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Die Synagoge in Sofia bulgarisch Sofijska sinagoga Sofijska Sinagoga ist eine Synagoge die von 1905 bis 1909 erbaut wurde Sie ist die grosste sephardische Synagoge in Europa 1 Die Patriarch Eftimi Strasse von rechts nach links mit der Synagoge rechts und der Zentralmarkthalle linksBlick von der Zentralmarkthalle auf die SynagogeEingang der Synagoge Westseite Lageplan der Raume 1 zentraler Gebetsraum 2 Ecknischen 3 Platze fur die Frauen 4 Altar 5 Vorraum Narthex Das Innere der SynagogeDer 1 7 Tonnen KronleuchterDer Altar mit dem siebenarmigen Leuchter Menora Die Synagoge befindet sich unmittelbar im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt an der Exarch Josif Strasse Nr 16 Ecke George Washington Strasse direkt auf der Ruckseite der Zentralmarkthalle Sofia nur 120 m nordwestlich der Banja Baschi Moschee an der Grenze des damaligen Viertels Jutch Bunar Ganz in der Nahe befindet sich auch der sehr belebte Schenski pasar bulg Zhenski pazar Frauenmarkt und die Pirotska Strasse Wegen ihres einmaligen architektonischen und kulturellen Wertes wird die Synagoge seit 1955 in der Liste der Kulturdenkmaler Bulgariens von nationaler Bedeutung gefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Sofioter Synagoge ist eine der beiden in Betrieb befindlichen Synagogen Bulgariens neben der Synagoge Plowdiw sie ist die zweitgrosste auf der Balkanhalbinsel und die viertgrosste in Europa nach der Grossen Synagoge in Budapest der Grossen Synagoge in Pilsen und der Grossen Synagoge in Edirne Somit ist sie die zweitgrosste sephardische Synagoge Europas Die judische Gemeinde Kehillah von Sofia besteht hauptsachlich aus Nachkommen von sephardischen Juden die nach dem Alhambra Edikt von 1492 aus Spanien gefluchtet waren und im Osmanischen Reich unter Sultan Bayezid II aufgenommen wurden Die ersten Juden waren im 4 und 5 Jahrhundert aus Griechenland in das Gebiet des heutigen Bulgarien gekommen Im 10 Jahrhundert zogen Juden aus Byzanz nach Bulgarien im 14 Jahrhundert aus Deutschland im 15 Jahrhundert aus dem Konigreich Kastilien und dem Konigreich Aragon Vom 14 bis 16 Jahrhundert kam eine grossere Zahl von Juden aus Spanien Deutschland Ungarn und Frankreich Im 18 Jahrhundert kamen weitere Juden im Rahmen des zunehmenden Handels Es gab mehrere Synagogen fur die verschiedenen judischen Gemeinden in Sofia Um 1900 waren die ungefahr 8000 Juden uberwiegend sephardisch Die erste bulgarische Verfassung die Verfassung von Tarnowo 1879 garantierte ihnen Freiheit und rechtliche Gleichstellung Neben einigen wohlhabenden gab es sehr viel arme Juden die unter Diskriminierung litten beispielsweise in der Bildung oder dem Landbesitz Die aschkenasischen Juden waren im Gegensatz zu den sephardischen Juden meist schlechtergestellt Um die Jahrhundertwende wurde das alte Stadtviertel im Zentrum Sofias abgerissen das vorwiegend von Juden Zigeunern und Turken bewohnt wurde Die verschiedenen ethnischen Gruppen bekamen jeweils eigene Wohngebiete zugewiesen Nach einem Jahrzehnt ohne Grossrabbiner bekam die Sofioter Judische Gemeinde 1901 wieder einen Grossrabbiner der zwei Jahre spater mit den ersten Planungen zur Synagoge begann Der Bau der grossen neuen Synagoge war Teil der Bemuhungen des in Lemberg geborenen Grossrabbiners Marcus Ehrenpreis sowie der ortlichen Gemeindevorsteher Ezra Tadjer und Abraham Davichon Levy die Judische Gemeinde in Bulgarien zu reorganisieren Sie gehorten zu den wenigen reichen Juden die gute Beziehungen zum bulgarischen Konigshof unterhielten durch Vermittlung des judischen Bildhauers Boris Schatz der am Hof fur Prinz Ferdinand tatig war Der mit dem Entwurf der Synagoge befasste osterreichische Architekt Friedrich Grunanger 1856 1929 der sich von 1878 bis 1905 in Bulgarien aufhielt war der konigliche Hofarchitekt er hatte bereits die koniglichen Residenzen in Sofia Rasgrad und Schumen entworfen Er war zu jener Zeit der bekannteste Architekt in Bulgarien