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Das Dusseldorfer Stadthaus liegt in der Dusseldorfer Altstadt an der Muhlenstrasse Im Osten wird es durch St Andreas begrenzt im Suden durch die Andreasstrasse und im Westen durch die Mertensgasse Das Stadthaus wie es vor allem nach 1945 genannt wurde hat eine bewegte Bau und Nutzungsgeschichte hinter sich die wiederum eng mit der Geschichte der Stadt Dusseldorf verknupft ist So wurde das Haus im Laufe der Jahrhunderte als Kloster Schule Sternwarte Regierungs und Verwaltungsgebaude Polizeiprasidium und NS Gedenkstatte genutzt Blick vom Muhlenplatz Rechtes Gebaude N ehemaliges Jesuiten Gymnasium heute Stadthaus Muhlenstrasse In der Bildmitte die Andreaskirche K Gebaude im unmittelbaren Umfeld der Akademie um 1800Muhlenstrasse 31 1625 Baubeginn Jesuitenkolleg 1710 1805 Jesuitengymnasium 1784 Kurfurstliche Kanzelei 1806 1813 Regierungssitz des Grossherzogtums Berg unter Napoleon 1815 Preussische Regierungskanzlei dann Altes Stadthaus 2009 2014 Umbau zum HotelBlick vom Botanischen Garten im Hofgarten auf die Bebauung an Muhlenstrasse und Friedrichsplatz heute Grabbeplatz Das heutige Stadthaus ist das Haus mit dem weissen Giebel und dem dunklen rechteckigen Dachreiter der Sternwarte des Astrologen Johann Friedrich Benzenberg Gouache von Johann Heinrich Weiermann fruhes 19 Jahrhundert Ansicht vom Hofgarten 1838Das Stadthaus 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Kloster und Regierungssitz 2 Unmittelbare Nachbarschaft 3 Polizeiprasidium und NS Behorden 4 Geschichte nach 1945 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKloster und Regierungssitz BearbeitenDas ursprungliche Gebaude ist in drei Bauphasen seit dem Ende des 17 Jahrhunderts errichtet worden Erbaut wurden die meisten Gebaude durch den seit 1619 in Dusseldorf wirkenden Jesuitenorden der dort 1622 bis 1629 ein Kloster und das Dusseldorfer Jesuiten Gymnasium unterhielt Der heute sichtbare Gebaudetrakt der zur Muhlenstrasse weist ist ab etwa 1710 entstanden Das Gebaude schloss unmittelbar an die Andreaskirche an Im Obergeschoss des Klosters wurde auch eine Sternwarte errichtet die zunachst von dem Jesuitenpater Ferdinand Orban 1655 1732 und dann von dem Astronomen Johann Friedrich Benzenberg genutzt wurde Bis etwa 1953 blieb sie erhalten Nach der Nutzung als Jesuitenkloster und kolleg diente das Gebaude weiterhin als Schule In dem Schulgebaude lag auch die aula academica die durch die Rechtsakademie Dusseldorf als Lehrraum genutzt wurde Bei der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 ging das Anwesen in staatlichen Besitz uber und wurde ab 1784 1 als Kurfurstliche Kanzlei in Erganzung zum gegenuber liegenden Statthalterpalais siehe unten genutzt Von 1806 bis 1813 diente es anschliessend als Regierungssitz des Grossherzogtums Berg Im Jahr 1823 wurde die Fassade an der Andreasstrasse 4 6 und 8 nach Planen des preussischen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel klassizistisch umgestaltet 1824 zog nach Grundung der preussischen Rheinprovinz die Konigliche Regierung Dusseldorf ein die mehrfach wieder auszog und Gebaudeteile vermietete oder verkaufte am Ende des 19 Jahrhunderts das Gebaude jedoch wieder voll nutzte Das Haus war also mit Unterbrechungen zwischen 1824 und 1911 Sitz des Regierungsprasidenten In den Jahren 1889 91 und 1901 02 kamen weitere Gebaudeteile an der Westseite hinzu Zu dieser Zeit wurden die Gebaude an der Muhlenstrasse 29 bis 31 sodann nach Entwurfen von Baurat Bongard und Regierungsbaumeister Kochs gestaltet Die Regierung zog erst 1911 aus dem Gebaude aus und bezog das heutige zwischen 1907 und 1911 errichtete Gebaude der Bezirksregierung an der Cecilienallee das uber sehr viel grossere Raumkapazitaten verfugte Die Stadt Dusseldorf ubernahm daraufhin das Gebaude vom Staat Durch die Anbauten verfugte das