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Die Studien uber Hysterie von Josef Breuer und Sigmund Freud wurden 1895 veroffentlicht und gelten als die erste Abhandlung der klassischen Psychoanalyse In der Auflage von 1922 wurden sie abschliessend ediert Es handelt sich um eine Sammlung von Aufsatzen die sich zunachst mit dem alteren Begriff der Hysterie nach Paul Julius Mobius 1888 beschaftigen aber schnell neue vor allem atiologische Konzepte vorstellten Freud entwickelte im Fortgang sein eigenes Konzept das auf der Annahme unbewusster Prozesse als spezifisch hysterische Vorgange basierte und stellte spater eine psychotherapeutische Behandlungsmethode vor die auf hypnotische und kathartische Elemente verzichten konnte Inhaltsverzeichnis 1 Verlaufsform der Hysterie nach Breuer und Freud 2 Allgemeine Merkmale der Hysterieentwicklung nach Breuer und Freud 3 Krankheitseinsicht 4 Konzepte zur Erklarung der Entstehung des sekundaren Bewusstseinszustandes 4 1 Condition seconde 5 Diagnose 5 1 Historische Klassifikation der Neurosen 6 Klassifikation der Hysterie nach Freud 7 Topik des hysterischen Bewusstseins 8 Erstes psychotherapeutisches Konzept von Sigmund Freud 8 1 Freuds Vorstellung von der horizontalen und der vertikalen Richtung 8 2 Das Ich des spateren Drei Instanzen Modells 8 3 Durchbruch zum Kern 8 4 Erfolgseinschatzung nach Freud 8 5 Die Unlogik des hysterischen neurotischen Denkens 9 Siehe auch 10 QuellenVerlaufsform der Hysterie nach Breuer und Freud BearbeitenUnabhangig von der weiteren Eingrenzung des noch von Mobius sehr weit gefachert verwendeten Begriffs er umfasste alles was heute als Neurose bezeichnet wird gehen die Studien von einer allgemeinen Verlaufsform der hysterischen Erkrankung aus Einer Phase der Dispositionsbildung folge die Manifestierung uber die Entwicklung hysterischer Traumata Die Prognose hange von zahlreichen Randbedingungen ab sei in aller Regel ohne geeignete Behandlung aber ungunstig sofern der Patient keine geeigneten Mittel finde dem Fortgang selbst entgegenzuwirken Typischerweise werde die Erkrankung fruher oder spater ausgelebt es komme zu Schuben mit erheblicher Belastung fur Patient und Umfeld im weiteren Fortgang zu einer allgemeinen Zerruttung der Personlichkeit Patienten mit primar starker Personlichkeit konnten sich manchmal unbehandelt fangen fanden sich mit der Erkrankung ab und erreichten einen Zustand minder starker aber permanenter Symptombelastung der sich einlebe und zeitlebens bestehen bleiben konne Voraussetzung dafur sei eine wie auch immer geartete Reflexion der eigenen psychischen Beschaffenheit ohne die der Patient diesen Zustand nicht halten konne kunstlerische Tatigkeit wissenschaftliche Bildung In diesem Fall entstehe auch ein sekundarer Krankheitsgewinn Die Prognose unter Behandlung sei deutlich besser Breuer setzte bei seiner kathartischen Methode zunachst Krankheitseinsicht nicht unbedingt voraus erkannte aber dass ein einsichtiges Moment uber Starkung der gesunden Personlichkeitsanteile die weitere hysterische Entwicklung erheblich beeinflusst Freud hingegen meinte dass die kathartische Methode zwar ein gutes Hilfsmittel sei jedoch zu keiner dauerhaften Genesung fuhren konne Eine erschopfende Behandlung konne demnach nur uber Mitwirkung des Kranken durchgefuhrt werden andernfalls trete eine der beiden anderen Verlaufsformen ein Die Hysterie erschwert die Krankheitseinsicht Im sogenannten Schub ist der Patient der Reflexion und damit der Psychoanalyse nach Freud nicht zuganglich wohl aber der Katharsis nach Breuer Beide Therapieformen werden deshalb heute noch in weiterentwickelter Form angewendet Allgemeine Merkmale