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Fritz Nathan 14 April 1891 in Bingen 3 November 1960 in New York City war ein deutscher Architekt judischer Herkunft der ab 1940 in den USA lebte und wirkte 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Nathans Bauten heute 2 Weblinks 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenFritz Nathan wurde als Sohn des Weinhandlers Jacob Nathan und dessen Frau Sara geborene Freiberg in Bingen am Rhein geboren Er studierte 1909 1914 Architektur an der Technischen Hochschule Darmstadt und der Technischen Hochschule Munchen Einer seiner Lehrer in Munchen war Theodor Fischer Nach dem Studium schlug er die Beamtenlaufbahn ein und begann ein Referendariat ausserdem nahm er eine Nebentatigkeit als Lehrer an der Hessischen Baugewerk und Gewerbeschule Bingen auf 1915 1918 nahm er als Soldat am Ersten Weltkrieg teil Zwei Jahre nach Kriegsende absolvierte er das 2 Staatsexamen fur das Hohere Baufach und wurde zum Regierungsbaumeister Assessor ernannt Er entschied sich jedoch gegen eine weitere Karriere als Baubeamter und zog nach Berlin wo er als Mitarbeiter von Alexander Beer an der Planung des Ehrenfriedhofs gefallener judischer Soldaten auf dem Judischen Friedhof Berlin Weissensee mitwirkte Weitere Projekte in Berlin galten dem Um und Ausbau von Wohnungen Fabriken Kaufhausern und Ladengeschaften 1922 wurde Nathan in den Bund Deutscher Architekten berufen Im selben Jahr liess er sich in Frankfurt am Main nieder wo er ein eigenes Buro grundete und 1924 den aus Offenbach am Main stammenden Architekten Carl Muller als festen Mitarbeiter einstellte 1927 heiratete er Lucie Mayer die Tochter eines Weinhandler Ehepaars aus Cochem Aus der Ehe ging die 1935 geborene Tochter Doris Nathan hervor nbsp Geschaftshaus Bauherr Hertz Grunstein in Luxemburg 2 Rue du Fosse von Fritz Nathan 1933 Foto 2013 Nathan stand zunachst der Reformarchitektur nahe ehe er sich ab Mitte der 1920er Jahre dem Neuen Bauen zuwandte Mit dem Neuen Judischen Friedhof in Frankfurt am Main 1928 1929 verwirklichte er ein Hauptwerk der Sakralbaukunst der fruhen Moderne und leistete so seinen wichtigsten Beitrag zum Neuen Frankfurt 2 Auch in anderen Stadten trat er durch moderne Bauten hervor In Mannheim schuf er das erste Hochhaus der Stadt als Teil eines Geschaftshauskomplexes bestehend aus dem Sitz der Samt und Seide GmbH 1926 1927 dem Deutschen Beamtenwarenhaus DEBEWA 1928 1929 und dem Kino Universum 1928 1929 3 Der signifikante Turmbau aus Glas und Stahl brachte ihm den Vergleich mit Erich Mendelsohns Kaufhaus Schocken in Stuttgart ein Weitere herausragende Werke sind die Zigarrenfabrik Hochherr in Heidelberg 1927 1929 das Kaufhaus Wronker in Hanau 1928 1929 das Israelitische Altersheim in Mannheim 1928 1931 das Kaufhaus Lowenthal in Aschaffenburg 1929 1930 wie das funfgeschossige Eck und Geschaftshaus Hertz Grunstein in Luxemburg 2 Rue du Fosse 1932 1933 1933 beendete die Machtubernahme der Nationalsozialisten die Karriere des judischen Architekten Er konnte als Jude nicht Mitglied der Reichskulturkammer sein in den sowohl der Deutsche Werkbund als auch der Bund Deutscher Architekten durch die Gleichschaltung aufgingen und somit nicht langer selbstandig tatig sein Unter erschwerten Bedingungen arbeitete er dennoch weiter und war noch mehrfach fur judische Auftraggeber tatig Ein wichtiges Werk in dieser Zeit ist der Judische Friedhof in Stuttgart Bad Cannstatt 1935 1938 Das Israelitische Altersheim in Mannheim baute er fur ein Krankenhaus aus 1935 1936 nachdem die gleichgeschaltete Stadtverwaltung das alte judische Hospital zum Abbruch freigegeben hatte In Offenbach am Main plante er eine judische Schule 1934 1937 die notwendig wurde weil judischen Kindern der Besuch offentlicher Schulen verboten wurde In Konstanz setzte er 1937 die Synagoge instand die am 1 November 1936 von NS Schergen in Brand gesetzt worden war Im September 1938 emigrierte Nathan mit Frau und Tochter in die Niederlande In Amsterdam wartete er uber ein Jahr auf das Visum