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Stephan von Garlande franzosisch Etienne de Garlande um 1070 vor dem 2 Juni 1147 war Ritter und Kleriker zugleich und in dieser Doppelrolle umstritten wie kein Zweiter Er stieg in der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts im Konigreich Frankreich wiederholt in hochste Ehren auf bekleidete viele Hofamter und beeinflusste die Politik in der Krondomane entscheidend Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Lebensleistung 3 Leben 3 1 Aufstieg unter Konig Philipp I 1100 1104 3 2 Abstieg unter Konig Philipp I 1104 1108 3 3 Aufstieg unter Konig Ludwig VI 1108 1127 3 4 Abstieg unter Konig Ludwig VI 1127 1132 3 5 Aufstieg unter Konig Ludwig VI 1132 1137 3 6 Abstieg unter Konig Ludwig VII 1137 1141 3 7 Annaherung an Bernhard von Clairvaux und die Kirchenorthodoxie 1137 1142 3 8 Letzte Jahre 1142 1147 4 Reminiszenz 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenStephan stammt aus dem Landadel des Brie Die Genealogie der Familie Garlande ist umstritten besonders ihre Ursprunge liegen weitgehend im Dunklen Der Vater der politisch so erfolgreichen Garlande Sohne Etienne Anseau und Guillaume der bisweilen mit Wilhelm I von Garlande en Brie verwechselt wird wird in unterschiedlichen Publikationen z T als Gilbert und Adam pincerna bezeichnet Beides ist nicht gesichert allerdings weisen Urkunden aus Saint Martin des Champs einen gewissen Adam als Vater und einen Alberich als weiteren Vorfahren aus Ungewohnlich erscheint dass zwei der Garlande Bruder gleichzeitig den Namen Gilbert getragen haben sollen Vielleicht liegt hier eine Namensverwechslung mit dem Vater vor 1 2 3 Vermutlich liegt das Stammschloss der Politikerfamilie Garlande in Livry en l Aunoye spater gehorte die Burg Gournay sur Marne zu ihrem Fundus Der Herr von Garlande und seine Sohne schufen aus unbedeutenden Anfangen heraus den Aufstieg in die hochsten Hofamter Der Vater war zunachst koniglicher Mundschenk sein Sohn Gilbert Paganus avancierte um 1100 unter Konig Philipp I zum Seneschall des Reichs Es gelang dem Senior in seiner Nachfolge auch seine weiteren Sohne am Hof zu etablieren Nach seinem Tod im Jahr 1101 folgte ihm Anselm von 1101 bis 1118 mit kurzer Unterbrechung zwischen 1104 und 1107 ins Amt danach auch ein zweiter Sohn namens Wilhelm allerdings nur fur kurze Zeit Bruder Gilbert war anschliessend unter Konig Ludwig VI vom 1108 bis 1127 koniglicher Mundschenk Lebensleistung BearbeitenDoch all diese Karrieren wurden bei Weitem durch diejenige Stephans von Garlande in den Schatten gestellt Neben seiner weltlichen Karriere am Hof beschritt er auch eine geistliche Laufbahn erwarb zahlreiche Pfrunden an verschiedenen Kirchen der Krondomane und brachte dadurch den Spagat fertig gleichzeitig nicht nur kampfender Ritter sondern auch Forderer der Wissenschaften und hochrangiger Kirchenmann zu sein In seinem Machthunger in seiner ambivalenten Stellung als Kleriker und Soldat und in seiner Begunstigung der freien Lehre polarisierte Stephan von Garlande seine Zeitgenossen wie kein anderer Mitunter zog er sich die unverhohlene Feindschaft reformerischer Kirchenkreise und oppositioneller Adelsgruppierungen ja sogar des Konigshauses und des Heiligen Stuhls zu Vermutlich handelte es sich bei Stephan um den entscheidenden Forderer des Philosophen und Theologen Peter Abaelard im ersten Abschnitt seiner Karriere In dessen letzten Lebensjahren schien sich Stephan jedoch von Peter Abaelard weitgehend abgewandt zu haben Davon abgesehen entdeckt man im Lebenslauf Stephans uber weite Abschnitte erstaunliche Kongruenzen und Parallelen zu demjenigen Peter Abaelards Nur an einer einzigen Stelle im Werk Abaelards namlich