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Die Kirche St Cyriakus und St Kilian ist das alteste Gotteshaus in Durnau im Landkreis Goppingen St Cyriakus in Durnau Inhaltsverzeichnis 1 Bauwerk 2 Gelaut 3 Orgeln 4 Geschichte und Konfessionen 4 1 Glaubensstreitigkeiten und Nichtchristen in Durnau 4 1 1 Der Jude Lazarus 4 1 2 Die Turkin Anna Dorothea Neugeborin 4 1 3 Wurttemberger und Degenfelder Kirchenstreit 1671 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksBauwerk BearbeitenDas Bauwerk stammt aus der Zeit der Gotik und wurde 1583 erweitert 1 1649 liess Christoph Martin von Degenfeld 1 das stark beschadigte Schloss wieder aufbauen und die Kirche sanieren Die Kiesersche Forstkarte von 1683 zeigt die Cyriakskirche mit einem dreigliedrigen Turm Hohe 31 m mit achteckigem Turmhelm Die Wetterfahne besteht aus einem Stern und Halbmond einem Symbol das auf vielen Kirchturmen im sudwestdeutschen Raum zu finden ist und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit und entgegen der Legende keine Trophae aus dem Krieg gegen die Turken im Auftrag der Republik Venedig ist 1 nbsp Epitaphe der Zillenhardter nbsp Das Allianzwappen nbsp Der Taufstein aus der Spatrenaissance nbsp Gotische Wandmalerei aus der Zeit um 1500 nbsp Blick von der Empore auf Wandmalereien nbsp Das Kruzifix von 1711Der in den 1960ern sanierte rechteckige Innenraum hat funf Zugange Spuren der farbigen Stuckarbeiten aus der Zeit der Spatrenaissance sind erhalten ebenso Uberreste gotischer Wandmalereien 1 An der linken Wand unter der nordlichen Empore befinden sich heute die Epitaphe der Zillenhardter Ritter ursprunglich wurden sie liegend im ostlichen Teil der Kirche aufbewahrt Sie sind aus Sandstein gearbeitet Spuren der ursprunglich farbigen Fassung sind noch zu erkennen Von rechts nach links aufgereiht sind die Epitaphe von Wilhelm II von Zillenhardt der 1530 starb Hans Wolf von Zillenhardt einem Beamten in wurttembergischen Diensten der Stuttgart durch sein Verhandlungsgeschick 1546 vor der Vernichtung durch Feuer rettete und 1557 starb Wolfgang von Zillenhardt der die Familie des Juden Lazarus in Durnau anzusiedeln versuchte und vom letzten mannlichen Zillenhardter Wolf Niklas mit dem die Linie 1623 unterging Ausserdem ist das Epitaph des zehnjahrigen Edelknaben Wilhelm der 1577 starb sowie das des Friedrich Jakob von Anweil zu sehen Es befindet sich zwischen denen Wilhelms II und Christoph Martins denn neben den Sandsteinepitaphen befindet sich ein weiteres Epitaph aus rotem Marmor Es ist Christoph Martin von Degenfeld gewidmet und wurde von dreien seiner Sohne gestiftet Vermutlich wurde es von einem italienischen Kunstler gestaltet Es zeigt die allegorischen Figuren Minerva Concordia und Caritas sowie die Wappen der Degenfelder und derer von Adelmannsfelden An der Decke der Kirche findet man diese Wappen nochmals wieder vereint in einem Allianzwappen des Christoph Martin von Degenfeld und seiner Gattin von Adelmannsfelden Im Degenfelder Wappen befindet sich seit der Erhebung Christoph Martins in den Freiherrenstand 1625 ein silberner Adler Die bekronten grunen Sittiche stammen aus der Zeit Christophs von Degenfeld der sie aus dem Wappen seiner Gattin Barbara von Stammheim ubernahm Der Kopf der mannlichen Figur der zwischen den beiden herzformig arrangierten Wappen hervorschaut ist ungedeutet Ein blauer steigender Lowe mit zwei Schweifen gehort zum Wappen derer von Adelmannsfelden Als Helmzier dienen dem Degenfelder Wappen Buffelhorner dem der Adelmannsfeldener ein halbes goldenes Sieb mit Straussenfedern Bei der Renovierung der Kirche 1967 wurden die alten Wandmalereien freigelegt Sie stammen z T noch aus der Zeit um 1500 und sind teilweise durch den Einbau des Grafenstandes 1617 zerstort worden Bildfelder die von der nordlichen Empore aus am besten zu betrachten sind zeigen in der oberen Reihe Szenen aus dem Leben Jesu Erkennbar sind noch der zwolfjahrige Jesus im Tempel Jesus in Nazaret und die Hochzeit zu Kana In der unteren Reihe werden in Doppelbildern die ersten