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Die Votivkirche St Thekla liegt neben einem mittelalterlichen Burgstall uber dem Markt Welden im Landkreis Augsburg Schwaben Der Rokokobau des Baumeisters Johann Adam Dossenberger dient seit 1929 dem Karmelitenorden als Klosterkirche St Thekla Frontansicht FrontansichtBasisdatenKonfession romisch katholischOrt Welden DeutschlandDiozese Bistum AugsburgPatrozinium Thekla von IkoniumBaugeschichteBauherr Joseph Maria Fugger von WellenburgArchitekt Johann Adam DossenbergerBauzeit 1756 1758BaubeschreibungEinweihung 1758Baustil RokokoFunktion und TitelKlosterkircheKoordinaten 48 27 30 N 10 39 54 O 48 458333333333 10 665 Koordinaten 48 27 30 N 10 39 54 O Fuggerwappen an der WestfassadeSeitenansichtKloster der KarmelitinnenKirchenpatronin ist die Hl Thekla von Ikonium Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Innenraum 2 2 Ausstattung 3 Orgel 4 Gelaut 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Kirche entstand ab 1756 nach Planen Hans Adam Dossenbergers aus dem nahen Wollishausen Als Stifter des Gotteshauses ist Graf Joseph Maria Fugger von Wellenburg uberliefert Ein Votivbild in der Kirche zeigt einen angeblichen Blutsturz des Grafen den er 1755 auf der Jagd erlitten haben soll Tatsachlich geht das Gelubde wohl auf die Bedrangnis zuruck die der Adelige durch die uber ihn verhangte Reichsacht erleiden musste Nach dem Scheitern seiner Ehe scheint er von Verwandten seiner Frau am Kaiserhof in Wien verleumdet worden zu sein Kaiser Franz I hob die Acht erst 1754 wieder auf und setzte den Grafen in seine alten Rechte ein Bereits 1753 liess der ehemalige Grundherr auf seine Kosten im Wald zwischen Bonstetten und Heretsried eine holzerne Kapelle errichten die aber bereits 1755 wieder abgebrochen wurde Anschliessend gab der Stifter auf dem Theklaberg eine weitere Holzkapelle in Auftrag die als Muster fur einen steinernen Neubau dienen sollte Fugger taufte das Areal damals auf den Namen Neuleblang um Im Oktober 1755 begannen die Handwerker mit dem Abbruch des Bergfriedes der ehemaligen Burg auf dem Hugelrucken Die Steine sollen dann allerdings doch nicht fur den Kirchenbau verwendet worden sein Die Grundsteinlegung der Votivkirche erfolgte am Geburtstag des Grafen dem Jakobustag 25 Juli 1756 durch den Augsburger Weihbischof Franz Xaver Freiherr Adelmann von Adelmannsfelden Der Kirchenbau konnte schon am 19 September 1758 geweiht werden Dossenberger erhielt insgesamt 6600 Gulden Entlohnung An Stelle des heutigen Klosters der Karmelitinnen waren ein kleines Jagdschloss und das Benefiziatenhaus an den Sakralbau angebaut Insgesamt durften sich die Baukosten auf etwa 60 000 bis 70 000 Gulden belaufen haben Zur Finanzierung wurden die Lehenswaldungen zu zwei Dritteln abgeschlagen und das Holz verkauft 1759 starb der Baumeister Dossenberger im Alter von nur 43 Jahren Sein Bruder und Erbe Josef erhielt in der Endabrechnung nochmals 586 Gulden 1845 brach man das Jagdschloss neben der Kirche ab Das Benefizium war schon 1814 aufgehoben worden erst im Jahr 1900 fiel auch das Benefiziatenhaus der Spitzhacke zum Opfer 1894 ubereignete Carl Furst Fugger von Babenhausen die Votivkirche der Gemeinde Welden Nach der Umbettung des Leichnames des Stifters nach Babenhausen war die Kirche fur die furstliche Familie nutzlos Die Schenkung erfolgte unter der Androhung eines Abbruches falls man das Geschenk nicht annehmen wolle Der Furst stattete das Gotteshaus immerhin mit einem Baufond von 1000 Mark aus 1913 wurde St Thekla der Fuggerschen Stiftungsadministration ubereignet da der