der Hysterieentwicklung nach Breuer und Freud BearbeitenDas Bewusstsein des Hysterikers wird als funktional in mindestens zwei Bewusstseins Zustande primar und sekundar gespalten beschrieben Es handelt sich um eine andere Spaltung als die die heute der endogenen Psychose zugeschrieben wird Diese separaten Zustande verfolgen im Verhalten des Patienten unterschiedliche Ziele arbeiten nur schwer zusammen und zeigen Tendenz sich gegenseitig auszuschliessen und sich zu organisieren systematisieren Hierin bestehe das Grundphanomen der Hysterie die klinische Erscheinung sei sehr eindrucklich und in vielen Abstufungen in der Bevolkerung praktisch uberall anzutreffen In diesem Punkt waren Breuer und Freud einer Ansicht ihre Differenzen bezogen sich vor allem auf die angezeigten Behandlungsmethoden Krankheitseinsicht BearbeitenAusgehend von diesem Konzept wird erklart dass der Patient nur dann Krankheitseinsicht entwickeln konne wenn ein sog primarer Bewusstseinszustand erreicht wird da das sekundare Bewusstsein den Zugriff auf sonst problemlos verfugbare Informationen verwehrt Der Kranke selber bemerkt auch das Umschwenken von einem in den anderen Zustand nicht Dies kann lediglich durch das Auge eines Beobachters oder durch Reflexion des gerade im primaren Bewusstseinszustand befindlichen Patienten entdeckt werden da dies eine rationale Reflexionsfahigkeit voraussetzt Psychodynamisch wird dies so erklart Fur die Krankheitseinsicht ist die Rekrutierung von Assoziationen aus dem primaren Bewusstseinszustand notwendig Das sekundare Bewusstsein weist hier aber eine deutliche Insuffizienz auf ist deshalb weniger leistungsfahig und insgesamt zerrissen wenngleich auch sehr produktiv Es sei deshalb ein psychischer Fremdkorper Der Ausschluss von im primaren Bewusstsein zuganglichen Informationen wahrend des Vorherrschens des sekundaren Bewusstseins sei nach Freud topisch bedingt und erfolgt aufgrund permanent ablaufender Bewertungsmechanismen Das sekundare Bewusstsein ist wie jede bewusste Regung administrativ und kann der jeweiligen Interessenlage dienliche Assoziationen durchaus zulassen oder auch wieder ausschliessen Mit diesem Konzept begrundet Freud den Ansatz der Psychodynamik welche spater konzeptionell erheblich erweitert wurde und heute als eines der Kernkonzepte aller tiefenpsychologischen Schulen gilt Er beschrieb in der Klinik das sekundare Bewusstsein zwar unfahig im Sinne einer nutzlichen Organisation des Verhaltens nicht jedoch im Sinne eines Selbstschutzes Es bringe erstaunliche Gewandtheit hervor sobald im Alltag oder wahrend der Behandlung Vorstellungen angesprochen werden die ihm gefahrlich werden konnen Es wehrt sich gegen Aufklarung und dort wo diese Wehr nicht uber affektive Mittel zu erreichen ist verwendet es freizugig jede nur irgendwie verfugbare Quelle Konzepte zur Erklarung der Entstehung des sekundaren Bewusstseinszustandes BearbeitenHier unterschieden Breuer und Freud folgende Stufen Wahrend der fruhen Anamnese werde unter dem Einfluss von Traumen und Partialtraumen eine hysterische Disposition entwickelt ohne die kein psychopathologisches Bild entstehen konne Der hysterische Vorgang selbst wurde aber als allgemein in der Bevolkerung verbreitet angesehen In spateren Lebensabschnitten komme es zur Entwicklung zahlreicher kleinerer Vorstellungen die aktualgenetisch Teile des Bewusstseins in einen Zustand uberleiten der einer artifiziellen Hypnose ahnlich ist hypnoider Zustand Da diese Vorstellungen untereinander gut assoziierbar mit dem ubrigen assoziativen Umfeld aber logisch unvereinbar sind neigen sie zu einer Abgrenzung und organisieren sich untereinander in einer