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Lubiniezky ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum Mondkrater siehe Lubiniezky Mondkrater Stanislaw Lubieniecki auch Lubieniecius de Lubienietz Lubiniezky Lubienietzki u a 23 August 1623 in Rakow 18 Mai 1675 in Hamburg war ein polnischer Theologe Historiker Astronom und bedeutender Vertreter des Sozinianismus bzw der unitarischen Kirche der Polnischen Bruder Stanislaw Lubieniecki Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 In Polen 1 2 Im Exil 2 Ehrungen 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenIn Polen Bearbeiten Stanislaw Lubieniecki wurde am 23 August 1623 in Rakow in der Woiwodschaft Krakow im Gebiet der Polnischen Krone aus einer adligen Familie geboren Lubienieckis Vater Krzysztof war der Vorstand der unitarischen Gemeinde in seinem Wohnort Lubieniecki erhielt eine umfassende Ausbildung durch seinen Vater zunachst an der Rakower Akademie 1 bis sowohl der Ort als auch die Akademie wahrend des Dreissigjahrigen Krieges 1638 weitgehend zerstort wurden Danach unterrichtete ihn sein Vater selbst und nahm ihn mit auf haufige Reisen zu den polnischen Reichstagen und Versammlungen der polnischen Aristokratie Wahrend eines zweijahrigen Aufenthalts in Thorn nahm er auch 1645 als ein Vertreter der Polnischen Bruder am Thorner Religionsgesprach teil bei dem eine Aussohnung der verschiedenen Religionen angestrebt wurde und zeichnete einen Bericht daruber auf Er unternahm als Hauslehrer des jungen Grafen Stefan von Niemierycz Auslandsreisen nach Frankreich und den Niederlanden wo er die Wertschatzung vieler Gelehrter gewann mit denen er uber religiose Themen diskutierte und mit denen er auch spater noch intensiv korrespondierte Nach dem Tod seines Vaters 1648 kehrte er 1650 nach Polen zuruck Er heiratete 1652 Sophia Brozijski zwei Sohne hiessen Theodor Bogdan 1653 und Christoffel 1659 2 Er wurde zunachst Hilfsprediger in Thorn und wurde wegen seiner Klugheit und Gelehrsamkeit bald danach zum Pfarrer in Czarkow berufen Im Jahr 1655 brach der Zweite Nordische Krieg zwischen Polen und Schweden aus die Invasion der Schweden zwang ihn die Stadt zu verlassen und sich mit seiner Familie in das von den Schweden besetzte Krakau zuruckzuziehen wo er freie Religionsausubung durch den schwedischen Konig Karl X Gustav errang Polen wurde besiegt und verwustet Als Krakau im Jahr 1657 wieder unter polnische Herrschaft kam folgte er den schwedischen Truppen mit zwei anderen Sozinianern um vom Konig zu erbitten dass die Unitarier die sich unter dessen Schutz begeben hatten in die Generalamnestie einbezogen wurden die nach dem Friedensvertrag mit Polen beschlossen werden sollte Lubieniecki kam am 7 Oktober 1657 in Wolgast an und wurde dort sehr freundlich vom schwedischen Konig empfangen Er schloss enge Freundschaften mit einigen schwedischen Edelmannern obwohl die anderen Geistlichen dies zu verhindern suchten und konnte seiner eigenen Religion mehrfach Geltung verschaffen Bei der Belagerung von Stettin 1659 durch die osterreichischen und brandenburgischen Truppen war er in Elbing seine Familie war jedoch in Stettin eingeschlossen Der schwedische Graf Schlippenbach versprach die sozinianische Religion anzunehmen wenn Lubieniecki durch seine Gebete die Aufhebung der Belagerung erreichen wurde Durch sein privates Interesse beflugelt und in der Hoffnung eine illustre Person zu seiner Religion zu bekehren fastete und betete er drei Wochen lang und kehrte dann mit der Botschaft zu dem Grafen zuruck dass die Stadt nicht eingenommen wurde Alle hielten ihn fur verruckt aber nach sechs Tagen kam die Nachricht aus Stettin dass die Belagerung aufgehoben wurde Als man den Grafen an sein Versprechen erinnerte antwortete er dass er Gott uber die Richtigkeit dieser Entscheidung befragt habe und dass er im Augsburger Bekenntnis bestatigt worden sei Wahrend der Aushandlung des Friedensvertrages ging Lubieniecki nach Oliva musste aber dort die Demutigung erleben dass die Unitarier von der Amnestie ausgeschlossen wurden die allen anderen Abweichlern von der katholischen Religion gewahrt wurde Als Karl X Gustav 1660 starb war Lubienieckis Stellung stark geschwacht Die Unitarier wurden von den anderen Glaubensgemeinschaften in Polen beschuldigt mit der schwedischen Armee kollaboriert zu haben und wurden mit diesem Vorwand vertrieben Auch