in der sog Historia Calamitatum wird Stephan von Garlande jedoch in diesem Sinn erwahnt namlich als er sich fur die Entlassung Abaelards aus dem Klosterverband von Saint Denis bei dessen Abt Suger und beim Konig einsetzt 4 Die Bezuge zu Abaelard sind in der folgenden Aufstellung kursiv und eingeruckt dargestellt Leben BearbeitenUm 1070 wurde Stephan von Garlande geboren als einer der funf Sohne Gilberts I von Garlande der bereits von 1099 bis 1101 Seneschall des Konigs ist Uber seine fruhe Ehe ist nichts bekannt Ivo von Chartes nennt Stephan spater einen offentlich uberfuhrten Ehebrecher der deswegen exkommuniziert worden sei Aufstieg unter Konig Philipp I 1100 1104 Bearbeiten Noch vor 1100 wurde Stephan Kanoniker von Notre Dame de Paris und Hofkaplan Konig Philipp I Bereits zu dieser Zeit machte er Bekanntschaft mit dem Kanoniker Fulbert dem Onkel Heloisas Er rivalisierte mit dem Kanoniker und Lehrer Wilhelm von Champeaux um Einfluss am koniglichen Hof Abaelard trifft in Paris ein und findet vermutlich bald die Unterstutzung Stephans in seiner Auseinandersetzung mit Wilhelm von Champeaux Im Jahr 1101 wurde Stephan von Garlande auf Wunsch des Konigs Bischof von Beauvais gegen den Willen des dortigen Domkapitels welches Galon den Propst des Kanoniker Stifts Saint Quentin in Beauvais favorisierte Nach dem Tod Bischof Wilhelms von Montfort im Heiligen Land 1102 folgten zwei Jahre der Sedisvakanz in Paris Als Fulko als ehemaliger Dekan eine Interimslosung auf dem Bischofsstuhl von Paris nach zwei Jahren im Amt starb entscheidet sich das Domkapitel gegen den Widerstand Stephans fur Galon Abaelard muss Paris verlassen er geht an den koniglichen Hof nach Melun vermutlich durch die Vermittlung Stephans von Garlande der in Paris keinen grossen Einfluss mehr hat Im Jahr 1103 erklomm Nachfolger Wulgrins Wilhelm von Champeaux Freund Ivos von Chartres und spaterer Freund Bernhards von Clairvaux das Archidiakonat von Paris Er wurde zum grossen Rivalen und Gegenspieler Stephans Abstieg unter Konig Philipp I 1104 1108 Bearbeiten Der Konig wechselte im Jahr 1104 unter offensichtlichem Druck seine Politik Seneschall wurde nun Guido der Rote Herr von Rochefort Guido veranlasste den Konig den Thronfolger Ludwig mit seiner Tochter Lucienne zu verloben obwohl diese noch nicht im heiratsfahigen Alter war Stephan von Garlande musste den Bischofsstuhl von Beauvais wieder abgeben da er sich gegen Bischof Ivo von Chartres der die Reformpartei des franzosischen Episkopats gegen den Konig vertrat nicht durchsetzen konnte Dieser diffamierte Stephan unter anderem in einem Brief an Papst Paschalis II wo er ihn einen ungebildeten Menschen Spieler und Weiberhelden der fruher einmal wegen offentlichen Ehebruchs vom Erzbischof von Lyon exkommuniziert worden sei nennt 5 Stephan wurde stattdessen Archidiakon von Paris trotzdem musste er durch den Amterwechsel einen erheblichen Prestigeverlust hinnehmen Der dritte Archidiakon in Paris Rainald spielte politisch keine Rolle Ohne die Unterstutzung Stephans kann sich Abaelard in Melun nicht mehr halten und wechselt nach Corbeil Er gibt an naher bei Paris sein zu wollen aber in Wirklichkeit ist ihm Paris verschlossen und Graf Odo von Corbeil opponiert gegen den Sturz der Familie Garlande Um 1105 hatte Stephan von Garlande hat seinen politischen Einfluss am Hof weitgehend verloren Abaelard wechselt in die Bretagne aus gesundheitlichen Grunden wie er angibt tatsachlich aber weil er dem Archidiakon Wilhelm von Champeaux schutzlos ausgeliefert ware Drei bis vier Jahre halt er sich fern vom Machtzentrum des Konigs auf genau in den drei Jahren der Machtlosigkeit Stephans Aufstieg unter Konig Ludwig VI 1108 1127 Bearbeiten Nach