Weise die nicht auf Logik und Realismus angewiesen ist Sie zerfliessen im Laufe der Zeit ineinander und bilden einen mehr oder weniger einheitlichen hypnoiden Zustand auf dem sich das sekundare Bewusstsein entwickelt und erhebliche Komplexitat erreichen kann Condition seconde Bearbeiten Die Person konne sich mal in diesem mal in jenem Bewusstseinszustand befinden Das Vorherrschen des sekundaren Bewusstseinszustandes wurde condition seconde genannt Der Hysteriker sei hier eingeschrankt leistungsfahig aber mitunter sehr produktiv Darunter fallen Phasen starker Symptombelastung Absenzen Ausrasten WutanfalleDiagnose BearbeitenFreuds Ansicht nach verschwimmen in der Psychoanalyse die Grenzen zwischen Diagnose und Therapie Jede am Patienten unternommene Anstrengung sei diagnostisch und therapeutisch zugleich Da aber die Entscheidung uber eine bestimmte Therapieform erst mit der Diagnose moglich ist diese jedoch nicht ohne Therapie zuverlassig getroffen werden kann begann Freud seine weiteren Arbeiten am jeweiligen Patienten zunachst mit der kathartischen Methode nach Breuer um im jeweiligen Fall zunachst Informationen sammeln zu konnen Dabei fiel ihm auf dass die kathartische Behandlungsmethode lange nicht bei jeder Symptomatik eines jeden Patienten erfolgreich war der nach herkommlichem Verstandnis als Hysteriker diagnostiziert worden ware Freud begann darauf hin sich ausgehend von der Hysterie mit den Krankheitsbildern der Neurosen allgemein zu beschaftigen und diese weiter zu differenzieren Er meinte dass die neurotischen Erkrankungen mit denen die Patienten in der Praxis erschienen meist Mischneurosen seien in denen sich die Anzeichen verschiedener Neuroseklassen miteinander verbanden Der Erfolg einer unternommenen therapeutischen Massnahme hinge ganz wesentlich davon ab um welchen Neurosenbestandteil es sich beim anvisierten Symptom handelte Historische Klassifikation der Neurosen Bearbeiten In den Hysteriestudien wurde von Sigmund Freud erstmals eine an den beteiligten Vorstellungsinhalten orientierte Klassifikation der psychogenen Neurosen vorgestellt die das psychiatrische Konzept der Mischform psychischer Erkrankungen erstmals in die Psychotherapie einfuhrte Als Ausgangspunkt nahm er die zu seiner Zeit gebrauchliche Klassifikation die sehr einfach war und knapp umrissen so aussah Erklarung FormenbestandNeurastheniemonotones Krankheitsbild ohne psychischen Mechanismus durch Uberarbeitung oder andere aussere Einflusse Infektion Intoxikation Stress etc bedingte Schwache oder Erschopfung der Funktion des an sich gesunden Nervensystems Sammelbegriff fur organisch nicht recht fassbare Beschwerden nach Freud stellt diese Gruppe spater eine der drei Aktualneurosen auf der Grundlage mangelhafter Triebabfuhr Von dieser Neurose wurden auch reine Formen unterschieden die besonders bei Jugendlichen auftreten wurden Gemischte Formen kamen aber auch vor ZwangsneuroseNeurose echter Zwangsvorstellungen mit kompliziertem psychischem Mechanismus vergleichbar dem der Hysterie lasst sich erfolgreich psychoanalytisch behandeln Gemischte Formen selten meist ist diese Neurose mit einer Angstneurose kombiniert AngstneuroseNeurose mit Symptomen welche Aquivalenten oder Rudimenten von Angstausserungen entsprechen im Formenbestand der Neurasthenie vergleichbar aber von diesen scharf abgegrenzt Zu den Angstneurosen zahlen phobische hyperasthesische hypochondrische und erwartungsangstliche Ausserungen Von dieser Neurose wurden auch reine Formen unterschieden die besonders bei Jugendlichen auftreten wurden Gemischte Formen kamen aber auch vor HysterieNeurose die auf einem postulierten psychischen Mechanismus der