vier Gebote veranschaulicht Interessant ist die Darstellung einer Teufelin die so selten zu finden ist Die Krypta der Kirche wurde bei Renovierungsarbeiten in den 1950er Jahren zugeschuttet Gelaut BearbeitenDie Kirche St Cyriak hat heute ein Gelaut mit den Tonen f g b Die grosse Glocke mit einem Gewicht von ca 900 kg wurde im Jahr 1786 nachdem sie einen Sprung gehabt hatte in Stuttgart von Carl Fridrich Bluher umgegossen Sie wurde im Zweiten Weltkrieg zum Umschmelzen aus dem Turm genommen Glucklicherweise kam es jedoch nicht mehr zu dieser Zerstorung und die Glocke wurde 1947 zufallig in Hamburg wiederentdeckt und nach Durnau zuruckgebracht Die mittlere Glocke wurde schon im Ersten Weltkrieg umgeschmolzen Ihre 1928 von einem Schweizer gestiftete Nachfolgerin erlitt dieses Schicksal im Zweiten Weltkrieg und wurde 1969 ersetzt Die kleine Glocke wurde 1849 gegossen und im Zuge der Kirchensanierung 1968 69 umgegossen 1 Orgeln BearbeitenVon 1716 bis 1880 wurde in der St Cyriakskirche eine wohl 1616 erbaute Orgel verwendet die dann einem Instrument von Johann Georg Schafer aus Goppingen weichen musste Diese Schafer Orgel wurde auf der ostlichen Empore des Gotteshauses untergebracht und 1997 auf den Grafenstand versetzt als die neue Orgel Regina Nova eingebaut wurde Die Schafer Orgel hat 16 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Spiel und Registertrakturen sind pneumatisch 2 I Manual C f31 Principal 8 2 Gedeckt 8 3 Salicional 8 4 Oktave 4 5 Quintaton 4 6 Schwiegel 2 7 Mixtur III II Manual C f38 Principalflote 8 9 Ital Principal 4 10 Flote 4 11 Superoktave 2 12 Quinte 1 1 3 13 Cimbel III14 Bassoni Haubocs 8 Pedal C d115 Subbass 16 16 Choralbass 4 Koppeln II I II 16 I I P II P Spielhilfen Feste Kombinationen p mf tutti Generalkoppeln1992 wurde durch die Orgelbauwerkstatt Scharfe Bunzwangen eine neue Orgel errichtet 3 Die neue Regina Nova Orgel hat 17 Register 1000 Pfeifen und einen Zimbelstern Geschichte und Konfessionen BearbeitenErstmals erwahnt wird eine Kirche in Durnau damals noch Durnon indirekt im Jahr 1275 in einer Auflistung der saumigen Steuerzahler des Bistums Konstanz Eingetrieben wurde damals Geld fur einen Kreuzzug der auf der Synode von Lyon 1245 beschlossen worden war Es ist jedoch anzunehmen dass schon vor 1275 eine Kirche oder Kapelle in Durnau existierte Um 1150 fuhrte die Pilgerbruderschaft St Matthias eine Wallfahrt von Gammelshausen bzw Boll nach Trier durch Initiatorin durfte Berta von Boll gewesen sein Auf sie geht auch das erste Patrozinium in Durnau St Cyriakus zuruck Das zweite St Kilian durfte aus der Stauferzeit stammen Seit 1358 stand die Durnauer Kirche unter dem Patronat von Adelberg das 1535 reformiert wurde Doch Durnau blieb zunachst noch katholisch Erst 1543 durften die ersten Bauern den reformierten Gottesdienst in Boll besuchen und 1545 wurde der erste evangelische Pfarrer Johann Ulrich Loblin in Durnau eingesetzt Er blieb indes wegen der schlechten wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht lange so dass Durnau fur eine Interimszeit von 1549 bis 1572 wieder katholisch wurde 1623 starb die mannliche Linie der Herren von Zillenhardt aus und Durnau ging an die Degenfelder uber Hannibal von Degenfeld vertrieb 1682 den evangelischen Pfarrer Johannes Schrotlein aus der Gemeinde und bedrohte ihn mit dem Tod Er stiftete Inventar fur den katholischen Gottesdienst und liess den Chorraum der Kirche zum alleinigen Gebrauch fur die Katholiken absperren Der Rest der Kirche blieb beiden Konfessionen zuganglich Die bisher selbststandige evangelische Pfarrei von Durnau wurde zur Filiale die abwechselnd von Lotenberg und von Uhingen aus betreut wurde 1711 allerdings wurde per Gerichtsurteil entschieden dass Hannibals Verkauf des gesamten Rittergutes Durnau Gammelshausen an Bayern im Jahr 1684 nicht rechtmassig gewesen war Die Halfte des Gutes ging daher an das Haus Degenfeld zuruck 1770 konnten die Degenfelder auch die andere Halfte von Bayern zuruckkaufen woraufhin auch wieder eine evangelische Pfarrstelle geschaffen