An der Stelle der heutigen Synagoge stand wahrend der osmanischen Herrschaft vor dem Bau der neuen Synagoge die alte Synagoge Ahava und Chesed hebraisch fur Liebe und Gute אהבה וחסד Diese alte Synagoge war ungefahr nach 1826 gebaut worden nachdem Sultan Mahmud II den nichtmoslemischen Gemeinden gestattet hatte ihre eigenen Gotteshauser zu errichten allerdings mit der Bedingung dass sie bescheiden gebaut sein mussen und nicht mit den Moscheen in architektonische Konkurrenz treten durften Synagogen wurden seit Alters her bevorzugt im Zentrum von kompakten judischen Wohngebieten errichtet da am Sabbat dem Ruhetag keine Arbeiten erledigt werden durfen zahlreiche strikte Tatigkeitsverbote einzuhalten sind und die Juden hochstens 800 Schritte zurucklegen durfen Als die Periode der Bulgarischen Wiedergeburt mit der Unabhangigkeit des modernen Bulgarien 1878 nach dem Russisch Osmanischen Krieg endete gab es vier Synagogen in Sofia Zu jener Zeit waren immerhin ein Drittel der Sofioter judischen Glaubens Insgesamt drei der Sofioter Synagogen fielen den ambitionierten Planen des Burgermeisters Dimitar Petkow Amtszeit 1888 bis 1893 zur neuen Gestaltung der Stadt Sofia zum Opfer Eine dieser heute nicht mehr erhaltenen Synagogen war die Cahal de Francos Synagoge an der Strassenecke Boulevard Knjaginaja Maria Luisa und ul Trapesiza die 1890 abgerissen wurde da sie im Rahmen einer Strassenverbreiterung im Wege stand diese Synagoge hatte vier im Rechteck aufgestellte tragende Saulen in der Mitte des grossen Saals An der Stelle der vierten Sofioter Synagoge wurde eine Ladenpassage errichtet deren Einnahmen der judischen Gemeinde zuflossen Diese Einnahmen und die Entschadigungszahlungen der Gemeinde Sofia fur die abgerissenen Synagogen versetzte die judische Gemeinde in die Lage den Bau einer neuen reprasentativen Synagoge finanzieren zu konnen Die letzte griechische Synagoge in Sofia war 1881 geschlossen worden Der Architekt der heutigen Sofioter Synagoge Friedrich Grunanger nahm die Synagoge Leopoldstadter Tempel in Wien als Vorbild fur seinen Bau nach anderen Angaben diente der Turkische Tempel eine sephardische Synagoge ebenfalls in Wien Leopoldstadt als Vorlage Diese alte sephardische Synagoge in Wien wurde spater wahrend der Novemberpogrome 1938 zerstort Die ersten Vorbereitungen fur den Bau der Synagoge begannen 1903 nachdem die judische Gemeinde in Sofia durch den neuen sehr aktiven Grossrabbiner Marcus Ehrenpreis nach dem franzosischen Modell der Consistoire central israelite reorganisiert wurde 1903 umfasste die judische Gemeinde in Sofia 10 000 Personen Die eigentlichen Bauarbeiten begannen jedoch erst am 13 November 1905 Die Sofioter Synagoge wurde am 9 September alter neuer Kalender 23 September 1909 eingeweiht Gaste der Einweihungsfeier waren der bulgarische Konig Ferdinand I und dessen zweite Frau Eleonore Reuss zu Kostritz Ministerprasident Aleksandar Malinow sowie Minister hohere Offiziere und hohe Geistliche der Bulgarisch Orthodoxen Kirche Die Baukosten der Synagoge beliefen sich auf 438 000 Gold Lewa Seit der Inbetriebnahme der Synagoge wurde sie auch zum Sitz des Oberrabbiners von Sofia und des Oberrabbiners von Bulgarien Auch das Rabbinatsgericht Beth Din hat seinen Sitz in der Synagoge Die Synagoge war seit ihrer Einweihung 1909 immer in Betrieb Lediglich 1943 und 1944 als die meisten Sofioter Juden aufs Land verschickt wurden gab es keine Gottesdienste Besondere Schaden durch die Nazis erlitt die Synagoge auch nicht Jedoch wurde sie bei den Bombardierungen von Sofia 1944 mehrmals getroffen und beschadigt wobei die Galerie einige Saulen und die Kuppel teilweise zerstort wurden Dabei verbrannte auch ein Grossteil der wertvollen Bestande der judischen Bibliothek Nach dem Krieg emigrierten die meisten bulgarischen Juden nach Israel Die offiziell atheistische Regierung der Volksrepublik Bulgarien beliess die Synagogen in Sofia und Samokow als nationale Kulturdenkmaler Die verbleibende judische