Marktgemeinde der Bauunterhalt zu teuer wurde 1929 31 baute man das kleine Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen an Das Gotteshaus dient seitdem als Klosterkirche Grossere Restaurierungsmassnahmen wurden 1896 97 1913 1956 und 1973 74 durchgefuhrt Die letzte Sanierung wurde durch grossere Bauschaden notwendig die eine statische Sicherung durch Betonfundamente und Einbauten bedingten Damals wurde auch das eiserne Sicherheitsgitter unter der Empore eingebracht das heute meist den Eintritt in den Kirchenraum verwehrt Beschreibung BearbeitenDie Votivkirche liegt weithin sichtbar auf dem ehemaligen Burgberg uber dem Laugnatal Der langgestreckte Baukorper misst von Westen nach Osten 33 5 Meter Die Gliederung besteht aus flachen Pilastern einem hohen Sockelstreifen mit begleitendem Mauerband und einem Architrav uber der Fensterzone Die Aussenwande des Langhauses schwingen leicht aus Der Turm steigt uber der Westfassade aus dem Dachwerk und wird von einer originellen Kupferhaube abgeschlossen die an Vorbilder in Osterreich Jakob Prandtauer erinnert Der Dachfirst des Chores ist ungefahr zwei Meter gegenuber dem Langhausdach erniedrigt Der eingezogene Chor schliesst halbrund In diesem nochmals etwas eingezogenen Bauteil ist die Sakristei untergebracht Ursprunglich sollte der Schluss allerdings als Altarraum dienen Im Norden fuhrt eine Wendeltreppe ins Obergeschoss das ehemals die Priesterwohnung beherbergte Das Innere wird durch zahlreiche geschweifte Fensteroffnungen unterschiedlicher Grosse belichtet Uber dem Westportal halten zwei Putten das Fuggerwappen mit der Grafenkrone Der Umriss des Baukorpers und die Bauformen erinnern an die Bauten von Dominikus Zimmermann besonders an die Gunzburger Frauenkirche Trotz dieser Einflusse gilt die Votivkirche als das Hauptwerk Dossenbergers und als der bedeutendste Kirchenbau des Landkreises Augsburg Innenraum Bearbeiten nbsp Chor und Seitenaltare nbsp Nordliche Gegenseite mit der zweiten Kanzel nbsp Sudseite des LanghausesAuch der Innenraum wird als eine der besten Raumschopfungen des Rokoko in Bayerisch Schwaben angesehen Vor die ausgerundeten Ecken des pilastergegliederten Langhaussaales sind dunne schalenartige Wande gestellt Uber einer hohen Kehle schliesst eine Spiegeldecke den Raum ab Der Chorraum ist flach uberkuppelt und schliesst in einer halbrunden Nische mit einer Fachwerkruckwand Die verspielten Stuckaturen Franz Xaver Feichtmayrs d A und Johann Michael Dreyers entstanden 1758 Als Hauptmotive erkennt man Rocaillen Blatt und Blutenzweige Putten und Engelskopfe Uber dem Chorbogen umrahmt eine Rocaillekartusche das Fuggerwappen und die Initialen des Stifters J M S R I J C F D W Joseph Maria Sacri Romani Imperii Comes Fugger de Wellenburg Die Fresken im Chor an der unteren Emporendecke und in den Anraumen des zweiten Obergeschosses schuf der Donauworther Meister Johann Baptist Enderle 1758 59 Das grosse Langhausfresko wurde fruher falschlich Franz Joseph Maucher aus Augsburg zugeschrieben Ausfuhrender Kunstler war jedoch Balthasar Riepp aus Reutte in Tirol dessen Entwurfskizze sich in Privatbesitz erhalten hat Das Werk zeigt die hl Thekla in ihrer Verklarung Um die Kirchenpatronin sind weitere Heilige angeordnet so etwa die hll Barbara Katharina Cacilia und Agnes Das Chorbild schildert die Speisung der Armen durch die hl Thekla der ein schwebender Engel eine Schussel reicht Einige Figurengruppen wurden von Enderle offenbar nach Vorlagen von Johann Georg Bergmuller und Johann Evangelist Holzer gestaltet Enderle schuf auch die illusionistischen Wandmalereien