Jahren der Auseinandersetzung mit der franzosischen Krone reiste Papst Paschalis II im Jahr 1108 nach Frankreich und empfing in der Basilika Saint Denis Kniefall und Huldigung des Konigs und des Thronfolgers Dieser uberraschende Bund von Papst und franzosischem Konig hatte sofort innenpolitische Konsequenzen Der Thronfolger loste seine Verlobung mit Lucienne von Rochefort Konig Philipp favorisierte nun wieder Stephan von Garlande Dieser wurde Kanzler im koniglichen Rat sein Bruder Anselm wieder Seneschall Das entmachtete Haus Rochefort erhob sich gegen den Konig die Garlandes schlugen den Aufstand nieder Abt Adam von Saint Denis wurde wegen seiner Verbindung mit dem Haus Senlis angeklagt Wilhelm von Champeaux verlor das Archidiakonat Sein Nachfolger als Archidiakon und Leiter des Dialektiklehrstuhls wurde fur kurze Zeit der bisherige Kanzler des Domkapitels Gilbert Auch unter dem neuen Konig Ludwig VI blieb Stephan von Garlande zunachst Leiter der Hofkanzlei Abaelard kehrt nach Paris zuruck geht jedoch bald auch nach Melun wo zeitweise der Konig residiert und lehrt dort Wahrend der Konig in Melun residierte nahm im Jahr 1111 Graf Galeran II von Meulan bereits Herr der Montagne Sainte Genevieve und des Hafens Greve die Seine Insel von Paris ein Die Burger jedoch vertrieben den Grafen und befreiten so den Konig aus der peinlichen Lage nicht zwischen seinen Residenzen Paris und Melun wechseln zu konnen Galeran II verlor seine Macht uber Sainte Genevieve und Stephan von Garlande erhielt zu seinen Amtern auch noch das Amt des Dekans des Sakularkanonikerstifts Sainte Genevieve am linken Seine Ufer In dieser Funktion hatte er die Aufgabe die Klosterdisziplin zu fordern Stephan erwarb am 12 Marz 1111 vom Konig das Privileg dass das Kloster als einzigen Gerichtsstand das Kapitel des eigenen Klosters hatte dem der Konig oder sein dazu befugter Vertreter vorsass der Kanzler des Konigs also Stephan oder der Seneschall sein Bruder Anselm oder der Mundschenk der im Jahre darauf Gilbert von Garlande hiess Stephan von Garlande unterlag somit nicht mehr der Gerichtsbarkeit des gegnerischen Bischofs von Paris Abaelard kehrt daraufhin von Melun nach Paris zuruck Da an der Domschule keine Vorlesungen moglich sind beginnt er vermutlich mit Hilfe Stephans von Garlandes erneut Vorlesungen auf dem Genovevaberg Im Jahr 1113 war Stephan nicht nur Archidiakon von Notre Dame und Dekan von Sainte Genevieve durch Beforderung wurde er jetzt auch noch Dekan von Sainte Croix Saint Avit Saint Samson und Saint Aignan in Orleans und Kanoniker in Etampes Wilhelm von Champeaux verlor seinen politischen Einfluss und zog sich als Regularkanoniker nach Saint Victor zuruck hatte jedoch durch seine Verbindungen zu Bischof Galon Einfluss auf die Besetzung seines Dialektiklehrstuhls Der vormalige Dekan Hugo wurde Bischof von Laon starb jedoch schon nach kurzer Zeit In Laon befindet sich eine der gefeiertsten Theologieschulen von Europa Abaelard begibt sich dorthin und studiert bei Anselm einem beruhmten Fruhscholastiker kurze Zeit Theologie Moglicherweise hat der Tod Bischof Hugos seinen und Stephans Plan durchkreuzt die dortige Domschule zu ubernehmen In den beiden folgenden Jahren gewannen Stephan von Garlande und sein Clan weiter an Einfluss Abaelard nimmt jetzt Wilhelm von Champeaux endgultig seine wissenschaftliche Bedeutung Wilhelm gibt sein Lehramt auf ersteigt aber eine Sprosse in der Kirchenkarriere wenn auch weit entfernt Er wird Bischof von Chalons sur Marne Als im Jahr 1116 Bischof Galon starb weitete die Familie Garlande ihre Macht aus Gilbert wurde Nachfolger Galons jener Gilbert der als Kanzler des Kapitels Abaelard zum Leiter der logischen Studien gemacht hatte