Hysterie beruht dem sogenannten hysterischen Mechanismus Gemischte Formen selten meist ist diese Neurose mit einer Angstneurose kombiniert Freud meinte dass ein Grossteil der Ursachen neurotischer Erkrankungen uberhaupt soweit er von Ursachen sprechen konnte auf sexuelle Momente zuruckzufuhren seien Mit der Klassifikation anhand sexueller Momente trennten sich alsbald scharf abgegrenzte Linien die einzelne Neuroseformen voneinander scheiden und fur die jeweilige Auspragung der Erkrankung charakteristisch seien Auch die Unterscheidung zwischen reinen und gemischten hysterischen Erkrankungen brachte einen entscheidenden Fortschritt im Verstandnis der Neurosen Die Hysterie wurde von Freud neu definiert Er bezeichnete als Hysterie nicht mehr alle Neurosen in denen einzelne hysterische Symptome zu entdecken waren sondern trennte Krankheitsbild und Symptome voneinander Er meinte dass das hysterische Symptom auch am gesunden Menschen erscheinen konnte aber auch in vielen anderen Krankheitsbildern fur die sie selbst jedoch nicht ursachlich verantwortlich seien Psychische Erkrankungen seien im Einzelfall aus einer Vielzahl von Symptomen und psychischen Mechanismen zusammensetzt von denen zuvor einige dem einen andere einem anderen Krankheitsbild zugeordnet wurden So wurde vor Freud von einem Arzt der ein hysterisches Symptom entdeckte sofort eine Hysterie diagnostiziert auf deren Rechnung dann auch die haufig beigemischten perversen degenerativen neurasthenische usw Anteile gingen Der zuvor so ungeheuer aufgeblahte Krankheitsbegriff der Hysterie kame nach Freud gerade dadurch zustande dass man ihren Mechanismus nicht kannte und nicht wusste was genau sie nun bewirken konne und was nicht Der hysterische Mechanismus sei sehr weit verbreitet und in minderstarker Auspragung bei fast allen Menschen zu beobachten was nicht bedeute dass sie alle an Hysterie leiden wurden Klassifikation der Hysterie nach Freud BearbeitenIm Fortgang seiner Arbeiten klassifizierte Freud vier Formen Hypnoidhysterie Retentionshysterie Konversionshysterie AbwehrhysterieTopik des hysterischen Bewusstseins BearbeitenFreud stellte in seinen Arbeiten ein umfangreiches Konzept zur Topik des hysterischen Bewusstseins vor das von ihm selbst in spateren Arbeiten verandert wurde und heute in der Originalform nicht mehr vertreten wird Es war historisch jedoch bedeutend und zeigt wichtige Zuge die auch heutige Modelle aufweisen Die abgebildeten Graphiken sind von Freud nicht verwendet worden aber ahnliche Zeichnungen in denen Reprasentanzen und ihre assoziative Verknupfung dargestellt werden kommen bis heute in Sitzungs Mitschriften von Psychoanalytikern routinemassig vor Freud stellte sich in seinen Beitragen zu den Hysteriestudien die Psyche als mehrdimensionales Gebilde mit mehrfacher Schichtung vor Er geht von einem hysterischen Kern im Bewusstsein aus der einen assoziativen Verbund von partialtraumatischen Reprasentanzen darstelle welche dem Patienten unbewusst sind und die der Neurose und ihren Symptomen zugrunde liege Dieser Kern wirke nach Freud wie ein Fremdkorper im umgebenden gesunden psychischen Substrat Die Symptomatik verglich Freud mit einer Entzundung wie sie auftritt wenn mechanische Fremdkorper im Gewebe befindlich sind und Entzundungssymptome verursachen beispielsweise ein Splitter Als Themen bezeichnet Freud Assoziationsketten die sich ausgehend von diesem Kern ausbreiten Die nahe am Kern liegenden Reprasentanzen wurden dazu neigen sich in den Kern einzubinden und ebenfalls Bestandteil der Symptomatik zu werden weiter entfernte Assoziationen bilden das Substrat des ubrigen primaren Bewusstseins MerkmaleAls Merkmale