werden konnte St Cyriakus stand ab diesem Zeitpunkt beiden Konfessionen gleichberechtigt zur Verfugung Das Kruzifix im Kirchenraum stammt aus dieser Zeit Es wurde von einem Bartholomaus Riegger wohl einem Enkel von Balthasar Riecker in Schwabisch Gmund geschaffen und von dem Maler Hans Jacob Hayd aus Salach bemalt 1804 verlor die immer kleiner gewordene katholische Gemeinde in Durnau mit dem Wegzug der Kapuziner ihren letzten Geistlichen Zwanzig Jahre spater verkaufte sie den auf Hannibals Aktion von 1682 zuruckgehenden Altar an die evangelische Gemeinde und baute an der Nordseite der Kirche einen neugotischen eigenen Altar ein Dieser katholische Altar befand sich bis 1964 in St Cyriakus Dann wurde er in einer Nacht und Nebel Aktion von den katholischen Jungmannern abgebaut Heute ist er im Turm der St Michaelskirche untergebracht die errichtet wurde nachdem durch den Zuzug von Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg die katholische Gemeinde wieder stark angewachsen war Glaubensstreitigkeiten und Nichtchristen in Durnau Bearbeiten Der Jude Lazarus Bearbeiten Wolfgang von Zillenhardt gestattete aus Geldnot 1582 einer judischen Familie deren Oberhaupt Lazarus hiess gegen eine jahrliche Bezahlung von 25 Gulden den Aufenthalt in Durnau Allerdings kam es bald zu Beschwerden aus der Bevolkerung die Lazarus ihr Armenhaus hatte abtreten mussen und der wurttembergische Herzog Ludwig von Wolf befahl wohl zur Freude des damaligen Dorfpfarrers Georg Eninger die Abschaffung des Juden uber dessen weiteres Schicksal nichts bekannt ist Der Fall wurde 1942 von der Nazipropaganda wieder aufgenommen Die Turkin Anna Dorothea Neugeborin Bearbeiten Glimpflicher ging man mit einem ursprunglich sicher dem Islam anhangenden Madchen um das 1649 Christoph Martin von Degenfeld von seinen Balkanfeldzugen mitgebracht hatte Es wurde wohl im Schloss 1651 auf den Namen Anna Dorothea Neugeborin getauft ist 1665 erstmals als Taufpatin erwahnt und heiratete 1667 einen ortsansassigen Witwer mit sechs Kindern Anna Dorothea zog nicht nur diese Kinder sondern auch acht eigene die sie ihrem Mann Christoph Demmerer gebar auf Sie starb 1692 Wurttemberger und Degenfelder Kirchenstreit 1671 Bearbeiten Christoph Martins altester Sohn Ferdinand der Blinde verlangte 1671 dass am Ende jedes Gottesdienstes in Gammelshausen zwar fur seine Familie nicht aber fur die des wurttembergischen Herzogs ein Gebet gesprochen werde Da die Geistlichen jedoch unter dem Patronat des Herzogs in Stuttgart standen wehrten sie sich gegen dieses Ansinnen und es kam zu einem Kirchenstreit der sich bis zu einer Absage aller Gottesdienste und der Schliessung der Kirche an Pfingsten 1672 zuspitzte Ferdinand drohte mit Waffengewalt falls diesem Gottesdienstverbot nicht entsprochen werde lenkte aber 1674 ein und gestattete dass wieder Gottesdienste abgehalten wurden wenn fur keine der beiden Herrschaften gebetet wurde nbsp Epitaphreihe von links im Vordergrund Edelknabe Wilhelm nbsp Wandschmuck aus verschiedenen Epochen links Gotik rechts Renaissance nbsp Wandmalerei im Detail Hochzeit zu Kana nbsp Hochzeit zu Kana untere HalfteSiehe auch BearbeitenEpitaph fur Wolf von ZillenhartLiteratur BearbeitenClaus Anshof Drei Kirchen zwei Gemeinden Durnau Gammelshausen 2006 Claus Anshof Durnau Gammelshausen zehn Stationen der lokalen Kirchengeschichte Was so nicht im Kirchenfuhrer steht 2006Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Geschichte und Bilder der Kirche auf der Homepage der Kirchengemeinde abgerufen am 20 April 2016 Orgel der kath Kirche Durnau Archiviert vom Original am 6 Oktober 2013 abgerufen am 8 Oktober 2014 Durnau Deutschland Baden Wurttemberg Sankt Cyriakuskirche Orgeldatabase NL Abgerufen am 20 November 2015 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Cyriakus und St Kilian Durnau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 48 641722222222 9 6356666666667 Koordinaten 48 38 30 2 N 9 38 8 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Cyriakus Durnau amp oldid 235584918