Archidiakon wurde Theobald der Notar ein enger Vertrauter Stephans von Garlande Abaelard ist auf dem Gipfel seines Ruhmes Er ist zwei Jahre lang Leiter des von ihm lange avisierten Dialektiklehrstuhls und liest auch Theologie Er lernt Heloisa kennen Es folgt das heimliche Verhaltnis die Entdeckung durch Fulbert die Flucht die heimliche Heirat und schliesslich die Entmannung Abaelards Im Jahr 1118 fiel Anselm von Garlande in einer Schlacht als Seneschall folgte sein Bruder Wilhelm Abaelard tritt nach seiner Genesung in Saint Denis als Monch ein und lehrt alsbald wieder Im Jahr 1120 wurde Stephan von Garlande bisher schon Kanzler der koniglichen Verwaltung und Archidiakon von Paris sowie Dekan von Sainte Genevieve nach dem Tod seines Bruders auch noch Seneschall von Frankreich Er war am Gipfel seiner Macht Durch seinen Rat wurde ganz Frankreich regiert quasi wie von einem Hausmeier so berichten die Annalen von Morigny 6 Ein Kleriker war somit Leiter der koniglichen Armee Die Familie Garlande besetzte drei der funf wichtigsten Amter des Konigreiches alle Gerichtsfunktionen des Reiches waren in ihrer Hand und an ihr vorbei konnte im Herzen Frankreichs auch keine kirchliche Entscheidung getroffen werden Abaelard flieht vor den Nachstellungen der Monche von Saint Denis nach Maisoncelles en Brie Im Jahr 1121 wird er auf dem Konzil von Soissons verurteilt aber rasch aus Klosterhaft entlassen Moglicherweise hat sich Stephan von Garlande fur ihn eingesetzt Im Jahr 1122 verhandelte Stephan von Garlande mit Abt Suger von Saint Denis wegen der Loslosung Abaelards aus Saint Denis Stephan wird das einzige Mal von Abaelard namentlich als Unterstutzer erwahnt Abaelard wird aus dem Klosterverband entlassen und grundet seine Schule am Paraklet Oratorium Abstieg unter Konig Ludwig VI 1127 1132 Bearbeiten Im Jahr 1127 hatte sich der Wind gedreht und es kam zum Bruch zwischen Seneschall Stephan von Garlande und seinem obersten Dienstherrn Konig Ludwig VI Offen zu Tage trat der schwelende Konflikt bereits im zeitigen Fruhjahr 1127 als Bischof Stephan von Senlis wegen der Affare mit Archidiakon Theobald noch in Rom weilte Gefolgsleute Stephans von Garlande griffen gewaltsam auf den Besitz der Abtei Saint Germain des Pres vor den Toren von Paris uber und Abt Gilduin von Saint Victor belegte in Stellvertretung des Pariser Bischofs nun Dekan Stephan von Garlande und den gesamten Genovefaberg mit dem Interdikt obwohl Stephan nach seinen eigenen Aussagen Genugtuung angeboten und sich durch einseitige Erklarung dem Schutz des Heiligen Stuhls unterstellt hatte Diese Aktion dokumentiert den erneuten ernsthaften Zugriffsversuch des Episkopats auf das Weltklerikerstift nach Jahrzehnten der Ruhe Er war nur moglich weil Stephan von Garlande soeben beim Konig in Ungnade gefallen war Wahrend der Konig sich in Flandern im Krieg befand hatte Stephan versucht durch Verheiratung seiner Nichte Agnes mit Amalrich III von Montfort das Seneschallat von Frankreich in eine Art von Erbhof zu verwandeln Deshalb erwuchs ihm plotzlich in Konigin Adelheid von Savoyen und dem koniglichen Vetter Rudolf von Vermandois eine gefahrliche Opposition am Hof Die Konigin die als Nichte des Papstes Kallixtus II dem Papsttum und der Kirchenreform anhing und in den Staatsgeschaften ein gewichtiges Wort mitzureden hatte hatte den Seneschall des Konigs schon lange zuvor argwohnisch beaugt Der Konig der Stephans Ratschlagen bis dahin immer vertraut hatte liess sich nun durch seine Gattin von dessen Anmassung und Gefahrlichkeit uberzeugen Stephan von Garlande und seine Familie wurden gesturzt Stephan verloir das Amt des Kanzlers und Seneschalls nur nicht das Archidiakonat Sein Bruder Gilbert verlor das Amt