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Die Synagoge in Konstanz der Kreisstadt des Landkreises Konstanz in Baden Wurttemberg wurde 1882 1883 errichtet und wahrend der Novemberpogrome 1938 zerstort Diese erste Synagoge befand sich in der Sigismundstrasse Ein Neubau wurde im Jahr 2019 eingeweiht Ehemalige Synagoge in Konstanz um 1895 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Orgel 4 Zeit des Nationalsozialismus 5 Gedenken 6 Neubau 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie judische Gemeinde Konstanz bemuhte sich ab 1872 eine Synagoge zu bauen Von der stadtischen Spitalstiftung Konstanz konnte das Grundstuck Sigismundstrasse 19 gekauft und dank zahlreicher Spenden und mit Hilfe eines Kredits konnte die Finanzierung gesichert werden Die Synagoge wurde nach den Planen des Architekten und Stadtbaumeisters Holzmann aus Konstanz errichtet Die Einweihung bei der zahlreiche Vertreter der staatlichen und stadtischen Behorden und der christlichen Kirchen anwesend waren fand am 28 September 1883 statt Architektur BearbeitenErich Bloch nach dem die Dr Erich Bloch und Lebenheim Bibliothek benannt ist beschreibt in seinem Buch die Synagoge wie folgt Sie hatte einen romanischen Grundcharakter mit Stilelementen der Renaissance Das Hauptportal war flankiert von zwei kleineren turmartigen Kuppelbauten Die Synagoge stand etwas im Hintergrund der Strasse und war seitwarts und hinten eingerahmt von Strauchern Baumen und Rasen Die Vorderfront war mit einem kunstvollen Eisengitter abgeschlossen und hatte drei Eingange Das Innere der Synagoge stellte eine dreischiffige Halle dar Gegenuber dem Eingang befand sich eine durch drei Stufen erhohte Gebets und Predigerkanzel und in der Apsis war der Toraschrein und daruber der Chor mit einer Orgel Im oberen Stockwerk liefen an beiden Seiten und hinten tief gestaffelte Emporen Architekt Holzmann liess die geschmackvollen Innendekorationen von dem Kunstmaler Brasch aus Karlsruhe anfertigen Die Fenster zierten ornamentale Glasmalereien welche den Raum in ein gedampftes Licht andachtiger Stimmung versetzten Die Synagoge bildete ein kunstlerisches Pendant zur benachbarten Augustinerkirche Erich Bloch Geschichte der Juden von Konstanz im 19 und 20 Jahrhundert zitiert nach Alemannia Judaica 1 2 1931 wurde die Synagoge umfassend modernisiert und gleichzeitig auch eine neue Orgel eingebaut Orgel BearbeitenDie erste Orgel war 1898 von der Orgelbaufirma Monch Uberlingen erbaut worden Das rein mechanische Instrument hatte 11 Register auf zwei Manualen und Pedal Seit 1925 befindet sich die Orgel in der katholischen Pfarrkirche St Sebastian Hubertshofen Donaueschingen 3 Disposition der Orgel von 1898 Monch I Manual C f31 Principal 8 2 Viola di Gamba 8 3 Bourdon 8 4 Octav 4 5 Mixtur II IV 2 2 3 II Manual C f36 Gemshorn 8 7 Flote amabile 8 8 Dolce 8 9 Flote d amor 4 Pedalwerk C c110 Subbass 16 11 Violone 8 Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenIn der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Synagoge bereits am 1 November 1936 angezundet und der Toraschrein die Orgel und vier Facher im Synagogengestuhl in denen die Gebetsmantel und bucher aufbewahrt wurden verbrannten Durch die Hitze wurde der Verputz an den Innenwanden und das Gestuhl beschadigt Nachdem die Synagoge 1937 durch den Architekten Fritz Nathan instand gesetzt worden war wurde sie in der Reichspogromnacht vom 9 zum 10 November 1938 von SS Mannern unter Fuhrung von Walter Stein in Brand gesteckt Die Konstanzer Feuerwehr die an der Brandlegung beteiligt war durfte den Brand nicht loschen Am Morgen des 10 November 1938 wurde die Brandruine der Synagoge schliesslich durch eine Pioniereinheit des in Radolfzell stationierten III SS VT Germania gesprengt nbsp Mahnmal in der Sigismundstrasse in Konstanz an die deportierten und ermordeten JudenGedenken BearbeitenVon 1946 bis 1960 erinnerte auf dem Grundstuck ein aus Bruchstucken der Synagoge angefertigter Gedenkstein der sich heute auf dem judischen Friedhof befindet Heute erinnert an die erste Synagoge eine Gedenktafel Zudem steht wenige Schritte von ihrem Standort ein Mahnmal zur Erinnerung an die Deportation von 108 Konstanzer Juden im Jahre 1940 nach Gurs in den franzosischen Pyrenaen im Rahmen der Wagner Burckel Aktion Neubau BearbeitenDas Synagogengrundstuck wurde mit einem Geschaftshaus neu bebaut in dem die judische Gemeinde seit 1964 einen Betsaal hat Dort wurden am Pessach im Fruhjahr 1964 die ersten judischen Gottesdienste durchgefuhrt 1964 wurde die Israelitische Kultusgemeinde Freiburg Konstanz gegrundet die zunachst