsforde Krummwisch 1999 ISBN 3 933939 11 9 Kurt Doleysch Hans Kunz Das Grosstarockbuch Vom XXer Rufen zum Grosstarock Modern und Trischaken Edition Habana Wien 2006 ISBN 3 902441 32 1 Michael Dummett John McLeod A History of Games Played with the Tarot Pack The Game of Triumphs 2 Bande Mellen Press Lewiston NY 2004 ISBN 0 7734 6447 6 Supplement Bd frei online PDF 3 81 MB Michael Dummett The Game of Tarot From Ferrara to Salt Lake City Duckworth London 1980 ISBN 0 7156 1014 7 Wolfgang Mayr Robert Sedlaczek Die Kulturgeschichte des Tarockspiels Geschichten uber Tarock und seine beruhmten Spieler Edition Atelier Wien 2015 ISBN 978 3 903005 11 2 Wolfgang Mayr Robert Sedlaczek Die Strategie des Tarockspiels Konigrufen Zwanzigerrufen Neunzehnerrufen Dreiertarock Strohmandeln Edition Atelier Wien 2008 ISBN 978 3 902498 22 9 Neuausgabe Wien 2016 ISBN 978 3 903005 31 0 Wolfgang Mayr Robert Sedlaczek Das Grosse Tarockbuch Verlag Perlen Reihe Wien u a 2001 ISBN 3 85223 462 X Perlen Reihe 642 Klaus Reisinger Tarocke Kulturgeschichte auf Kartenbildern Osterreich unter den Habsburgern Kaiserreich Osterreich Osterreich Ungarische Monarchie Erste Republik Osterreich unter dem Nationalsozialismus Zweite Republik 6 Bande Eigenverlag Wien 1996 ff ISBN 3 9500025 1 0 Spielkartenfabrik Altenburg Hrsg Erweitertes Spielregelbuchlein aus Altenburg Verlag Altenburger Spielkartenfabrik Leipzig 1983 Abschnitt Tarock S 200 ff Martin Vacha Tarock Lehrbuch des Konigrufens Ein Weg zum strategischen Denken Edition Volkshochschule Wien 2007 ISBN 978 3 900799 74 8 Neufassung Handbuch Tarock Die Kunst des Konigrufens Kral Verlag Berndorf 2015 ISBN 978 3 99024 323 7 Siehe auch BearbeitenFranzosisches Tarock MinchiateWeblinks Bearbeiten Commons Tarockkarten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Tarock Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wikibooks Kartenspiele Tarock Lern und Lehrmaterialien Beschreibung der wichtigsten Tarockformen in englischer Sprache Autor John McLeod Dokumentation alter Spielregeln von Hans Joachim Alscher Tarock Galerie von Hans Joachim Alscher Troccas engl Tarock Galerie dt Grosstarock Modern Wiener Art Spiel Strategie Szenen Trischaken XXer RufenEinzelnachweise Bearbeiten Mayr Sedlaczek S 9 ff Der Name Trionfi zunachst erdacht um besondere Spielkarten mit triumphierenden den Stich gewinnenden Charakter zu bezeichnen mutierte im Laufe der Zeit und bezeichnete Spiele in denen die Sonderkarten gar nicht auftauchten und dann auch das allgemeine Trumpfen wahrend eines Kartenstiches Moriz Bermann Der praktische Tarockspieler 1894 S 3 schreibt etwa die Erfindung einem Prinzen namens Franceso Fibbio zu Illustriertes Tarock 1 Ein interessantes und herausforderndes Spiel zu Dritt Memento vom 13 Marz 2010 im Internet Archive von Wolfgang Mayr amp Robert Sedlaczek in Wiener Zeitung 7 Feb 2009 Zitiert nach osterreichischen Bundesministerium fur Finanzen FAQ zum Glucksspielmonopol Memento vom 21 Marz 2013 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tarock amp oldid 236015448