des Mundschenks Abt Suger von Saint Denis war auf der Hohe seiner Macht Wie im Vorjahr appellierte Dekan Stephan an seinen Vetter den Metropoliten von Sens Heinrich den Eber Dieser zitierte den Pariser Bischof Stephan von Senlis zum Himmelfahrtstag den 12 Mai 1127 nach Provins Doch dieser vermutete ein Komplott und weigerte sich ins Feindesland zu kommen Die Garlandes suchten die Hilfe des Hauses Montfort und Graf Theobalds II der Champagne Die Champagne wurde mit Krieg uberzogen der sich uber die Jahre 1128 und 1129 hinzog 7 Inzwischen ging der Riss auch quer durch die Reihen der franzosischen Bischofe Der Erzbischof von Tours Hildebert von Lavardin bezog offentlich zugunsten Stephans von Garlande Stellung Nach einigen Jahren Lehre am Paraklet fuhlt sich nun auch Abaelard in der Champagne zunehmend unsicher Er geht als Abt ins Kloster Saint Gildas en Rhuys in die Bretagne eventuell durch eine letzte Vermittlung Stephans von Garlande Aufstieg unter Konig Ludwig VI 1132 1137 Bearbeiten Mitten in der Auseinandersetzung wechselte Konig Ludwig VI ab dem Jahr 1130 die Fronten Da auf Dauer gegen die Hauser Garlande und Montfort in Frankreich nicht regiert werden konnte und Stephan von Garlande seinerseits ein Einlenken signalisierte und auf das Amt des Seneschalls verzichtete vollzog der Konig die nicht mehr erwartete Kehrtwendung und nahm Stephan wieder in seine Huld auf In die erfolgreichen Friedensverhandlungen waren Bernhard von Clairvaux und der papstliche Legat Bischof Gottfried von Chartres eingeschaltet Stephan wurde 1132 erneut Kanzler des Konigs Simon der Neffe Sugers musste auf dieses Amt verzichten Seneschall wurde Rudolf von Vermandois Wenngleich Stephan von Garlande das Amt des Kanzlers hatte zuruckgewinnen konnen so ging er insgesamt aus den Querelen geschwacht hervor Zwar blieb er in seinen geistlichen Amtern unbeschadet war also weiterhin Archidiakon von Brie in Paris und Dekan von Sainte Genevieve doch eine wesentliche Einflussnahme auf die Staatsgeschafte waren ihm durch den Verlust der militarischen Wurden nicht mehr moglich In dieser Zeit ubergibt Abaelard das Paraklet Oratorium Heloisa und ihren Nonnen Er ist haufiger von Saint Gildas abwesend Im Jahr 1133 liess Archidiakon Theobald der Notar den Prior von Saint Victor Thomas ermorden Dies geschah auf dem Boden Stephans von Garlande unweit seiner Burg Gournay sur Marne und moglicherweise mit seinem Gutheissen Erneut kam es zu Unruhen Bernhard von Clairvaux protestierte nun heftig gegen Stephan von Garlande in einem Brief an Suger von Saint Denis mittlerweile enger Berater des Konigs Ich frage Dich wer ist dieses Monstrum der Kleriker und Krieger zugleich zu sein scheint und keines von beiden ist Abaelard kehrt nach Paris zuruck und beginnt erneut auf der Montagne Sainte Genevieve zu lehren doch diesmal nicht unter dem Schutz Stephans von Garlande und nicht im Stift selbst wo dieser an Einfluss verfugt hatte sondern an der Kirche Saint Hilaire die zum Sakularkanonikersstift Saint Marcel gehort und moglicherweise unter der Leitung des Magisters Gilbert de la Porree steht eines Freundes und Gonners Abaelards Abaelard hat einen ungeheurem Zulauf von Schulern zieht sich damit aber die Feindschaft der konservativen Theologen erneut zu In einem Vergleich aus dem Jahr 1134 korrigierte der Konig die vorherige unrechtmassige Beschlagnahmung und Verwustung der Pariser Weingarten Stephans von Garlande Allerdings fielen diese nun nicht auf die Familie Garlande zuruck sondern auf den Dom von Paris Abstieg unter Konig Ludwig VII 1137 1141 Bearbeiten Im Jahr 1137 kam es zum vollstandigen Machtverlust Stephans beim Tod Konigs Ludwig VI Bereits kurz nach seinem Amtsantritt am 1 August 