Lubieniecki wurde Verrat vorgeworfen da er aktiv an den Friedensverhandlungen mit Schweden beteiligt gewesen war Im Exil Bearbeiten Ohne Hoffnung nach Polen zuruckkehren zu konnen fluchtete er nach Kopenhagen wo er am 28 November 1660 ankam und vom danischen Konig Friedrich III ein Asyl zu erbitten suchte wohin sich seine verbannten Glaubensbruder zuruckziehen konnten Er wurde zunachst gunstig aufgenommen da er durch seine Brieffreundschaften mit vielen wichtigen Personlichkeiten fur den Hof als Quelle von Neuigkeiten aus fremden Landern interessant war Er erhielt eine jahrliche Pension um die Korrespondenz die er erhielt fur den Konig abzuschreiben Der Konig sagte ihm in einem privaten Gesprach dass alles was er ihm in der Sache der Unitarier zugestehen konne eine Duldung ihrer Ansiedlung in Altona ware Als der Konig ihn privat einbestellte um religiose Themen mit ihm zu diskutieren wurde der Argwohn der lutherischen Geistlichen geweckt die befurchteten dass der Konig zum Unitarismus ubertreten konnte Durch ihren Einfluss und ohne Zusage fur ein Asyl fur seine unitarischen Glaubensbruder wurde Lubieniecki gezwungen zunachst nach Stettin zuruckzukehren wo er alles in seiner Macht Stehende tat um Begunstigungen fur seine Glaubensgemeinschaft zu erreichen Aber seine Gegner verfolgten ihn ohne Unterlass so dass er nach Hamburg fliehen musste wohin er 1662 auch seine Familie nachkommen liess Dort suchte er sein Auskommen als politischer Korrespondent indem er die Kontakte zu seinen Freunden hin zu einem Nachrichtendienst politischer theologischer und astronomischer Inhalte systematisierte und versuchte als Schriftsteller und Theologe seinen Glauben zu leben Er besuchte auch Friedrichstadt wo er 1662 vom Magistrat der Stadt die Zusage erhielt dass den verbannten polnischen Unitariern der Aufenthalt und die private Ausubung ihrer Religion in dieser Stadt gestattet wurde Lubieniecki informierte seine Bruder und unternahm alle Muhen einschliesslich hoher Aufwendungen aus eigener Tasche um sie dort anzusiedeln Sie konnten diese Gunst aber nicht lange geniessen denn auf Betreiben des lutherischen Superintendenten und Hofkaplans John Reinboth wurden sie 18 Monate spater von Christian Albrecht dem Herzog von Schleswig Holstein Gottorf wieder von dort verbannt Auch eine Zusage des Kurfursten von der Pfalz Karl I Ludwig aus Mannheim wurde auf Betreiben des Theologen Johann Ludwig Fabricius aus Heidelberg wieder zuruckgezogen 3 nbsp Titelseite von Lubienieckis Theatrum Cometicum Als im Jahr 1664 der Grosse Komet C 1664 W1 uber Hamburg erschien beobachtete ihn Lubieniecki von seinem Hause aus Er korrespondierte uber dieses Phanomen mit Petrus van Brussel Ismael Boulliau in Paris und Henry Oldenburg in London Lubieniecki stellte von 1666 bis 1668 seine eigenen Beobachtungen und die der anderen Astronomen in dem dreiteiligen Werk Theatrum Cometicum zusammen Der erste Teil enthalt seine Korrespondenz uber die Kometen aus den Jahren 1664 und 1665 mit den grossen europaischen Gelehrten darunter Henry Oldenburg Johannes Hevelius und Athanasius Kircher zusammen mit deren Beobachtungen auf kunstvollen Kupferstichen festgehalten 4 der zweite Teil enthalt eine ausfuhrliche illustrierte Anthologie von 415 Kometen von der Sintflut bis 1665 der dritte Band behandelt die astrologische Bedeutung der Kometen zusammen mit der Kritik der Gelehrten und seinen eigenen Antworten darauf 5 Lubieniecki stellte den Stern von Betlehem als Kometen dar und sah den Grossen Brand von London als gottliche Strafe angekundigt durch den Kometen von 1664 6 Um den Druck des Buches zu uberwachen unternahm er sogar eine Reise in die Niederlande Er hatte jedoch nur einen geringen kommerziellen Erfolg damit Wenn er auch in Hamburg nicht ohne geistigen Einfluss blieb er nahm in der Zeit an drei Konferenzen uber religiose Themen mit Christina von Schweden teil so fand er dort aber nicht lange Ruhe Insbesondere seine lebhafte paneuropaische und interkonfessionelle Korrespondenz hatte in Hamburg den Anschein erweckt er sei mit diplomatischem Auftrag Danemarks betraut Als dies jedoch vom danischen Hof nicht bestatigt wurde konnten seine Gegner ihn wieder schmahen als Gotteslasterer und Haretiker denunzieren und ihn vom Senat aus Hamburg vertreiben lassen Er begab sich wieder unter den Schutz des danischen Konigs und zog 1668 in die danische Nachbarstadt