der Themen gibt Freud an strenge linear chronologische Anordnung der Reprasentanzen innerhalb eines Themas seien immer mit dem Kern verbunden enden in aktualgenetisch erzeugten Reprasentanzen beispielsweise vom Analytiker eingetragene neue Ideen sie seien konzentrisch geschichtet ihr ausseres Ende munde im Symptom spater prazisiert Freud geht von einer konzentrischen Schichtung der Themen um den Kern aus Mehrere der oben dargestellten Assoziations Ketten wickeln sich herum weisen aber keine nennenswerten Verbindungen untereinander auf Die an der Peripherie liegenden Enden der Ketten entsprechen den jungst hinzugekommenen Reprasentanzen Wahrend der hysterische Kern als Fremdkorper keine Verbindung zum umgebenden gesunden psychischen Material einginge wurden die Themen Verbindungen darstellen die mehr oder minder zwischen dem Kern und der Umgebung vermitteln Ausgehend von dem normalen Bewusstsein entfremden sich die Themen immer mehr von ihm sobald sie in Richtung Kern verfolgt werden Ihr pathologischer Charakter nehme allmahlich zu bis er bald klar erkennbar sei Das ganze neurotische Gebilde gleiche also einem Infiltrat mit festem Kern Die Psychotherapie ziele nach Freud darauf ab die trennende Wirkung des Widerstandes aufzuheben und die Vorstellungen so weit bewusst zu machen bis sie den Blick auf den Kern zulassen Freud sei aufgefallen dass einzelne Assoziationen eines Themas auch dann Kontakt zum Kern bekommen konnen wenn sie weiter von ihm entfernt sind Er sah hierin einen krankhaften Effekt der im Bestreben der Neurose bestunde den Kern auszuweiten und weitere Reprasentanzen zu akquirieren Ein weiterer Aspekt der Schichtung der Themen ist der Widerstand Assoziationen innerhalb eines Themas die einen ahnlichen oder vergleichbaren Widerstand aufweisen konnen als gleich weit entfernt von der Kernvorstellung beschrieben werden Freud ist der Ansicht dass die Themen aussen einem geringeren nach innen aber zunehmenden Widerstand unterliegen Je naher man dem brisanten Kern komme desto starker versuche der Patient Informationen zuruckzuhalten psychische Abwehr Je weiter entfernt ein solcher Ring sei desto geringer sei der Widerstand des Themas in ihm und desto geringer ist das Ausmass irrationaler Anhaftungen und Bewusstseinsveranderungen Freud beschreibt an diesem Modell eine verbluffende Beobachtung Sei wahrend einer Therapie eine Schichtgrenze irgendwo erst einmal durchbrochen liefere der Patient aus eigenem Antrieb grosse Mengen an Erinnerungen die sich ebenfalls in dieser Schicht befinden Das kann dammbruchartig geschehen wobei der Patient mitunter schnell und ergiebig spricht was mit grosser psychischer Erleichterung verbunden sei Er konne dann namlich nicht nur uber das gerade behandelte Thema weitere Auskunft geben in welchem die Schicht durchbrochen wurde sondern auch uber alle Vorstellungen anderer Themen die sich auf derselben Schicht befinden Es sei so als ware der Widerstand dieser Schicht vollig verschwunden worauf alle dort angesiedelten Reminiszenzen freigegeben wurden Uberdeterminiertheit psychopathologischer SymptomeDie Uberdeterminiertheit von psychopathologischen Symptomen die heute als allgemein bekannt gilt wurde ebenfalls von Freud an diesem Modell erstmals beschrieben Themen in Kernnahe konnen sich miteinander vereinen und gemeinsam nach aussen fuhren um dort das Symptom zu erzeugen Bei der Verschmelzung der beiden Themen entstunden deutlich irrationale Anhaftungen an denen dieser Vorgang erkannt werden kann Zu beachten sei dass sich die Analyse ausgehend vom Symptom aussen in Richtung Kern bewegt Sie beginne also an der Peripherie Es konne sich ergeben dass ein