Stadthaus nun uber insgesamt drei Innenhofe Unmittelbare Nachbarschaft BearbeitenGegenuber dem Gebaude befanden sich der herzogliche Marstall und das alte Opernhaus Beide Gebaude waren zur Mitte des 18 Jahrhunderts baufallig geworden Der julich bergische Statthalter Johann Franz von Goltstein liess an gleicher Stelle 1764 bis 1768 von Hofbaumeister Ignatius Kees ein reprasentatives Statthalterpalais errichten das als Privatpalais des Statthalters direkt in Verbindung zum Stadthaus gegenuberstand In der preussischen Zeit gehorte das Palais dem Staat Zwischen 1843 und 1851 tagte hier der Provinziallandtag der preussischen Rheinprovinz bevor dieser zum Dusseldorfer Schloss umzug Hier wurde am 13 Juli 1843 von den Deputierten der 7 Tagung unter anderem die vollstandige Emanzipation der Juden im Rheinland gefordert und eine entsprechende Resolution verabschiedet 2 Das alte Palais wurde 1912 bis auf die Frontfassade abgerissen der Mittelrisalit wurde erhalten und versetzt Das Amts und Landgericht wurde hier ab 1913 erbaut und bis Marz 2010 als Gerichtsgebaude genutzt Im Innenhof des Gerichts ist die alte Fassade des Statthalterpalais wieder aufgebaut worden Im naheren nachbarschaftlichen Umfeld des Stadthauses befinden sich die Andreaskirche das Dominikanerkloster das traditionelle Restaurant und Weinhaus Tante Anna seit 1820 welches vormals Standort der Haus und Krankenkapelle des ehemaligen Jesuitenklosters war sowie das Haus Arche Noah Mertengasse 1 das Simon van Geldern einem Onkel von Heinrich Heine gehort hat Polizeiprasidium und NS Behorden BearbeitenIm Stadthaus war nach dem Ersten Weltkrieg auch die kommunale Polizei Dusseldorfs Stadtpolizeiamt untergebracht die am 1 Juli 1926 durch das preussische Innenministerium verstaatlicht wurde und hier ihr Polizeiprasidium unter der Leitung von Hans Langels einrichtete Muhlenstrasse 29 31 Dort gab es Verwaltungsraume Haftzellen eine kriminal und spurentechnische Untersuchungsabteilung sowie ein kleines Kriminalmuseum das der Offentlichkeitsarbeit diente Im grossen Innenhof Westseite waren Fahrzeuge fur Streifen und Uberfallkommandos untergebracht Zu den spektakularsten Fallen der Dusseldorfer Polizei gehorten 1929 30 die Serienmorde des Peter Kurten Das Stadthaus war wahrend der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten 1933 34 Schauplatz von Massenverhaftungen und politischer wie personeller Umbruche 3 Die erste Gleichschaltung der staatlichen Polizei in Dusseldorf und Umgebung wurde zentral von hier aus gesteuert Langels wurde beurlaubt und der SS Fuhrer Fritz Weitzel zum neuen Polizeiprasidenten ernannt Ab Ende April entstand hier auch die Staatspolizeistelle Gestapo des Regierungsbezirks Dusseldorf die spatere Staatspolizeileitstelle Dusseldorf Zahlreiche politische Gegner wurden in den Raumen des Stadthauses verhort und misshandelt wovon beispielsweise der Schauspieler Wolfgang Langhoff in seinem Buch Die Moorsoldaten berichtet nbsp WK2 Luftschutzbunker in der Mahn und Gedenkstatte in DusseldorfDas Polizeiprasidium zog bis April 1934 aus dem Stadthaus aus und zog in den Neubau am Mackensenplatz Jurgensplatz Die 20 SS Standarte die Heeresstandortverwaltung und das Wehrbezirkskommando bezogen nach und nach die leer stehenden Buros des Stadthauses Auch einige stadtische Behorden wie das Amt fur Statistik und Wahlen das Liegenschaftsamt das Stadtpolizeiamt und das Zentralarbeiteramt kamen nun in dem Gebaudekomplex unter Alle diese Institutionen waren jeweils in ihrem Tatigkeitsbereich auch mehr oder weniger an der Verfolgung von politischen Gegnern so genannten Asozialen den Juden in Dusseldorf Sinti und Roma Homosexuellen Zwangsarbeitern psychisch Kranken und angeblichen Deserteuren beteiligt Im Keller wurden bei Kriegsbeginn offentliche Luftschutzraume errichtet die heute noch im Originalzustand erhalten sind Geschichte