mit einer in der Breisgaustadt vereint war Im Jahr 1988 erlangte die Konstanzer Gemeinde ihre Selbststandigkeit Ende der 1990er Jahre fuhrte der Zustrom judischer Fluchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion zu einer Erweiterung der Privatsynagoge Das Gebaude beherbergt die Dr Erich Bloch und Lebenheim Bibliothek und verfugt seit 2008 uber eine Mikwe 4 nbsp Die neue Synagoge Konstanz 2019 Seit 2002 planten die Konstanzer Gemeinden und die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden einen Neubau in der Nahe des ursprunglichen Platzes Obwohl die Stadt das Grundstuck kostenlos uberlassen wollte verzogerte sich das Projekt mehrfach aufgrund der hohen Baukosten 5 Diskutiert wurde wie die Interessen der Israelitischen Religionsgemeinschaft IRG Baden als Dachverband der Israelitischen Kultusgemeinde Konstanz IKG als orthodoxe Gemeinde und der Judischen Gemeinde Konstanz als liberale Gemeinde im Neubau berucksichtigt werden konnen 6 Ein Streitpunkt war ob der Gebetsraum nach orthodoxer Auffassung geschlechtergetrennt gebaut werden soll oder nach liberaler Auffassung fur alle Geschlechter gemeinsam Man einigte sich schliesslich auf eine Empore auf der sich wahrend des Sabbats und an Feiertagen nur Frauen aufhalten sollten Ausserdem bekam der liberale Teil der Gemeinde weitere Raumlichkeiten in denen gemeinsam gebetet wird 7 Die Stadt Konstanz uberliess der Religionsgemeinschaft das denkmalgeschutzte ehemalige Gasthaus Anker sowie das Nachbargrundstuck kostenlos 7 Im Jahr 2016 wurden die Bauarbeiten zur neuen Synagoge in der Sigismundstrasse 8 begonnen und nach dreijahriger Bauzeit im Herbst 2019 fertiggestellt Die Kosten beliefen sich auf etwa 5 Millionen Euro 7 Gebaut und finanziert wurde die neue Synagoge durch die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden die Stadt Konstanz beteiligte sich mit 155 000 Euro 8 Die Einweihung der neuen Synagoge fand am 10 November 2019 statt 9 10 auf den Tag genau 81 Jahre nach der Reichspogromnacht Das Gebaude enthalt einen grossen Gebetsraum mit Empore fur die Frauen einen weiteren kleineren Gebetsraum von der liberalen Gemeinde genutzt Gemeinderaume eine Kuche und eine Mikwe ein Tauchbad zur rituellen Reinigung 10 Siehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten Synagogen Tovia Ben ChorinLiteratur BearbeitenErich Bloch Geschichte der Juden von Konstanz im 19 und 20 Jahrhundert 3 Auflage Stadler Konstanz 1996 ISBN 3 7977 0355 4 Joachim Hahn Jurgen Kruger Synagogen in Baden Wurttemberg Band 2 Joachim Hahn Orte und Einrichtungen Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 1843 5 S 520 522 Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland Band 4 Erhard Roy Wiehn Judisches Leben und Leiden in Konstanz 50 Jahre Israelitische Kultusgemeinde 1964 2014 Konstanz 2014 Franz Josef Ziwes Hrsg Badische Synagogen aus der Zeit von Grossherzog Friedrich I in zeitgenossischen Photographien G Braun Karlsruhe 1997 ISBN 3 7650 8177 9 S 34 35 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagoge Konstanz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Synagoge Konstanz bei Alemannia Judaica Geschichte und Photos bis 2018 Website der Synagogengemeinde Konstanz Israelitische Kultusgemeinde Konstanz Stand Januar 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Erich Bloch Geschichte der Juden von Konstanz im 19 und 20 Jahrhundert 3 Auflage Stadler Konstanz 1996 ISBN 3 7977 0355 4 Synagoge Konstanz Zur Geschichte der judischen Gemeinde In Alemannia Judaica Abgerufen am 9 November 2019 Informationen zur Orgel auf der Website der Orgelbaufirma Homepage der Israelitischen Kultusgemeinde Konstanz abgerufen am 8 Dezember 2014 Synagoge in Konstanz gefahrdet Stuttgarter Zeitung 1 Juli 2012 Michael Lunstroth Wenn zwei sich streiten In Sudkurier vom 15 April 2015 S 20 a b c Lukas Ondreka Nach drei Jahren Bauzeit eroffnet die neue Synagoge von Konstanz In Sudkurier 9 November 2019 abgerufen am 9 November 2019 81 Jahre nach Zerstorung Konstanz hat wieder eine Synagoge In Spiegel Online 10 November 2019 abgerufen am 11 November 2019 Einweihung der neuen Synagoge In Synagogengemeinde Konstanz Abgerufen am 9 November 2019 a b Neue Synagoge in Konstanz eingeweiht Kretschmann bekraftigt gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus In SWR Aktuell 10 November 2019 abgerufen am 11 November 2019 Synagogen im Landkreis Konstanz Gailingen am Hochrhein Konstanz Randegg Wangen am See Worblingen 47 65834 9 175502 Koordinaten 47 39 30 N 9 10 31 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Konstanz amp oldid 232545431