in die USA Erst im Februar 1940 erreichte er mit seiner Familie New York City wo nicht nur sein Bruder der bereits 1933 emigrierte Nationalokonom Otto Nathan sondern inzwischen auch die Eltern lebten die 1939 aus Deutschland geflohen waren nbsp Luxemburg Rue Grand Ecken Rue du Fosse rechts das 4 geschossige Geschaftshaus von Leon Leclerc 1934 der mit seiner Ecklosung auf das 1933 gebaute Geschaftshaus von Fritz Nathan Bezug nimmt im Bild links Foto um 1950 Nathan entwickelte sich zum gefragten Architekten judischer Gemeinden in den USA Der Durchbruch gelang ihm mit der 1950 erbauten Synagoge fur die Congregation Sons of Israel in Woodmere NY und dem 1953 1957 ausgefuhrten Jewish Community Center in White Plains NY 1951 wurde er in den Fachbeirat der Union of American Hebrew Congregations berufen Ausserdem betatigte er sich erfolgreich im Gewerbe und Industriebau 1949 machte er mit dem Einzelhandelsgeschaft Bernath amp Co in New York City auf sich aufmerksam mehrfach arbeitete er fur die Hunter Douglas Corporation und Hartz Mountain Products Co Seine beiden reifsten Werke auf US amerikanischem Boden sind die Synagoge Mishkan Israel in Hamden CT 1956 1960 und das erst nach seinem Tod vollendete Gemeindezentrum B Nai Jacob in Woodbridge CT 1957 1961 Auf dem Hohepunkt seiner zweiten Karriere erlag er am 3 November 1960 im Alter von 69 Jahren einem Krebsleiden Sein Nachlass befindet sich im Leo Baeck Institut in New York Nathans Bauten heute Bearbeiten nbsp Luxemburg Rue Grand Ecken Rue du Fosse rechts das 4 geschossige Geschaftshaus von Leon Leclerc links das 5 geschossige Geschaftshaus von Fritz Nathan Foto 2015 In Deutschland sind nur wenige Bauten des Architekten erhalten die judischen Friedhofe in Frankfurt am Main und Stuttgart Bad Cannstatt die ehemalige Zigarrenfabrik Hochherr sowie eine kleine Zahl von Wohnhausern in Frankfurt am Main z B Cronstettenstrasse 14 Georg Speyer Strasse 63 Kennedyallee 49 und Zeppelinstrasse 89 Auch das Geschaftshaus in Luxemburg 2 Rue du Fosse Ecke Grand Rue existiert noch Andere Bauten gingen in der Kriegs und Nachkriegszeit verloren wie die Kaufhauser in Hanau und Aschaffenburg sowie die Mannheimer Geschaftshausgruppe die 1967 einem Neubau des Horten Konzerns weichen musste Das Israelitische Altersheim in Mannheim das zuletzt als stadtisches Altersheim Pauline Maier Heim genutzt worden war wurde 2010 zugunsten einer Wohnanlage abgebrochen Unter den Synagogen Nathans in den USA muss das Jewish Community Center in White Plains aufgrund des 2012 erfolgten Umbaus fur die Congregation Kol Ami als Verlust eines weiteren wichtigen Werks verbucht werden Weblinks Bearbeitenhttps www industrie lu LuxembourgGrandRue11 html Fritz Nathan Collection AR 1443 Archivalischer Nachlass beim Leo Baeck Institut New YorkLiteratur BearbeitenFritz Nathan Geschaftshausbauten und Gebaude des israelitischen Friedhofs in Frankfurt a M In Stein Holz Eisen Halbmonatsschrift fur neue Bauwirtschaft und Baugestaltung 44 Jahrgang 1930 Nr 19 S 419 428 und S 429 431 Andreas Schenk Roland Behrmann Fritz Nathan Architekt Sein Leben und Werk in Deutschland und im amerikanischen Exil Birkhauser Verlag Basel 2015 ISBN 978 3 03821 468 7 darin weitere Literaturhinweise S 173 176 Einzelnachweise Bearbeiten Myra Warhaftig Deutsche judische Architekten vor und nach 1933 Das Lexikon 500 Biographien Reimer Berlin 2005 ISBN 3 496 01326 5 S 361 363 Karl Schwarz Der Israelitische Friedhof in Frankfurt a M In Deutsche Bauzeitung 65 Jahrgang 1931 S 229 233 Fritz Nathan Geschaftshausgruppe Mannheim In Zentralblatt der Bauverwaltung 50 Jahrgang 1930 Nr 36 vom 10 September 1930 S 629 634 Normdaten Person GND 107833658X lobid OGND AKS LCCN n85334518 VIAF 75312493 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nathan FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher ArchitektGEBURTSDATUM 14 April 1891GEBURTSORT Bingen am RheinSTERBEDATUM 3 November 1960STERBEORT New York City Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Nathan Architekt amp oldid 236913735