1137 vollzog der junge Ludwig VII einen fur sein Alter erstaunlich resoluten Richtungswechsel Die neue politische Doktrin entstand vermutlich unter dem Einfluss seiner angeheirateten aquitanischen Verwandtschaft Durch die Ehe mit Eleonore von Aquitanien einer Frau mit politischem Sachverstand hatte der franzosische Konig sein Legitimationsgebiet erheblich erweitert und war nun auch Herzog von Aquitanien Selbst wenn sein tatsachlicher Exekutivradius erheblich kleiner war so war damit der anglonormannischen Herrschaft die sich anschickte auf die Loire Grafschaften uberzugreifen ein bedeutsamer Widerpart entstanden Im selben Mass wie Ludwig nun das Haus Vermandois unterstutzte befreite er sich von den alten Seilschaften seines Vaters Binnen kurzer Zeit loste er sich aus dem Einfluss seiner Mutter Adelheid die sich resigniert in das von ihr gegrundete Stift auf dem Montmartre zuruckzog Auch fur die Mitglieder der Familie Garlande war nun am Hof endgultig kein Platz mehr Stephan von Garlande verlor das Kanzleramt und war damit samtlicher Ehrenstellungen am Hof entledigt Seine Bruder hatte er inzwischen alle verloren Obwohl er noch immer das Archidiakonat am Dom Notre Dame und das Dekanat von Sainte Genevieve innehatte war er nun in einer ahnlich isolierten Position wie der Bischof von Paris Doch Stephan hatte schon in den Jahren vor dem Regierungswechsel die Trendwende erkannt und betrieb nun vorsichtig den Ausgleich mit dem Bischof und Saint Victor Er stimmte beispielsweise dem Vertrag zu der seine vom Konig wahrend des Burgerkriegs verwusteten Weingarten ins Episkopalgut integrierte Das Totenbuch von Saint Victor bestatigte fur etwa denselben Zeitraum Stephans ausdruckliche Empfehlung dem Stift Saint Victor die Jahresertrage der Konigsabteien die sog Annalia zu uberschreiben Im Jahr 1135 erklarte sich Stephan auch mit einem Austausch von Leibeigenen den sog Serfs zwischen Sainte Genevieve und dem Dom von Paris einverstanden Annaherung an Bernhard von Clairvaux und die Kirchenorthodoxie 1137 1142 Bearbeiten Im Jahr 1141 war Stephan in Paris so machtlos geworden dass einige Bischofe der Francia ungestort gegen ihn bei Papst Innozenz II intrigierten wenn auch mit massigem Erfolg Am 10 Marz 1141 erliess Papst Innozenz II im Lateran eine Bulle in der er zur offentlichen Tadelung Stephans aufrief aber von einer Konfiszierung seiner Guter abriet De facto bedeutete dies einen Gnadenerlass Es gibt Hinweise dafur dass Bernhard von Clairvaux sich in dieser Zeit Stephan von Garlande den er fruher so harsch getadelt hat wieder annaherte denn auch er drohte seinen Einfluss beim Konig von Frankreich nun zu verlieren Eventuell setzte er sich bei dem genannten Antrag der Bischofe am Heiligen Stuhl fur Stephan ein denn das Urteil fiel unerwartet milde aus Schon zuvor um 1137 hatte Bernhard einen sehr versohnlichen Brief an Stephan geschrieben Dieser war kurz zuvor von schwerer Krankheit genesen In der Vermutung ihn jetzt in milder Stimmung anzutreffen bat Bernhard Stephan er solle mit eigenen Mitteln eine zisterziensische Neugrundung ermoglichen Was er Stephan als Gegenleistung anbot kann zwischen den Zeilen herausgelesen werden seine Huld und seine kunftige Unterstutzung 8 Eventuell erhoffte er sich dadurch dass Stephan bei dem Prozess gegen Abaelard nun seinen Einfluss in Sens nicht fur Abaelard geltend machen wurde Dies ware prinzipiell moglich gewesen denn Stephan war nicht nur Dompropst in Sens sondern auch der Vetter des Erzbischofs von Sens Heinrichs des Ebers In der Tat ist zu der Zeit als das Konzil zusammentritt am 25 Mai 1141 von einer Einflussnahme Stephans zugunsten Abaelards nichts mehr zu spuren Bernhard von Clairvaux und die Bischofe der