Altona um wo er einige Jahre unbehelligt lebte Er machte 1674 noch einen weiteren Versuch sich wieder in Hamburg niederzulassen weil er dort bessere Moglichkeiten fur seine Korrespondenzen sah und weil seine Freunde vermuteten dass sich seine Gegner inzwischen beruhigt hatten Jedoch erwirkten seine Feinde insbesondere der Theologe L Edzard umgehend wieder seine Ausweisung durch den Magistrat nachdem er ihn als Ketzer erklarte und offentlich gegen ihn predigte so dass Lubieniecki sich nicht mehr ohne Gefahr auf die Strasse begeben konnte Doch bevor er der Verbannung Folge leisten konnte wurden er und seine ganze Familie dort Opfer einer Vergiftung der seine beiden Tochter und zwei Tage spater er selbst am 18 Mai 1675 erlagen seine Frau uberlebte 7 Die Umstande dieses Vorfalls wurden nie geklart Edzard schob die ganze Schuld zwar auf eine Unachtsamkeit seiner Dienerschaft bei der Essenszubereitung aber ein anderer lutherischer Schreiber bekannte dass Lubieniecki von seiner Hausangestellten vergiftet wurde weil sie durch eine boshafte Person dazu angestiftet worden sei Andere Vermutungen gehen auch in die Richtung Ergotismus was damals haufig vorkam Lubieniecki wurde gegen den Widerstand der lutherischen Geistlichen in Altona begraben Zum Zeitpunkt seines Todes arbeitete er an seinem Werk Historia reformationis Polonicae uber den Aufstieg und den Verlauf der Reformation in Polen das er nicht mehr beenden konnte und das erst 1685 posthum herausgegeben wurde Er war auch der Autor zahlreicher anderer Traktate 8 9 Ehrungen BearbeitenDer Mondkrater Lubiniezky wurde 1935 von der IAU offiziell nach ihm benannt Werke BearbeitenStanislai de Lubienietz Lubieniecii Rolitsii Theatrum cometicum duabus partibus constans quarum altera frequenti senatu philosophico conspicua cometas anni 1664 et 1665 Amsterdam 1668 1 Historia reformationis Polonicae in qua tum reformatorum tum antitrinitariorum origo et progressus in Polonia et finitimis provinciis narrantur Authore Stanislao Lubieniecio equite Polono Freistadt 1685 Literatur BearbeitenKai Eduard Jordt Jorgensen Stanislaw Lubieniecki zum Weg des Unitarismus von Ost nach West im 17 Jahrhundert Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1968 DNB 457101113 Maike Sach Glaubensfluchtling Nachrichtenagent und Wissenschaftskommunikator Der Sozinianer Stanislaw Lubieniecki im norddeutschen Exil In Kestutis Daugirdas u a Hrsg Gegeneinander glauben miteinander forschen Paradigmenwechsel fruhneuzeitlicher Wissenschaftskulturen Vandenhoeck amp Ruprecht 2022 Veroffentlichungen des Instituts fur Europaische Geschichte Mainz Beiheft 134 ISBN 978 3 525 56859 0 S 147 176 Weblinks BearbeitenArtikel uber Lubieniecki franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Jerzy Jan Lerski Historical Dictionary of Poland 966 1945 Greenwood Publishing Group Westport 1996 ISBN 0 313 26007 9 S 313 M J Bok H Nijboer Hrsg Universiteit van Amsterdam Ecartico Abgerufen am 9 Juli 2014 Johann Lorenz von Mosheim Institutes of Ecclesiastical History Ancient and Modern Bd 4 Modern period Mit Erganzungen herausgegeben von Henry Saomes Brown Green and Longmans London 1841 S 372 373 The Comet Book bibliodyssey blogspot de abgerufen am 8 November 2019 englisch Michal Choptiany The theater of cosmic and human history Abgerufen am 14 Juli 2014 englisch Ch A Pflicht Thomas Hockey Hrsg Bibliographical Encyclopedia of Astronomers Springer New York 2007 ISBN 978 0 387 31022 0 S 715 J H Voigt Stanislaw Lubieniecki Vom weltpolitischen Nachrichtendienst zum Kometen Theater Abgerufen am 8 Juli 2014 J P Bernard Th Birch J Lockman et al A General Dictionary Hiſtorical and Critical Vol VII London 1738 S 202 206 John Lempriere Universal Biography containing a copious Account critical and historical of the Life and Character Labors and Actions of Eminent Persons in all Ages and Countries Conditions and Professions New York 1810 Normdaten Person GND 119357100 lobid OGND AKS LCCN n85049103 VIAF 22346871 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lubieniecki StanislawALTERNATIVNAMEN Lubieniecius de Lubienietz Lubiniezky Lubienietzki StanislausKURZBESCHREIBUNG polnischer Historiker Astronom und Vertreter des SozinianismusGEBURTSDATUM 23 August 1623GEBURTSORT Rakow PolenSTERBEDATUM 18 Mai 1675STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stanislaw Lubieniecki amp oldid 222735642