zunachst als monolithisch erscheinendes Symptom uberdeterminiert sei also mehr als ein Thema belegt Die Themen seien unterschiedlicher Herkunft spater im Fortgang der Biographie aber ineinander integriert worden Komplikationen bei der Analyse wurden eintreten wenn es sich um mehr als einen hysterischen Kern handele Dies konne beispielsweise vorliegen wenn zwei verschiedene neurotische Geschehen zu analysieren seien von denen eines vor Jahren abgelaufen und selbsttatig abgeklungen ist das andere aber spater akut hinzukam Oft stunden die beiden Kerne in Verbindung seien aber doch deutlich getrennt und unterschiedlich Da Menschen sich bestandig weiterentwickeln trafe man auf Artefakte von Selbstheilungsversuchen und anderen Bestrebungen des Patienten mit seiner Eigenart umzugehen Erstes psychotherapeutisches Konzept von Sigmund Freud Bearbeiten Es bleibt nichts ubrig als sich zunachst an die Peripherie des pathogenen psychischen Gebildes zu halten Man beginnt damit den Kranken erzahlen zu lassen was er weiss und erinnert wobei man bereits seine Aufmerksamkeit dirigiert und durch Anwendung der Druckprozedur leichtere Widerstande uberwindet Jedesmal wenn man durch Drucken einen neuen Weg eroffnet hat darf man erwarten dass der Kranke ihn ein Stuck weit ohne Widerstand fortsetzen wird Sigmund Freud 1895 Anhand des fruhen topischen Modells der Hysterie Neurose stellte Sigmund Freud eine erste Methode vor mit der man sich therapeutisch durch die Topik bewegen konne Dies war die erste Geburtsversion der Psychoanalyse als Therapieform Sie enthalt zudem einige Merkmale die viele heute vertretene Therapieformen aufweisen Allgemeiner Ablauf Assoziation zu verschiedenen Themen horizontale Richtung Tritt bei verschiedenen Themen Widerstand auf so werde er an einem Thema mittels therapeutischem Druckaufbau uberwunden Daraufhin falle der Widerstand auch in den anderen Themen auf ein neues niedrigeres Level vertikale Richtung Dieses neue Level werde nach 1 assoziativ aufgearbeitet erneut horizontale Richtung Nach wiederholter Abfolge der Schritte 1 und 2 gelange man schliesslich schrittweise zum Kern der die Ursache der Hysterie Neurose sei Werde diese schliesslich bewusst wurde die Symptomatik verschwinden Freuds Vorstellung von der horizontalen und der vertikalen Richtung Bearbeiten Das Verharren auf einer Schicht gleichen Widerstands wurde von Freud als horizontale Bewegung durch die Topik beschrieben Es komme hier nicht zum Durchbrechen von Widerstanden sondern nur zur Abarbeitung jener Auslaufer der Themen die in dieser Schicht gelegen seien Da die Themen aber in Richtung des Kerns an eine Widerstandsgrenze munden wurden fuhre die horizontale Bewegung allein nicht zur Aufarbeitung der Erkrankung Als vertikale Richtung bezeichnete Freud das Durchbrechen eines Widerstandes Wahrend der Analysand reproduziert greife der Analytiker ein Stuck logischen Fadens auf von dem er vermutet dass er eine Schicht tiefer ins Innere fuhrt Der Kranke jedoch halte diese Faden die tiefer fuhren sorgfaltig verhullt Es sei nicht leicht sie zu entdecken Sie wurden sich aber durch einen unlogischen oder irrationalen Zug verraten Man entdecke in den Schilderungen Lucken und Schaden Unterbrechungen in den Zusammenhangen usw Solche Unterbrechungen wurden bevorzugt durch verschiedene charakteristische Verhaltensweisen uberbruckt Redensarten ungenugende Auskunfte notdurftige Erganzungen scheinbar uberflussige Hinweise auf eigene Motivationen Vor allem wolle der Patient diese Lucken nicht anerkennen wenn er auf sie aufmerksam gemacht werde Teile man ihm mit dass hier ein logischer Widerspruch vorliege und dass vermutlich etwas