Franzia sowie andere namhafte Theologen und geistliche Wurdentrager betreiben ungestort die Ausschaltung Abaelards auf dem Konzil Seine Lehrsatze und Bucher werden als Ketzerwerk verurteilt Abaelard stirbt im Jahr darauf am 21 April 1142 in Saint Marcel sur Saone einem Priorat von Cluny Kurz vor Abaelards Tod ist ein personliches Treffen zwischen Bernhard von Clairvaux und Stephan von Garlande bezeugt Nach seiner beruhmten Predigt De conversione vor den Schulleuten von Paris besuchte Bernhard Archidiakon Stephan und erlitt einen seelischen Zusammenbruch in dessen Oratorium Saint Aignan 9 In dieser Kapelle haben mehr als zwei Dekaden zuvor Heloisa und Peter Abaelard geheiratet der uber 70jahrige Stephan von Garlande hat sie inzwischen dem Dom uberschrieben Dass sich Bernhard und Stephan nach der Ausschaltung Peter Abaelards weiter annaherten erklart sich gut durch die chaotischen Zustande die inzwischen durch den Krieg mit der Champagne auch in der Krondomane herrschten und die Notwendigkeit neuer Koalitionen Letzte Jahre 1142 1147 Bearbeiten Die letzte Urkunde im Cartulaire Generale de Paris in der Stephan von Garlande als Dekan von Sainte Genevieve in Erscheinung tritt datiert aus dem Jahr 1140 Danach scheint er fur sein Stift nicht mehr entscheidend in Aktion getreten zu sein Seine Laufbahn als Archidiakon von Paris lasst sich allerdings uber einen deutlich langeren Zeitraum verfolgen In einer Charta die um 1140 abgefasst und wahrscheinlich von Heloisas Onkel Fulbert kurz vor seinem Tod mitunterfertigt wurde ist erwahnt dass Archidiakon Stephan zwei weitere Schenkungen an Saint Victor bewilligte Eine datierte Urkunde von 1145 tragt Stephans Unterschrift in seiner Eigenschaft als Archidiakon eine zweite durfte etwa zur selben Zeit verfasst worden sein Zwei weitere Urkunden aus dem Jahr 1146 sind die letzten von Stephan signierten Urkunden Eine von ihnen stellt Stephans Testament zugunsten des Doms von Paris dar Schon Jahr 1108 hatte er sein Haus im Cloitre dem Domkapitel uberschrieben und seinen Anniversartag organisiert Um 1120 hatte er mit Bischof Girbert die weitere Verwendung seiner Hauskapelle Saint Aignan durch Schaffung zweier Halbpfrunden geregelt und den dort tatigen Priestern sein Haus und seine Weingarten auf dem Genovefaberg und bei Ivry vermacht Als Lohn fur seinen auf Ausgleich bedachten Kurs der letzten Jahre erhielt Stephan das Plazet dass sein Neffe Manasses de Garlande zum Bischof von Orleans gewahlt wurde 1146 Eine letzte Urkunde erwahnt Stephan von Garlande im Jahr 1147 sie belegt die Versohnung des bereits schwerkranken vom nahen Tod gezeichneten Mannes divino spiritu afflatus mit dem Papsttum und der Kirchenorthodoxie Wider Erwarten zeichnete hier nicht Bischof Theobald von Paris sondern Kardinalbischof Alberich von Ostia ein ehemaliger Kluniazenser der als papstlicher Legat in Frankreich weilte Sie bestatigt die fruheren Schenkungen Stephans unter den Bischofen Stephan und Girbert Hauser Weingarten und Buschland Jeder der sich kunftig daran bereichern will wird vom Legaten mit dem papstlichen Anathem bedroht Da Kardinalbischof Alberich von Ostia erstmals im April 1145 als Legat in Paris weilte wird die Urkunde von W Janssen auf das Jahr 1145 umdatiert Wahrscheinlich entstand sie jedoch spater weil Stephan in der Urkunde bereits als todlich erkrankt beschrieben wird andererseits noch im Jahr 1146 als Archidiakon aktiv tatig und deshalb offensichtlich gesund war Deshalb muss man dieses Testament Stephans auf das Jahr 1147 datieren anlasslich des Osterkonsistoriums in Paris als Papst Eugen III mit dem Kardinalskollegium in einer ersten Anhorung den Ketzerprozess Gilberts Porreta verhandelte und Alberich von Ostia