Gemeinde konnte sich eine Reparatur und vollstandige Restaurierung der Synagoge nicht leisten so dass nach 1945 bis zur politischen Wende in Bulgarien 1989 nur kleinere Reparaturen durchgefuhrt wurden Die Behebung der Schaden an der Synagoge durch das Erdbeben von 1977 wurden durch den bulgarischen Staat bezahlt Erst ab 1989 begann die sich wiederbelebende judische Gemeinde obwohl immer noch sehr klein mit einer grossen Restauration der Synagoge die wegen ihres baulichen Zustandes praktisch nicht mehr als Synagoge benutzbar war Die Restaurierung wurde durch Spenden finanziert unter anderem auch mit internationaler Hilfe von bulgarischen judischen Emigranten aus Haifa Nach den Planen der bulgarischen Regierung sollte der grosse Saal der Synagoge in einen Konzertsaal umgewandelt werden Die Bauarbeiten begannen 1970 und zogen sich ohne fertigzuwerden bis 1989 hin so lange stand auch ein Baugerust im grossen Saal So wurde die Synagoge von den bulgarischen Kommunisten einerseits nicht offiziell geschlossen war aber auch nicht in Betrieb 1980 wurde die Synagoge offiziell geschlossen Eine zweite Etappe der Restaurierung der Synagoge 2008 nach der 100 Jahr Feier ihres Bestehens 2005 wurde vom bulgarischen Staat bezahlt etwas mehr als 700 000 Lewa Offiziell wurde die Synagoge 1996 neu eingeweiht in Anwesenheit einer israelischen Delegation unter Leitung des Vorsitzenden der Knesset Sprecher der Knesset Dan Tichon Die Restaurierungsarbeiten wurden jedoch noch ein weiteres Jahrzehnt fortgesetzt Seit 1992 beherbergt die Synagoge das Judische Historische Museum der Organisation der Juden in Bulgarien Schalom das die Judische Gemeinde in Bulgarien die Geschichte ihrer Ansiedlung das judische Alltagsleben den Holocaust und die Rettung der bulgarischen Juden abhandelt Das Museum besteht seit 1992 und ist gewissermassen eine Fortsetzung der Dauerausstellung zur Rettung der bulgarischen Juden 1941 1942 In der christlichen orthodoxen Kirche werden die Gotteshauser als Tempel griechisch naos bezeichnet Eine Synagoge ist jedoch fur die Juden kein Tempel da das Judentum bis 70 n Chr nur einen einzigen Tempel kannte den Jerusalemer Tempel Salomons Tempel von dem heute nur die Klagemauer erhalten geblieben ist und seit der hellenistischer Zeit die Synagoge Die Synagoge ist der Ort wo sich die Glaubigen Juden an jedem heiligen Tag dem Sabbat versammeln sie fuhren dabei keinen Gottesdienst im strengen Sinne durch dieser kann einzig in Salomons Tempel durchgefuhrt werden Die versammelten Juden fuhren ihre Rituale durch beten und horen der Predigt zu Erst seit der Reformbewegung Reformjudentum des 19 Jahrhunderts wird die Synagoge auch wieder Tempel genannt Die Anzahl der Juden in Sofia 1887 zum Ende der osmanischen Herrschaft uber Sofia machten Juden 20 der Bevolkerung von Sofia aus 1880 4 146 1884 85 6 000 1903 10 000 1920 16 196 Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurden die damals ungefahr 25 000 Juden per Gesetz aus Sofia ausgewiesen Nach der Massenauswanderung der bulgarischen Juden nach Israel bis 1949 verblieben 5000 Juden in Sofia Ungefahr 90 der bulgarischen Juden emigrierten zwischen 1948 und 1951 nach Israel das 1948 gegrundet wurde 1951 5 259 1964 4 000 2004 3 000Architektur BearbeitenDer Architekturstil der Synagoge ist eine Mischung verschiedener Stile was im fruhen 20 Jahrhundert oft anzutreffen war Im Wesentlichen handelt es sich um eine Mischung aus orientalisierender Architektur Maurischer oder Neo Maurischer Stil mit Elementen der Wiener Secession und an der Fassade auch venezianischer Baustil In Bulgarien wird auch vom Bulgarischen nationalen Romantizismus gesprochen Die Aussenwande der Synagoge wind mit floralen und geometrischen Motiven verziert Der achteckige Hauptsaal mit vier Konchen hat einen Durchmesser von 20 m und ist 31 m hoch Er wird nach oben von einer Kuppel abgeschlossen Die grosse Zentralkuppel auf dem Dach der Synagoge hat eine Hohe von 33 m Ausser der Hauptkuppel besteht es