anderes dahinter stecke dass es nun aufzudecken gelte so gebe seine Reaktion darauf Auskunft uber die Art und die Starke des bevorstehenden Widerstands Alle spateren psychoanalytischen Modelle weisen Zuge dieses Modells auf unter anderem die gestaffelten Widerstande unterschiedlicher Starke das Durchbrechen der Widerstande sowie die Assoziationsketten Man konne sich das vorstellen indem sich auf einer Schicht a zwei Themen Assoziationsketten befinden die sich kurz vor dem Ubergang in einer Schicht b vereinen Werde der Widerstand uberwunden spalten sie sich auf Schicht b erneut auf und unterliegen unterschiedlichen Schicksalen Wahrend der eine Teil sich horizontal erschopfen lasst kommt es am anderen Teil zu einem erneuten Durchbruch auf eine Schicht c Freud wies explizit darauf hin dass die Inhalte der Assoziationen einer Schicht die noch nicht aufgearbeitet wurde in jedem konkreten Falle unbekannt seien Erst der Patient konne sie erhellen Dies stellt heute in anderer Terminologie eine der Grundvoraussetzungen dar die die klassische Psychoanalyse stellt Jede die Inhalte seines Unbewussten betreffende Mutmassung dem Patienten gegenuber sei unserios Hierbei stellte Freud fest dass der Patient mit Vorliebe horizontal der Analytiker aber vertikal zu den Schichten arbeite Der Patient drange wohl in eine entgegengesetzte Richtung da er selbst ein Interesse daran hatte die Assoziationen nicht an den Boden der Schicht zur Grenze des Widerstands treiben zu lassen Der Analytiker hingegen versuche die Assoziationen gerade uber diese Grenze zu bringen Voraussagen uber die Stellen an denen die Assoziationsketten auf Widerstand treffen seien moglich Liege der Analytiker bei einer Voraussage richtig dann beschleunige dies den Verlauf der Analyse liege er jedoch falsch so wurde er dem Patienten Parteinahme aufdrangen die dieser zuruckweisen wurde Als Kunstgriff konne dies exemplarisch versucht werden um die Starke der Zuruckweisung auszuloten An ihr wurde der Analytiker namlich ersehen konnen um wieviel besser der Patient die Wahrheit kennt Diese Beobachtung bestatigte Freud spater massgeblich darin sein Konzept vom System ubw einzufuhren welches von einer zwar unbewussten aber funktionierenden Vorstellungswelt ausgeht Das Ich des spateren Drei Instanzen Modells Bearbeiten Die Mitarbeit des Patienten spiele hier eine grosse Rolle der Patient werde nach einer Weile ein eigenes Interesse an der weiteren Analyse entwickeln und lebhaft zur Mitarbeit bereit sein Freud spricht davon dass das erstarkende Ich eine sich eroffnende Gelegenheit zur Aufklarung der unbewussten Fremdkorper ergreife Der Patient bringe selbsttatig grossere Mengen an assoziativem Material und zwar innerhalb der Schicht auf der er den Widerstand bereits uberwunden habe Dies werde von ihm als grosse Erleichterung empfunden Es sei wahrend der horizontalen Arbeit sinnvoll den Patienten eine Weile unbeeinflusst reproduzieren zu lassen Er trage dann die Erinnerungen selbsttatig ab knupfe zahlreiche Verbindungen folgerichtig und finde zu seiner logischen Leistungsfahigkeit zuruck Wenn man ihn nicht produzieren liesse so konne das dazu fuhren dass etwas verschuttet bliebe was spater wieder mit demselben Aufwand ausgegraben werden musste den man bereits einmal angestrengt hat Andererseits musse der Analytiker damit rechnen dass der Patient sobald er sich der nachsten Widerstands Schicht nahert die Gelegenheit eigenstandiger Regie nutzt sich zurechtzulegen und den Analytiker auf eine falsche Spur zu locken Konne man dies entdecken so zeichne sich ab in welcher Richtung der Widerstand zu erwarten sei Durchbruch zum Kern Bearbeiten Erst nachdem