anwesend war Demnach ist Stephan von Garlande nach einem rasanten von Hohen und Tiefen gepragten Leben spatestens am 2 Juni 1147 verstorben Sein letzter Ruheort ist unbekannt Wahrscheinlich ist er in der besagten Kapelle Saint Aignan im Cloitre von Notre Dame bestattet worden in dem Oratorium welches er einst seiner Familie als Mausoleum errichtet hat Reminiszenz BearbeitenDie weltberuhmte Kathedrale Notre Dame von Paris die in den Jahren 1169 bis 1300 errichtet wurde tragt am rechten Nebenportal der Hauptfassade dem so genannten Annenportal noch einige Bauteile der Vorgangerkirche Saint Etienne aus dem 6 Jahrhundert Dieses Portal wird noch mit dem potentiellen Spender Stephan von Garlande verbunden Es tragt den Namen Le portail d Etienne de Garlande Die Rue Galande im Quartier de la Sorbonne des 5 Arrondissements in Paris erinnert an die Stelle in der einst der ummauerte Weingarten Stephans der Clos de Garlande lag der im Stadtkrieg mit dem Bischof von Paris und Konig Ludwig VI im Jahr 1127 zerstort wurde Literatur BearbeitenRobert Henri Bautier Paris au temps d Abelard In Jean Jolivet Hrsg Abelard en son temps Actes du colloque international 1979 Editions Belles Lettres Paris 1981 S 53 77 ISBN 2 251 34302 4 Abaelard Historia Calamitatum In Eric Hicks Hrsg La vie et les epistres Pierres Abaelart et Heloys sa fame Champion Paris 1991 ISBN 2 05 101173 7 Werner Robl Das Konzil von Sens 1141 und seine Folgen Der Ketzerprozess gegen Peter Abaelard im Spiegel der Zeitgeschichte Neustadt 2003 Kap Namensvettern Stephan von Garlande und Stephan von Senlis S 71 80 und Kap Kurswechsel Die spaten Jahre des Stephan von Garlande S 96 101 online Memento vom 7 September 2011 im Internet Archive Eric Bournazel Le gouvernement capetien au XIIe siecle 1108 1180 Structures sociales et mutations institutionelles PUF Paris 1975 S 35 40 Jean Dufour Garlande In Lexikon des Mittelalters Bd 4 Sp 1118 1119 Rolf Grosse Saint Denis zwischen Adel und Konig Die Zeit vor Suger 1053 1122 Beihefte der Francia 57 Thorbecke Stuttgart 2002 ISBN 3 7995 7451 4 S 168 Online Weblinks BearbeitenLa chapelle Saint Aignan in Paris franzosisch Kurzbiografie Memento vom 16 Januar 2010 im Internet Archive abaelard deEinzelnachweise Bearbeiten Eric Bournazel Le gouvernement capetien au XIIe siecle 1108 1180 Structures sociales et mutations institutionelles PUF Paris 1975 S 35 40 Jean Dufour Garlande In Lexikon des Mittelalters Bd 4 Sp 1118 1119 Rolf Grosse Saint Denis zwischen Adel und Konig Die Zeit vor Suger 1053 1122 Beihefte der Francia 57 Thorbecke Stuttgart 2002 ISBN 3 7995 7451 4 S 168 Online Robert Henri Bautier Paris au temps d Abelard In Jean Jolivet Hrsg Abelard en son temps Actes du colloque international 1979 Editions Belles Lettres Paris 1981 S 53 77 ISBN 2 251 34302 4 Ivo von Chartres Brief an Papst Paschalis II in PL 162 Sp 167 168 auch in RHF 15 S 110 111 Chronik von Morigny ed L Mirot Paris 1912 S 34 und 42 43 Chronik von Morigny ed L Mirot Paris 1912 S 43 Brief 512 SBO ed J Leclercq H Rochais Bd 8 S 471 auch in Bernhard von Clairvaux Samtliche Werke ed G Winkler Bd 3 Innsbruck 1992 S 960 961 Vgl Herbert von Torres De miraculis liber secundus in P F Chifflet Sancti Bernardi Clarevallensis abbatis genus illustre assertum Dijon 1660 pp 279 281 hier zitiert nach PL 185 Sp 1326 1327Normdaten Person GND 1021696986 lobid OGND AKS VIAF 244377040 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stephan von GarlandeALTERNATIVNAMEN Etienne de Garlande Stephanus de Garlanda Stephan von GarlandKURZBESCHREIBUNG franzosischer PolitikerGEBURTSDATUM um 1070STERBEDATUM vor 2 Juni 1147STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stephan von Garlande amp oldid 228810771