aus vier kleineren Kuppeln die sich an den Ecken des quadratischen Gebaudes befinden Weiterhin werden drei der vier Aussenseiten von jeweils zwei Turmchen verziert Die nach Westen gerichtete Aussenseite mit dem Eingang wird von einer weiteren kleinen Kuppel verziert Auf den Spitzen der Kuppeln und Turmchen zusammen 12 befindet sich jeweils ein aufgesetzter Davidstern Alle Davidsterne sind mit ihrer Ansichtsflache nach Osten nach Jerusalem ausgerichtet Das Innere der Synagoge ist reich verziert mit Saulen aus Carrara Marmor vielfarbigen venezianischen Mosaiken und dekorativen Holzschnitzereien Der Messing Kronleuchter im Gebetssaal ist der grosste in Bulgarien er wiegt 1700 kg nach anderen Angaben 2200 kg und hangt in einer Hohe von 19 m hergestellt wurde er in Wien wie auch viele andere Einrichtungsgegenstande in der Synagoge Der Kronleuchter hat 65 Lampen 440 farbige Glasstucke und 500 Davidsterne Die Decke ist mit einer Darstellung des Himmels verziert viele Sterne auf einem blauen Hintergrund Die Gesamtflache des Gebaudes betragt 659 m Das Gebaude hat zwei Etagen und eine Krypta In der ersten Etage befinden sich der grosse und der kleine Gebetssaal und die Buros In der zweiten Etage liegt der Sitzungssaal das Museum und die Bibliothek Die Bibliothek beherbergt eine wertvolle Sammlung mittelalterlicher judischer Bucher Gegenwartig wird in der Krypta ein neues Museum gebaut Im Hof gibt es Waschstellen und ein kleines Bad fur rituelle Bader Der Altar ist aus weissem Marmor gefertigt von italienischen Meistern Die Synagoge kann in ihrem grossen Gebetssaal der den Mannern vorbehalten ist und auf den Balkonen wo die Frauen beten uber 1300 Menschen aufnehmen Nach anderen Angaben bietet die Synagoge Platz fur 1000 Besucher Und wieder nach anderen Angaben hat sie im grossen Gebetssaal und auf den Balkonen insgesamt 1170 Platze Trotz der Grosse des Gebaudes wird der Gottesdienst jedoch meist nur von 50 bis 60 Mannern besucht da es wegen der Ruckwanderung Alija der meisten bulgarischen Juden nach Israel und der Sakularisierung der Juden in Bulgarien immer weniger glaubige Juden in Bulgarien gibt An Feiertagen wird die Synagoge jedoch von Hunderten von Leuten besucht einschliesslich hoher offizieller nichtjudischer Besucher Bereits bei der Fertigstellung 1909 hatte die Synagoge eine eigene Heizungsanlage und einen unterirdischen Kanal zum Wladaja Fluss bulg Vladajska reka ein Zufluss des Iskar Flusses Wegen der nur kleinen Gemeinde wird der Gottesdienst an normalen Freitagen Sabbat nicht im grossen Saal sondern in einem kleineren Nebenraum abgehalten Ausser am judischen Sabbat werden Besucher eingelassen diese mussen an der Tur klingeln Die Synagoge in Burgas wurde ebenfalls vom Architekten Grunanger entworfen sie stellt eine verkleinerte Abbildung der Sofioter Synagoge dar Diese Synagoge ist seit 1947 nicht mehr in Betrieb sondern beherbergt die stadtische Kunstgalerie am Bahnhof von Burgas Das Gebaude ist in judischem Besitz und wurde an die Stadt Burgas vermietet Heute gibt es in Burgas keine funktionierende Synagoge mehr Neben der ehemaligen Synagoge in Burgas sind noch die Synagoge in Widin die nur noch eine Ruine ist und die Synagoge Samokow fertiggestellt 1858 1860 in judischem Besitz aber nicht in Betrieb Literatur BearbeitenCarol Herselle Krinksy und Carol Herselle Krinsky Synagogues of Europe Architecture History Meaning Dover Books on Architecture Dover Publishing 1996 S 183 186 ISBN 0 486 29078 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagoge Sofia Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Webseite der Synagoge englisch Historische Postkarten von der Synagoge ab 16 Bild Bilder von aussen und innenEinzelnachweise Bearbeiten Uwe Seemann Gedenkstattenportal zu Orten der Erinnerung in Europa In memorialmuseums org Abgerufen am 25 Marz 2023 42 700277777778 23 321011111111 Koordinaten 42 42 1 N 23 19 15 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Sofia amp oldid 232343615