die Methode zur Aufdeckung des Kerns gefuhrt hat verschwinden die Symptome der Patient beginne je nach Intellekt und geistiger Fahigkeit selbstandig eine grosse Zahl seiner Vorstellungen zu ordnen und weiteres Material zu reproduzieren Er raume auf habe uber seine hysterische Vorstellung gewonnen und sei sich der Grunde seines Leidens bewusst Die analytische Arbeit sei damit noch nicht beendet da nun von unten her so viel wie moglich unbewusste Vorstellungen nachzuholen und viel Material aufzuarbeiten sei Die nachfolgenden Sitzungen konnen nun eingangs gleich linear bis in den Kern vordringen und von dort aus weiter arbeiten Erst in diesem Stadium sei es nutzlich wenn der Analytiker erratene Zusammenhange gleich aufdecke und dem Patienten mitteile Doch auch dann gelte nur als gesichert was der Patient selbst bestatige und selbstandig ausbauen konne Erfolgseinschatzung nach Freud Bearbeiten Die Analyse bringe nur selten auf Anhieb ein Thema zum Abschluss Meistens verfolge man einen Faden bis er in eine Schicht grosseren Widerstandes ende ohne jedoch den Kernpunkt zu erreichen Dann lasse man den Faden fallen um ihn spater wieder aufzugreifen wenn die assoziative Umgebung soweit erhellt ist dass der Durchbruch in die betreffende tiefer liegende Schicht gelingen konne Der Analytiker benotige dazu eine sinnvoll strukturierte Aufzeichnung damit nichts verloren geht An welcher Stelle sich das Gesprach jeweils befindet konne der Analytiker mit geubtem Blick an Mimik Gestik und Phonik des Patienten erkennen Die Unlogik des hysterischen neurotischen Denkens Bearbeiten Freud vertrat die Ansicht dass eine neurotische Hysterie nie so tief greifen konne dass sie die Logik als grundlegende Eigenschaft des Denkens zerstort Das logische Denken werde lediglich gestort Dies sei ein weiterer Unterschied zur Psychose Es trete im Patienten lediglich ein unlogisches Denken aufgrund einer Informationsverweigerung oder die Bildung einer eigenen Logik auf die aber stets gesetzmassig bleibe Im ersten Fall werde vom Patienten ein hoher Aufwand betrieben um die Informationen nicht in seine bewusste Sichtweise einbauen zu mussen Dies aber bedeute dass er die logisch korrekten Schlusse unbewusst schon gezogen haben muss denn sonst konnte er nicht entscheiden welche Informationen er verweigern mochte Egal zu welchem Zeitpunkt das vonstattenging garantiert sei das jeweilige Ergebnis verfugbar denn die Konsequenzen wurden gescheut Eine psychische Struktur aber die alogisch beschaffen also in tiefgreifendem Zerfall befindlich sei wurde bei einer Hysterie Neurose so schnell nicht auftreten Patienten seien zudem logischen Argumenten zuganglich soweit sie in der jeweiligen Situation bereit sind Informationen aufzunehmen die ihnen als ungefahrlich hinsichtlich der Widerstande erscheinen Hierin liegt die Moglichkeit zahlreicher spater entwickelter Gesprachstechniken begrundet dem Patienten zunachst Informationen anzubieten und aufnehmen zu lassen die so geschickt versteckt sind dass ihr Zusammenhang mit dem Widerstand dem Patienten zunachst nicht ersichtlich wird Er wird dann erst im Nachhinein damit konfrontiert Siehe auch BearbeitenBertha Pappenheim Idiopathische Hysterie Paradoxe Intervention Traumatische HysterieQuellen Bearbeiten nbsp Commons Studien uber Hysterie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Studien uber Hysterie Originalabhandlung von 1895 Quellen und Volltexte Sigmund Freud Josef Breuer Studien uber Hysterie Franz Deuticke Leipzig Wien 1895 Neudruck 6 Auflage Fischer Frankfurt a M 1991 ISBN 3 596 10446 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Studien uber Hysterie amp oldid 238353334