um die in Ol gemalten Altarblatter die reale Altaraufbauten ersetzen Der Hochaltar schwingt scheinbar buhnenartig in den Raum Zwischen den Saulen und Pilasterpaaren stehen gemalte Statuen der Heiligen Johannes von Nepomuk und Franz Xaver Das Altarblatt zeigt den Tod der Heiligen sig Balthasar Riepp 1758 Die Seitenaltare zeigen nur einfache Saulenstellungen Auf den nicht signierten Altarblattern erkennt man rechts den Tod des hl Joseph links den Tod des hl Jakobus d A Ausstattung Bearbeiten In der Mitte der Langhausseitenwande stehen zwei ungewohnliche Stuckaltare des italienischen Bildhauers Domenico Ferretti 1759 Der nordliche Stifteraltar zeigt den knienden Grafen Fugger nahezu vollplastisch mit dem Kirchenmodell und der hl Theka die ihm die Hand auf die Schulter legt Der sudliche Stiftungsaltar prasentiert die grafliche Grabtumba mit dem Bahrtuch einem Obelisken und zahlreichen Begrabnisemblemen Die aufgemalten Signaturen Ferrettis wurden 1897 oder spater erneuert bzw erganzt Ungewohnlich ist auch das Kanzelpaar aus Stuck an den vorderen Ansatzen der Ausrundung des Langhauses Die Korbe und Schalldeckel tragen reichen Zierrat aus Rocaillekartuschen Putten und pilasterartigen Bandern Als Bekronung schweben Putten uber den Holzfiguren des Moses Nordkanzel und der hl Thekla Neben einigen Olbildern des 18 Jahrhunderts ist besonders das Votivbild mit der Darstellung des angeblichen Blutsturzes des Stifters im Chor zu erwahnen Der Graf sitzt blutend im Wald In einer Rocaillekartusche stehen die Worte EX VOTO Joseph Maria Graf Fugger von Wollenburg den 2 ten August 1755 Orgel BearbeitenDas Orgelgehause tragt ein Medaillon mit den Initialen des Stifters und der Jahreszahl des Erbauungsjahres 1763 Die Dekorationen bestehen aus Lambrequins Rocaillen und einer Kartusche mit dem graflichen Wappen Die Orgel wurde von Johann Andreas Stein geschaffen und ist die einzige erhaltene Orgel des Orgel und Klavierbauers Das mechanische Schleifladen Instrument hat folgende Disposition 1 Manual C c31 Coppel 8 2 Waldflothen Bass 8 3 Waldfloten Discant 4 4 Principal 4 5 Flothen 4 6 Quint 3 7 Mixtur IV Pedal C g08 Subbass 16 Koppel I PGelaut BearbeitenIm Kirchturm hangen drei Glocken aus dem 18 Jahrhundert Nr Gussjahr Giesser Durchmesser Hohe Inschrift 1 1711 Johann Weber Augsburg 98 cm 80 cm SVBERG ILLVSTRISS DOM D MAX ANT AEGI FUGG A KIRCH ET WEISS DOM IN WASSER BIB WOLL WELD GAB ROTTENB GOTENAV BVRW REINH ET WALD 2 1711 Johann Weber Augsburg 80 cm 65 cm SVBERG ILLVSTRISS DOM D MAX ANT AEGI FUGG A KIRCH ET WEISS DOM IN WASSER BIB WOLL WELD GAB ROTTENB GOTENAV BVRW REINH ET WALD 3 1755 Abraham Brandtmair Augsburg Franz Kern Augsburg 45 cm 40 cm ZV EHR DER HEILIGEN THECLA AVF DEM NEVLEBLANGSBERG NEBST WELTEN DEDIICIERET VND VERSCHAFFET VON MIR JOSEPH MARIA GRAF FUGGER VON WELLENBURG Literatur BearbeitenMartin Kluger St Thekla Welden context verlag Augsburg Augsburg 2012 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern III Schwaben Bearbeiter Bruno Bushart Georg Paula Munchen Berlin 1986 Ludwig Langenmair Markt Welden ein Markt mit reicher Vergangenheit Welden 1986 Wilhelm Neu und Frank Otten Landkreis Augsburg Bayerische Kunstdenkmale Kurzinventar XXX Munchen 1970 Hugo Schnell St Theklakirche Welden Schnell amp Steiner Munchen Zurich 1964 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Thekla Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Georg Brenninger Orgeln in Schwaben GeraNova Bruckmann Munchen 1986 ISBN 3 7654 2001 8 S 137 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Thekla Welden amp oldid 232649805