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Tamur russisch tamur auch pandur pandur ist eine zweisaitige Langhalslaute die vom Volk der Awaren in der russischen Republik Dagestan meist zur Gesangsbegleitung gespielt wird Das Zupfinstrument gehort zu einer Gruppe von Lauteninstrumenten mit einem schmalen Korpus die unter ahnlichen Namen im Kaukasus verbreitet sind darunter die pondur in Tschetschenien und die panduri in Georgien Die agach kumuz in Dagestan ist eine mit der tamur baugleiche Langhalslaute mit drei bis vier Metallsaiten Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform 3 Spielweise 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenDie altesten Belege fur Langhalslauten stammen aus dem 2 Jahrtausend v Chr In Mesopotamien wurden zwei bis dreisaitige Instrumente von denen nicht bekannt ist ob sie Bunde besassen stets mit einem Plektrum in der rechten Hand gezupft 1 Der Name pandur geht auf das sumerische pan tur zuruck das kleiner Bogen bedeutet Die Entwicklung der Laute brachte gegenuber der Harfe den Vorteil dass sie kleiner und leichter war und auch beim Marschieren gespielt werden konnte Das Wort setzt sich aus pan dem im westlichen Asien weithin gelaufigen Namen fur die Bogenharfe und tur klein zusammen Tur kommt noch in der georgischen Sprache als tar thir oder tul in derselben Bedeutung vor 2 Mit pandur ist pandura fur die antike griechische Laute und pandora verwandt Franzis Galpin fuhrt den in der arabischen Literatur erstmals im 7 Jahrhundert fur ein Musikinstrument auftauchenden Namen tunbur 3 entsprechend persisch tanbur auf pandur zuruck Zum Wortumfeld von tanbur gehoren eine Reihe von Langhalslauten in einem weiten Gebiet zwischen dem Balkan im Westen tambura Nordafghanistan dambura Sudpakistan tanburo und Indien tanpura tandura Die georgische panduri ist mit der armenischen pandura form und sprachverwandt Tschetschenisch pondur heisst nicht nur eine etwas anders als die tamur geformte Langhalslaute sondern ist ferner die allgemeine Bezeichnung fur ein Musikinstrument in Tschetschenien Bauform BearbeitenDie tamur besitzt einen schmalen Korpus der sich elegant zum Hals verjungt und in der Draufsicht ein langes Trapez bildet also mit einer geraden Kante an der Unterseite endet Im oberen Drittel ist der Korpus tiefbauchig und lauft in der Seitenansicht spitz auf das untere Ende zu Manche Instrumente enden nicht gerade wie ein Brett sondern gabelformig mit mehreren Zinken Traditionell wird der Korpus der tamur aus einem Block Lindenholz herausgeschnitten Die holzerne Decke ist flach und mit einigen kleinen Lochern in unterschiedlicher Anordnung perforiert Die beiden Saiten verlaufen uber einen lose auf der Decke aufgesetzten Steg bis zu seitenstandigen Wirbeln am Ende des geraden Halses Das Griffbrett hat Bunde Einige moderne Instrumente sind entsprechend der tschetschenischen pondur mit drei Metallsaiten und Wirbeln mit Stimmmechanik wie bei der Gitarre ausgestattet 4 Teilweise unterscheiden die Awaren die zweisaitige tamur von der gleich geformten agach kumuz agatsch komus oder agach komuz mit drei bis vier Saiten 5 Bei den Darginern heisst die agach kumuz auch kurz kumuz entsprechend komuz einem in Zentralasien weit verbreiteten Namen fur Langhalslauten Spielweise BearbeitenDer Musiker zupft mit der rechten Hand die Saiten einzeln oder produziert Akkorde wenn er alle gleichzeitig anschlagt und verkurzt die Saiten mit der linken Hand am Griffbrett Die hauptsachliche Vokalmusik ist bei den Awaren und bei den meisten anderen der rund 30 verschiedenen Volker in Dagestan der Liedvortrag eines meist mannlichen Solosangers der sich auf einer Zupflaute begleitet Die Awaren verwenden fur die Gesangsbegleitung anstelle der tamur auch die Stachelfiedel chagana und die Rahmentrommel chchergilu Die erzahlende Gesangstradition in der uber kurzen melodischen Phrasen Heldengeschichten und historische Begebenheiten vorgetragen werden ist mit derjenigen des aserbaidschanischen Barden ashyq und des turkischen asik verwandt 6 Die typischen von Mannern gesungenen Lieder heissen kalul kutschdul und bestehen aus einer haufig wiederholten Melodie zur Wiedergabe der Erzahlung Eine weitere Melodiephrase umrahmt den Erzahltext als Einleitung und Schluss Bei den Darginern der zweitgrossten Volksgruppe in Dagestan steht ebenfalls der Mannergesang im Mittelpunkt Sie begleiten ihn wie die Kumyken und Lesgier mit der Langhalslaute tschongur verwandt mit der georgischen tschonguri oder der agach kumuz Die gleichermassen verwendeten Tonskalen und der Rhythmus mit einem typischen Wechsel von 6 8 und 3 4 Takten zeigen die musikalische Verwandtschaft der dagestanischen Volksgruppen 7 Literatur BearbeitenTamur In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 4 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 705Weblinks BearbeitenAvar Dagestan Music with Pandur Instrument Youtube Video Musiker Rasul Omarow tamur Rasul Omarov MagIarulal Festival Zolotaya osen 2012 Youtube Video Rasul Omarow in einem Konzert 2012 Pandur Xabib Gunib Avarca Youtube Video Musiker Xabib Gunib tamur Agach kumuz Youtube Video vier Musiker spielen viersaitige agach komuz Camauri Konkurs ispolnitelej na pandure i chagane Igraj dusha Youtube Video 30 Minuten aus einem offentlichen Vorspiel Wettbewerb mit der zweisaitigen temur Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Stauder Die Musik der Sumer Babylonier und Assyrer In Bertold Spuler Hrsg Handbuch der Orientalistik 1 Abt Der Nahe und der Mittlere Osten Erganzungsband IV Orientalische Musik E J Brill Leiden Koln 1970 S 195 Francis W Galpin The Music of the Sumerians and their Immediate Successors the Babylonians and Assyrians Cambridge University Press Cambridge 1937 S 35 Vgl J C Chabrier Ṭunbur In The Encyclopaedia of Islam New Edition Band 10 Brill Leiden 2000 S 625 Laurence Libin 2014 S 705 Atlas of Plucked Instruments Middle East Dagestan agach komus Andrea Kuzmich The Bards amp Ballads of Dagestan 25 Februar 2014 Manasir Jakubov Kaukasien 5 Dagestan In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Sachteil 5 1996 Sp 25 27 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tamur amp oldid 233048782