nach 1945 BearbeitenNach der Befreiung Dusseldorfs im April 1945 wurde das Gebaude vom Oberstadtdirektor und von stadtischen Beigeordneten sowie erneut von kommunalen Amtern bezogen Die Bezeichnung Stadthaus setzte sich vermehrt durch um dieses Verwaltungsgebaude begrifflich vom Rathaus abzugrenzen Ab 1946 tagte der Hauptausschuss fur die Entnazifizierung des Stadtkreises Dusseldorf im Wappensaal des Stadthauses Zu den Amtern der Stadtverwaltung zahlten unter anderem das Standes oder das Sozialamt Manche Behorden verblieben bis Ende 2009 im Stadthaus Am 1 April 1985 stellte die Landeshauptstadt Dusseldorf das Stadthaus unter Denkmalschutz 4 Am 17 September 1987 wurde im westlichen Erdgeschoss auf Initiative Dusseldorfer Burger die Mahn und Gedenkstatte Dusseldorf eroffnet die mit Ausstellungen und Veranstaltungen Forschungs und Bildungsarbeit an die Zeit des Nationalsozialismus erinnert und allen Opfern der NS Diktatur gewidmet ist Das Gebaude wurde zum 1 Oktober 2009 von der Stadt an die Derag Deutsche Realbesitz AG verkauft die das Stadthaus zu einem Hotel ausgebaut hat 5 6 Die Mahn und Gedenkstatte die seit Februar 2011 umbaubedingt geschlossen hatte wurde erweitert sowie grundlegend renoviert und modernisiert und am 16 Mai 2015 wiedereroffnet 7 8 Die bisherige Dauerausstellung Verfolgung und Widerstand in Dusseldorf 1933 1945 wurde durch eine neue standige Ausstellung ersetzt Das Thema Dusseldorfer Kinder und Jugendliche im Nationalsozialismus 9 Literatur BearbeitenBastian Fleermann Peter Henkel Frank Sparing Das Dusseldorfer Stadthaus Jesuitenkloster Polizeiprasidium Gedenkstatte und Hotel De Medici an der Muhlenstrasse Kleine Schriftenreihe der Mahn und Gedenkstatte Dusseldorf Bd 4 Droste Verlag Dusseldorf 2014 ISBN 978 3 7700 1532 0 Die vier letzten Jesuiten Dusseldorfs vier Lebensbilder eine historische Studie Deiters Dusseldorf 1891 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Architekten und Ingenieur Verein zu Dusseldorf Hrsg Dusseldorf und seine Bauten Verlag L Schwann Dusseldorf 1904 S 172 f Bastian Fleermann Frank Sparing Astrid Wolters Vom Ort des Terrors zur Gedenkstatte Zur Geschichte des Dusseldorfer Stadthauses in Gedenkstattenrundbrief Bd 155 2010 S 18 25 Weblinks BearbeitenGeschichte Vom Ort des Terrors zur Gedenkstatte Planungen Sanierung und Umbau eines Baudenkmals zu einem Hotel in der Dusseldorfer Altstadt Hotelbau Stadthaus wird bald HotelEinzelnachweise Bearbeiten Regierungsgebaude J F Wilhelmi Panorama von Dusseldorf und seinen Umgebungen J H C Schreiner sche Buchhandlung Dusseldorf 1828 S 80 Bastian Fleermann Marginalisierung und Emanzipation Judische Alltagskultur im Herzogtum Berg 1779 1847 Bergische Forschungen 30 Neustadt Aisch 2007 S 143 Fleermann Bastian nachsetzen bis zur Vernichtung Verhaftungswelle und Gewalt gegen politische Gegner im Fruhjahr 1933 in Dusseldorf in Engelbrecht Jorg Frank Simone Krumm Christian u a Hrsg Rhein Maas Studien zur Geschichte Sprache und Kultur Hg vom Institut fur Niederrheinische Kulturgeschichte und Regionalentwicklung Bd 1 2010 S 167 198 Eintrag in der Denkmalliste der Landeshauptstadt Dusseldorf beim Institut fur Denkmalschutz und Denkmalpflege Stadthaus Baustelle geschickt verhullt Memento vom 30 April 2011 im Internet Archive in rp online Living Hotel De Medici Ihr Luxushotel in Dusseldorf Abgerufen am 25 September 2020 Mahn und Gedenkstatte ist gerettet in rp online Forderkreis der Mahn und Gedenkstatte Dusseldorf e V am Samstag 16 Mai 2015 von 14 bis 19 Uhr offnet die Mahn und Gedenkstatte der Landeshauptstadt Dusseldorf an der Muhlenstrasse 29 nach einer mehr als vierjahrigen Schliessung wieder ihre Turen fur das Publikum Mahn und Gedenkstatte eroffnet neu51 227354 6 77387 Koordinaten 51 13 38 5 N 6 46 25 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadthaus Dusseldorf amp oldid 234319318